- Sankt Petersburg
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Stadt Sankt Petersburg
Санкт-ПетербургFlagge Wappen Föderationskreis Nordwestrussland Stadt mit Subjektstatus Sankt Petersburg Innere Gliederung 18 Stadtrajons Gouverneur Georgi Poltawtschenko Gegründet 1703 Frühere Namen Petrograd, Leningrad Stadt seit 1703 Fläche 1.431 km² Höhe des Zentrums 3 m Bevölkerung 4.868.520 Einw. (Stand: 1. Januar 2011[1]) Bevölkerungsdichte 3.402 Ew./km² Zeitzone UTC+4 Telefonvorwahl (+7)812 Postleitzahl 190000–199406 Kfz-Kennzeichen 78, 98 OKATO 40 Website www.gov.spb.ru Geographische Lage Koordinaten 59° 56′ N, 30° 16′ O59.93333333333330.2666666666673Koordinaten: 59° 56′ 0″ N, 30° 16′ 0″ O Liste der Städte in Russland
Sankt Petersburg (russisch Са́нкт-Петербу́рг, Sankt-Peterburg, in Russland oft als Пи́тер Piter abgekürzt), 1924 bis 1991 in Leningrad (Ленинград) umbenannt, ist mit über 4,8 Millionen Einwohnern die nach Moskau zweitgrößte Stadt Russlands und eine der größten Städte Europas.Sankt Petersburg liegt im Nordwesten des Landes an der Mündung der Newa in die Newabucht am Ostende des Finnischen Meerbusens und ist die nördlichste Millionenstadt der Welt. Sie wurde 1703 von Peter dem Großen auf Sumpfgelände nahe dem Meer gegründet, um den Anspruch Russlands auf Zugang zur Ostsee durchzusetzen. Kurz nach der Gründung hieß sie Sankt-Pieterburch, trug dann über 200 Jahre den deutschen Namen, 1914 bis 1924 hieß sie Petrograd (Петроград) und wurde zu Sowjetzeiten nach Lenin benannt (die drei letzten Namen anhören?/i).
Die Stadt war vom 18. bis ins 20. Jahrhundert die Hauptstadt des Russischen Kaiserreiches, ist ein europaweit wichtiges Kulturzentrum und beherbergt den wichtigsten russischen Ostsee-Hafen. Die Innenstadt ist Weltkulturerbe der UNESCO.
Inhaltsverzeichnis
Name
Anders als oft angenommen wird, hat Peter der Große die Stadt nicht nach sich selbst benannt, sondern nach seinem Schutzheiligen, dem Apostel Simon Petrus. Nachdem die Festung kurzzeitig den niederländischen Namen Sankt-Pieterburch trug, wurde sie schon früh in das deutsche Sankt-Petersburg umbenannt. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde am 18. August 1914 der deutsche Name zu Petrograd – wörtlich „Peterstadt“ – russifiziert. Nach Lenins Tod 1924 wurde die Stadt am 26. Januar 1924 in Leningrad umbenannt. Dies geschah auf Antrag der damaligen Petrograder Parteiführung und nach deren Angaben auf Wunsch der Arbeiter, die Lenins Tod betrauerten.
Der erneute Namenswechsel der Stadt wurde vom Zentralkomitee damit begründet, dass in ihr die von Lenin geführte Oktoberrevolution stattgefunden hatte. Auf der Ebene der Symbolpolitik gab es aber tiefere Gründe: Sankt Petersburg stand für das zaristische Russland und war die Vorzeigestadt des Zarenreichs gewesen. Schon damals war Sankt Petersburg die zweitgrößte Stadt des Landes und das bedeutete großes Prestige für den neuen Namensgeber. Die Umbenennung in Leningrad symbolisierte den Wechsel des sozialen wie politischen Systems an einer hervorgehobenen Stelle. Als solcher wurde er auch wahrgenommen.
Im Volksmund wurde aber auch nach der Umbenennung oft die Abkürzung Piter (russisch Питер) als Kosename verwendet.
Die Dichterin Anna Achmatowa schrieb 1963 in ihrem Poem ohne Held, offenbar an ihren guten Freund und von ihr als „Zwilling“ bezeichneten Ossip Mandelstam gerichtet, der Opfer der stalinistischen Säuberungen wurde: „In Petersburg werden wir uns wieder sehen…“. Literatur-Nobelpreisträger Joseph Brodsky schrieb 1987 in Erinnerungen an Leningrad:
„Leningrad, so sehr ich diesen Namen für die Stadt verabscheue. … Von der Nation wird diese Stadt entschieden als Leningrad erlebt; mit der zunehmenden Vulgarität dessen, was sie umfasst, wird sie mehr und mehr zu Leningrad. Außerdem klingt dem russischen Ohr „Leningrad“ als Wort bereits so neutral wie „Bau“ oder „Wurst“. Und doch sage ich lieber „Piter“, denn ich erinnere mich an diese Stadt in einer Zeit, wo sie noch nicht wie „Leningrad“ aussah.“
– Joseph Brodsky: Erinnerungen an Leningrad, 1987
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion führte eine Volksabstimmung 1991 zu einer knappen Mehrheit zugunsten der Rückbenennung in Sankt Petersburg. Der Erlass vom 6. September 1991 vollzog diesen Wählerwillen. Gleichzeitig wurden auch viele Straßen, Brücken, Metro-Stationen und Parks wieder rückbenannt. Im Zusammenhang mit historischen Ereignissen wird nach wie vor der zum Ereignis „passende“ Name genutzt, zum Beispiel „Heldenstadt Leningrad“ beim Gedenken an den Zweiten Weltkrieg.
Das umliegende Verwaltungsgebiet (föderative Einheit) Oblast Leningrad (russ. Leningradskaja Oblast) behielt nach einer Volksabstimmung den alten Namen.
Geografie
Die ursprünglich in einem Sumpfgebiet gebaute Stadt liegt an der Mündung der Newa in den Finnischen Meerbusen. Das Stadtgebiet umfasst etwa 606 km² (1.431 km² einschließlich der administrativ seit 1999 zu Sankt Petersburg gehörenden Vororte wie beispielsweise Peterhof und Puschkin), davon etwa 10 Prozent Wasser. Die Stadt besteht aus 42 Inseln. Ursprünglich waren es mehr, zahlreiche Kanäle zwischen ihnen sind jedoch mittlerweile zugeschüttet worden. Die Stadt selbst musste zwei bis vier Meter über dem Meeresspiegel gebaut werden. Die Newa-Mündung befindet sich nämlich ungefähr auf Meereshöhe, und die ersten Bauarbeiter stießen in wenigen Zentimetern Tiefe auf Grundwasser. Die Ufer wurden schon früh mit Granitgestein befestigt, das Sankt Petersburg nicht nur vor dem Wasser schützt, sondern auch viel zum spezifischen Stadtbild beiträgt. Alexander Puschkin beschrieb es als: „Die Stadt kleidet sich in Granit“.
Durch ihre Lage wenige Meter über dem Meeresspiegel ist die Stadt stets durch Hochwasser bedroht. Das auf einer nahen Insel gelegene Kronstadt ist ein Referenzpunkt für das Höhennull. Die Bezugsfläche dieses Kronstädter Pegels liegt etwa 15 Zentimeter tiefer als der in Deutschland gültige Amsterdamer Pegel und ist in großen Teilen Osteuropas und war in den neuen Bundesländern bis 1993 Referenzpunkt für Höhenmessungen. Die Stadt ist oft ein Opfer von Überschwemmungen geworden. Die offizielle Statistik zählt seit der Stadtgründung 295 Überschwemmungen (Stand: 2003), davon allein 44 seit 1980. Die schlimmsten Fluten waren 1824 (je nach Statistik 200 bis 500 Tote) und 1924.
Sankt Petersburg liegt auf demselben Breitengrad wie die Städte Oslo und Stockholm sowie der Südteil Alaskas und die Südspitze Grönlands. Es hat ein typisches Meeresklima, das Wetter ist wechselhaft und kann innerhalb kurzer Zeit umschlagen. Die Sommer sind vergleichsweise mild mit Durchschnittstemperaturen von 19 bis 22 °C, im Winter sinken die Durchschnittstemperaturen allerdings auf −4 bis −8 °C. Aufgrund der Lage wird es zur Zeit der Sommersonnenwende auch nachts nicht vollständig dunkel (sog. „weiße Nächte“).
St. Petersburg Klimadiagramm (Erklärung) J F M A M J J A S O N D 38-5-1131-4-10351-5338138167582011802214812013691586783562-251-2-7Temperatur in °C, Niederschlag in mm Quelle: Roshydromet Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für St. PetersburgJan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Max. Temperatur (°C) −5,1 −4,1 1,1 8,1 15,6 20,1 21,9 20,0 14,5 8,2 2,0 −2,3 Ø 8,3 Min. Temperatur (°C) −10,7 −9,7 −5,2 0,6 6,5 11,4 13,9 12,8 8,1 3,4 −1,9 −7,1 Ø 1,8 Niederschlag (mm) 38 31 35 33 38 58 80 81 69 67 56 51 Σ 637 Regentage (d) 10 9 9 7 7 9 10 11 12 12 12 12 Σ 120 Quelle: RoshydrometDie Newa ist mit 74 km zwar ein sehr kurzer, aber auch einer der wasserreichsten Flüsse Europas. Sie wird bis zu 600 Meter breit und hat eine starke Strömung. Von den 74 Kilometern seiner Strecke liegt der Fluss rund 28 Kilometer lang innerhalb des Stadtgebiets von Sankt Petersburg.
Bis in das 19. Jahrhundert hinein genügte die Biologie der relativ flachen Bucht der Newa allein, um das Abwasser aus Sankt Petersburg zu reinigen. Selbst heute machen die Abwässer der fast 4,6 Millionen Einwohner zählenden Industriestadt erst 2 Prozent der Gesamtwassermenge der Newa aus. Mitte des 19. Jahrhunderts jedoch brachen erste wassergebundene Epidemien wie Cholera und Typhus aus. Allein während der Typhus-Epidemie von 1908 starben etwa 9.000 Menschen. Durch eine Änderung der Einleitungsbedingungen konnte dem Problem ab 1910 vorerst abgeholfen werden. In den 1950er- und 1960er-Jahren sorgte der starke Anstieg der Bevölkerungszahlen erneut für eine Eskalation des Abwasserproblems. Hinzu kam die stärkere Verschmutzung der Newa an ihrem Flusslauf – sie entwässert den Ladogasee, an dessen Ufer zahlreiche Fabriken liegen und der selbst über seine Zubringer das Schmutzwasser zahlreicher russischer Städte aufnimmt. Eine Kläranlage wurde gebaut, allerdings erreichen bis heute 25 bis 30 Prozent der städtischen Abwässer ungeklärt den Fluss und die Bucht. In der Bucht leben vor allem Süßwasser-, aber auch einige Brackwasserbewohner. Das biologische System ist hoch veränderlich und leidet unter menschlichen Eingriffen. Zusammen mit Moskau gilt Petersburg als eine der am stärksten verschmutzten Städte Russlands. Laut Greenpeace leben etwa 200.000 Einwohner der Stadt in den „Health-Protection-Zonen“, in denen das Leben aus gesundheitlichen Gründen eigentlich verboten wäre.
Seit 1978 ließ die sowjetische Regierung den Petersburger Damm quer durch die Newabucht bauen, um die Stadt vor Überschwemmungen zu schützen. Im Gegensatz zu den meisten Überflutungen durch Flüsse rühren aber die Überschwemmungen an der Newa nicht daher, dass der Fluss von seinem Oberlauf mehr Wasser mitbringt, sondern daher, dass Westwind in den Finnischen Meerbusen drückt und den Abfluss des Wassers verhindert oder in extremen Fällen die Fließrichtung umkehrt. Die Konstruktion wurde daher Ende der 1980er-Jahre aus Gründen des Umweltschutzes vorläufig abgebrochen: Der Damm störte die Zirkulation des Küstenwassers, große Teile des Wassers standen still, die Wasserqualität sank erheblich. Befürchtungen gehen dahin, dass die gesamte Bucht sich in einen Sumpf verwandeln könnte. Der Damm soll jedoch seit 1990 mit niederländischer Hilfe und Unterstützung der Europäischen Investitionsbank weiter gebaut werden. Da die Umweltschutzargumente gegen den Damm aber weiterhin vorhanden sind, ist das Thema in der Stadt sehr umstritten.
