- Prioratskirche Saint-Thibault
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Die ehemalige Prioratskirche Saint-Thibault in Saint-Thibault (Département Côte-d’Or) ist, obwohl nur noch ein Torso, ein Hauptwerk gotischer Architektur in Burgund.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das Priorat wurde um 1190 durch die Herren von Saint-Beury gegründet und unterstand der Abtei Saint-Rigaud (Saône-et-Loire). Die Ankunft der Reliquien des hl. Zisterzienserabtes Theobald von Marly (fr: Thibault de Marly; Abt von Les Vaux-de-Cernay; † 1247) und die darauf einsetzende Wallfahrt waren die Voraussetzungen für einen großzügigen Neubau, der im dritten Viertel des 13. Jahrhunderts nach einer Schenkung Herzog Robert II. von Burgund begonnen wurde. Urkundlich belegte herzogliche Stiftungen der Jahre 1299 und 1323 beziehen sich auf den Bau des Chores, womit eine exakte Datierung möglich ist.
Nach Einsturz der Langhausgewölbe 1712 und einem Brand 1728 blieben nur der Chor, die Querhauskapelle Saint-Gilles und ein Seitenportal erhalten. Seit Abschuss der Reparaturarbeiten 1753 füllt die Baulücke ein bescheidenes schmuckloses Langhaus. Seit der Auflösung des Priorats in der Französischen Revolution dient der Bau als Pfarrkirche.
Anlage
Photomontage:
Links: zwischen Chor und Seitenkapelle ist noch der Ansatz eines weiteren Obergadenfensters zu erkennen
Rechts: Innenwand des nördlichen QuerhausesDer älteste erhaltene Teil der Kirche ist der noch vom romanischen Vorgängerbau stammende nördliche Querhausflügel. Um 1250/60 wurde als erste gotische Baumaßnahme das nördliche Seitenportal angefügt. Die Skulpturen (Tympanon mit Szenen aus dem Marienleben, Kirchenpatrone an den Seitengewänden und als Trumeaufigur der heilige Theobald) verweisen stilistisch auf die Kathedrale von Reims. Unter dem Einfluss champagnesker Frühgotik entstand um 1280/90 die nördliche Querhauskapelle Saint-Gilles mit sechsteiligen Rippengewölben.
Chor
Was Saint-Thibault so bedeutend macht, ist der Chor. Hier hat die Auflösung der Wand den höchstmöglichen Grad erreicht. Da kein Umgang vorhanden ist, ist auch das untere Geschoss durchfenstert. Die Zweischaligkeit der Wand im fensterlosen Triforium wird im Erdgeschoss durch einen Laufgang fortgeführt. Das Fenstermaßwerk, das die gesamte Wandfläche auflöst (auch die Zwickel sind durchfenstert) wiederholt sich spiegelbildlich im Maßwerk vor dem Laufgang, das wie eine zerbrechliche Folie wirkt. Die bis zu den Gewölbeauflagen ununterbrochenen Dienste betonen die Steilheit des Raumes. Dieser Eindruck wird verstärkt durch die Maßwerkstäbe, die sich einheitlich durch alle Geschosse ziehen. Seitdem der Chorraum bei der Restaurierung des 18. Jahrhunderts auch im Westen inen polygonalen Abschluss erhielt, hat der Chorraum den Charakter eines Zentralbaus.
Ausstattung
Von außergewöhnlicher Qualität ist nicht nur die Architektur, sondern auch die Ausstattung der Kirche. Im Chorhaupt steht ein hölzernes polychrom gefaßtes Altarretabel mit dazugehörigem steinernen Antependium aus dem 14. Jahrhundert. Im Retabel wird eine Kreuzigungsszene von Darstellungen aus dem Leben des hl. Theobald flankiert. Mit der Kreuzigungsszene korreliert die Darstellung des hl. Theobald im Antependium. Vom Ende des 13. Jahrhundert stammt das Grabmal Hugos von Theil (Gründer des Priorats) mit Liegestatue. Zu erwähnen sind ferner mehrere Statuen und Reliquienbüsten des 13. bis 16. Jahrhunderts in der Kirche sowie Reliquare des 13. bis 15. Jahrhunderts im Kirchenschatz.
Siehe auch
Weblinks
47.3724333333334.47185Koordinaten: 47° 22′ 21″ N, 4° 28′ 19″ O
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