Phoenicopterus chilensis

Phoenicopterus chilensis
Chileflamingo
Chileflamingo (Phoenicopterus chilensis) im Tiergarten Bernburg

Chileflamingo (Phoenicopterus chilensis) im Tiergarten Bernburg

Systematik
Reihe: Landwirbeltiere (Tetrapoda)
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Flamingos (Phoenicopteriformes)
Familie: Flamingos (Phoenicopteridae)
Gattung: Phoenicopterus
Art: Chileflamingo
Wissenschaftlicher Name
Phoenicopterus chilensis
Molina, 1782

Der Chileflamingo oder Chilenische Flamingo (Phoenicopterus chilensis) ist die häufigste der drei in Südamerika vorkommenden Flamingo-Arten.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Der Chileflamingo ist durchschnittlich 120 bis 140 cm groß (davon machen allein die langen Beine 40–50 cm aus). Weibliche Tiere sind tendenziell kleiner als männliche. Der Hals ist lang und in Normalhaltung s-förmig gebogen, im Flug jedoch gerade abgestreckt. Die Gefiederfarbe ist rosa und von der Aufnahme von Carotinoiden mit der Nahrung abhängig.[1] Die Beine sind an den Intertarsal-Gelenken kräftig rot gefärbt, was ein eindeutiges Arterkennungszeichen ist. Der Ruf ist ein gänseähnliches Tröten.

Vorkommen

Chilenische Flamingos kommen im Unterschied zu Anden- und Jamesflamingos in weiten Teilen Südamerikas vor. Sie sind von Peru über Uruguay bis Feuerland anzutreffen.[2] Die Brutgebiete befinden sich in den Hochanden, wo die Witterung kurzfristigen Schwankungen unterworfen ist. Sturm, Hagel oder Schnee sind selbst in der Brutzeit keine Seltenheit. Nachttemperaturen können unter -20°C fallen.[3]

Lebensweise

Wenige Tage alter Chilenischer Flamingo im Tiergarten Bernburg
Heranwachsender Chilenischer Flamingo im Dunenkleid mit Eltern im Tiergarten Bernburg

Chilenische Flamingos ernähren sich von kleinen Krebsen, Insekten, Mollusken und Algen aus dem Bodenschlamm, die mit Hilfe des spezialisierten Schnabels ausgeseiht werden. Jungtiere werden mit einer nährstoffreichen Kropfmilch der Eltern gefüttert.[4] Die Brut erfolgt nicht notwendig jährlich und in gemischten Kolonien gemeinsam mit Anden- und Jamesflamingos, die tausende bis zehntausende Tiere umfassen können.[5] Damit konzentriert sich das Brutgeschehen zumeist an einigen wenigen Brutstätten. Es besteht eine Tendenz zur Brutorttreue. [6] An ausgedehnten, flachen, schlammigen und kargen Ufern sowie auf ebensolchen Inseln errichten die Flamingos in enger Nachbarschaft zu einander Schlammkegelstümpfe, auf denen ein einzelnes, weißes Ei mit kalkschmierigem Überzug abgelegt wird. Geht das Ei verloren, wird ein neues nachgelegt. Die Eilänge beträgt 87,6 bis 100,0 mm, die Breite 50,0 bis 56,5 mm.[7] Die Brut dauert rund 30 Tage. Zwischen Anpicken und vollzogenem Schlupf können mehrere Tage vergehen. Frisch geschlüpfte Jungtiere besitzen ein nahezu weißes Dunengefieder, rosa gefärbte Beine und einen geraden Schnabel. Der Eizahn verliert sich erst nach drei Wochen. Mit 7 bis 9 Tagen beginnt die Schwarzfärbung der Beine. Das Dunenkleid wird einheitlich grau und verliert sich erst nach drei Monaten vollständig. Die Einkrümmung des Schnabels ist mit 27 Lebenstagen bereits sichtbar und mit 48 Tagen wie beim Alttier ausgeprägt. Selbständig fressen die Jungtiere mit ungefähr zehn Wochen.[8] Sie sind mit 1½–2 Jahren ausgewachsen.

Haltung in Menschenhand

Chilenische Flamingos sind häufig gezeigte Zootiere, deren Haltung nicht sonderlich schwierig ist. Es stehen von mehreren Anbietern gut geeignete Futtermischungen zur Verfügung. In der Regel enthalten Flamingo-Futtermischungen den Farbstoff Canthaxanthin. Um die arttypische Färbung zu erhalten, wird häufig zusätzlich gemahlener Paprika verfüttert.[9] Zur Nachzucht hingegen sind die Flamingos in manchen Zoos nur mit Schwierigkeiten zu bewegen. Zwar sind zahlreiche Faktoren bekannt, die die Nachzucht begünstigen. Unklarheit besteht jedoch dahingehend, welche dieser Bedingungen in Kombination mit anderen unverzichtbar sind. So zeigte sich entgegen der vorherrschenden Lehrmeinung gerade bei Chilenischen Flamingos, dass erfolgreiche Nachzucht auch mit einigen wenigen Tieren bereits möglich ist.[10] Flamingos, die nicht in geschlossenen Volieren gehalten werden, bekommen mitunter für einen Teil der Brutdauer Attrappen untergeschoben, um zu verhindern, dass Eier an Krähenvögel verloren gehen.[11] Auch die Handaufzucht verwaister Chilenischer Flamingos ist mehrfach erfolgreich gelungen.[12] In Menschenhand können Flamingos ein Alter von über 60 Jahren erreichen.[13]