Verwaltungsgliederung
Sankt Petersburg gliedert sich in 18 „Rajon“ genannte Stadtbezirke, die ihrerseits in insgesamt 111 Verwaltungseinheiten der nächsten Ebene unterteilt sind (81 Munizipale Bezirke, 9 Städte, 21 Siedlungen).
Nr. Rajon Russischer Name Einwohner
12. Januar 1989Einwohner
9. Oktober 2002Einwohner
1. Januar 2010Unterstellte Städte 1 Admiralteiski[A 1] Адмиралтейский 230.186 187.837 170.315 17 Frunsenski Фрунзенский 433.420 405.274 390.980 4 Kalininski Калининский 511.794 469.409 456.984 5 Kirowski Кировский 391.721 338.820 320.119 6 Kolpino[A 2] Колпинский 179.014 175.396 183.596 Kolpino 7 Krasnogwardeiski Красногвардейский 377.765 336.342 323.633 8 Krasnoje Selo Красносельский 315.561 305.129 307.801 Krasnoje Selo 9 Kronstadt[A 3] Кронштадтский 45.053 43.385 42.755 Kronstadt 10 Kurortny[A 4] Курортный 71.151 67.511 68.020 Selenogorsk, Sestrorezk 11 Moskowski Московский 352.924 275.884 290.290 12 Newski Невский 446.602 438.061 439.761 14 Petrodworzowy[A 2] Петродворцовый 123.219 115.318 116.919 Lomonossow, Peterhof[A 5] 13 Petrogradski Петроградский 174.300 134.607 124.790 15 Primorski Приморский 208.387 393.960 415.809 16 Puschkin[A 2] Пушкинский 129.436 118.171 124.798 Pawlowsk, Puschkin 2 Wassileostrowski Василеостровский 229.936 199.692 195.115 3 Wyborgski Выборгский 460.855 419.567 410.043 18 Zentralny[A 6] Центральный 342.182 236.856 218.548 Anmerkungen:
- ↑ 1989 Rajons Leninski und Oktjabrski, die in den 1990er-Jahren vereinigt wurden
- ↑ a b c war 1989 dem Stadtsowjet Leningrad unterstellt, gehörte aber nicht zur eigentlichen Stadt
- ↑ war 1989 als Stadt Kronstadt (kein Rajon) dem Stadtsowjet Leningrad unterstellt, gehörte aber nicht zur eigentlichen Stadt
- ↑ war 1989 als Rajon Sestrorezk dem Stadtsowjet Leningrad unterstellt, gehörte aber nicht zur eigentlichen Stadt
- ↑ 1989 Petrodworez
- ↑ 1989 Rajons Dserschinski, Kuibyschewski und Smolninski, die in den 1990er-Jahren vereinigt wurden
Geschichte
Vorgeschichte, Gründung und Aufbau der Stadt
Die Stadtgründung von Sankt Petersburg ist Gegenstand eines um Peter den Großen gewobenen politischen Mythos. Danach soll der weitsichtige Zar bereits bei deren erstem Anblick eine unbewohnte und öde Sumpflandschaft an der Newa-Mündung zum Standort seiner zukünftigen Hauptstadt, eines „Fensters nach Europa“ für Russland, ausgewählt haben. Die wortmächtigste und am häufigsten zitierte Ausformulierung dieses Mythos von der eine „Hauptstadt aus dem Nichts“ erschaffenden Willenskraft Peters des Großen findet sich in dem Gedicht Der eherne Reiter (1834) von Alexander Puschkin.
Tatsächlich ignoriert diese populäre Erzählung von den Ursprüngen Sankt Petersburgs jedoch, dass der Bereich der unteren Newa schon lange zuvor Teil einer Kulturlandschaft war, des Ingermanlandes. Dort lebten seit dem 10. Jahrhundert Vertreter verschiedener finno-ugrischer Völker größtenteils von der Landwirtschaft. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts stritten Schweden und Nowgorod unentschieden um eine Kontrolle über das Gebiet. Eine schwedische Siedlung an diesem Ort wurde angeblich im Jahr 1301 zerstört. Danach einigte man sich darauf, die Region als Pufferzone zwischen den Einflusssphären zu betrachten, in der keine Festungen errichtet werden durften.
In den folgenden Jahrhunderten wurde das Gebiet zumindest als Landungsstelle für die Newa befahrende Schiffe, möglicherweise aber auch als Handelsplatz genutzt. Letzteres gilt sicher für die Zeit einer erneuten schwedischen Dominanz in der Region nach der Errichtung der Festung Nyenschanz im Jahr 1611 und der sie bald umgebenden Siedlung Nyen. Beide lagen auf dem Stadtgebiet des heutigen Sankt Petersburg am nördlichen (oder rechten) Ufer der Newa. Es gibt auch Hinweise auf größere städtebauliche Ambitionen der Schweden für Nyen im 17. Jahrhundert. Allerdings erlebten diese einen herben Rückschlag, als Siedlung und Festung 1656 während des Zweiten Nordischen Krieges von russischen Truppen zerstört wurden.
Dem baldigen Wiederaufbau folgte am 1. Mai 1703, während des Großen Nordischen Krieges, die endgültige Eroberung von Nyenschanz durch die newaabwärts vorrückenden Russen unter Scheremetew. Nyen war zu diesem Zeitpunkt bereits von den Schweden selbst präventiv geräumt und teilweise zerstört worden. Das Ende von Nyen und Nyenschanz markierte gleichzeitig den Beginn der Stadtgeschichte von Sankt Petersburg. Offiziell verbindet man diesen mit dem Datum 16. Maijul./ 27. Mai 1703greg.. An diesem Tag wurde auf einer Nyenschanz gegenüber gelegenen Insel im Newa-Delta der Grundstein für die nach dem Namenspatron des Zaren benannte Peter-und-Paul-Festung gelegt. In alten Urkunden und Karten findet sich neben der deutschen Bezeichnung Sankt Petersburg auch die niederländische Sankt Piter Bourgh oder St. Petersburch.
Entgegen dem zuvor zitierten Mythos gibt es keine Quellen, die glaubhaft belegen würden, dass Peter der Große das Bollwerk von Beginn an als Keimzelle einer größeren Siedlung oder gar seiner zukünftigen Hauptstadt ansah. In erster Linie sollte die Peter-und-Paul-Festung zunächst wohl die Funktion von Nyenschanz übernehmen, also die Newa-Mündung strategisch absichern, nur jetzt für die Russen. Die äußeren Bedingungen für eine Stadtgründung waren, soweit stimmt die Überlieferung, auch denkbar ungeeignet. Das Delta wurde häufig von Überschwemmungen heimgesucht, ein Großteil der Gegend war nicht einmal für die Landwirtschaft geeignet. Nur einige Fischer hielten sich hier in den Sommermonaten auf. Auch später sollte es aufgrund der ungünstigen Lage immer wieder zu Überschwemmungen kommen, bei denen zahlreiche Bewohner ihr Leben ließen.
Dass Peter der Große trotz der widrigen Gegebenheiten diesen Ort schließlich für seine neue Hauptstadt auswählte, ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass hier vorzüglich ein Seehafen angelegt werden konnte und zudem der Anschluss an das binnenrussische Flusssystem gegeben war. Dies kommt auch dadurch zum Ausdruck, dass das Stadtwappen neben dem Zepter einen See- und einen Binnenanker zeigt. Des Weiteren war die Nähe zu Westeuropa ausschlaggebend, ging es Peter dem Großen doch darum, Russland zu modernisieren.
Erst ab dem Jahr 1706 ist, durch die Zwangsrekrutierung zahlreicher Leibeigener für die Bauarbeiten an der Newa-Mündung, ein wirklicher Plan für die Errichtung einer neuen Stadt erkennbar. Sobald dieses Ziel vor Augen stand, wurde es mit großem Nachdruck und mit Rücksichtslosigkeit von Zar Peter in wenigen Jahren umgesetzt. Während die Stadt in ihren Grundmauern erstand, verbot er die Errichtung von Steingebäuden in ganz Russland außerhalb Sankt Petersburgs – jeder verfügbare Steinmetz sollte an der Erbauung der neuen russischen Hauptstadt arbeiten. Die Flucht von Arbeitern aus der Stadt und vom oft tödlichen Bauprojekt wurde mit harten Strafen geahndet.
1706 wurden 30.000 Leibeigene im Zarentum Russland zwangsrekrutiert, 1707 waren es 40.000. Ungefähr die Hälfte von ihnen schaffte es, auf dem Weg nach Nordwesten zu fliehen. Schon während der Errichtung der Stadt kamen vermutlich Zehntausende von Zwangsarbeitern und Leibeigenen ums Leben. Sie starben an Sumpffieber, Skorbut, an der Ruhr oder einfach an Hunger und Entkräftung. Große Teile der Stadt sind auf Pfählen im Boden errichtet, aufgrund der großen Zahl von Toten beim Bau sprechen viele Leute davon, dass sie eigentlich auf Skeletten ruht. Zudem befand Russland sich noch bis 1721 im Krieg gegen Schweden, mehrere Gefechte fanden in der Nähe der gerade gegründeten Zarenresidenz statt. Erst nachdem die Schweden 1709 in der Schlacht bei Poltawa geschlagen wurden, konnte die Stadt weitgehend als gesichert angesehen werden.
Da der russische Adel nicht bereit war, in die Stadt zu ziehen, beorderte Peter ihn nach Sankt Petersburg. Die Familien mussten mit ihrem gesamten Haushalt in die Stadt ziehen, in Häuser, deren Stil und Größe genau festgeschrieben waren – selbstverständlich auf eigene Kosten. 1714 standen in Sankt Petersburg etwa 50.000 bewohnte Häuser, die Stadt war die erste in Russland, die eine offizielle Polizei sowie eine effektiv funktionierende Feuerwehr hatte. Die Innenstadt wurde abends und nachts künstlich beleuchtet, die Bewohner dazu angehalten, Bäume zu pflanzen.
Sankt Petersburg wird Hauptstadt
Das Bauprogramm des Zaren konnte nur mit drastischen Maßnahmen durchgeführt werden. Baumaterialien waren an der Newamündung ein seltenes Gut. So wurde 1710 ein Erlass herausgegeben, nach dem jeder Einwohner der Stadt jährlich 100 Steine abliefern oder aber eine hohe Geldstrafe zahlen musste. Auch jedes Frachtschiff, das die Stadt anlief, musste einen bestimmten Prozentsatz der Ladung Steine anliefern. Ein Erlass von 1714 besagte, dass Steinbauten nur noch in Sankt Petersburg gebaut werden durften (dieser Erlass wurde erst 1741 wieder aufgehoben). Die drakonischen Erlasse des Zaren zeigten Erfolg: Schon 1712 erklärte Peter der Große Sankt Petersburg anstelle von Moskau zur Hauptstadt des Russischen Zarentums (ab 1721: des Russischen Kaiserreichs). Bis auf ein kleines Zwischenspiel in den Jahren 1728 bis 1732, als der Hof in Moskau weilte, blieb Petersburg seitdem und bis 1918 Hauptstadt Russlands. Beim Adel stieß die Maßnahme auf wenig Begeisterung, nur ungern gab man die bequemen Wohnsitze in Moskau auf.
Blütezeit
Peter, einer der Pioniere der Industriespionage, ließ Handwerker und Ingenieure aus ganz Europa, insbesondere aus den Niederlanden, kommen, die die neue Hauptstadt von Anfang an zu einem Zentrum europäischer Technik und Wissenschaft machen sollten. Zu dieser Zeit wurde auch die St. Petersburgische Zeitung gegründet, die älteste Zeitung der Stadt.
