Pottschapplitz

Pottschapplitz
Pottschapplitz
Koordinaten: 51° 10′ N, 14° 15′ O51.16514.251944444444Koordinaten: 51° 9′ 54″ N, 14° 15′ 7″ O
Einwohner: 64 (31. Dez. 2009)
Eingemeindung: 1936
Eingemeindet nach: Rothnaußlitz
Postleitzahl: 01877
Vorwahl: 035930

Pottschapplitz (obersorbisch Počaplicy) ist ein Dorf im Süden des ostsächsischen Landkreises Bautzen. Es zählt zur Oberlausitz und gehört seit 1994 zur Gemeinde Demitz-Thumitz. Zuvor war es ein Ortsteil von Rothnaußlitz.

Der Ort ist landwirtschaftlich geprägt und es existieren noch einige Bauernhöfe und ein ehemaliges Rittergut. Die restlichen Gebäude sind reine Wohngebäude, welche großteils in den letzten 60 Jahren entstanden oder umgebaut worden sind. Es gibt heute keine aktiven Landwirte mehr im Ort, die Felder werden jetzt durch Landwirte bzw. landwirtschaftliche Betriebe der Nachbarorte bewirtschaftet.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Pottschapplitz besteht aus zwei ca. 300 m auseinanderliegenden Teilen. Der größere Teil mit dem Rittergut befindet sich in einer Senke, durch welche das „Pottschapplitzer Wasser“ fließt. Der kleinere Teil - auch „Neu-Pottschapplitz“ genannt - befindet sich auf einem Höhenzug, auf welchem die Ortsverbindungsstraße von Stacha nach Cannewitz und Rothnaußlitz verläuft. In den 1930er Jahren entstanden im und außerhalb des Dorfes zwei größere künstliche Teiche, die zum einen der Fischzucht und zum anderen der Löschwasserversorgung dienen. Diese waren im Brandfall zwingend notwendig, da erst im Jahr 1988 eine Trinkwasserversorgung über Wölkau errichtet wurde. Der Ort verfügt über keine Geschäfte oder Betriebe.

Geschichte

Der erste wahrscheinliche urkundliche Nachweis stammt aus dem Bautzner Dingbuch von 1364 als Herrensitz des Boemus de Cappelicz. 1374/82 kann der Ort aber mit Sicherheit im Zinsregister des Kloster St.Marienstern nachgewiesen werden, da das darin genannte Puczaplicz Rogen und Hafer als Zehnten abgeben musste.

Der Ortsname hat sich danach in mehreren Zwischenschritten zur deutschen Bezeichnung „Pottschapplitz“ und dem sorbischen Namen „Počaplicy“ gewandelt. 1364 "de Cappelicz", 1374/82 "Puczaplicz", 1464 ff. "Poczschenplitz", 1488 "Potzschenplitz" "Potzschaplitz", 1490 "Potzenplitz", 1559 "Potzschapelitz", 1622 "Poczscheblicz", 1693 "Pezschepliz", 1712 "Potschaplitz". Neueste Ortsnamenforschung geht davon aus, dass der Ortsname aus einem Personennamen entstanden ist: "Siedlung der Leute des Počapal oder Počapala" (siehe auch Potschappel).

Im Jahre 1488 war Pottschapplitz ein meißnisches Lehen und 1559 wurde das bis heute bestehende Rittergut erstmals urkundlich erwähnt. Die Bewohner von Großhänchen (Meißner Seite), Zockau und Semmichau hatten bereits im Sommer 1614 ihren Lehnsherren aus Pottschapplitz die vermehrten "vollen Hofedienste" verweigert, als sie sich auch 1615 über die vermehrten Lasten empörten. Die einstige Windmühle, die über dem ehemaligen Jugendclub stand, existiert heute nicht mehr. Lediglich große Gesteinsbrocken im Acker erinnern an das Bauwerk. Im Zuge der steigenden Bevölkerung in den letzten Jahrhunderten wurden große Teile der Bewaldung rund um das Dorf gerodet. So steht heute zwischen Pottschapplitz und Stacha nur noch eine einzelne Eiche auf weitem Feld, die früher die Grenze eines großen Waldes zwischen den zwei Dörfern darstellte. Dieser Wald erstreckte sich damals bis zum Großteich. Das einstige Großgut an dieser Eiche existiert heute nicht mehr.

Noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts war Pottschapplitz mehrheitlich von Sorben bewohnt. Der Wissenschaftler Arnošt Muka zählte 1884/85 114 Einwohner, von denen 100 Sorben waren.[1] Im Laufe des Jahrhunderts ging der Gebrauch der sorbischen Sprache stark zurück.

Bis 1936 bildete Pottschapplitz eine eigenständige Landgemeinde mit dem Ortsteil Wölkau (Meißner Teil). Dann wurde es nach Rothnaußlitz eingemeindet.

1959 schlossen sich im Zuge der Bodenreform und der Enteignung die ortsansässigen Bauern zur LPG Pottschapplitz zusammen, die aber nach der Wende geschlossen wurde.

Die Einwohnerzahl ist heute auf einem historischen Tiefstand, was sich durch den teilweisen Wegzug der Jugend in wirtschaftlich besser gestellte Regionen und natürlich auch der sinkenden Geburtenrate erklären lässt. Der Ort leidet wie fast die gesamte Oberlausitzer Region unter einer schleichenden Vergreisung.

Herrenhaus/Rittergut

Historische Ansicht um 1855

Das heutige Herrenhaus des Rittergutes geht auf Adam Gottlieb Zwirner zurück. Der Stadtschreiber von Bischofswerda hatte das Gut 1709 gekauft und einen zweigeschossigen barocken Bau mit zwei Portalen errichten lassen. Der Korbbogen des rechten Portales zeigt die Jahreszahl 1717, das Monogramm AGZ und ein Wappen. Das reich geschücktes Wappen zeigt einen Fischreiher wurde allerdings von Zwirner selbst ausgedacht, um mit den adligen Gutsbesitzern der Umgebung mithalten zu können.

Als Zwirner im Jahre 1740 starb, war er Bürgermeister von Bischofswerda. Seine Witwe verkaufte das Rittergut 1761 an einen Herrn von Criegern, dem in 400 Jahren rund 50 weitere meist bürgerliche Eigentümer und Pächter nachfolgten.

In einem Grundbuch eines Grundstückes im Ort sind zwei Eigentümer als Rittergutsbesitzer benannt worden. Im besagten Grundbuch ist 1880 ein Hr. Robert Julius Döring eingetragen, ob dieser aber auch Besitzer des Rittergutes war kann aktuell nicht sicher belegt werden. Die nachfolgenden Besitzwechsel des Rittergutes im Jahre 1890 an Hr. Dr. jur. Hans Otto und wiederum im Jahre 1905 an Richard Max Schulze gelten als sicher. Dies wird auch durch vorliegende Steuerunterlagen der Gemeinde Pottschapplitz der Jahre 1880 bis 1930 bestätigt. Das Rittergut Pottschapplitz fiel nach dem zweiten Weltkrieg, anders als die größeren Güter, nicht unter die Bodenreform. Das Rittergut wurde, wie auch die anderen Höfe des Ortes, mehr oder weniger freiwillig in die LPG eingebracht. In dem Herrenhaus sind seitdem mehrere Wohnungen untergebracht. Die LPG nutzte die Gebäude des vierseitig umbauten Hofes als Stallungen, Lagerräume, Büros und Wohnungen. Die direkt dem Herrenhaus gegenüber liegende große Scheune wurde wegen starker Baufälligkeit nach 1990 abgebrochen. Auch die noch erhaltenen Gebäude warten auf eine gründliche Renovierung. Die Familie Schulze erlangte nach der Wende ihren Besitz wieder, verkaufte das gesamte Rittergut aber einige Jahre später. Der heutige Eigentümer stammt aus und lebt in den alten Bundesländern.

Leider hat auch der angrenzende kleine Park sein gepflegtes Erscheinungsbild verloren und erinnert nur noch durch die prächtigen Bäume an seinen früheren Glanz.

Quellen

  1. Ernst Tschernik: Die Entwicklung der sorbischen Bevölkerung. Akademie-Verlag, Berlin 1954.
  • Hans Neumann, Werner Schmidt (Hrsg.): Lausitzer Bergland um Pulsnitz und Bischofswerda. 1. Auflage. Akademie-Verlag Berlin, Berlin 1983 (Werte unserer Heimat. Band 40).
  • Dr. Matthias Donath, Dr. Lars-Arne Dannenberg (Hrsg.): Schlösser in der westlichen und mittleren Oberlausitz, edition Sächsische Zeitung, 2008
  • Steuerunterlagen der Gemeinde Pottschapplitz ca. 1880 - 1930
  • Grundbuchauszug Haus Nr. 18

Weblinks

  • Pottschapplitz im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen

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