- Phoca groenlandica
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Sattelrobbe Systematik Überordnung: Laurasiatheria Ordnung: Raubtiere (Carnivora) Unterordnung: Hundeartige (Cynoidea) Familie: Hundsrobben (Phocidae) Gattung: Echte Hundsrobben (Phoca) Art: Sattelrobbe Wissenschaftlicher Name Phoca groenlandica Erxleben 1777 Die Sattelrobbe (Phoca groenlandica) ist eine in der Arktis verbreitete Robbe aus der Familie der Hundsrobben.
Inhaltsverzeichnis
Merkmale
Die Männchen der Sattelrobbe sind sehr charakteristisch gefärbt und unverwechselbar. Sie sind silbergrau, haben einen schwarzen Kopf und eine schwarze, hufeisenförmige Markierung, die sich von den Schultern über beide Flanken zieht. Da diese in der Form einer Harfe ähnelt, trägt diese Robbe im Englischen den Namen „harp seal“. Weibchen haben ähnliche Markierungen, die aber viel blasser sind und sich manchmal zu einer Fleckenzeichnung auflösen. Sattelrobben sind 170 bis 180 cm lang und wiegen 120 bis 140 kg.
Lebensraum
Sattelrobben sind im Nordpolarmeer verbreitet. Es gibt drei voneinander getrennte Populationen:
- an den Küsten Labradors und Neufundlands sowie im Sankt-Lorenz-Golf, außerhalb der Fortpflanzungszeit auch an allen atlantischen Küsten Kanadas und Grönlands
- nördlich von Jan Mayen in der Grönlandsee, außerhalb der Fortpflanzungszeit an den Küsten Svalbards und Ostgrönlands
- im Weißen Meer, außerhalb der Fortpflanzungszeit in der Barentssee und der Karasee
Sattelrobben bringen ihre Jungen in Treibeisregionen zur Welt und leben auch am Rande des Packeises.
Lebensweise
Beutetiere sind vor allem Fische und Krebse. Dabei tauchen sie bis zu Tiefen von 200 Meter, um ihre Beute zu finden.
Zur Fortpflanzungszeit im Januar und Februar wandern die Tiere auf das Eis, um dort ihre Nachkommen zur Welt zu bringen. Hier sammeln sie sich in losen Kolonien von Zehntausenden Tieren. Im Packeis halten sie etwa 90 cm messende Atemlöcher offen, die sich bis zu 40 Tiere teilen. Die Weibchen halten jeweils etwa zwei Meter Abstand zueinander. Männchen kämpfen mit Zähnen und ihren Flossen untereinander um die Weibchen. Ein Männchen paart sich auf dem Eis mit einem Weibchen.Die Jungen werden nach der Geburt bis zu 12 Tage mit extrem fetter Milch gesäugt, so dass sie täglich fast zwei Kilogramm an Gewicht zulegen. Die Jungtiere („Whitecoats“) haben kein dickes Fettpolster unter der Haut, ihre Wärmeregulation erfolgt durch ein andauerndes Zittern. Auch das weiße Fell ist in diesem Zusammenhang essenziell. Dies besteht, ähnlich wie bei Eisbären, aus transparenten hohlen Haaren, die die Sonnenwärme direkt an die schwarze Haut leiten und diese erwärmen. Nach der Entwöhnung verbleiben die Jungen noch etwa weitere 10 Tage allein auf dem Eis, bis das weiße Jungtierfell ausfällt und durch die charakteristische silbergraue Färbung mit schwarzer Zeichnung ersetzt wird.
Die Weibchen gehen nach der Geburt ihrer Jungtiere wieder begattet, vom gleichen Männchen wie im Vorjahr. Die Tragzeit beträgt entsprechend etwa 11,5 Monate, dabei eingeschlossen eine 4,5 Monate lange Keimruhe, in der sich der Embryo nicht entwickelt.
Bedrohung und Schutz
Ursprünglich soll es eine weltweite Population von neun Millionen Sattelrobben gegeben haben; damit wäre die Sattelrobbe nach dem Krabbenfresser die individuenreichste Robbenart der Welt gewesen. Während sie schon immer von den Inuit und anderen Völkern der Nordpolarregion gejagt wurde, begann die kommerzielle Jagd durch Europäer erst im 16. Jahrhundert, und im 19. Jahrhundert nahm diese Ausmaße an, die schwere Auswirkungen auf die Gesamtpopulation hatten.
Die Whitecoats der Sattelrobben wurden wegen ihres Fells zu Hunderttausenden gejagt und mit Knüppeln erschlagen. Besonders in Neufundland wurde oft fast der gesamte Nachwuchs eines Jahres getötet, die Population drohte auszusterben. Durch internationale Proteste, allen voran den Einsatz der IFAW (International Fund for Animal Welfare), brach der Markt für Robbenfelle zusammen, die kommerzielle Jagd auf die Robbenjungen wurde durch internationalen Druck von der kanadischen Regierung weitgehend verboten. Unter strengen Regularien werden allerdings noch immer offiziell jährlich bis zu 325.000 Robben von kanadischen Robbenjägern erlegt, mit der Begründung, die Robben gefährdeten die Fischbestände. Dabei handelt es sich nicht mehr um die Jungtiere, die Tiere dürfen seit 1987 erst nach dem Fellwechsel erlegt werden. Um den Robbenjägern nicht ihre Existenzgrundlage zu nehmen, organisierte IFAW bereits kurz nach Einstellung der Robbenjagd Naturreisen zu den Robbenkolonien, „Sealwatch“ ist heute ein unter Naturfreunden und Fotografen sehr beliebtes Urlaubsvergnügen.
Die andauernde Robbenjagd in Kanada ist alljährlich Ziel der Protestaktionen von Tierschützern. Doch auch Norwegen und Russland jagen weiterhin Sattelrobben. Nach persönlicher Intervention von Wladimir Putin dürfen in Russland künftig allerdings nur noch erwachsene Tiere gejagt werden.
Literatur
- Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. 6th Edition. Johns Hopkins University Press, Baltimore 1999, ISBN 0-80-185789-9.
Weblinks
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