- Pfingstritt
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Der Pfingstritt zu Kötzting zählt zu den größten berittenen Bittprozessionen Europas und geht auf ein Gelöbnis aus dem Jahre 1412 zurück. Seit diesem Jahr ziehen alljährlich am Pfingstmontag über 900 Reiter betend auf geschmückten Pferden und in Trachten des Bayerischen Waldes von Bad Kötzting durchs Zellertal nach Steinbühl.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Nachdem die Gemeinde von Steinbühl zu Beginn des 15. Jahrhunderts in die Pfarrei Kötzting eingegliedert wurde, musste der Pfarrer zu Gottesdiensten und anderen Anlässen den etwa sieben Kilometer Weg nach Steinbühl antreten. Er sah sich aber außerstande, ohne Schutz dorthin zu gelangen. Deshalb gaben ihm die Kötztinger Burschen, auf seine Bitte hin, das Geleit. Nach glücklicher Rückkehr wurde gelobt den Ritt jedes Jahr zu wiederholen.
Als Grund für den ersten Ritt gibt es zwei Legenden. Nach der ersten lag ein Mann in Steinbühl im Sterben und bat um die Sterbesakramente. Nach der zweiten sollte den Pfarrer die Begleitung vor den Gefahren beim Ritt durch den dichten, mit wilden Tieren bevölkerten Wald schützen.
Der Pfingstritt
Unter dem feierlichen Geläut der Kirchenglocken verlassen Bürger und Bauern auf festlich geschmückten Pferden betend die Stadt, das uralte Gelöbnis erneuernd. Die Reiterprozession wird angeführt vom Kreuzträger. Ihm folgen Laternenträger, Fanfarenbläser, Geistlicher Offiziator mit Mesner und Ministranten. Hinter ihnen reitet der Pfingstbräutigam mit den beiden Brautführern.
Die offizielle Spitze wird abgeschlossen vom Pfingstbräutigam des Vorjahres, der die Marktfahne mitführt, mit seinen Brautführern und von der Vertretung der Burschenschaft. Die übrigen Reiter schließen sich an. Viele führen Erinnerungsfahnen mit, die sie für langjährige Rittteilnahme erhielten. Die Reiter beten unterwegs den Rosenkranz. An vier Stationen verkündet der Offiziator das Evangelium.
In der Pfingstreiter-Wallfahrtskirche St. Nikolaus in Steinbühl ist Reitergottesdienst. Nach einer Pause für Ross und Reiter bewegt sich die Reiterprozession um 12 Uhr wieder zurück nach Bad Kötzting. Mit dem Te Deum (Gotteslob) endet der kirchliche Teil des Kötztinger Pfingstrittes.
Das Tugendkränzchen
Das Tugendkränzchen, im Volksmund „Pfingstkranzl“ genannt, ist eine Filigranarbeit aus Gold- und Silberdraht. Noch im 19. Jahrhundert von ortsansässigen Frauen gestaltet, wurde es später im Kloster Mallersdorf gefertigt. Seit dem Jahr 2007 kommt das Tugendkränzchen aus dem Kloster Seligenthal Landshut. Der Geistliche Offiziator trägt es während des Rittes an seinem Brustkreuz und erteilt damit auch bei den vier Evangelien und zum Schluss der Pfingstreitermesse den Segen.
Der Name Tugendkränzchen leitet sich von der früheren Tradition ab, es nach der Ankunft in Steinbühl dem jungen Mann zu überreichen, der sich im Jahr zuvor durch musterhaftes Verhalten ausgezeichnet hat. Daher ist auch heute noch das „Pfingstkranzl“ der größte Stolz eines Kötztinger Bürgerhauses.
Zum Abschluss des Pfingstrittes wird das Tugendkränzchen feierlich auf dem Stadtplatz an den Pfingstbräutigam überreicht. Der Pfingstbräutigam, der ledig, katholisch und in der Gemarkung Bad Kötzting wohnhaft sein muss, wird auf Vorschlag des Stadtrates vom Stadtpfarrer ernannt.
Die Pfingsthochzeit
Der Pfingstbräutigam erwählt sich nach seiner Ernennung eine Pfingstbraut und zwei Brautführer. Nach dem Ende des Pfingstrittes bewirtet der er die Burschenschaft in seinem Elternhaus. Gegen 16 Uhr wird die Pfingstbraut zum Burschen- und Brautzug abgeholt.
Gemeinsam mit den Burschen zieht dann das Pfingstbrautpaar grüßend durch die festlich geschmückte Stadt zum Haus des Gastes, wo die Pfingsthochzeit gefeiert wird. Die Pfingsthochzeit hat nur symbolischen Charakter. Die Pfingstbraut und die Brautführer müssen wie der Pfingstbräutigam ledig, katholisch und in der Gemarkung Bad Kötzting wohnhaft sein.
Der Pfingstritt 2004
2004 ist erstmals ein Bischof mit den Pfingstreitern nach Steinbühl und zurück geritten. Gerhard Ludwig Müller, Bischof von Regensburg, hat die religiöse Dimension dieser Tradition aufgewertet und mit einem Dekret den Kötztinger Pfingstritt wieder zu einer Eucharistischen Prozession gemacht. Nach 135 Jahren durfte 2004 erstmals wieder das Allerheiligste mitgeführt werden, nachdem dies, auf einen Pastoralerlass des Bischofs Ignatius von Senestrey vom 17. Januar 1869 hin, verboten worden war.
Literatur
Der Pfingstritt wird in Maximilian Schmidts Novelle "Die Pfingstelbraut" beschrieben.
Weblinks
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