- Phaidros (Athener)
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Phaidros, der Sohn des Pythokles, war ein attischer Bürger aus dem südöstlich von Athen gelegenen Demos Myrrhinous. Nach Ermittlungen der Forscherin Debra Nails ist er um 444 v. Chr. geboren worden und 393 v. Chr. verstorben[1]. Phaidros gehörte zu dem Kreis der Personen um den Philosophen Sokrates (* 469 v. Chr., † 399 v. Chr.) und war mit dessen Schüler Platon (* 428/427, † 348/347 v. Chr.) befreundet, der einen seiner Dialoge nach ihm benannt hat. Platon erwähnt Phaidros außerdem in dem Dialog Protagoras und lässt ihn in seinem Symposion ("Gastmahl") als Gesprächspartner auftreten.
Im Dialog Protagoras, dessen Handlung oft in die Jahre 433-432 v. Chr. datiert wird, findet sich der Jüngling Phaidros unter den Zuhörern des Sophisten Hippias von Elis.
Aus der Schilderung im Gastmahl (das um 416 v. Chr. stattgefunden haben könnte) kann man entnehmen, dass Phaidros auch ein persönlicher Freund des Redners Lysias und ein Bewunderer der anderen Redner seiner Zeit gewesen ist. Weiterhin wird aus der Schilderung sein Interesse an der griechischen Mythologie deutlich, deren allegorische Interpretation damals gerade in Mode kam.
In seiner Rede "Über die Mysterien" führt der athenische Rhetor Andokides eine Liste von Personen an, die 415 v. Chr. durch eine Denunziation des Metöken Teukros in die Affäre um die Profanierung der eleusinischen Mysterien, die damals die attische Hauptstadt zutiefst erschütterte, verwickelt wurden. Darunter befindet sich auch eine Person mit dem Namen "Phaidros". Neuere Forschungen machen es wahrscheinlich, dass es sich dabei um den philosophisch interessierten Gesprächspartner des Sokrates handelt[2]. Um einer Bestrafung zu entgehen - mehrere Beteiligte, darunter auch Unschuldige, wurden hingerichtet -, musste Phaidros nach der Denunziation aus Athen fliehen. Er wurde in Abwesenheit verurteilt und sein Vermögen wurde enteignet. Wahrscheinlich durfte Phaidros erst nach dem Ende des Peloponnesischen Krieges und der Herrschaft der Dreißig um 403 v. Chr im Gefolge einer Amnestie in seine Vaterstadt zurückkehren.
Lysias erwähnt seinen Freund Phaidros in der Gerichtsrede "Über das Vermögen des Aristophanes", die von ihm für einen (namentlich nicht genannten) Schwager des Aristophanes, der Diplomat in athenischen Diensten gewesen war, geschrieben worden ist. Er berichtet dabei, dass Phaidros noch vor seiner Heirat unverschuldet einen Vermögensverlust erlitten hatte und bei der Heirat mit seiner Kusine von seinem Schwiegervater, der zugleich sein Onkel war, durch eine Mitgift in Höhe von 40 Minen (damals eine beträchtliche Summe) unterstützt worden ist. Bei dem erwähnten Vermögensverlust handelt es sich wahrscheinlich um die Enteignung nach der Denunzierung wegen der Teilnahme am Mysterienfrevel.
Phaidros' Ehefrau war eine Enkelin des athenischen Feldherrn Xenophon, des Sohnes des Euripides, der - wie der Geschichtsschreiber Thukydides berichtet - am Anfang des Peloponnesischen Krieges bei der Belagerung von Potidaia beteiligt war, aber bereits im Jahr darauf (429 v. Chr.) bei Kämpfen mit den Thrakern fiel. Nach dem frühen Tode des Phaidros, 393 v. Chr., verheiratete sich seine Witwe mit dem Athener Diplomaten Aristophanes[3], der jedoch bereits 390/389 v. Chr. von den athenischen Behörden wegen eines schwerwiegenden (aber von Lysias nicht näher beschriebenen) Staatsverbrechens verhaftet und ohne Gerichtsverfahren hingerichtet wurde. Sein Vermögen verfiel der Staatskasse, wodurch seine Witwe in wirtschaftliche Not geriet.
In dem Prozess, für den Lysias die oben erwähnte Rede verfasst hat und der wahrscheinlich 387 v. Chr. stattfand, ging es um das konfiskierte Vermögen des Aristophanes. Der Ausgang des Prozesses ist nicht bekannt.
Anmerkungen
- ↑ vgl. Nails, a.a.O. (s. Literaturverzeichnis), S. 232 ff.
- ↑ Vgl. Luc Brisson: Notes, Anm. 6. In: Platon: Phèdre. Paris 2004, S. 64.
- ↑ vgl. Ferdinand Baur, a.a.O., S. 239, und Debra Nails, a.a.O., S. 232f.
Quellen
- Andokides: Über die Mysterien.
- Diogenes Laertios: Leben und Lehre der Philosophen (III. 29)
- Lysias: Rede Über das Vermögen des Aristophanes.
- Platon: Dialoge Protagoras (315b-c), Phaidros und Symposion.
Literatur
- Ferdinand Baur: Die erhaltenen Reden des Lysias. Stuttgart 1856.
- Jean Hatzfeld: Du nouveau sur Phèdre, Revue des Études anciennes 41, 1939, S. 225-311.
- Debra Nails: The People of Plato. A Prosopography of Plato and Other Socratics. Indianapolis, Cambridge 2002.
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