Nach dem Tod Peters des Großen 1725 legte sich der Enthusiasmus der russischen Herrscher für das Fenster nach Europa. 1727 wurde Moskau wieder Hauptstadt. Erst Kaiserin Anna kehrte wieder nach Sankt Petersburg zurück. Dieses wurde erneut Hauptstadt, Annas stadtplanerische Entscheidungen prägen Petersburg noch heute. Sie verlegte zum einen das Stadtzentrum von der heute so genannten Petrograder Seite auf die Admiralitätsseite der Newa, zum anderen legte sie die bis heute wichtigsten Hauptstraßen, den Newski-Prospekt, die Gorochowaja Uliza und den Wosnessenski-Prospekt an. Trotzdem residierte sie weiterhin lieber und öfter in Moskau.
Kaiserin Elisabeth (1741–62) und vor allem Katharina II. „die Große“ (1762–92) setzten wieder auf eine verstärkte Öffnung des Reichs nach Westen, indem sie Künstler und Architekten nach Sankt Petersburg holten. In der Zeit Elisabeths entstanden die meisten der Prunkbauten, die bis heute das Stadtbild bestimmen. Sie ließ unter anderem den Winterpalast und das Smolny-Kloster bauen. Den Katharinenpalast ließ sie zu Ehren ihrer Mutter umgestalten, der Stil Francesco Rastrellis begann die Stadt zu prägen.
Die neben Peter wahrscheinlich wichtigste Gestalt in der Geschichte der Stadt ist Katharina die Große, die 1762 den Thron bestieg. Sie sah sich – zumindest bis die Französische Revolution ausbrach – dem Geist der Aufklärung verpflichtet und setzte auf Bildung und Kunst. Katharina II. gründete in ihrer Zeit 25 akademische Einrichtungen sowie mit dem Smolny-Institut die erste staatliche russische Schule für Mädchen. Das Reiterstandbild Peters des Großen, ein Wahrzeichen der Stadt, stammt ebenfalls aus dieser Zeit.
Ende des 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebte die Stadt eine Blütezeit, vorerst vor allem auf kulturellem, später auch auf wissenschaftlich-technischem Gebiet. Die erste russische Ballettschule entstand 1738 in der Stadt. 1757 eröffnete die Akademie der Künste, in der bis heute Maler, Bildhauer und Architekten ausgebildet werden. Theater und Museen, höhere Schulen und Bibliotheken entstanden. 1783 eröffnete das Mariinski-Theater, in dem später die großen Nationalopern Michail Glinkas aufgeführt werden sollten. 1819 entstand aus dem Pädagogischen Institut die Petersburger Universität.
Die Aufhebung der Leibeigenschaft in Russland durch Kaiser Alexander II. sorgte ab 1861 dafür, dass zahlreiche Menschen in die Stadt einwanderten. Die Bevölkerungszahl schnellte innerhalb weniger Jahre empor.
Schriftsteller und Intellektuelle schlossen sich in literarischen Kreisen zusammen und gaben Wörterbücher und Zeitschriften heraus. Zu den wichtigsten Zeitschriften zählen etwa der Polarstern von Rylejew und Bestuschew oder Puschkins Sowremennik (Der Zeitgenosse).
Aufstände, Attentate, Revolutionen
In der Soldaten- und Regierungsstadt Sankt Petersburg fanden bis 1918 alle wichtigen Revolten und Revolutionen der russischen Geschichte statt, der Dekabristenaufstand 1825 ebenso wie die Ereignisse, die langfristig zur Gründung der Sowjetunion führten. In Sankt Petersburg nahmen Ende des 19. Jahrhunderts Unruhen und kleinere Aufstände zu. Die Stadt war Schauplatz zahlreicher Attentate gegen Mitglieder des Zarenhofs und der russischen Verwaltung; unter anderem wurde hier 1881 Alexander II. ermordet.
Revolutionäre Parteien und Vereinigungen gründeten sich, die von der Polizei blutig verfolgt wurden. In Sankt Petersburg begann mit dem Petersburger Blutsonntag die Revolution von 1905 bis 1907. Als Folge wurde die zweite Duma der russischen Geschichte in der Stadt eröffnet, sie blieb politisch allerdings einflusslos. Auch die Februarrevolution 1917 fand vor allem in Sankt Petersburg statt. Das Startsignal für die Oktoberrevolution 1917 gab ein Schuss des Kreuzers Aurora im Petrograder Hafen. Der nahe gelegene Hafen von Kronstadt bildete das Zentrum eines anarchistisch und rätekommunistisch inspirierten Matrosenaufstands gegen die Diktatur der Bolschewiki, der von Leo Trotzki blutig niedergeschlagen wurde. Lenin erklärte Moskau (wieder) zur sowjetischen und russischen Hauptstadt. Die Bevölkerung der Stadt sank innerhalb weniger Jahre durch Bürgerkrieg und die dadurch verursachte Hungersnot ebenso wie sekundär durch den Statusverlust und den Umzug der gesamten Regierung und Verwaltung nach Moskau erheblich.
Leningrad
Nach dem Tode Lenins wurde die ehemalige Stadt der Zaren in Leningrad umbenannt. Das Machtzentrum der Sowjetunion verschob sich dennoch immer mehr nach Moskau. Hatten die Funktionäre der KPdSU in Leningrad anfangs noch gesamtstaatlichen Einfluss, änderte sich das mit dem Ausbau der persönlichen Macht Stalins. 1934 wurde im Rahmen der stalinistischen Säuberungen der populäre Leningrader Parteichef Sergei Kirow in seinem Büro ermordet, der ehemalige Vorsitzende des Petrograder Sowjets Grigori Sinowjew fiel einem Schauprozess zum Opfer, ein anderer ehemaliger Vorsitzender des Petrograder Sowjets, Leo Trotzki, wurde 1940 im mexikanischen Exil ermordet.
Auch in der Stadtplanung zeigte sich die Auseinandersetzung zwischen Moskau und Leningrad. Der Generalplan von 1935 sah vor, das Stadtzentrum nach Süden zu verlegen, an den neu geschaffenen Moskauer Platz am Moskauer Prospekt. Zentrum Leningrads sollte das an dessen Ostseite gelegene Haus der Sowjets werden, ähnlich dem für Moskau geplanten Palast der Sowjets. Der Moskauer Platz und seine Umgebung sind in der Form des typischen Zentrums der Sozialistischen Stadt angelegt, wie man es dutzendfach in der Sowjetunion finden konnte. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und materielle Schwierigkeiten bedeuteten schließlich das Aus für die Verlegung des Zentrums. Der Platz ist bis heute der größte der Stadt. Beobachter werten den Leningrader Generalplan allgemein als Angriff auf das alte Petersburg. Durch die Verlegung des Zentrums sollte das alte Sankt Petersburg abgewertet werden. Form und Benennung (Moskauer Platz, Moskauer Prospekt) der neuen Mitte sollten der Stadt ihre Besonderheit nehmen und sie zu einer unter vielen Sowjetstädten machen.
Leningrader Blockade
Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Stadt 871 Tage lang von deutschen Truppen unter Generalfeldmarschall Wilhelm Ritter von Leeb (Oberbefehl bis 16. Januar 1942) belagert. In der Zeit der Belagerung vom 8. September 1941 bis zum 27. Januar 1944, in der die Wehrmacht auf Befehl Hitlers keine Eroberung Leningrads versuchte, sondern stattdessen die Stadt systematisch von jeglicher Versorgung abschnitt, starben über eine Million Zivilisten. Eine geheime Weisung des Oberkommandos der Wehrmacht vom 23. September 1941 lautete: „Der Führer ist entschlossen, die Stadt Petersburg vom Erdboden verschwinden zu lassen. Es besteht nach der Niederwerfung Sowjetrusslands keinerlei Interesse am Fortbestand dieser Großsiedlung.“ Ab Frühjahr 1942 wurde das historische Ingermanland, zu dem ein Großteil des Gebietes von Leningrad gehörte, dann als „deutsches Siedlungsgebiet“ in die Annexionspläne des Generalplans Ost mit einbezogen. Das implizierte den Genozid an den etwa drei Millionen Einwohnern Leningrads, die bei dieser „Neuordnung des Ostraums“ keinen Platz mehr gehabt hätten.
In der Zeit der deutschen Belagerung Leningrads konnten Nahrungsmittel zur Versorgung der Millionenstadt nur unter großen Gefahren per Flugzeug oder im Winter über den vereisten Ladogasee per Bahn und LKW nach Leningrad gebracht werden. Die Route über den See lag im Schussfeld der Wehrmacht, im Schnitt kam von drei gestarteten Lastkraftwagen einer in Leningrad an. Besonders dramatisch war die Situation im Jahr 1941. Durch Luftangriffe wurde ein Großteil der Nahrungsmittelvorräte vernichtet, zudem brach der Winter ungewöhnlich früh ein. Der Abwurf gefälschter Lebensmittelbezugsscheine aus Flugzeugen der Wehrmacht tat ein übriges. Die Rationen sanken im Oktober auf 400 Gramm Brot für Arbeiter, 200 Gramm für Kinder und Frauen. Am 20. November 1941 wurden sie auf 250 Gramm, respektive 125 Gramm reduziert. Zudem herrschten Temperaturen von bis zu –40 Grad Celsius in einer Stadt, in der Heizmaterial äußerst knapp war. Allein im Dezember 1941 starben rund 53.000 Menschen. Viele von ihnen fielen einfach vor Entkräftung auf der Straße um.
Während der Belagerung wurden etwa 150.000 Artilleriegeschosse auf die Stadt abgeschossen, etwa 100.000 Fliegerbomben fielen. Bei Versuchen der Roten Armee, die Belagerung zu sprengen, kamen dazu etwa 500.000 sowjetische Soldaten ums Leben. Versuche 1941 und 1942 scheiterten, erst mit der Einnahme von Schlüsselburg am 18. Januar 1943 gelang es, wieder eine Versorgungslinie in die Stadt zu etablieren. Die Offensive, die die Stadt befreien sollte, begann am 14. Januar 1944 und konnte am 27. Januar 1944 zum Abschluss gebracht werden. Nach neueren Angaben des russischen Historikers Walentin Kowaltschuk starben in den drei Jahren der Belagerung etwa zwei Millionen Russen, davon mindestens 750.000 Zivilisten. Damit starben etwa 3–4 mal so viele Sowjetbürger, wie in der damals etwa 450.000 Einwohner umfassenden Wolga-Metropole Stalingrad.
Der Versuch, die Blockade von Leningrad und deren Folgen völkerrechtlich und moralisch zu bewerten, hat in der Geschichtswissenschaft zu kontroversen Ergebnissen geführt. Ein Teil der Historiker sieht dabei den Hungertod von Hunderttausenden von Menschen als tragisches Ergebnis einer Strategie an, für die es in der Geschichte viele Präzedenzfälle gibt und die daher nicht per se gegen überkommenes Kriegs- und Völkerrecht verstoßen habe. Andere Forscher hingegen sprechen von einem deutschen „Genozid“ an der Bevölkerung Leningrads, basierend auf einer „rassistisch motivierten Hungerpolitik“, welche sich zum integralen Bestandteil eines beispiellosen deutschen Vernichtungskrieges gegen die Sowjetunion entwickelt habe.[2]
Nach dem Krieg
Die Behandlung Leningrads nach dem Großen Vaterländischen Krieg, wie der Krieg gegen Deutschland im Zweiten Weltkrieg in Russland genannt wird, war widersprüchlich. Einerseits war die Stadt zu dem sowjetischen Symbol von Widerstandswillen und Leiden im Krieg geworden – andererseits tobten Machtkämpfe zwischen Leningrader und Moskauer Funktionären noch bis in die 1950er-Jahre hinein. Der Wiederaufbau Leningrads wurde zur Prestigeangelegenheit der Sowjetunion. Innerhalb kürzester Zeit wurden eine Million Arbeiter in die Stadt gezogen, die sie wiederaufbauten – die Restaurierung der Kulturdenkmale besaß dabei eine besondere Wertigkeit. Bereits 1945 erhielt die Stadt zusätzlich die Auszeichnung als Heldenstadt. In der Stadt bestanden die beiden Kriegsgefangenenlager 254 und 339 für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs.[3] Schwer Erkrankte wurden im Kriegsgefangenenhospital 1261 versorgt.
