- PicoBlaze
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Als PicoBlaze wird eine ausschließlich in FPGAs und CPLDs der Firma Xilinx verwendbare Prozessorfamilie bezeichnet. Die Prozessoren existieren nicht als physische Hardware, sondern sind in den Hardwarebeschreibungssprachen VHDL und Verilog als sogenannte Softcores verfügbar, was ihre Erweiterung durch Hinzufügen von Peripherie zu kleinen Mikrocontrollern sehr einfach macht.
Durch die spezielle Optimierung auf die Besonderheiten bestimmter FPGA/CPLD-Bausteine der Firma Xilinx ist der Logikbedarf der Prozessoren sehr gering. Nachteilig ist, dass durch die Optimierung und durch rechtliche Beschränkungen PicoBlaze-Prozessoren nur auf FPGAs und CPLDs der Firma Xilinx verwendet werden können und dürfen.
Die Stärke der PicoBlaze-Prozessoren liegt im Einsatz als Finite State Machine, wobei diese aber nicht besonders zeitkritisch sein sollte. Implementierung von Finite State Machines direkt in der Hardwarebeschreibungssprache sind je nach Umfang der Zustände stark größenabhängig, was durch den Einsatz eines PicoBlaze-Prozessors vermieden werden kann. Dadurch vereinfacht sich die Entwicklung der restlichen Hardware. Aufgrund eines vergleichsweise eher geringen Leistungsumfangs von PicoBlaze-Prozessoren sollten bei komplexeren Aufgaben andere, leistungsfähigere Prozessoren bzw. Mikrocontroller wie der ebenfalls von Xilinx für FPGAs als Softcore verfügbare MicroBlaze verwendet werden.
PicoBlaze-Prozessoren hießen ursprünglich KCPSM, was eine Abkürzung für "Constant(k) Coded Programmable State Machine" ist. Fälschlicherweise wird oft angenommen, KCPSM sei eine Abkürzung für "Ken Chapman's Programmable State Machine".[1] Ken Chapman ist der Entwickler der PicoBlaze-Prozessoren bei Xilinx.
Inhaltsverzeichnis
PicoBlaze-Familie
Die PicoBlaze-Prozessorfamilie umfasst die folgenden Derivate:
- PicoBlaze CPLD (optimiert für Xilinx CoolRunner-II CPLDs)
- PicoBlaze (optimiert für Xilinx Virtex-E and Spartan-II/IIE FPGAs)
- PicoBlaze II (optimiert für Xilinx Virtex-II FPGAs)
- PicoBlaze 3 (optimiert für Xilinx Spartan-3 und neuere Spartan, Virtex-II, Virtex-II Pro, Virtex 4 und neuere Virtex FPGAs)
- PicoBlaze 6 (optimiert für Xilinx Spartan-6 und neuere Spartan, Virtex-6 und neuere Virtex FPGAs)
Hardware-Merkmale
PicoBlaze-Prozessoren basieren auf einer 8-Bit RISC-Architektur. Die Geschwindigkeit variiert stark mit der eingesetzten Hardware, kann jedoch weit über 100 MIPS erreichen. Für die Ausführung einer Instruktion werden jeweils zwei Taktzyklen benötigt.
Merkmal PicoBlaze PicoBlaze II PicoBlaze 3 PicoBlaze 6 PicoBlaze CPLD Anzahl IO-Portadressen 256 256 256 256 256 Anzahl Register 16 32 16 2 x 16 8 Scratchpad Nein Nein 64 Bytes 64/128/256 Bytes Nein Callstack-Größe 15 31 31 31 4 Max. Programmgröße 256 Instruktionen 1024 Instruktionen 1024 Instruktionen 1024/2048/4096 Instruktionen 256 Instruktionen IO-Ports
PicoBlaze-Prozessoren besitzen je einen 8-Bit breiten Ein- und Ausgabeport, die über 8-Bit-Port-IDs adressiert werden können, woraus sich theoretisch 256 Ein- und Ausgabeports ergeben. Praktisch wird die tatsächlich mögliche Anzahl von Portadressen jedoch durch die durch die Beschaltung entstehende Signallaufzeit sowie die verwendete Taktfrequenz eingeschränkt.
Register
Die PicoBlaze-Prozessoren verfügen über eine unterschiedliche Anzahl von 8-Bit-Registern. Die Register sind funktional identisch und können mit allen Register-Befehlen gleichermaßen verwendet werden. Der PicoBlaze 6 verfügt über zwei Registerbänke, welche jeweils 16 Register enthalten.
Scratchpad
Das Scratchpad ist ein RAM-Speicher, in welchen mit den Befehlen STORE und FETCH Registerwerte gespeichert oder zurückgelesen werden können. Zum Teil kann die Scratchpad-Größe über Parameter werden.
