Protoevangelium

Protoevangelium
Guido Reni, Joseph mit dem Christuskind, etwa 1635. Die ikonografisch übliche Darstellung von Joseph als altem Mann ist auf das Protoevangelium des Jakobus zurückzuführen

Das sogenannte Protevangelium des Jakobus ist vermutlich Mitte des 2. Jahrhunderts entstanden. Der Name leitet sich vom griechischen πρῶτός, protos "das erste" oder "Anfangs-" her.

Im Gegensatz zu den Geburtsgeschichten der in das Neue Testament aufgenommenen Evangelien, also des Matthäus und Lukas, greift das Protevangelium über die Geburt Jesu hinaus und erzählt ausführlich von der Herkunft Marias, der Mutter Jesu. In der gesamten Kirche war das Evangelium sehr populär. In der östlichen Kirche wurde es zwar nicht in den Kanon aufgenommen, jedoch bekam es einen Platz in der Liturgie. Motive aus dem Evangelium werden oft in Bildern (z. B. da Vincis 'Maria in der Grotte' u.a.) sowohl in der westlichen als auch östlichen Kunst Europas verarbeitet. So geht die Darstellung von Joseph als altem Mann auf dieses Protoevangelium zurück. In Kapitel 10:2 sagt Joseph von sich: Ich bin ein alter Mann und habe Söhne. Eine vergleichbare Aussage zum Lebensalter von Joseph fehlt im Matthäus- und im Lukas-Evangelium.[1]

Das Evangelium hat 25 Kapitel. Jedes Kapitel hat durchschnittlich 3 Verse.

Das Protevangelium des Jakobus wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt, ins Syrische, Georgische, Slawische, Armenische und Lateinische, aber auch ins Koptische, Arabische und Äthiopische. Allein die 169 slawischen Fassungen dieses Evangeliums machen das Interesse an ihm mehr als deutlich.

Die älteste Handschrift des Evangeliums ist der Papyrus Bodmer 5, der aus dem 3. oder 4. Jahrhundert nach Christi Geburt stammt.

Inhaltsverzeichnis

Autor

Die kirchliche Tradition hielt den Herrenbruder Jakobus für den Verfasser dieses Evangeliums. Da doch der Autor die Kindheitsgeschichten des Matthäus- und Lukasevangeliums voraussetzte, war er offensichtlich kein Zeitzeuge Jesu. Das Evangelium wird im großen Ganzen kaum vor 150 n. Chr. entstanden sein. Es kann aber auch nicht sehr viel später entstanden sein, da Clemens von Alexandrien und Origenes es bereits kannten.

Abfassungsort des Textes

Der Abfassungsort des Evangeliums konnte bisher nicht mit absoluter Sicherheit ermittelt werden. Es gibt jedoch einige Hinweise, dass der Autor den Text nicht in Palästina verfasst hat z. B.:

  • Der Autor hat fehlende Kenntnisse der geographischen Lage Palästinas (Judäa/Galiläa).
  • Er kennt die jüdischen Vorschriften und Gepflogenheiten mangelhaft.

Möglicherweise wurde es in Ägypten verfasst.

Sonstiges

Eigentlich hieße die Schrift nicht „Protevangelium des Jakobus”. Der ursprüngliche Name der ältesten Zeugen ist „Geburt/Ursprung Marias - Offenbarung des Jakobus”. Der Titel, der sich heute eingebürgert hat, ist eine nachträgliche Bezeichnung aus dem 16. Jahrhundert, die auf den französischen Humanisten Guillaume Postel zurückgeht.

Literatur

  • http://www.bombeck.de, Die Geschichte der heiligen Maria in einer alten äthiopischen Handschrift, 2007, Übersetzung, Kapitel 1
  • Katharina Ceming, Jürgen Werlitz: Die verbotenen Evangelien - Apokryphe Schriften, Neuauflage 2004, Marix Verlag GmbH, Wiesbaden 2004, ISBN 3-937715-51-7
  • Uwe-Karsten Plisch: Was nicht in der Bibel steht. Apokryphe Schriften des frühen Christentums. Deutsche Bibelgesellschaft 2006 ISBN 978-3-438-06036-5
  • Klaus Berger und Christiane Nord: Das Neue Testament und frühchristliche Schriften. Insel, Frankfurt 1999, ISBN 3-458-16970-9

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Geza Vermes: The nativity, London 2006, S. 11

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