Post-autistische Ökonomie

Post-autistische Ökonomie

Die post-autistische Ökonomie ist eine im Jahr 2000 in Frankreich entstandene Bewegung von Ökonomie-Studenten, die mit der ökonomischen Lehrmeinung unzufrieden sind, da diese zu selbstbezogen, praxisfern und wirklichkeitsfremd sei.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Als anfängliche Triebkraft der post-autistischen Bewegung wird der Ökonom Bernard Guerrien gesehen. Sie entstand im Frühjahr des Jahres 2000 durch unzufriedene französische Ökonomie-Studenten. Die „post-autistische Ökonomie“ wurde im Juni des Jahres 2000 nach einem Interview in der Zeitung Le Monde einer breiteren Öffentlichkeit bekannt und erhielt 2001 Unterstützung durch 27 Cambridger Doktoranden.[1]

Vorwurf

Die wichtigen Strömungen der Volkswirtschaftslehre beschäftigen sich nur mit den eigenen realitätsfernen Theorien und Modellen. Dies führe dazu, dass keine verwertbaren Einsichten in die heutigen ökonomischen Zusammenhänge mehr möglich sind. Als Ursache für diese Realitätsferne wird von post-autistischen Ökonomen insbesondere gesehen:

  • das beharrliche Festhalten des „Establishments“, die Welt nur durch eine schmale, einschränkende „Brille“ zu sehen,
  • die fehlende Kritik an der wirtschaftswissenschaftlichen Mainstreamtheorie
  • das Vertieftsein in oft irrelevanten und aussageschwachen Formalismen

Forderungen

Aus diesen Vorwürfen heraus werden folgende Forderungen erfoben:

  • Mathematische Modelle dürfen in der Ökonomie kein Selbstzweck sein.
  • Hinterfragt kritisch euer Tun.
  • Lasst eine Vielfalt von Ansätzen zu, wobei jeder Ansatz der Komplexität der untersuchten Zusammenhänge und Objekte jeweils angepasst ist.

Von den post-autistischen Ökonomen wird ein Pluralismus von Theorien bevorzugt, die sich durchaus widersprechen dürfen, aber je einen anderen Teilaspekt des Themas Ökonomie beleuchten. So entstehe letztendlich eine viel bessere Ausleuchtung der gesamten Ökonomie, als wenn nur eine kleine Klasse in sich sehr verwandter Theorien zugelassen, alle anderen abgelehnt werden und diese Theorien nur einen kleinen Teil der Ökonomie abdecken.

Alternativen

Die post-autistische Ökonomik will mit einer Pluralität von interdisziplinären Ansätzen und allen relevanten Schulen der Wirtschaftswissenschaft wirtschaftliche Phänomene untersuchen. Sie stützt sich häufig auf unterschiedliche Ansätze, die zum Teil ebenfalls die Idee des Homo oeconomicus ablehnen. Ansätze, die geteilt werden, sind:

Kritik

Einige wichtige Vertreter der verschiedenen volkswirtschaftlichen Strömungen (darunter Olivier Blanchard) weisen die von der post-autistischen Bewegung hervorgebrachte Kritik entschieden als unsinnig zurück. Sie beziehen sich dabei auf die Erfolge der Neoklassischen Theorie und den positiven Einfluss auf den in den letzten Jahren und Jahrzehnten entstandenen Wohlstand und die Erfolge der durch die Deregulierung geprägten Geldmarkttheorie.

Einzelnachweise

  1. http://www.paecon.net/HistoryPAE.htm

Literatur

  • Edward Fullbrook (Hrsg.): Real World Economics: A Post-Autistic Economics Reader. Anthem Press, 2007, ISBN 1-84331-236-0
  • Steve Keen: Debunking Economics: The Naked Emperor of the Social Sciences. Zedbooks, London 2002, ISBN 1-85649-992-8
  • Thomas Dürmeier, Tanja von Egan-Krieger & Helge Peukert (Hrsg.): Die Scheuklappen der Wirtschaftswissenschaft. Postautistische Ökonomik für eine pluralistische Wirtschaftslehre. Metropolis, Marburg 2006, ISBN 3-89518-564-7

Weblinks


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