Ebenfalls in den Nachkriegsjahren wurden zahlreiche neue Stadtteile gebaut – 1953 war das Jahr, in dem mehr neuer Wohnraum in der Stadt geschaffen wurde als je vorher oder nachher. Andererseits musste das 250-jährige Stadtjubiläum verschoben werden: 1953 war der Machtkampf noch im Gange und jede positive Erwähnung unerwünscht – zudem war gerade Stalin gestorben, eine Feierlichkeit, egal aus welchem Anlass, erschien nicht angebracht. Die Feier musste 1957 unter Nikita Chruschtschow nachgeholt werden – ohne die Erwähnung, dass es eigentlich der 254. Geburtstag war.
In den Folgejahren hielt die Stadt ihren Ruf als große Industriestadt und eines der wissenschaftlichen Zentren der Sowjetunion. Das politisch-kulturelle Zentrum Russlands und der Sowjetunion lag zu dieser Zeit aber klar in Moskau. Die Bevölkerung war durch die Ereignisse der Kriegs- und Nachkriegszeit ebenfalls zu einem Großteil ausgetauscht worden – die Verbundenheit mit Petersburg in der Stadt wurde zunehmend schwächer.
1988 wurden bei einem Brand in der Akademie der Wissenschaften ungefähr eine Million Bibliotheksbände ein Opfer der Flammen.[4] 1989 wurde die Innenstadt unter Denkmalschutz gestellt.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion
Nach einer Volksabstimmung, in der sich am 12. Juni 1991 54 Prozent der Bevölkerung für die Rückkehr zum historischen Namen aussprachen, nahm die Stadt am 6. September 1991 wieder ihren ursprünglichen Namen an. Die umgebende Verwaltungseinheit blieb aber ebenfalls nach einer Volksabstimmung weiterhin als Leningrader Gebiet (Oblast Leningrad) bestehen.
Bei dem Putschversuch gegen Präsident Boris Jelzin im Oktober 1993 sammelte der damalige Petersburger Oberbürgermeister Anatoli Sobtschak die Anhänger der Demokratie um sich, es kam zu einer großen Demonstration vor dem Winterpalast gegen die Putschisten.
1999 wurde die Fläche der Stadt Sankt Petersburg durch die Satellitenstädte Kolpino, Puschkin, Lomonossow, Kronstadt, Peterhof sowie angrenzende Vororte großzügig erweitert. Diese Städte gelten jetzt als Stadtbezirke von Petersburg und gehören daher nicht mehr administrativ und territorial zur Oblast Leningrad.
Am 27. Mai 2003 wurde das 300-jährige Jubiläum der Stadt begangen. Im Zuge dessen wurden im Vorfeld Teile der Altstadt und verschiedene Paläste saniert, sowie das legendäre Bernsteinzimmer rekonstruiert. Der russische Staat gab für die Rekonstruktionen ein bis zwei Milliarden Euro aus. Die deutsche Firma Ruhrgas, eng verbunden mit dem staatlichen russischen Energiekonzern Gazprom, hat sich erheblich durch eine Spende von 3,5 Millionen Dollar an den Kosten zur Rekonstruktion des Bernsteinzimmers beteiligt.[5] Am 31. Mai des Jahres weihten Russlands Präsident Wladimir Putin und Deutschlands Bundeskanzler Gerhard Schröder offiziell das rekonstruierte Bernsteinzimmer ein.
Die Stadt stand das erste Mal seit langer Zeit wieder im Zentrum der Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit. Da sich ein Großteil der Renovierungen allerdings auf die Fassaden und die besonderen Prunkstücke konzentrierte, vermuteten Kritiker, dass es sich hierbei um – geschichtlich ohnehin eng mit Petersburg verbundene – Potjomkinsche Dörfer handele. Später sind jedoch die kritischen Vermutungen, alle Arbeiten würden nur für die Festtagsgäste zum 300-jährigen Jubiläum durchgeführt und danach eingestellt, verstummt, da die Renovierungen der Stadt auch nach den Feierlichkeiten weitergingen und bis heute andauern, was teilweise durch Heranziehung privater Investitionen ermöglicht wird.
Politik
Sankt Petersburg ist Verwaltungssitz der Oblast Leningrad und des Föderationskreises Nordwestrussland. Innerhalb Russlands ist die Stadt jedoch – genauso wie auch Moskau – ein eigenständiges Verwaltungssubjekt. Die Spitze der Exekutive bildet der für vier Jahre direkt gewählte Gouverneur der Stadt. Die Legislative, die gesetzgebende Versammlung, besteht aus 50 hauptamtlichen Mitgliedern, die ebenfalls für vier Jahre gewählt werden. Der Vorsitzende der Kammer ist protokollarisch mit dem Gouverneur gleichgestellt.
1996 war es Wladimir Jakowlew, der Anatoli Sobtschak ablöste. Er präsentierte sich mehrfach als ideologisch ungebundener Pragmatiker. Sobtschak war hingegen ein strikter Reformer der nach-kommunistischen Ära, der aufgrund seines radikal marktwirtschaftlichen Kurses viele Animositäten in der Stadt erzeugte. Er verweigerte mehrmals die Entlassung Wladimir Putins aufgrund von Korruptionsvorwürfen, als dieser noch in der Stadtregierung arbeitete. Putin organisierte den erfolglosen 1996er-Wahlkampf von Sobtschak.
Jakowlew trat im Oktober 2003 nicht mehr zur Neuwahl an. Derzeitige Amtsträgerin ist seit diesen Wahlen Walentina Matwijenko, die Wladimir Jakowlew nachfolgte. Matwijenko war die Favoritin Putins und der russischen Regierung. Während der hart umkämpften Wahl wurden mehrfach Vorwürfe laut, die Staatsmacht würde direkt und indirekt in die Wahl eingreifen. Zum einen sei Matwijenko die einzige, die regelmäßig in den Medien und besonders im Fernsehen vorgestellt werde, zum anderen würden die anderen Kandidaten und ihre Helfer massiv durch die Polizei belästigt und behindert.
International und in Deutschland bekannt wurde die Stadt politisch unter anderem durch den Petersburger Dialog – die regelmäßigen deutsch-russischen Gespräche in der Stadt – und das Petersburger Komitee der Soldatenmütter, das regelmäßig gegen den Krieg in Tschetschenien und gegen die Gewalt in der Armee protestiert. Im Juli 2006 fand in Sankt Petersburg außerdem der jährliche G8-Gipfel statt, da Russland 2006 turnusgemäß Vorsitz in der Gruppe der Acht übernommen hatte.
Wappen
Blasonierung: „In Rot zwei silberne gestürzte und gekreuzte Anker, der rechte ein Stockanker (mit zwei flachen Flunken) und der linke ein Draggen (mit vier spitzen Flunken), von einem goldenem Zepter senkrecht überlegt. Auf dem Schild die goldene Zarenkrone, hinter ihr zwei gekreuzte russische Reichszepter mit dem russischen Doppeladler als Knauf. Das blaue Band des Ordens des heiligen Andreas des Erstberufenen umgibt den Schild.“
Beschreibung:
Ein Wappen hat die Stadt seit etwa 1729, als es ihr von Peter I. verliehen wurde. Anfangs schwebte der russische Doppeladler über den heute wieder im Wappen vorhandenen Wappenfiguren – den zwei Ankern und dem Zepter in der bekannten gekreuzten Form. An die Stelle des Wappens trat während der Zeit der Sowjetunion ein nach links fahrendes vollgetakeltes dreimastiges Segelschiff (Fregatte) mit der weiß-blauen Andreasflagge an den Masten und am Heck. Es nahm Bezug auf die Fluss- und Seehäfen der Stadt.
Bevölkerung
Laut dem Ergebnis der letzten Volkszählung vom 9. Oktober 2002 hatte Sankt Petersburg 4.661.219 Einwohner. Das sind etwa drei Prozent der gesamten Einwohnerzahl Russlands. Der durchschnittliche Bruttomonatslohn betrug 2009 nach offiziellen Angaben 23.000 Rubel.
Sankt Petersburg war seit seiner Gründung eine Stadt großer sozialer Gegensätze. Seit der Perestroika und dem Untergang der Sowjetunion brechen diese wieder verschärft auf. Menschen, die betteln oder auf der Straße ihr letztes Hab und Gut verkaufen, sind zwar seit dem Stadtjubiläum 2003 aus der Innenstadt vertrieben, gehören etwas außerhalb aber zum alltäglichen Straßenbild. Etwa 15 % der Bevölkerung leben in so genannten Kommunalkas, Gemeinschaftswohnungen, in denen sich viele Familien eine Wohnung, eine Küche und ein WC teilen müssen, meist besitzt jede Familie nur ein einziges Zimmer.
In Sankt Petersburg gilt eine Zuzugssperre – Wohnrecht in der Stadt erhält nur, wer Wohnung und Arbeit nachweisen kann oder mit einem Einwohner verheiratet ist. Die Internationale Arbeitsorganisation schätzt, dass in der Stadt im Jahr 2000 etwa 16.000 Straßenkinder lebten.
Die ehemals multikulturell geprägte Stadt ist heute überwiegend, laut offizieller Statistik zu 89,1 Prozent, von ethnischen Russen bewohnt. Dazu kommen 2,1 Prozent Juden, 1,9 Prozent Ukrainer, 1,9 Prozent Weißrussen sowie kleinere Gruppen von Tataren, Kaukasiern, Usbeken, Wepsen und Finnen.
Trotz der zu Sowjetzeiten staatlich verordneten Religionsfeindschaft sind 2004 nach Schätzungen nur noch 10 Prozent der Bevölkerung Atheisten. Der Großteil ist russisch-orthodox, wobei es in der Stadt aber heftige Auseinandersetzungen zwischen Traditionalisten und Reformern gibt. Die Kirchengebäude gehören überwiegend dem russischen Staat. Peter der Große untersagte den Bau von Zwiebeltürmen. Dies ist der Grund, dass sich in der ganzen Stadt nur ein einziger solcher Turm aus der Vorkriegszeit findet – er befindet sich an der Stelle, wo Zar Alexander II. ermordet und die Auferstehungskirche für ihn errichtet wurde. Die zahlreichen Kirchenneubauten in den Randgebieten werden hingegen meist im traditionellen russischen Stil errichtet. 1914 wurde von der tatarischen Gemeinde am Nordufer der Newa die weithin sichtbare Petersburger Moschee errichtet. In der Nähe des Mariinski-Theaters befindet sich die im orientalischen Stil erbaute und 2003 komplett renovierte Synagoge. Sie ist das drittgrößte jüdische Gotteshaus in Europa.
→Liste von Kirchen in Sankt Petersburg: Übersicht aller Kirchengebäude
Bevölkerungsentwicklung
Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1944 handelt es sich meist um Schätzungen, von 1959 bis 2002 um Volkszählungsergebnisse und für 2010 um eine Berechnung.[6] In der Tabelle wird die Anzahl der Einwohner in der Stadt selbst ohne die Einwohner im Vorortgürtel aufgeführt, außerdem für die Volkszählungen 1959 bis 1989 für die Stadt mit Vororten (mit den im Umland liegenden Städten und Siedlungen städtischen Typs, die dem Leningrader Stadtsowjet unterstellt waren).
Alle diese Städte und Siedlungen im Umland wurden 1998 eingemeindet, sodass die Angabe der Einwohner mit Vororten ab 2002 entfällt. Die Einwohnerzahl von 2002 ist daher mit der Zahl von 1989 mit Vororten zu vergleichen. Abzüglich der Einwohnerzahl der 1998 eingemeindeten Ortschaften hatte Sankt Petersburg im Jahr 2002 in den Grenzen von 1989 4.137.563 Einwohner. Die Einwohnerzahl der eigentlichen Stadt war also zwischen 1989 und 2002 um 322.861 zurückgegangen, die der ehemaligen Vororte um 39.426.
Jahr Einwohner
(Stadt)1725 75.000 1750 150.000 1800 300.000 1846 336.000 1852 485.000 1858 520.100 1864 539.100 1867 667.000 1873 842.900 1881 876.600 1886 928.600 1891 1.035.400 1897 1.264.900 1901 1.439.400 Jahr Einwohner
(Stadt)Einwohner
(mit Vororten)1908 1.678.000 1910 1.962.000 1915 2.318.600 1920 722.000 1926 1.616.100 1936 2.739.800 1939 3.191.300 1944 2.559.000 15. Januar 1959 2.899.955 3.321.196 15. Januar 1970 3.512.974 3.949.501 17. Januar 1979 4.072.528 4.588.183 12. Januar 1989 4.460.424 5.023.506 9. Oktober 2002 4.661.219 1. Januar 2010 4.600.276 Kultur
Sankt Petersburg ist eine Stadt, in der Literatur, Musik und Theater Weltgeltung besitzen.