Callstack
Der Callstack sämtlicher PicoBlaze-Prozessoren wird sowohl für CALL-Aufrufe als auch für Interrupts gemeinsam verwendet.
Befehlssatz
Der PicoBlaze besitzt einen kleinen Befehlssatz, der auf die wichtigsten Befehle begrenzt ist.
Befehl PicoBlaze PicoBlaze II PicoBlaze 3 PicoBlaze 6 PicoBlaze CPLD Programmfluss JUMP Ja Ja Ja Ja Ja CALL Ja Ja Ja Ja Ja RET Ja Ja Ja Ja Ja Logik AND Ja Ja Ja Ja Ja OR Ja Ja Ja Ja Ja XOR Ja Ja Ja Ja Ja COMP Nein Nein Ja Ja Nein COMPC Nein Nein Nein Ja Nein TEST Nein Nein Ja Ja Nein TESTC Nein Nein Nein Ja Nein Arithmetik ADD Ja Ja Ja Ja Ja ADDC Ja Ja Ja Ja Ja SUB Ja Ja Ja Ja Ja SUBC Ja Ja Ja Ja Ja Schiebe- und Rotationsbefehle SR0 Ja Ja Ja Ja Ja SR1 Ja Ja Ja Ja Ja SRX Ja Ja Ja Ja Ja SRA Ja Ja Ja Ja Ja RR Ja Ja Ja Ja Ja SL0 Ja Ja Ja Ja Ja SL1 Ja Ja Ja Ja Ja SLX Ja Ja Ja Ja Ja SLA Ja Ja Ja Ja Ja RL Ja Ja Ja Ja Ja Ein-/Ausgabe, Daten bewegen REGBANK Nein Nein Nein Ja Nein LOAD Ja Ja Ja Ja Ja LOADRET Nein Nein Nein Ja Nein IN Ja Ja Ja Ja Ja OUT Ja Ja Ja Ja Ja FETCH Nein Nein Ja Ja Nein STORE Nein Nein Ja Ja Nein STAR Nein Nein Nein Ja Nein Interrupt RETI Ja Ja Ja Ja Ja EINT Ja Ja Ja Ja Ja DINT Ja Ja Ja Ja Ja Für weitere Details zu den Befehlen können die Application Notes zu Rate gezogen werden (siehe Weblinks).
Programmierung
Die PicoBlaze-Prozessoren werden ihrer Einfachheit wegen praktisch ausschließlich in Assembler programmiert. Da es von seitens Xilinx lediglich DOS-Compiler gibt, wurden von der Community verschiedene Integrierte Entwicklungsumgebungen hervorgebracht, welche sowohl Editoren als auch Compiler und Simulatoren zur Verfügung stellen.
PicoBlaze-Prozessoren werden üblicherweise nicht wie herkömmliche Prozessoren oder Mikrocontroller direkt programmiert, da der Zugriff auf den Programmspeicher von außerhalb des FPGAs/CPLDs nur bedingt möglich ist. Stattdessen wird mit einem der zahlreichen Compiler eine vorinitialisierte VHDL/Verilog-Programmspeicherinstanz erzeugt, welche mit der Prozessorinstanz zusammen in die eigene Schaltung eingebunden werden kann. Die Compiler verwenden hierzu eine VHDL/Verilog-Vorlage, welche eingelesen und ergänzt wird. So ist es möglich, auf den Programmspeichertyp Einfluss zu nehmen, was die Verwendung von Dual-Port-Speicherblöcken als Programmspeicher ermöglicht.
Bei Verwendung von Dual-Port-Speicherblöcken als Programmspeicher können optional zwei PicoBlaze-Prozessoren mit demselben Speicher/Programm arbeiten oder der Programmspeicher unter Verwendung zusätzlicher Logik zur Laufzeit verändert werden.
Fehlersuche
Da der Zugriff auf die interne Prozessorhardware im FPGA/CPLD nicht möglich ist, können PicoBlaze-Prozessoren nicht wie herkömmliche Prozessoren oder Mikrocontroller direkt zur Laufzeit diagnostiziert werden. PicoBlaze-Prozessoren sind in der Regel nahtlos in den eigenen VHDL/Verilog-Code integriert, weshalb dieser Umstand keinen Verlust bedeutet, da generell der gesamte Code (VHDL/Verilog, PicoBlaze-Programm) mit einem VHDL/Verilog-Simulator diagnostiziert werden sollte, denn eine Fehlfunktion des FPGAs/CPLDs kann sowohl durch den VHDL/Verilog- als auch durch den Prozessorcode hervorgerufen werden.
Für die abstrakte Betrachtung des Prozessorcodes stehen verschiedene PicoBlaze-Simulatoren zur Verfügung.
Einzelnachweise
Weblinks
Xilinx-Links
Community-Links
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