Providentiabrunnen

Providentiabrunnen
Nahansicht der Providentia

Donnerbrunnen ist der volkstümliche Name für den von Georg Raphael Donner gestalteten und von 1737 bis 1739 errichteten Providentiabrunnen auf dem Neuen Markt im 1. Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt. Die Wiener konnten mit dem Begriff providentia (lat. für Vorsehung) jedoch wenig anfangen, weshalb sie ihn nach seinem Erbauer benannten. Kunsthistorisch ist öfter auch vom Mehlmarktbrunnen die Rede, da der Neue Markt im 18. Jahrhundert noch Mehlmarkt hieß.

Inhaltsverzeichnis

Architektur

In der Mitte des Brunnens steht die Providentia, die Allegorie der Voraussicht beziehungsweise guten Regierung, die sich wohl nicht zuletzt auch auf die gute Wasserversorgung Wiens bezieht. Umgeben wird sie von vier allegorischen Figuren, die Flüsse im Erzherzogtum Österreich darstellen. Ein solches Schema ist im Manierismus und Frühbarock recht beliebt, ein bekanntes Beispiel ist der Vierströmebrunnen Berninis in Rom. Die Darstellung von Flüssen in Form allegorischer Personen war bis ins 19. Jahrhundert beispielgebend, etwa für den Austriabrunnen auf der Freyung oder an der Albertinarampe.

Die vier Flussfiguren stellen auch die vier Lebensalter und Temperamente dar. Die beiden männlichen Figuren repräsentieren die Flüsse aus Oberösterreich, die beiden weiblichen diejenigen aus Niederösterreich.

  • Traun ist eine jugendliche Gestalt, die mit einem Dreizack nach einem Fisch am Grunde des Beckens sticht. Die Figur ist sehr dynamisch aufgebaut und bietet keine Frontalansicht - sie schaut direkt in das Wasser.
  • Enns ist ein alter Fährmann, der mit einem Ruder an einem Felsbrocken lehnt und so die Enns als wichtige Verkehrsstrecke in den Alpen symbolisiert.
  • Ybbs ist eine ruhende Mädchengestalt mit wasserspendendem Gefäß.
  • March ist eine weibliche Figur, die an ein Relief gelehnt ist, das eine Schlacht (möglicherweise der Römer gegen die Markomannen) darstellt und so den Charakter der March als Grenzfluss hervorhebt.

Geschichte

Neuer Markt mit Blick auf den Donnerbrunnen (Carl Wenzel Zajicek, 1913)

Im Jahr 1737 sind Verhandlungen zwischen der Stadt Wien und Donner (aber auch mit Lorenzo Mattielli) dokumentiert. Die Stadt Wien tritt hier als Bauherr auf, was in der künstlerisch vom Kaiserhaus und Hochadel bestimmten Barockzeit eher einen Ausnahmefall darstellt.

Die Figuren, für die Georg Raphael Donner nur die Modelle geschaffen hat, wurden von Johann Nikolaus Moll in einer Blei-Zink-Legierung gegossen und 1739, am Namenstag Kaiser Karls VI. aufgestellt. Unter der Herrschaft Maria Theresias wurde die Nacktheit der Figuren als anstößig gesehen und sie wurden 1773 entfernt. Der Bildhauer Johann Martin Fischer wurde beauftragt sie einzuschmelzen, erkannte jedoch ihren künstlerischen Wert und restaurierte sie. 1801 wurden sie wieder auf ihren alten Platz gestellt. 1873 wurden die Figuren durch Bronzekopien ersetzt; die Originale bilden heute das Zentrum der Barockabteilung der Österreichischen Galerie Belvedere. Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Donnerbrunnen entfernt und erst am 30. April 1947 wieder aufgestellt.

In den 1980er Jahren war der Donnerbrunnen ein beliebter Treffpunkt der Wiener Subkultur, vor allem der Mod-Bewegung.

Siehe auch

Literatur

  • Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Wien, 1993

Weblinks

48.20616666666716.3706111111117Koordinaten: 48° 12′ 22″ N, 16° 22′ 14″ O


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