Poesiealbum

Poesiealbum
Seite aus einem Poesiealbum von 1923
... und die Textseite dazu
Klassischer Spruch aus einem Poesiealbum
Poesiealbum mit Oblate 1977
Poesiealbum mit Scherenschnittpostkarte 1977

Das Poesiealbum (auch Freundschaftsbuch, mitunter in der Jugendsprache einfach nur Poesie genannt) ist ein fest eingebundenes, oftmals quadratisches Buch im Format von etwa 16 cm × 16 cm mit weißen Seiten, in das Zitate in Form von Reimen und Versen (Zweizeiler, Vierzeiler usw.) eingetragen werden können. Zeichnungen, Ornamente, Bilder und Fotos dekorieren die Zitate oft noch. Das Poesiealbum erinnert – wie das Tagebuch – an Menschen, mit denen der Lebensweg oder Abschnitte davon geteilt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Historisches

Gegen Ende des 16. Jahrhunderts entstand der Brauch, guten Freunden Namen, Wappen und Wahlspruch in das Stammbuch zu schreiben. Im 18. Jahrhundert kamen zu den Sinnsprüchen auch Widmungen und viele Zeichnungen, und im Laufe der Zeit wurden aus den Stammbüchern dann Erinnerungsbücher. Die Blütezeit hatte das Poesiealbum im 19. Jahrhundert, als Mitglieder von literarischen Zirkeln sich gegenseitig mit Versen und künstlerischen Beiträgen in eigens angeschafften Heften „verewigten“. Die Sitte betrieben hauptsächlich Erwachsene.

Poesiealben seit 1950

Poesiealben waren zum Teil mit einfachen kleinen Schlüsselchen verschließbar und es galt unter Kindern mitunter als Vertrauens- und Freundschaftsbeweis, sich eintragen zu dürfen. Zu Beginn der 1980er Jahre war es auch bei Jungen kurzzeitig modern, ein Poesiealbum zu besitzen. Dieser Trend hielt allerdings nicht lange an.

Die poetischen Verse wurden durch Weitergabe des Albums an Mitschüler, Lehrer, Freunde, Verwandte und Bekannte gesammelt. Dabei stand jedem Eintrag nur eine Buchseite (in der Regel die rechte) zur Verfügung. Die linke Buchseite blieb frei und diente einer künstlerischen Gestaltung. Beliebt waren Glanzbilder, Scherenschnitte und Glitzerbilder, später auch sogenannte Sticker, die eingeklebt wurden. Da Poesiealben typischerweise in der Schulzeit etwa ab dem Alter von 10 Jahren geführt wurden, sah es die erwachsene Generation in bildungspolitisch vorgeprägten Kreisen teilweise als pädagogisch wertvoll an, da sowohl die Handschrift in Form der Schönschrift geübt wurde, als auch Geschmack bei der Auswahl von Texten gepflegt werden konnte.

Die Beliebtheit von Poesiealben ist stets einem Modetrend unterworfen. Heute hat sich der Gebrauch der Alben auch durch eine zum Teil vorgefertigte Gestaltung seitens der Hersteller wieder gesteigert. Eine Weiterentwichlungen des Poesiealbums sind das Freundschaftsbuch oder Meine Freunde und lassen Platz für Fotos, Hobbys, Lieblingssongs etc., und ggf. einem Sinnspruch, wie er ursprünglich im Posiealbum üblich war.

Eingetragene Verse

Einer der am häufigsten eingetragenen Verse war: „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut“ (J. W. Goethe). Der Besitzer des Albums gibt auf der ersten Seite oft einige Regeln bekannt, die oft mit der Zeile „... und reißt mir keine Blätter raus, sonst ist es mit der Freundschaft aus ...“ enden. Auf der letzten Albumseite stand oft der Spruch: „Ich habe mich hier angewurzelt, damit niemand aus dem Album purzelt.“

Siehe auch

Literatur

  • Der Freundschaft Denkmal, Stammbücher und Poesiealben aus fünf Jahrhunderten im Bestand der Sächsischen Landesbibliothek, Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Monographie, Loesch, Perk, 2003
  • Elke Schneider (Hrsg.): Verse und Sprichwörter für Poesiealbum und Gästebuch, Schweizer Buchzentrum, Olten 1977

Weblinks

 Commons: Poesiealben – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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