Theater
In der Stadt befinden sich rund 40 verschiedene Theater. Das Mariinski-Theater ist eines der bekanntesten Opernhäuser der Welt. Es ist die Heimat des Kirow-Balletts.
Das Alexandra- oder Alexandrinski-Theater wurde auf Erlass von Zarin Elisabeth I. 1756 gegründet. Eine aus Schülern des Kadettenkorps zusammengestellte Truppe bildete das erste ständige Theater Russlands. Erst 1832 erhielt das Ensemble sein heutiges prächtiges Gebäude, das unter Leitung des Architekten Carlo Rossi entstand.
In der Stadt lebten und arbeiteten die Komponisten Michail Glinka, Modest Mussorgski, Nikolai Rimski-Korsakow, Pjotr Tschaikowski, Igor Strawinski und Dmitri Schostakowitsch. Besonders verbunden mit der Stadt ist unter anderem Schostakowitschs siebte oder Leningrader Symphonie; entstanden während der Belagerung durch die Deutschen, war sie ein Ausdruck des Durchhaltewillens und der russischen Kultur. Die Uraufführung fand in Moskau ebenfalls unter Lebensgefahr für Aufführende und Zuhörer statt, am 8. August 1942 wurden die Orchesterpartituren durch die deutsche Blockade hindurch in die Stadt geschafft, das Konzert im gesamten sowjetischen Rundfunk übertragen.
Ballett
Die Stadt ist einer der wichtigsten Orte für die Entwicklung des Balletts. Sergei Djagilew, Marius Petipa, Vaslav Nijinsky, Mathilda-Maria Kschessinskaja und Anna Pawlowa waren maßgeblich an dieser Entwicklung beteiligt. Hier befindet sich die wahrscheinlich berühmteste Ballettschule der Welt – die Waganowa-Ballettakademie, gegründet im Jahre 1738.
Literatur
Die Stadt besitzt mehrere bedeutende Bibliotheken. Die 1795 gebaute Saltykow-Schtschedrin-Bibliothek ist heute ein Teil der Russischen Nationalbibliothek. Diese ist mit einem Bestand von 30 Millionen Werken nach der Russischen Staatsbibliothek in Moskau die zweitgrößte Russlands. In ihrem Bestand befinden sich Bücher in 85 Sprachen. Die Sammlung enthält auch die erste datierte im ostslawischen Raum entstandene Handschrift, das kirchenslawische Ostromir-Evangelium aus dem Jahr 1057. Die 1714 gebaute Bibliothek der Akademie der Wissenschaften besitzt ebenfalls einen Bestand von 17 Millionen Bänden. Die Puschkin-Bibliothek ist mit 5000 Werken zwar deutlich kleiner, besitzt dafür aber einen wertvollen Bestand von Werken aus der privaten Bibliothek des Dichters.
Zahlreiche der bekanntesten russischen Künstler haben in Sankt Petersburg gelebt und gearbeitet, darunter Literaten wie Alexander Puschkin, Fjodor Dostojewski, Nikolai Gogol, Anna Achmatowa, Alexander Blok und Joseph Brodsky.
Der „Petersburger Text“
Petersburg, als Zarenstadt über Jahrhunderte kulturelles Zentrum Russlands, zog auch eine große Zahl von Schriftstellern an, welche die Stadt literarisch verewigten. Nachdem in den ersten Jahrzehnten nach dem Bau der Stadt den Zaren preisende Auftragslyrik das Bild bestimmte, begann 1833 mit Puschkins Gedicht Der eherne Reiter eine andere Art der Literatur dominant zu werden. Das Gedicht thematisiert den russischen Beamten Jewgeni, der am Reiterstandbild Peters des Großen, dem Wahrzeichen der Stadt, zur Zarenbeschimpfung ansetzt. Doch er erregt den Zorn der Statue.
Und auf des Hengstes blankem Rücken
Mit der emporgestreckten Hand
Ihn vorwärts treibend mit den Blicken
Braust funkensprühend der Gigant
Der arme Irre hastet weiter
Wohin auch immer er sich kehrt,
Der eherne, erzürnte Reiter
Folgt überall auf seinem Pferd.Diese späteren Texte haben eine verblüffende Ähnlichkeit, was Motive, Sprache, Atmosphäre, aber auch oft den Sinn anbelangt – soviel Ähnlichkeit, dass die Literaturwissenschaft dafür den Begriff Petersburger Text geprägt hat. Die Allgegenwart der Macht des Zaren wie des russischen Staatsapparates, die Beamten- und Soldatenstadt, sind ebenso ein stetig wiederkehrendes Thema, wie der Wahnsinn, Hochwasser und Überschwemmung, Zerstörung, Untergang, Fieberwahn und (Alb-)Traumstadt. Viele Literaten attestieren der Stadt eine gewisse Unwirklichkeit, eine Aura dessen, dass sie nicht ganz real ist. Das beginnt schon mit dem Mythos, die Stadt sei in der Luft gebaut worden und erst danach auf die Erde gesunken, weil man auf diesem Gelände eigentlich gar nicht bauen könne. Literatur-Nobelpreisträger Joseph Brodsky attestiert: „Es gibt keinen Ort in Russland, wo die Imagination sich mit solcher Leichtigkeit von der Realität ablöst“. Nikolai Gogol sagte bereits 1835 über den Newski-Prospekt: „Hier ist alles Trug, alles Traum, alles nicht das, was es scheint“.
Allein der Plan, eine Großstadt am Ende der Welt inmitten von Sümpfen zu bauen, gibt Sankt Petersburg diesen Gründungsmythos mit, der die literarische Stimmung bis zur Oktoberrevolution bestimmt. Selbst Giacomo Casanova ließ sich von der Stimmung der Stadt beeinflussen. 1764 schrieb er: „Alles erschien mir, als hätte man es schon als Ruine gebaut. Man pflasterte die Straßen und wusste, dass man sie sechs Monate später erneut würde pflastern müssen.“
Besonders bekannte Nachfolger Puschkins waren in dieser Tradition Nikolai Gogol mit dessen Petersburger Erzählungen sowie der wahrscheinlich berühmteste Schriftsteller der Stadt, Fjodor Dostojewski, dessen Romane und Erzählungen Weiße Nächte, Arme Leute, Der Doppelgänger, Der Idiot und Schuld und Sühne in der Stadt spielen. Das Haus seiner Romanfigur Raskolnikow findet sich in der Stadt, über die er schreibt: „Es wehte ihn daraus immer eine rätselhafte Kälte an, dieses prächtige Panorama war für ihn mit einem stummen, dumpfen Geist erfüllt.“
Mit dem symbolistischen Roman Petersburg (1913) schrieb Andrei Bely eines der Meisterwerke der russischen Literatur. Er steht am Beginn der Reihe der Großstadtromane der Moderne und wurde so oft mit James Joyces Ulysses und Alfred Döblins Berlin Alexanderplatz verglichen.
Mit der Oktoberrevolution und der Verlagerung der Hauptstadt entstanden weiterhin literarische Werke hoher Bedeutung, die allerdings nicht mehr den typischen Petersburger Text widerspiegelten. Alexander Bloks Erzählung Die Zwölf von 1918 schilderte den Marsch von zwölf Rotarmisten durch die Stadt. Schließlich erscheint Jesus an der Spitze der Gruppe. Daniil Charms, einer der letzten Vertreter der frühen russischen Avantgarde, verfasste neben Die Komödie der Stadt Petersburg auch zahlreiche kurze Stücke. Eines davon, An der Kaimauer, greift wiederum die klassischen Motive des Petersburger Textes auf:
An der Kaimauer unseres Flusses hatte sich
eine sehr große Menschenmenge versammelt
In den Fluß gefallen war der Regimentskom-
mandeur Sepunow. Er verschluckte sich in
einem fort, sprang bis zum Bauch aus dem Wasser.
[…]
„Er geht unter“, sagte Kusma
„Klar geht er unter“, bestätigte ein Mann mit
einer Schirmmütze.
Und tatsächlich, der Regimentskommandeur
ging unter
Die Menge begann sich zu verlaufen.Der gebürtige Petersburger Vladimir Nabokov kehrt in seinen Büchern immer wieder an den Ort seiner Kindheit zurück. Anna Achmatowa, Marina Zwetajewa, Ossip Mandelstam, Welimir Chlebnikow, Sergei Jessenin und Joseph Brodsky verewigten die Stadt durch ihre Lyrik. Ebenso wie als Stadt der Literatur erschien die Stadt immer als eine der verfolgten Literatur. Bereits Dostojewski und Puschkin wurden vom Zar verfolgt, nach der Oktoberrevolution wurden zahlreiche Literaten ermordet, bekamen Berufsverbot oder, sofern es ihnen möglich war, wanderten aus. Ossip Mandelstam bemerkte: „Kein anderes Land nimmt Poesie so wichtig wie Russland, nirgendwo sonst werden ihretwegen so viele Menschen umgebracht.“
Museen in Sankt Petersburg (Auswahl)
Eremitage
Von den ungefähr 250 Museen der Stadt ist die Eremitage mit drei bis vier Millionen Besuchern im Jahr das bestbesuchte und wohl auch international wichtigste. Die Eremitage ist eines der bedeutendsten Kunstmuseen der Welt. Sie beherbergt eine immens große Sammlung der europäischen bildenden Kunst bis 1917 sowie die weltweit größte Juwelensammlung.
Der Winterpalast, in dem ein Großteil der Sammlung untergebracht ist (insgesamt nimmt das Museum fünf Bauten in Anspruch, mit Gesamtausstellungsfläche von 57.475 m² und Lagerfläche von 45.000 m²), ist dabei eine eigene Sehenswürdigkeit. In ihrem Archiv beherbergt die Eremitage mehr als 2,7 Millionen Ausstellungsstücke. In den 350 Ausstellungsräumen sind davon 65.000 organisiert in sechs Sammlungen ausgestellt. Es sind Sammlungen über Prähistorische Kunst, Kunst und Kultur der Antike, Kunst und Kultur der Völker des Ostens, Westeuropäische Kunst und Russische Kunst zu sehen, sowie Juwelenschätze und numismatische Exponate. Da der größte Teil der russischen Kunst mittlerweile in das russische Museum ausgelagert wurde, ist die westeuropäische Kunst und Kultur der bedeutsamste Teil der Sammlung.
In ihr befinden sich unter anderem Werke von Leonardo da Vinci (zwei der weltweit bekannten zwölf Originale), Raffael, Tizian, Paolo Veronese, El Greco, Goya, Lucas Cranach dem Älteren, mehr als 40 Bilder von Rubens, 25 Werke von Rembrandt und diverse seiner Schüler, Vincent van Gogh, 37 Bilder von Henri Matisse, Pierre-Auguste Renoir, Paul Gauguin, 31 Bilder von Pablo Picasso, sowie Bilder von Édouard Manet und Wassily Kandinsky.
Das Museum entstand als Privatsammlung der Zaren, seit 1852 war es öffentlich zugänglich. Nach der Oktoberrevolution wurden zahlreiche Privatsammlungen enteigneter russischer Adliger in die Eremitage überführt. Die Belagerung der Stadt überstanden die Bestände weitgehend unbeschadet im Keller des Museums, die wertvollsten Stücke waren ausgelagert worden. 1948 wurden die Kunstbestände aufgestockt durch einen großen Teil der Sammlung des Museums für neue westliche Kultur in Moskau. Von den vielen Touristenzielen der Stadt ist die Eremitage wahrscheinlich das bedeutendste. Es besteht eine langfristige Zusammenarbeit mit dem Solomon R. Guggenheim Museum.
