Philosophenschiff

Das Fahrgastschiff «Oberbürgermeister Haken»

Philosophenschiff (russisch: Философский пароход) wird eine Aktion der bolschewistischen Regierung der RSFSR genannt, bei der missliebige Intellektuelle im September und November 1922 außer Landes gebracht wurden.

„Philosophenschiff“ ist die Sammelbezeichnung für zwei Fahrten des deutschen Passagierschiffes „Oberbürgermeister Haken“, das 160 Menschen, darunter 32 Studenten, aus Petrograd nach Stettin brachte.

Unter den Zwangsausgesiedelten befanden sich 11 Philosophen, unter anderem Berdjajew, Sergei Nikolajewitsch Bulgakow, Iwan Alexandrowitsch Iljin, Fedor Stepun und Boris Wyscheslawzew.

Außer dem Philosophenschiff gab es noch weitere Aktionen zur Ausweisung von Intellektuellen. 1923 wurde eine Deportation aus Petrograd nach Riga und aus Odessa nach Konstantinopel durchgeführt.

Interessante Fakten

„Philosophenschiff“ wurde auch ein Passagierschiff genannt, das die Teilnehmer des XXI. Internationalen Philosophenkongresses „Philosophie im Angesicht globaler Probleme“, der vom 10. bis 17. August 2003 in Istanbul stattfand, nach Russland zurückbrachte. Der Symbolgehalt dieser Aktion: Die russische Philosophie kehrt in die Heimat zurück.

Literatur

• Felix Philipp Ingold: „Auf dem Philosophenschiff. Lenins grosse ‹Operation› gegen die russische Intelligenz.“ In: Neue Zürcher Zeitung. (2000), S. 66.
• V. G. Makarov; V. S. Christoforov: „Passažiry ‹filosofskogo parochoda›. (Sud’by intelligencii, repressirovannoj letom-osen’ju 1922g.)“. In: Voprosy filosofii Nr. 7 (600) 2003, S. 113-137 [deutsch: „Die Passagiere des ‹Philosophenschiffs›. (Die Schicksale der im Sommer/Herbst 1922 verfolgten Intelligenzija)“; enthält eine Liste mit biographischen Angaben zu allen 1922-1923 aus Russland exilierten Intellektuellen].

Weblinks

• F. Ph. Ingold: «Aktion Philosophenschiff» (FAZ, 19. Dezember 2003)
• В. Шенталинский, «Философский пароход»
• «Философский пароход»