- Pfarrkirche St. Matthias (Neuwied)
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Die Pfarrkirche St. Matthias in der Innenstadt von Neuwied in Rheinland-Pfalz wurde 1901 vom Kölner Baumeister Heinrich Krings in spätgotischen Formen errichtet. Die Katholische Kirche gehört zum Dekanat Rhein-Wied im Bistum Trier.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Für die Entwicklung der 1653 gegründeten Stadt Neuwieds war das von Graf Friedrich III. von Wied im Jahr 1662 erlassene freiheitliche Stadtrecht von Bedeutung, das Anhängern sämtlicher Konfessionen erlaubte, sich in der Stadt der protestantischen Grafen niederzulassen. Die erste Kirche war die im Jahr 1684 erbaute Lutherische Kirche am Neuwieder Marktplatz.
Die Katholiken bildeten damals eine Minderheit, ihre Gottesdienste hielten sie im benachbarten Irlich ab, welches unter Kurtrierischer Hoheit stand und Katholisch war. Im Jahr 1682 erteilte der Graf von Wied den Katholiken die Erlaubnis, auf eigene Kosten eine Kirche und eine Schule zu errichten, sobald sie 130 Bürger zählten und 65 Häuser in der Stadt errichtet hätten. Auf einem Grundstück außerhalb der damals bebauten Stadt (heute obere Marktstraße) begannen sie 1701 mit dem Bau ihrer ersten Kirche, ein schlichtes Gotteshaus mit einem Satteldach und drei Spitzbogenfenstern auf jeder Seite.
Im Jahr 1843 kam der Wunsch nach einem Kirchenneubau auf, in Neuwied lebten zu der Zeit 2.300 Katholiken, die Stadt zählte insgesamt rund 7.000 Einwohner. Aus Kostengründen ließen sich die ersten Pläne nicht realisieren, stattdessen wurde 1852 nach einer Spendensammlung die alte Kirche auf ihre doppelte Länge vergrößert. Für einen Neubau wurde 1888 an der Heddesdorfer Straße ein Grundstück erworben, 1897 kam es zur Ausschreibung eines Bauwettbewerbs, die neue Kirche sollte ausreichend Platz für 2.500 Gläubige haben. Den Auftrag erhielt der Kölner Regierungsbaumeister Heinrich Krings.
Der Grundstein für die neue Kirche wurde am 5. November 1898 gelegt. Wegen der zunehmenden Baufälligkeit der alten Kirche wurde diese abgerissen und die neue Pfarrkirche St. Matthias am 15 September 1901 vorzeitig eingesegnet. Die Konsekration wurde am 24. April 1904 durch den Trierer Weihbischof Karl Ernst Schrod vollzogen.
Im Zweiten Weltkrieg nahm die Matthiaskirche bei Luftangriffen auf Neuwied im September 1944 und späterem Bombardement und Artilleriebeschuss größeren Schaden. Dieser führte zum weitgehenden Verlust des Maßwerks und der Fenster und hinterließ Schäden im Inneren des Baus, am Turmhelm und am Dach.
In den 1950er Jahren wurde die Kirche renoviert. Eine zweite umfassende Restaurierung und Neugestaltung des Kirchenraumes zwischen 1977 und 1979 stand im Zeichen einer Re-Historisierung.
Bau und Ausstattung
Baubeschreibung
Die Pfarrkirche St. Matthias in Neuwied ist eine dreischiffige, spätgotische Formen aufgreifende Hallenkirche mit kurzen, polygonal abschließenden Querschiffarmen und einer basilikal gestalteten Choranlage.
Der im Sinne des Späthistorismus malerisch empfundene Außenbau aus Tuff und Sandstein wird beherrscht von einem 68 Meter hohen Glockenturm, der als Eckpfeiler an der angrenzenden Straßenkreuzung steht. Die rötlichen Eckquaderungen kontrastieren mit dem hellen Tuffstein des Mauerwerks. Durch das Gesims wird dem Turm eine horizontale Gliederung gegeben. Der Turm begrenzt die der Heddesdorfer Straße zugewandte asymmetrische Hauptfassade an ihrer linken Seite. Die rechte Begrenzung der Fassade bildet ein rundes Treppentürmchen. Der Eingang ist in Form einer dreiachsigen Portalanlage mit Altan gestaltet. Darüber hinaus zieren zahlreiche Details den sich insgesamt durch seine Asymmetrie und Differenziertheit auszeichnenden Baukörper.
Im Inneren ist St. Matthias eine dreischiffige, leicht gestaffelte Hallenkirche von 57 m Länge und 23 m Breite. Das Gewölbe weist über dem Mittelschiff eine Höhe von 19,50 m auf. Der Wandaufbau ist zweigeschossig. Die sparsame neugotische Ausmalung wurde im Jahr 1979 durch die Restauratorin Gisela Heinrich-Schreyögg neu geschaffen.
Ausstattung
- Der Chor nimmt das wichtigste Ausstattungsstück auf, den neugotischen Hochaltar. Dieser, die beiden Nebenaltäre und die hölzerne Kanzel wurden 1903 gefertigt.
- Das Retabel des Hauptaltars steht auf einer durch sechs dunkle Säulen mit hellen Basen und Blattkapitellen gegliederten Mensa, die in der Mitte die Figur des Pelikans zeigt, der seine Jungen mit seinem eigenen Brustfleisch nährt (Symbol der Aufopferung Christi). Auf der hölzernen Predella zeigen sich von links nach rechts die vier Kirchenväter Ambrosius, Hieronymus, Augustinus und Gregor als Halbfiguren.
- Die schlichteren Nebenaltäre der Seitenkapellen sind Maria (Nordseite) und Josef (Südseite) geweiht.
- Die geschnitzte neugotische Kanzel verfügte über einen hohen Schalldeckel und einen Korb mit Darstellungen der vier Evangelisten.
- Eine aus der alten Pfarrkirche stammende hölzerne Madonna auf der Mondsichel ist aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Literatur
- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler - Rheinland-Pfalz, Saarland. Deutscher Kunstverlag, München 1984, ISBN 3-422-00382-7.
- Sabine Heuser-Hauck: Der Architekt Heinrich Krings (1857 – 1925). Dissertation, Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn, 2005.
Weblinks
50.4311111111117.4638888888889Koordinaten: 50° 25′ 52″ N, 7° 27′ 50″ O
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