Architektur
Bauzustand und Denkmalschutz
Sankt Petersburg war lange Zeit der Sitz der russischen Zaren. In der Stadt entfalteten sie die ganze Pracht ihres immensen Reichtums, von der bis heute zahlreiche Zeugnisse zu sehen sind. Im Hinblick auf die 300-Jahr-Feier im Jahr 2003 wurden zahlreiche der Sehenswürdigkeiten aufwändig restauriert. Die Stadt besitzt neben den 250 Museen auch ungefähr 4000 geschützte Kultur-, Geschichts- oder Baudenkmäler. 15 % der Gebäude in Sankt Petersburg – insgesamt rund 2400 Gebäude – wurden von der UNESCO als Denkmäler der Architekturgeschichte eingestuft. Damit wird Petersburg in dieser Hinsicht nur noch von Venedig übertroffen. Die Stadt hat allerdings Probleme, die Kosten zur Erhaltung dieser Baudenkmäler aufzubringen. Neben der schieren Menge gibt es auch andere Probleme: Teilweise sind die Häuser nach der Sowjetzeit in einem desaströsen Bauzustand und müssten dementsprechend aufwändig restauriert werden. Zum anderen sorgen die Industrie und der starke innerstädtische Verkehr für eine starke Luftverschmutzung, die insbesondere den Fassaden zusetzt. Obwohl seit 2004 Anstrengungen unternommen werden, zumindest einige Baudenkmäler zu privatisieren, gehören immer noch etwa 80 % aller Petersburger Immobilien dem russischen Staat.
Vorherrschende Stilrichtungen
- Die Stadt ist vergleichsweise jung und architektonisch stark von westeuropäischen Einflüssen geprägt. Besonders finden sich im Stadtbild Bauten eines zurückhaltend-repräsentativen Frühbarocks, eines voll ausgeprägten Barocks, des Klassizismus, des Historismus, des Jugendstils und einige Bauten der frühen Moderne, wie beispielsweise die (Kaiserlich) Deutsche Botschaft von Peter Behrens und Ludwig Mies van der Rohe.
- Die Bauten zu Zar Peters Zeiten (beispielsweise die Peter-Pauls-Festung, die Zwölf Kollegien, das Menschikow-Palais, das Kinkin-Palais von Andreas Schlüter, das Sommer-Palais Peters des Großen (mit Terrakottareliefs ebenfalls von Andreas Schlüter), die Kunstkammer und das Palais Peters II.) sind vom Europäischen Barock beeinflusst.
- Später bildete sich der Russische Barock zu voller Blüte aus. Die Gebäude wurden dreifarbig, auch an den Fassaden reicher geschmückt, die Grundrisse wurden noch komplizierter. Baumeister dieser Zeit sind vor allem Bartolomeo Francesco Rastrelli, aber auch Sawwa Tschewakinski. Typische Gebäude dieser Zeit sind der Winterpalast, der Katharinenpalast, der Konstantinpalast, der endgültige Ausbau des Schlosses Peterhof, das Stroganow-Palais, das Woronzow-Palais, das Scheremetew-Palais, das Schuwalow-Palais, das Metropoliten-Palais, das Smolny-Kloster, die Nikolaus-Marine-Kathedrale und die Wladimir-Kathedrale.
- Die klassizistischen Bauten sind wieder dezenter und weniger verspielt. Die Formen gehen von einfachen geometrischen Grundformen aus. Als Paradebeispiel gilt die Rossi-Straße: Sie ist 220 Meter lang, 22 Meter breit, die sie säumenden Gebäude sind 22 Meter hoch, ihre Fenster je 2,20 Meter groß. In dieser Zeit entstanden ganze Ensembles wie der Schlossplatz oder das gesamte Viertel um das Alexandratheater. Bedeutendster Architekt dieser Zeit war der Italiener Carlo Rossi. Eine eher russische Variante des Stils wird vor allem von Wassili Stassow geprägt.
- Im Jugendstil ist die Architektur sehr verspielt. Beispiele sind das Dom Knigi (Haus des Buches), das Jelissejew-Feinkostgeschäft, das Postgebäude, der Witebsker Bahnhof, das Grand Hotel Europe, das Hotel Astoria sowie die Gebäude des Kamennoostrowski-Prospekts und des Österreichischen Platzes sowie die Wohngebäude um die gesamte Stadt.
- In der Petersburger Moderne – einer späteren Variante des Klassizismus – wurden weitere Prunkbauten von dem Architekten Frederik Lidwal errichtet, zum Beispiel die Don-Asow-Bank.
- Nach der Oktoberrevolution wurden viele konstruktivistische Projekte verwirklicht, wie beispielsweise die Verwaltungsgebäude des Kirow-Rajon, das von Noi Trotzki projektiert wurde.
- Im Gegensatz zu Moskau finden sich in Sankt Petersburg wenige Zeugnisse der Ära des Stalinschen Monumentalstils, auch Sozialistischer Realismus oder Sozialistischer Klassizismus genannt, der ab 1932 im totalitären System Stalins alle Bereiche der Kunst erfasste. Ein Beispiel ist das Haus der Sowjets am Moskauer Platz, entworfen von Noi Trotzki.
- Später, speziell beim Wiederaufbau nach 1945, wurden die alten Gebäude restauriert und die Neubauten in der besten Tradition der Sowjet-Architektur errichtet. Sehr markante Beispiele hierfür sind viele Stationen der Metro sowie der Moskowski-Prospekt.
Stadtrundgang
Markantestes Gebäude der Skyline und höchstes Gebäude der Stadt ist der Fernsehturm Sankt Petersburg. Er befindet sich allerdings außerhalb der Innenstadt. Diese liegt vor allem auf der so genannten Admiralitätsseite der Newa. Der Newski-Prospekt, die Hauptstraße der Stadt, erstreckt sich von der Admiralität beziehungsweise der Eremitage nebst „Dworzowaja Ploschtschad“ – dem Parade- und Schlossplatz – bis zum Alexander-Newski-Kloster, der sogenannten Lawra. Letzteres ist nach dem russischen Volkshelden Alexander Newski, der Prospekt allerdings nach der Newa benannt. Zu den am Newski-Prospekt gelegenen Sehenswürdigkeiten zählen die Kasaner Kathedrale und das Kaufhaus Gostiny Dwor. Der Prospekt stößt auf den Ploschtschad Wosstanija, den „Platz des Aufstandes“. Der Newski-Prospekt wird von folgenden Kanälen geschnitten:
- Der Fluss Moika in Höhe der Kasaner Kathedrale. Auf der linken Seite, also gegenüber der Kathedrale, sieht man am Ufer der Moika in geringer Entfernung die Christi-Auferstehungskirche, die der Basilius-Kathedrale am Roten Platz in Moskau äußerlich sehr ähnelt. Am Ufer der Moika befindet sich ebenfalls das Haus, in dem der russische Nationaldichter Puschkin lebte und nach einer schweren Verwundung in einem Duell mit dem Franzosen Georges-Charles de Heeckeren d’Anthès auch verstarb. Die Moika wird unter anderem von der Grünen Brücke (in Höhe des Newski-Prospekts) und der Pozelujew-Brücke überquert.
- Der Gribojedow-Kanal. Links (östlich) davon erstreckt sich das Marsfeld, der Sommergarten mit dem Sommerpalast und der Wladimir-Palast.
- Der Fluss Fontanka, den die Anitschkow-Brücke überspannt. Hier befindet sich auch der gleichnamige Palast, in dem der bekannte Schachtrainer Zak unter anderem mit dem späteren Weltmeister Spasski arbeitete.
Unweit des Newski-Prospekts liegen weitere Sehenswürdigkeiten. Dies sind das Russische Museum, das sich neben der Auferstehungskirche befindet, die Isaakskathedrale, die sich unmittelbar an die Admiralität und die Eremitage anreiht, die Peter-und-Pauls-Festung – eine befestigte Insel, auch Haseninsel genannt, auf der dem Prospekt gegenüberliegenden Seite der Newa, mit zugehöriger Kathedrale, in der Zaren und Großfürsten beerdigt wurden. In einer Kapelle der Kathedrale wurde auch der letzte Zar Nikolaus II. mit seiner Familie und seiner Dienerschaft beigesetzt. In der Festung wurden schließlich auch zahlreiche Prominente der russischen Geschichte (im frühen 19. Jahrhundert zum Beispiel die Dekabristen, später die Anarchisten Michail Bakunin und Peter Kropotkin) festgehalten. Der Kreuzer Aurora kann auf derselben Newa-Seite nordwestlich der Festung besichtigt werden.
Der eherne Reiter, das Smolny-Kloster, die Rossistraße, der Sommergarten und die Christi-Auferstehungskirche befinden sich alle auf der südlichen Newa-Seite. Als besonders reizvoll gilt ein Spaziergang durch die Stadt während der Weißen Nächte im Frühsommer.
In der südlichen beziehungsweise süd-westlichen Umgebung Sankt Petersburgs sind das Schloss Peterhof, Pawlowsk und die Stadt Puschkin beliebte Ausflugsziele. Im Letzteren kann man im Katharinenpalast das legendäre Bernsteinzimmer besichtigen. Der Peterhof ist eine direkt am Meer gelegene weite Schlossanlage mit Palast, Schlosskirche, Orangerie, kleinen Lustschlössern wie „Mont Plaisir“, „Marly“ und einer besonders schönen Fontänen-Anlage in Hanglage, der sogenannten Kaskade, mit markanten vergoldeten wasserspeienden Bronzeskulpturen.
Der Peterhof, das Schloss Pawlowsk sowie der Katharinenpalast wurden im Verlauf des Zweiten Weltkrieges von den deutschen Besatzern zu großen Teilen verwüstet, und nach dem Krieg in mühevoller Kleinarbeit wieder aufgebaut und restauriert. Vom Witebsker Bahnhof aus lassen sich Pawlowsk und Puschkin leicht mit dem Vorortzug, der sogenannten Elektritschka, erreichen. An dieser Bahnstrecke befindet sich der Halt „21 km“, der an der südlichen Belagerungslinie der Stadt im Zweiten Weltkrieg gebaut wurde. Neben den Gleisen erinnern gegen Süden gerichtete damalige Kanonen an die deutsche Belagerung.
Petersburg im Film
Das Ende der kulturellen Blütezeit Sankt Petersburgs fiel zeitlich mit dem Aufkommen der Filmindustrie zusammen. Bei bemerkenswerten Filmen bis 1990 handelt es sich zu einem Großteil um Verfilmungen klassischer russischer Literatur. Es gibt dutzende Verfilmungen von Anna Karenina (die ersten sind eine russische und eine französische, beide von 1911, die erste westliche, die vor Ort gedreht wurde, ist von 1997) oder einige Versionen von Dostojewskis Der Idiot (die erste ist eine russische, von 1910).
Einige Filme beziehen sich auf die Stadtgeschichte. Neben einer großen Anzahl sowjetischer Propagandafilme gibt es bisher aber erst wenige Werke: In seiner Art eigenständig ist der Film Noi Vivi (Italien, 1942), eine Verfilmung des in der Stadt spielenden Buches von Ayn Rand Wir leben, der vor dem Hintergrund der sowjetischen Oktoberrevolution eine Kritik des faschistischen Italien versucht. Die Geschichte um die Tochter des letzten Zaren Anastasia wurde mehrfach verfilmt. Besonders bekannt sind die Versionen von 1956 mit Ingrid Bergman und das Zeichentrick-Musical (USA, 1997) von Don Bluth, ehemaliger Chefzeichner von Walt Disney. Besonders das Zeichentrick-Musical bezieht sich zwar sowohl auf die Stadtgeschichte als auch deren optische Opulenz, verfremdet beides aber so stark, dass es kaum wiederzuerkennen ist. Der italienische Spezialist für Filme über die russische Geschichte Giuseppe Tornatore plant einen Film über die Belagerung der Stadt im Zweiten Weltkrieg. Für die meiste internationale Resonanz sorgte bisher von allen Petersburger Filmen Russian Ark, der, in der Eremitage gedreht, 300 Jahre russische Geschichte in einem einzigen Schnitt Revue passieren lässt. Der Film Der Untergang wurde in der Stadt gedreht, da die historische Innenstadt in Teilen große Ähnlichkeiten zum Berlin des Jahres 1945 aufweist.
In Petersburg (damals noch Leningrad) spielt auch der Kultfilm Intergirl von Pjotr Todorowski, der letzte große Kinoerfolg der Sowjetunion vor deren Untergang.
