- Potsdamer Tageszeitung
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Die Potsdamer Tageszeitung war bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs eine unabhängige Tageszeitung für Potsdam mit national-bürgerlich-konservativer Ausrichtung.
Die erste Nummer erschien am 1. Januar 1901 in der Druckerei A. W. Hayn’s Erben als Fortsetzung des Potsdamer Intelligenz-Blatts, das seit September 1850 herauskam.[1] Eigentümer war zu diesem Zeitpunkt der königlich-preußische Kommerzienrat Curt Gerber (1855–1921). Nach dessen Tod übernahm sein Sohn Waldemar Gerber (1888–1968) Verlagshaus und Zeitung. 1929 hatte sie eine Auflage von 23.000 Exemplaren und bezeichnete sich als „Größte Zeitung des Havellandes”. Auch nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 blieb das Blatt national-bürgerlich, jetzt als „Heimatzeitung für Stadt und Land”. Die Auflage stieg bis 1940 auf 40.000 Exemplare. Zu den Autoren der Zeitung gehörte nach 1940 auch der spätere Bundespräsident, Theodor Heuss, der dort unter einem Pseudonym schrieb.[2]
Am 4. Februar 1945 wurde das Verlagsgebäude von A. W. Hayn’s Erben in Berlin total ausgebombt. Die Zeitung erschien aber weiterhin in Ausgaben mit zumeist noch vier Seiten. Erst nach schweren Luftangriffen auf Potsdam am 14. und 15. April musste das Erscheinen der Potsdamer Tageszeitung für mehrere Tage eingestellt werden. Es kamen noch zwei Not-Ausgaben im Umfang von nur einer Seite heraus, die letzte wahrscheinlich am 20. April 1945.[3] Wenige Tage später zog die Rote Armee in Potsdam ein.
1946 wurde die Firma einem Sequester unterstellt, und in Potsdam – damals in der Sowjetischen Besatzungszone – wurden am 29. Februar 1948 Druckerei, Verlag, Buchhandlung, sämtliche Grundstücke und Gebäude, auch die privaten der Familie Gerber, enteignet und in Volkseigentum umgewandelt.
Im November 1954 kam – mit dem Erscheinungsort Speyer, gedruckt aber in Berlin – die Potsdamer Tageszeitung wieder heraus. Als ihr Herausgeber zeichnete Waldemar Gerber. Sie erschien zweimal im Monat und sollte „eine Brücke zwischen Potsdamern und Brandenburgern in Ost und West” schlagen (W. Gerber). Ihr Erscheinen wurde mit dem Mauerbau 1961 eingestellt.
Heute erscheint die Potsdamer Lokalausgabe der Märkischen Allgemeinen mit diesem Titel.
Literatur
- Hans Zappe: Greif und Adler: Ein Stück Preußentum. Vom Werden einer Offizin. Hayn’s Erben, Potsdam / Berlin 1937
- Hans Wilde: 175 Jahre A. W. Hayn’s Erben, Buchdruckerei und Verlag Berlin. A. W. Hayn’s Erben, Berlin 1969
- Klaus Scheel: Die „Potsdamer Tageszeitung“, 86. Jahrgang – 1935. Eine Zeitung im dritten Jahr des Dritten Reiches. In: Dietrich Eichholtz (Hrsg.): Verfolgung, Alltag, Widerstand: Brandenburg in der NS-Zeit; Studien und Dokumente. Volk und Welt, Berlin 1993, ISBN 3-353-00991-4, S. 113–138
Einzelnachweise
- ↑ Potsdamer Intelligenz-Blatt, 17. September 1850 bis 51. Jg., 31. Dezember 1900
- ↑ Nachweise in: Theodor Heuss: die literarische Gestalt; Bibliographie der Schriften und Reden […] Hrsg. von der Württembergischen Bibliotheksgesellschaft), Vorwerk, Stuttgart 1954
- ↑ Titelschlagzeile: Reichsminister Dr. Goebbels: „Treu und tapfer sein, das heißt Sieg!“, Potsdamer Tageszeitung, Not-Ausgabe, Nr. 89 vom 20. April 1945
Weblinks
- Potsdams Zeitungen von 1735 bis 1945 – Dort auch Abbildung der Titelseite der „Potsdamer Tageszeitung“ vom 24. April 1931
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