Pinne (Schiffbau)

Pinne (Schiffbau)
Pinne (Holz) auf einer Jolle; sie ist mit dem beweglichen Ruderblatt (weiß, links unten) verbunden; sichtbar außerdem der blaugraue Ausleger
unmittelbare Verbindung der Pinne mit dem Ruder (rechts im Wasser) auf einer Feluke
Der Segler kann in dieser Körperhaltung die Pinne nicht mehr erreichen und benutzt deswegen den Ausleger (zum Vergrößern Bild anklicken)

Die Pinne beim Segelboot ist der lange Hebel, mit dem das Ruder bedient wird, d. h. ein Boot gesteuert wird. Sie ist oberhalb des Decks mit dem Ruderschaft fest verbunden und besteht meistens aus Holz oder Aluminium.

Auf Jollen und kleineren Yachten bis etwa 35 Fuß (ca. 10,5 Meter) besitzt die Pinne meistens einen Pinnenausleger (oder einfach Ausleger): Auf dem Ende der Pinne ist mit einem drehbaren Gelenk ein Stock befestigt, so dass die Pinne über diese Verlängerung bewegt werden kann. Sie kann dadurch beispielsweise auch dann noch bedient werden, wenn sich der Steuermann zur besseren Gewichtsverlagerung nach außen lehnt („Ausreiten“). Ausleger sind meist aus Kunststoff oder Aluminium gefertigt.

Auch bei vielen kleinen Motorbooten wird eine ähnliche Steuerungsweise als Pinne bezeichnet. Dabei wird mit dem Hebel dann nicht das Ruder, sondern der Außenbordmotor bewegt; außerdem befinden sich an der Pinne dann noch der Gasgriff und ein Schalthebel, mit denen die Geschwindigkeit und Richtung des Schubs gesteuert werden.

Eine pinnenähnliche Konstruktion war auf den Koggen der Kolderstock.

Unterschied zum Steuerrad

Auf größeren Fahrzeugen wird anstatt der Pinne meistens ein Steuerrad verwendet. Die Pinne unterscheidet sich von einem Steuerrad vor allem dadurch, dass sie unmittelbar mit dem Schiffsruder (der Steueranlage) verbunden ist; die Bewegungen eines Steuerrads werden hingegen über Seilzüge auf das Ruder übertragen.

Dadurch wirkt auf die Pinne ein größerer Druck als auf das Steuerrad. Das Steuern mit Pinne erfordert deshalb vor allem bei größeren Fahrzeugen und stärkerem Wind und/oder stärkerer Strömung mehr Kraft. Da die Pinne wie ein Hebel wirkt, könnte die Kraftübersetzung zwar auch durch eine Verlängerung der Pinne erleichtert werden; so wurde auf dem Segelschiff Pride of Baltimore eine über zwei Meter lange Pinne eingesetzt. Allerdings erfordern längere Pinnen größere Steuerbewegungen, ähnlich den stärkeren Bewegungen am Ende einer langen Wippe im Gegensatz zu einer kurzen. Dadurch wird die Pinnensteuerung größeren Booten unpraktisch und bei großen und schweren Schiffen schließlich unmöglich. Solche Schiffe haben daher Steuerräder mit einer günstigeren Kraftübersetzung.

Außerdem führt die unmittelbare Verbindung dazu, dass ein vorwärts fahrendes Boot nach Steuerbord ("rechts") dreht, wenn die Pinne nach Backbord ("links") gelegt wird und umgekehrt. Bei Steuerrädern wird die Drehrichtung hingegen so umgelenkt, so dass ein Schiffssteuerrad auf die Drehrichtung eines Schiffes genauso wie ein Autolenkrad auf die Fahrrichtung eines Autos wirkt.

Bei Ausfall der Mechanik des Steuerrades kann jedoch auch bei größeren Booten eine Notpinne auf das obere Ende des Ruderschafts (den "Ruderquadranten") aufgesetzt werden, die wie eine Pinne bedient wird.

Siehe auch


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