Der James Bond-Film GoldenEye (1995) zeigt die Stadt in einem schon fast postapokalyptisch zu nennenden Zustand. Ein anderer britischer Action-Film, Midnight in St. Petersburg (1996) hingegen hat opulente Aufnahmen der Petersburger Sehenswürdigkeiten. Der Film Onegin (1999 unter anderem mit Liv Tyler) nimmt die Existenz des Puschkin-Gedichtes als Ausgangspunkt. In Das Rußland-Haus, einem Spionage-Thriller mit Sean Connery, Michelle Pfeiffer und Klaus Maria Brandauer, wird ein romantisches Bild der Stadt gezeigt.
Masjanja (russisch Масяня) ist eine beliebte russische nicht-kommerzielle Internet-Trickfilm-Serie, deren Handlung in Sankt Petersburg spielt.
Musik
Im Rahmen der klassischen Musik sind neben der Oper (siehe oben) vor allem die Sankt Petersburger Philharmoniker zu nennen. Im gleichnamigen Gebäude in der Stadt befindet sich das Stammhaus dieses Orchesters mit Weltniveau.
Mit der nachlassenden Staatskontrolle in der Perestroikazeit entwickelte sich im Leningrad der 1980er-Jahre eine sehr lebendige Rockmusikszene.[7] Ein Teil der Bands entstand unter dem Dach des Leningrader Rockclub, andere waren aus verschiedenen Landesteilen hierher gezogen. Im Gegensatz zur Hauptstadt Moskau, wo die Bürgerfreiheiten strenger überwacht wurden, konnte sich die Kunst in Leningrad vergleichsweise frei entfalten. Die damals entstandenen Bands und Interpreten haben ihren Einfluss bis heute nicht verloren. Zu diesem Teil der russischen Musikszene, der in Russland als „Piterski Rock“ („Petersburger Rock“) bekannt ist, zählen Bands wie „Aquarium“ mit Boris Grebenschtschikow, „Kino“ mit Wiktor Zoi, „Alissa“ mit Konstantin Kintschew, „AuktYon“ mit Leonid Fjodorow, „Pop-Mechanika“ mit Sergei Kurjochin, „Zoopark“ mit Michail „Mike“ Naumenko oder „DDT“ mit Juri Schewtschuk (aus Ufa).
Diese Musik lehnt sich an westliche Stilrichtungen an, behält aber die für „das russische Ohr“ typische Tonalität bei. In den Liedertexten findet man auch oft Parallelen zu den Autoren des Silbernen Zeitalters, einer kulturellen Blütezeit in Petersburg und Moskau am Anfang des 20. Jahrhunderts.
Sport
Der bekannteste Sportverein der Stadt ist der Fußballklub Zenit Sankt Petersburg. Die Saison 2007 konnte Zenit, das seine Heimspiele im 21.000 Zuschauer fassenden Petrowski austrägt, erstmals als russischer Meister abschließen. Der Verein gehört seit einigen Jahren dem gleichzeitigen Hauptsponsor Gazprom, der seit der Übernahme viele Millionen in die Verstärkung des Kaders sowie den laufenden Bau der neuen Gazprom-Arena gesteckt hat. Im Spieljahr 2007/2008 gewann der Fußballklub den UEFA-Pokal in Manchester durch ein 2:0 gegen die Glasgow Rangers sowie in Monaco den UEFA Super Cup mit einem 2:1 gegen Manchester United. Zur Saison 2010 feierten sie den russischen Pokalsieg durch ein 1:0 gegen FK Sibir Novosibirsk im Rostower Stadion Olimp-2.
Der Fußballverein Dynamo Sankt Petersburg spielt nach der Saison 2010 wieder in der drittklassigen 2. Division, nachdem er für ein Jahr in die 1. Division aufgestiegen war.
Der Eishockeyverein SKA Sankt Petersburg spielt in der Kontinentalen Hockey-Liga, während der HK WMF Sankt Petersburg an der Wysschaja Hockey-Liga teilnimmt. Die größten Eishockeystadien sind das SKK Peterburgski, die Eissportarena Sankt Petersburg und der Jubileiny Sportkomplex.
Der Damen-Volleyballverein Leningradka Sankt Petersburg spielt in der höchsten Spielklasse Russlands, der Superleague. Darüber hinaus ist in der Stadt der Basketballverein BK Spartak Sankt Petersburg beheimatet.
Schach
Zu den Bewohnern von Sankt Petersburg zählten einige herausragende Schachspieler: Michail Botwinnik (langjähriger und mehrmaliger Weltmeister zwischen 1948 und 1963), Boris Spasski (Weltmeister von 1969 bis 1972 und bekannt durch das Match mit Bobby Fischer (USA) 1972 in Reykjavík, das wegen des Ost-West-Konfliktes weltweites Interesse erregte), sowie Viktor Kortschnoi (heute Schweiz), langjähriger Vize-Weltmeister und Emigrant aus der Sowjetunion. Kortschnoi erlangte internationale Bekanntheit wegen der Duelle mit Anatoli Karpow um die Weltmeisterschaft 1978 in Baguijo und 1981 in Meran, welchen große politische Brisanz innewohnte. Karpow lebte lange Jahre in Leningrad.
Bildung
Sankt Petersburg war historisch das Zentrum der russischen Wissenschaft und ist neben Moskau immer noch der wichtigste Bildungs- und Wissenschaftsstandort. In der Stadt sind über 120 Universitäten, Hochschulen und Fachhochschulen ansässig. Davon sind 43 staatlich-zivil, 22 militärisch und etwa 50 werden privat betrieben, sind aber staatlich lizenziert. Zu den bekannteren Universitäten gehören die Staatliche Universität Sankt Petersburg, die Staatliche Universität für Wirtschaft und Finanzen, die Staatliche Polytechnische Universität, die Russische Kunstakademie und das Sankt Petersburger Konservatorium. Zu den militärischen Institutionen gehören beispielsweise die Militärische ingenieurtechnische Universität, die Militärakademie der Fernmeldetruppe, S. M. Budjonny und die Militärakademie für rückwärtige Dienste und Transportwesen.
In der Stadt sind etwa 600.000 Einwohner in Bildung und Wissenschaft beschäftigt, darunter sind ungefähr 340.000 Studierende.
In Petersburg lebten und wirkten mehrere Nobelpreisträger, darunter als letzter Schores Alfjorow, der Nobelpreisträger für Physik des Jahres 2000.
Religion
Siehe auch: Liste der Kirchen von Sankt PetersburgDie russisch-orthodoxe Kirche hat nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wieder deutlichen Zuwachs erhalten, aber auch andere Religionsgemeinschaften haben Zulauf. So ist Sankt Petersburg Sitz des Zentralen Kirchenamtes und der Kanzlei des Erzbischofs der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland, der Ukraine, in Kasachstan und Mittelasien (ELKRAS) in der St. Petri-Kirche sowie der Evangelisch-Lutherischen Kirche des Ingermanlandes in Russland. Die finnisch-lutherische und schwedisch-lutherische Kirche befinden sich in der Nähe, ebenso eine römisch-katholische und eine armenisch-apostolische Kirche.
Wirtschaft und Verkehr
Wirtschaft
Sankt Petersburg ist ein Verkehrsknotenpunkt und ein Zentrum russischer Forschung und Entwicklung. Dementsprechend beherbergt es ein großes Potenzial an Betrieben aus diesem Bereich. Auch nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der russischen Rubelkrise von 1998 konnte die Stadt große Teile ihres Potenzials retten.
In Sankt Petersburg finden sich Betriebe fast aller Zweige der verarbeitenden Industrie, ein besonderer Schwerpunkt liegt aber auf dem Schiff- und Maschinenbau. Unter anderem werden alle russischen atomgetriebenen Eisbrecher in der Stadt gefertigt. Weitere Schwerpunkte des industriellen Sektors in der Stadt sind Radioelektronik (vor allem in der Luft- und Raumfahrt), Neue Baustoffe (eine der vorrangigen Wachstumsbranchen), Energiemaschinenbau (Branchenbetriebe gelten als weltweit wettbewerbsfähig), Medizinischer Gerätebau, Vorbeugungsmedizin und Gesundheitswesen sowie Ökologisches Engineering. Außerdem besitzt die Stadt Möbelindustrie, Nahrungsmittelindustrie (unter anderem Baltika Brauerei) und erdölverarbeitende Industrie. In jüngster Zeit beginnt die Informationstechnologie eine größere Rolle einzunehmen.
Zahlreiche russische Großkonzerne, vor allem solche mit hohem Staatsanteil, verlagern gegenwärtig ihre Hauptquartiere aus Moskau an die Newa. Die Steuern der Gazprom-Öltochter Gazprom Neft, der Außenhandelsbank WTB, der Reederei Sovtorgflot, die Pipeline-Firma Transnefteprodukt oder der Fluggesellschaft Transaero sollen in Zukunft das Stadtbudget auffüllen.
Der Erfolg dieser Wirtschaftsansiedlung ist aber nur bedingt auf die guten Petersburger Investitionsbedingungen zurückzuführen, sondern administrativ gesteuert. Ausländische Unternehmen entscheiden sich dagegen aus nüchternen Kalkulationen für ihre Standorte.
Besonders emsig ist gegenwärtig die Automobilindustrie auf der Suche: Russlands Automarkt boomt, die Zulassungszahlen von Import-Autos erreichen inzwischen die des früheren Quasi-Monopolisten Lada. Zudem sind wegen des geplanten WTO-Beitritts Sonderkonditionen bei Importzöllen entfallen, die das russische Wirtschaftsministerium für die Errichtung von Kfz-Produktionsstätten im Land ausgeschrieben hat. Aus diesem Grund wird von einer Entwicklung Petersburgs hin zum „russischen Detroit“ gesprochen – die Stadt siedelte bislang die Hälfte aller ausländischen Autowerk-Projekte an. Besonders begünstigt wird diese Entwicklung durch einen relativ guten logistischen Anschluss (vor allem über den größten russischen Hafen), qualifizierte Arbeitskräfte, erschlossene Gewerbeflächen, lokale Steuervergünstigungen und die Nähe zum Hauptabsatzmarkt.
Neben der boomenden Autoindustrie haben in der Stadt an ausländischen Unternehmen unter anderem Wrigley, Gillette, Rothmans, Unilever, Japan Tobacco und Coca-Cola nennenswerte Investitionen getätigt. Fast eine Milliarde Euro (Stand 2005) Umsatz machte die Baltika-Brauerei. Mehrheitsaktionär ist die Baltic Beverages Holding (BBH), diese wiederum gehört je zur Hälfte der dänischen Carlsberg-Brauerei und der schottischen Brauerei Scottish & Newcastle. Baltika ist inzwischen die größte Brauerei in Russland und Osteuropa und nach Heineken die zweitgrößte in Europa. Das Joint-Venture wurde 1990 in Sankt Petersburg gegründet und hat sich schnell zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor für die Stadt entwickelt.
Wichtigster Außenhandelspartner der Stadt ist Deutschland.
An Rohstoffen finden sich Kies, Sandstein, Ton und Torf. Hingegen spielt die Landwirtschaft keine Rolle in der lokalen Wirtschaft.
80 km von Sankt Petersburg entfernt stehen in Sosnowy Bor zwei Kernkraftwerke, das im Betrieb befindliche Kernkraftwerk Leningrad und das in Bau befindliche Kernkraftwerk Leningrad II. 50 % des Strombedarfs der Region werden hieraus gespeist.
In der Sowjetunion war Sankt Petersburg der Hauptflottenstützpunkt, noch heute befindet sich der Großteil der ehemaligen Schlachtschiffe und U-Boote im Petersburger Militärhäfen. Das erste Dieselmotorschiff der Welt, die Vandal, lief von Rybinsk kommend ab 1903 planmäßig Sankt Petersburg an. Vor der Perestroika bildete der rüstungsindustrielle Komplex 80 Prozent der Leningrader Wirtschaft.