Bestand und Gefährdung

Der Gesamtbestand des Chileflamingos wird auf etwa 200.000 Tiere geschätzt, was einen deutlichen Rückgang gegenüber geschätzten 500.000 Tieren in den 1970er Jahren bedeutet. Die Art wurde in der globalen Roten Liste der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) 2004 als der Gefährdung nahe (near threatened) eingestuft. Zumindest früher wurden Eier durch die indigene Bevölkerung in erheblichen Stückzahlen für den menschlichen Verzehr abgesammelt.[14]

Außerhalb Südamerikas besteht im niederländisch-deutschen Grenzgebiet am Zwillbrocker Venn eine Brutkolonie mit Chileflamingos, die auf Tiere zurückgeht, die vermutlich aus Menschenhand entwichen waren.[15]

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Kear, 2004
  2. Howard & Moore, 1994
  3. Johnson et al., 1958
  4. Kear, 2004
  5. Johnson et al., 1958
  6. Bucher et al., 2000
  7. Johnson et al., 1958; n=14
  8. Gangloff & Gangloff, 1994
  9. Johann, 1998
  10. Gangloff und Gangloff, 1994
  11. Johann, 1998
  12. Gangloff und Gangloff, 1994; Rösing, 1991
  13. Nachweise für Rosaflamingos durch Schifter & Studer-Thiersch, 1997. Ähnliches darf für Chilenische Flamingos angenommen werden.
  14. Johnson et al., 1958
  15. de Grahl, 1990

Literatur

  • H. J. Bock und Gerhard Haas: Erstmalige künstliche Aufzucht eines Flamingos im Zoo Wuppertal. Der Zoologische Garten (Neue Folge) Bd. 44, 1974, Seiten 80-86.
  • Enrique H. Bucher, Ada L. Echevarria, Maria D. Juri und Jose M. Chani: Long-term survey of Chilean flamingo breeding colonies on Mar Chiquita lake, Córdoba, Argentina. In: Waterbirds. The International Journal of Waterbird Biology. Vol. 23 Special Publication No. 1 (Conservation biology of flamingos), 2000, Seiten 114-118, ISSN 1524-4695
  • Bernadette Gangloff und Lucien Gangloff: Erfahrungen mit der Handaufzucht von Chileflamingos (Phoenicopterus chilensis Molina, 1782). Der Zoologische Garten (Neue Folge) Bd. 64, 1994, Seiten 163-184, ISSN 0044-5169
  • Wolfgang de Grahl: Der Flamingo - Brutvogel in deutscher Natur. Gefiederte Welt, Nr. 4 1990, 119-120
  • Richard Howard und Alick Moore. A complete checklist of the birds of the world. Academic Press London, 2nd edition 1994, ISBN 0-12-356910-9
  • Achim Johann: Maintenance of the Chilean Flamingo at Rheine Zoo. International Zoo News, Vol.45, Nr. 7 1998, Seite 406 ff
  • A.W.Johnson, F. Behn und W.R.Millie: The South American flamingos. The Condor Vol. 60, 1958, Seiten 289-299.
  • Janet Kear: Flamingos. In: Christopher Perrins (ed.): Vögel der Welt. BLV Verlagsgesellschaft München 2004, ISBN 3-405-16682-9 (Originaltitel: The new encyclopedia of birds. Andromeda Oxford, 2004)
  • Janet Kear und Nicole Duplaix-Hall (eds.): Flamingos. T. & A.D. Poyser Berkhamsted, 1975.
  • Ernst M. Lang: Flamingos raise their young on a liquid containing blood. Experimentia Bd. 19, 1962, Seiten 532-533
  • J. Rösing: Erfolgreiche Handaufzucht von drei Chile-Flamingos (Phoenicopterus chilensis). Jahresbericht Zoologischer Garten der Stadt Frankfurt am Main Bde. 116-130, 1991, Seiten 64-69
  • Herbert Schifter & Adelheid Studer-Thiersch: Bemerkenswertes Alter von Rosaflamingos (Phoenicopterus ruber roseus) in Menschenhand. Der Zoologische Garten (Neue Folge) Bd. 67, 1997, Seite 390

Weblinks


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