Protos (Automobilhersteller)

Protos (Automobilhersteller)

Protos war ein deutscher Automobil- und Nutzfahrzeughersteller in Berlin.

Inhaltsverzeichnis

Firmengeschichte

Die Firma wurde 1898 vom Ingenieur Dr. Alfred Sternberg und von Oskar Heymann als Motorenfabrik Protos in Berlin gegründet. 1906 wurde der Firmensitz von der Großgröscherstraße 39 nach Berlin-Reinickendorf verlegt. Die Siemens-Schuckertwerke übernahmen 1908 Protos komplett und verlegten das Unternehmen an den Nonnendamm, wobei der Name: „Protos Automobilwerk Nonnendamm GmbH“ entstand. 1911 wurde die Firma in „Protos Automobile GmbH“ umbenannt. Im Jahr 1926 wurde die Firma an AEG verkauft, die Protos mit ihrer Tochtergesellschaft NAG (Nationale Automobil Gesellschaft) fusionierte. Unter dem Namen „NAG-Protos AG“ bestand dieser Firmenname nur ein Jahr bis 1927. Die NAG hatte derzeit gerade die Dux-Presto Werke übernommen. Somit erlosch der Name Protos.

Die Nutzfahrzeuge von Protos

Protos-Emblem

Um 1908 baute Protos am Nonnendamm in Berlin einen Elektrolastwagen für kommunale Zwecke. Konstrukteure der Nutzfahrzeuge waren u. a. Ernst Valentin und Franz Starkloph. Der E-LKW wurde über die Hinterräder von zwei Radnabenmotoren angetrieben. Außer dem normalen Lenkrad befanden sich rechts und links an der Außenseite des LKW zusätzliche Lenkräder, die vom Fahrer, der neben dem LKW herging, bedient werden konnten. Diese Einrichtung gab es u. a. auch bei Faun. Dieser kommunale E-LKW wurde auch von Protos als normaler E-LKW mit 4 t Nutzlast und als E-Omnibus gebaut. Die Fahrgestelle wurden von den Siemens-Schuckertwerken und die Motoren von Siemens & Halske hergestellt. 1911 wurde der Nutzfahrzugbau für Elektrofahrzeuge eingestellt. Neben den Personen- und Lieferwagen wurden ab 1913 auch wieder LKW- sowie Omnibus-Typen als Frontlenker mit 2,5 t und bis zu 30 PS hergestellt. Während des ersten Weltkriegs entstanden viele LKW mit 40 PS und 3 t Nutzlast als sogenannte Regeldreitonner. Außerdem wurde ein LKW-Typ mit 50 PS und 4,5 t Nutzlast gebaut. Die Kraftfahrzeug AG (KAG) übernahm den Verkauf und Vertrieb der LKW. Nach dem Krieg wurden die nicht mehr benötigten LKW, die auf Halde standen, bis in die zwanziger Jahre noch angeboten. Die Produktion beschränkte sich nur noch auf Personen- und Lieferwagen.

Die PKW-Herstellung und Modelle von 1905 bis 1927

Protos-Rennwagen

Die PKW-Modelle, die dem damaligen Lieferwagen sehr ähnlich waren, genossen seinerzeit einen guten Ruf, und Protos war ein Autohersteller mit sehr hoher Wertschätzung für Zuverlässigkeit. Das wurde auch hauptsächlich aus dem Sieg der ersten Weltumrundung mit einem Protos-PKW hervorgerufen, wobei dieser Pkw eigentlich ein umgebauter leichter LKW gewesen war.

Typ Bauzeitraum Zylinder Hubraum Leistung Vmax
17/35 PS 1905-1908 4 Reihe 4560 ccm 35 PS (25,7 kW) 85 km/h
Typ E1 (18/42 PS) 1906-1914 4 Reihe 4560 ccm 44 PS (32,3 kW) 90 km/h
6/10 PS 1908 4 Reihe 1596 ccm 11 PS (8,1 kW) 60 km/h
Typ G (6/12 PS) 1908 4 Reihe 1502 ccm 12 PS (8,8 kW) 55 km/h
26/50 PS 1908-1914 6 Reihe 6840 ccm 55 PS (40 kW) 100 km/h
Typ E2 (27/65 PS) 1908-1914 6 Reihe 6840 ccm 65 PS (48 kW) 115 km/h
Typ F (18/45 PS) 1910-1912 6 Reihe 4578 ccm 48 PS (35,3 kW) 100 km/h
Typ G1 (6/18 PS) 1910-1914 4 Reihe 1570 ccm 18 PS (13,2 kW) 60 km/h
Typ C (10/30 PS) 1918-1924 4 Reihe 2614 ccm 30 PS (22 kW) 75 km/h
Typ C1 (10/45 PS) 1924-1927 4 Reihe 2614 ccm 45 PS (33 kW) 85 km/h

Eine Protos-Luxuslimousine des brasilianischen Außenministers steht im Museum von Rio de Janeiro.

Die erste PKW-Reise um die Welt

Protos Wettfahrtwagen

Legendär wurde der Protos als Teilnehmer des damals längsten Autorennens der Welt, das 1908 von New York nach Paris ging. Die Route führte über Kanada, Alaska, China, die Mongolei, Sibirien und Russland. Von sechs teilnehmenden Startern erreichte der Protos mit Oberleutnant Hans Koeppen am Lenkrad am 26. Juli 1908 als erster das Ziel in Paris. Am 12. Februar 1908 starteten nur sechs von eigentlich 13 gemeldeten Fahrzeugen, wobei außer dem Protos noch die PKW-Hersteller de Dion, Motobloc, Sizaire-Naudin (F), Züst (I) und Thomas (USA) mitmachten.

Protos entwickelte u. a. Elektromobile, die teilweise in den Bergmann-Werken in Berlin-Wilhelmsruh hergestellt wurden und natürlich PKW und LKW. Der Protos-Wagen für die Welt-Rallye leistete 40 PS und wurde von dem Berliner Karosseriebauer Josef Neuss nur für diesen Zweck aufgebaut. Das Fahrgestell allein wog bereits 1,1 t; komplett ausgerüstet und mit 800 Liter Benzin betankt kam es auf 2,7 t.

Der weltreisende Protos kann im Deutschen Museum bewundert werden. Das Exponat schenkten die Siemens-Schuckertwerke 1908 dem fünf Jahre zuvor eröffneten Museum.

Literatur und Quellen

  • Die Geschichte des deutschen LKW-Baus, Band 1, Seite 148. Weltbild Verlag 1994 ISBN 3-89350-811-2
  • Aller Laster Anfang, Seite 55-56. Westermann-Verlag 1985 ISBN 3-07-508991-5
  • Hans Koeppen: Im Auto um die Welt. Ullstein, Berlin 1908.
  • Hans Koeppen: Im Auto um die Welt. Neubearbeitung. Ullstein, Hamburg 1935.
  • Hans-Otto Neubauer: Autos aus Berlin - PROTOS und NAG. edition Auto & Verkehr. Kohlhammer, Stuttgart 1983, ISBN 3-17-008130-6.
  • Oswald, Werner: Deutsche Autos 1920–1945. 10. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1996, ISBN 3-87943-519-7.
  • George Schuster, Tom Mahoney, (dt. Fassung: Reinhart Becker): Das längste Autorennen aller Zeiten. New York - Moskau - Paris (1908). Reprint. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1997, ISBN 3-613-87162-9.
  • Schrader, Halwart: Deutsche Autos 1885–1920. 1. Auflage. Band 1. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-613-02211-7.

Weblinks


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