Pischevari

Pischevari

Sayyed Ja'far Pischevari (persischسید جعفر پیشهوری‎)‎; * 1893 in Khalkhal/Provinz Ardabil; † 1947 in Baku) war der Gründer und der Vorsitzende der separatistischen und kommunistischen Aserbaidschanischen Volksregierung (November 1945 bis November 1946), gegründet und unterstützt von den sowjetischen Besatzungsmacht im Nordwestiran.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er wurde in in der iranischen Provinz Ardabil geboren. Er lebte im frühen 20. Jahrhundert im Kaukasus und lernte den Marxismus während dieser Zeit kennen. Er war ein Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands.

Pischevari war ein Gründungsmitglied der Kommunistischen Partei Iran, die 1920 in Rasht gegründet wurde. Sie ist nicht mit der Tudeh-Partei zu verwechseln. Er wurde in den 20er Jahren Journalist und ein kommunistischer Aktivist.

In den späten 30er und frühen 40er Jahren wurde er wegen seiner kommunistischen Ideen und Aktivitäten von der Regierung Reza Schah Pahlavis verhaftet und eingesperrt. Er wurde aus dem Gefängnis entlassen, als Reza Schah von den Alliierten 1941 abgesetzt worden ist. Danach ging er nach Täbris und gründete die Aserbaidschanisch Demokratische Partei mit Unterstützung der UdSSR. Pischevari war der Kandidat der ADP für das iranische Parlament, wurde aber wegen einer unseriösen Kampagne und Verdacht auf Stimmmanipulation von der Wahlaufsichtskommission abgelehnt.

Politische Karriere

Die Sowjetunion gründete die kommunistische Aserbaidschanische Volksregierung im November 1945 als sie den nördlichen Iran besetzt hatten. Sie machten Pischevari zu ihrem Führer.

Die Tätigkeiten seiner Regierung wie die Aufstellung einer lokalen Miliz, Entwaffnung der iranischen Armee und Polizei, die Aufstellung einer unabhängigen Justiz nach Vorbild des sowjetischen Rechtsystems, die Erhebung von Steuern, Landreformen ohne die Ratifizierung des Parlaments, die Benutzung des aserbaidschanischen Türkisch als offizielle Sprache und der Verbot des persischen und die Aufstellung eines alternativen Curriculum und Bildungssystems wurden von der Zentralregierung und den anderen Iraner mit großem Argwohn verfolgt.

Gemäß einer Vereinbarung zwischen dem Iran und der Sowjetunion unter dem großen Druck der USA, die Pischevaris Regierung als einen Trick der UdSSR zur Aufteilung des Irans ansahen, zogen die Sowjets ihren Schutz zurück. Die iranische Armee, die seit 1942 von den Sowjets aus Aserbaidschan und Kurdistan raus gehalten wurden, betrat die Provinz im November 1946. Pischevaris Regierung brach schnell zusammen und viele der Menschen hießen die Truppen der Zentralregierung willkommen.

Im Dezember 1946 wurden Aserbaidschan und Kurdistan von den Sowjets evakuiert und die iranische Regierung stellte ihre Kontrolle wieder her. Es scheint, dass Pischevaris Regierung ziemlich unbeliebt wurde, besonders in den größeren Städten, wo die Kaufleute den Kommunismus fürchteten.

Nach dem Kollaps dieses kurzlebigen Staates, floh er in die Aserbaidschanische SSR und starb in einem Autounfall 1947 in Baku. Einige behaupten, dass er vom KGB ermordet worden sei, aber dies ist bis heute nicht bewiesen.

Sein Vermächtnis ist Gegenstand von hitzigen Debatten. Während viele Iraner ihn entweder als sowjetischen Strohmann oder als Verräter ansehen, sehen ihn die aserbaidschanische Nationalisten als Nationalheld und die iranischen Linken als einen sozialistischen Revolutionären. Zweifellos wurde er von Stalin und der UdSSR bei der Aufstellung seiner Regierung unterstützt.

Verfügbare Quellen zeigen, dass die Sowjets territoriale Bestrebungen hatten, die die Provinzen Āzarbāydschān, Kurdistan, Gilan, Mazandaran und Chorassan umfassten.[1]. Die Frage, was Pischevari erreichen wollte ist immer noch Gegenstand von Diskussionen. Einige linke Gelehrte argumentieren, dass er nie vor hatte den Iran zu spalten, sondern nach und nach das ganze Land in einen kommunistischen Staat umbauen wollte. Gelehrte auf der rechten Seite argumentieren, dass die Proklamation und Direktiven, die von ihm und seiner Regierung erlassen wurden, keinen Zweifel daran lassen, dass er vor hatte, der Aserbaidschanischen SSR und damit der Sowjetunion beizutreten.

Einzelnachweise

  1. CWIHP Virtual Archive: Collection: 1945-46 Iranian Crisis

Weblinks


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