Weitere Unternehmen, die die Sowjetzeit überdauert haben und weltweit bekannt sind, haben ihre Zentrale nach wie vor in Sankt Petersburg. Beispielsweise gibt es dort den renommierten Verlag Prospekt Nauki, bekannt für seine wissenschaftlichen Werke, wie auch das sowjetische Optik-Kombinat LOMO PLC dessen anfangs unbedeutende Kamera Lomo LC-A (Lomo-Compakt-Automatic), mit ihrer eher zweifelhaften Bildqualität Ausgangspunkt für eine charakteristische künstlerische Photogestaltung, die sogenannten Lomographie, wurde. Ebenfalls in Sankt Petersburg befindet sich das sowjetische Traditionsunternehmen für Uhren, die Uhrenfabrik Petrodworez, mit ihren berühmten Raketa-Uhren.[8]
Tourismus wird ein zunehmend wichtiger Wirtschaftsfaktor in der Stadt. Laut der UNESCO gehört die Stadt zu den zehn für Touristen attraktivsten Reisezielen weltweit.
Verkehr
Sankt Petersburg ist ein großer Verkehrsknotenpunkt. Hierbei stellt die Stadt eine wichtige Verknüpfung zwischen Seeschifffahrt, Binnenschifffahrt und Eisenbahn her. Der Hafen Sankt Petersburgs ist der bedeutendste Hafen Russlands (Güterumschlag 2007: 59,6 Mill. t) und wichtig für den ganzen osteuropäischen und nordasiatischen Raum. Besonders schnell steigt der Containerverkehr. Linienverbindungen bestehen unter anderem nach Stockholm, Helsinki, Kiel, Lübeck und anderen Hafenstädten an der Ostsee sowie zu allen wichtigen Containerhäfen in der Nordsee. Nachbarhäfen von Sankt Petersburg befinden sich an der Ostsee in Ust-Luga, Primorsk (Öl) und in Wyssozk. Das weitere Wachstum des Hafens an den gegenwärtigen Standorten im Stadtgebiet wird durch fehlende Flächen und die schwierige Anbindung an den Hinterlandverkehr über das permanent verstopfte städtische Straßen- und Schienennetz behindert. Entwicklungsprojekte gibt es im Bereich Lomonossow und Bronka. Das stärkste Wachstum soll aber in Ust-Luga, ca. 120 km westlich erfolgen.
Über die Newa und verschiedene Kanäle bestehen schiffbare Verbindungen zum Ladogasee, zur Wolga und zum Weißen Meer. Dabei fahren die Schiffe nachts durch das Stadtgebiet, wofür Klappbrücken hochgeklappt werden. Seit einigen Jahren hat sich die Passagier-Schifffahrt von Fluss-Kreuzfahrten als guter Wirtschaftsfaktor herausgestellt, wozu der Flusshafen im Süden der Stadt an der Newa gut ausgebaut wurde.
Die erste russische Eisenbahn führte von Sankt Petersburg nach Zarskoje Selo und verband die Hauptstadt mit dem „Zarendorf“. Vor dem Ersten Weltkrieg fuhr der Nord-Express direkt von Sankt Petersburg bis nach Paris. Heute bestehen direkte Eisenbahnverbindungen nach Murmansk („Murmanbahn“), Helsinki (vom Ladoga-Bahnhof aus), Kirow, Moskau (Moskauer Bahnhof an der Bahnstrecke Sankt Petersburg–Moskau), Kaliningrad, Minsk und Berlin (Witebsker Bahnhof).
Sankt Petersburg ist durch zwölf Fernstraßen erschlossen. Am 7. September 2006 wurde der erste Bauabschnitt der neu gebauten Ringautobahn „KAD“ um Sankt Petersburg für den Verkehr freigegeben. Die 66 Kilometer lange Route umgeht die Hafenstadt im Osten. Doch nach wie vor gibt es Engpässe. Begonnen worden war das mit Kosten von bislang etwa zwei Milliarden Euro größte aktuelle Straßenbauprojekt Russlands im Frühjahr 2001.
Für den sich bisher durch die Stadt quälenden Transitverkehr auf der Route von Finnland nach Moskau bedeutet die Autobahn mit ihrer momentanen Kapazität von 50.000 Fahrzeugen pro Tag eine enorme Erleichterung: Die Fahrtzeit zum Passieren der Fünf-Millionen-Stadt dürfte auf etwa ein Drittel schrumpfen. Zum Wahrzeichen der neuen Autobahn wurde eine Ende 2004 eröffnete 2,8 Kilometer lange Hängebrücke, die hoch genug ist, um als einzige Newa-Brücke in Sankt Petersburg zum Passieren des Schiffsverkehrs nachts nicht hochgeklappt werden zu müssen.
Das Hochklappen aller anderen Newa-Brücken, insbesondere in den Weißen Nächten ist zwar touristisch hoch attraktiv, legt jedoch den Straßenverkehr jede Nacht für drei bis fünf Stunden praktisch völlig lahm.
Bislang wies der Ring jedoch noch eine vier Kilometer lange Lücke im Stadtteil Rschewka auf, deren Schließung sich als besonders kompliziert erwies: Hier musste sowohl der Newa-Nebenfluss Ochta als auch ein großes Bahngelände samt einem Bahnhof überbrückt werden. Außerdem stießen die Bautrupps auf eine bei der Planung übersehene unterirdische Ölleitung, die erst verlegt werden musste.
Engpässe gibt es auf der Strecke aber nach wie vor: Der geplante achtspurige Ausbaustand wurde bislang nur auf 25 Kilometern verwirklicht, ansonsten ist die Autobahn vierspurig. Gespart wurde auch an der Anbindung des Autobahnringes an das restliche Verkehrsnetz. Mit nur elf Abfahrten wurden zwei weniger als ursprünglich geplant realisiert.
Am 12. August 2011 wurde der Autotunnel unter dem Hochwasserschutzdamm, für den Verkehr geöffnet, somit gilt die 115 Kilometer lange, seit 1979 im Bau befindliche Trasse als vollendet.
Neben der abgekürzt „KAD“ genannten Ringautobahn wird in Sankt Petersburg noch die nur sehr aufwändig zu realisierende Nordsüd-Stadtautobahn „SSD“ projektiert. Sie wird unter anderem den Petersburger Hafen an den Autobahnring anbinden. Anders als die KAD soll diese Route mautpflichtig werden.[9]
Etwa zwölf Kilometer südlich der Innenstadt liegt der Flughafen Pulkowo mit seinen Terminals Pulkowo I (Inlandsflüge) und Pulkowo II (Auslandsflüge). Von hier aus fliegt die Fluggesellschaft Rossija, in der die ehemalige Pulkovo Airlines aufgegangen ist. Auch zahlreiche ausländische Airlines bedienen den Flughafen, darunter die deutschen Fluggesellschaften Air Berlin, Germanwings und Lufthansa. Sie bieten Direktflüge zwischen Petersburg und Berlin, Frankfurt am Main, Köln/Bonn, Düsseldorf, München, Münster und Wien an. Die Fluggesellschaft Rossija bietet darüber hinaus Flüge nach Hamburg, Hannover und Zürich.
Aufgrund der Lage im Sumpf und der Notwendigkeit, den Vortrieb der Tunnel in den darunter liegenden Ton- bzw. Lehmschichten vorzunehmen, ist die – 1955 eröffnete – Metro die tiefste U-Bahn der Welt. Die bis zu 100 Meter tief gebaute Petersburger Metro hat fünf Linien. Außerdem gibt es zahlreiche Bus- und Trolleybuslinien sowie mit der Straßenbahn Sankt Petersburg das ehemals größte Straßenbahnnetz der Welt. Der größte Anteil des bodengebundenen Reisendenstroms wird aber von den Linientaxis („Marschrutkas“) bewältigt. Sankt Petersburg besitzt zusätzlich ein weit in die Oblast Leningrad und bis nach Oblast Pskow, Oblast Nowgorod und die Republik Karelien reichendes Regionalbahnnetz („Elektritschka“).
Partnerstädte
Sankt Petersburg und Hamburg führen seit 1957 die erste deutsch-sowjetische und erste deutsch-russische Städtepartnerschaft. Diese wurde später zu zwei Dreieckspartnerschaften mit Dresden (seit 1961) und Prag (seit 1991) ergänzt.
Sankt Petersburg unterhält weitere Städtepartnerschaften mit folgenden Städten:
- Turku, Finnland, seit 1957 (erste Partnerstadt von Sankt Petersburg)
- Zagreb, Kroatien, seit 1968
- Los Angeles, USA, seit Dezember 1989
- Paris, Frankreich, seit 1997
- Warschau, Polen, seit 1997
- Graz, Österreich, seit 2001
- Belgrad, Serbien
- Gdańsk, Polen
- Mailand, Italien
- Istanbul, Türkei
- Mumbai, Indien
- Nizza, Frankreich
- Saint Petersburg, Florida, USA
- Rischon leTzion, Israel
- Isfahan, Iran
- Aarhus, Dänemark
- Montevideo, Uruguay
- Košice, Slowakei
- Porto Alegre, Brasilien
- Debrecen, Ungarn
Weiterhin besteht ein Kooperationsabkommen mit Bordeaux, Frankreich.
Persönlichkeiten
Siehe auch: Liste der Söhne und Töchter Sankt PetersburgsSankt Petersburg war Geburts- und Wohnort zahlreicher russischer und internationaler Adliger, Politiker, Künstler und Wissenschaftler. Zu den bekanntesten von ihnen gehören Fjodor Dostojewski, Alexander Puschkin, Daniil Charms, alle russischen Zaren seit 1718, Dmitri Medwedew, Wladimir Putin, Leonhard Euler, Alfred Nobel, Armand Marseille oder Iwan Pawlow.
Siehe auch
Portal:Sankt Petersburg – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Sankt Petersburg
Literatur
- Karl Schlögel, Frithjof Benjamin Schenk, Markus Ackeret (Herausg.): Sankt Petersburg. Schauplätze einer Stadtgeschichte. Campus, Frankfurt am Main 2007, ISBN 3-593-38321-7.
- Jörg Ganzenmüller: Das belagerte Leningrad 1941–1944. Eine Stadt in den Strategien von Angreifern und Verteidigern. Schöningh, Paderborn 2005, ISBN 3-506-72889-X.
- Jan Kusber: Kleine Geschichte St. Petersburgs. Pustet, Regensburg 2009, ISBN 978-3-7917-2227-6.
- Karl Schlögel: Petersburg. Das Laboratorium der Moderne 1909–1921. Fischer, Frankfurt am Main 2009, ISBN 3-596-16720-5.
- Solomon Volkov: St. Petersburg. A Cultural History. Free Press, New York 1995, ISBN 0-684-83296-8.
Weblinks
Commons: Sankt Petersburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Petersburg.Aktuell.RU – Deutschsprachiges Stadtjournal aus Sankt Petersburg
- Petersburger Herold – Deutschsprachige Onlinezeitung aus Sankt Petersburg
- Sankt Petersburg in Wort und Bild
- Stadtgeschichte von Sankt Petersburg
- Audiofeature über die Geschichte der Stadt Sankt Petersburg auf Bayern2 Radiowissen Mediathek
- Großformatiger colorierter Stadtplan von W. P. Clarke (1834) (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Föderaler Dienst für staatliche Statistik Russlands
- ↑ Jörg Ganzenmüller: Das belagerte Leningrad. (siehe Literaturliste), S. 13–82, Zitate S. 17 und 20. Auch Adam Tooze zeigt in Ökonomie der Zerstörung auf, dass der Hungertod der Bewohner sowjetischer Städte von der deutschen Kriegführung gezielt einkalkuliert war, schon weil die für ihre Versorgung notwendigen Nahrungsmittel für die Wehrmacht und die Zivilbevölkerung in Deutschland und besetzten westeuropäischen Ländern verplant waren.
- ↑ Erich Maschke (Hrsg.): Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen des zweiten Weltkrieges. Gieseking, Bielefeld 1962–1977.
- ↑ newsinfo.ru; abgerufen am 16. März 2008
- ↑ Offizielle Website der E.ON Ruhrgas AG; abgerufen am 16. März 2008
- ↑ Föderaler Dienst für staatliche Statistik Russlands
- ↑ http://www.norient.com/html/show_article.php?ID=106
- ↑ Dokumentarfilm über die Geschichte der Uhrenfabrik Petrodvorez, 2003 (russisch mit englischen Untertiteln)
- ↑ http://www.petersburg.aktuell.ru
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