- Quentin Skinner
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Quentin Robert Duthie Skinner (* 26. November 1940 in Oldham, Lancashire) ist ein britischer Historiker und Politikwissenschaftler. Er lehrt seit 2008 als Barber Beaumont Professor of the Humanities am Queen Mary College in London.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Skinner besuchte die Universität Cambridge (Gonville and Caius College), an der er heute Ehrenfellow ist. 1961 erhielt er ein Forschungsstipendium für Geschichte an der Universität Cambridge. Dort studierte er vier Jahre, bis er 1965 seinen Abschluss machte. Mitte der 70er Jahre verbrachte er fünf Jahre am „Institute for Advanced Study“ in Princeton, anfänglich als Historiker, später im Fachbereich der Sozialwissenschaften, wo er Mitglied im „School of Historical Studies“ und langfristiges Mitglied im „School of Social Science“ war. 1978 erhielt Skinner einen Lehrstuhl für Geistesgeschichte und Politische Philosophie an der Universität Cambridge, an der er bis heute unterrichtet.
Er hielt Gastvorlesungen an Universitäten in über 20 verschiedenen Ländern, unter anderem in Australien, Belgien, Kanada, China, Deutschland, Italien, Rumänien und in den Vereinigten Staaten etc.
Von 1996 bis 2008 war Skinner „Regius Professor of Modern History“ an der University of Cambridge. Er ist Mitbegründer der „Cambridge School“ der politischen Ideengeschichte. und gilt als einer der weltweit bedeutendsten Historiker der politischen Theorie und Ideengeschichte.
Übersicht über das Werk
Sein Hauptinteresse liegt im Bereich der interkulturellen Geschichte des frühmodernen Europas, in dem er sich auf zwei Gebieten spezialisiert hat:
- Die Kultur der Renaissance, hier insbesondere die frühe italienische Kunst und die Entwicklung des moralischen und politischen Denkens der Humanisten.
- Die politische Philosophie des 17. Jahrhunderts, insbesondere die Philosophie Thomas Hobbes.
Jedoch ist Skinner auch im Bereich der zeitgenössischen politischen Philosophie tätig. Neben zahlreichen Artikeln über den Charakter des Staates, historischen Erklärungen und der Natur der Deutung im Allgemeinen, veröffentlichte Skinner einen Artikel über die politische Freiheit mit dem Titel „A Third Concept of Liberty“.
In seiner ersten großen Publikation „Foundations of Modern Political Thought“ (1978) liegt das Erkenntnis leitende Interesse darin, die Ideen der republikanischen Autoren der Renaissance zurückzugewinnen. Seine Veröffentlichungen sind insbesondere vom Denken des späten mittelalterlichen Italiens (Machiavelli) geprägt. In seinem späteren Werk „Liberty before Liberalism“ (1998) liegt der Schwerpunkt bei den Ideen der englischen Republikanern des mittleren 17. Jahrhunderts einschließlich John Milton, James Harrington und Algernon Sidney. Die Schriften aus den 70er und 80er Jahren zielen zum großen Teil darauf ab, Berichte über die Geschichte der modernen Vorstellung vom Staat zu geben.
Quentin Skinner gilt als einer der beiden Hauptmitglieder der einflussreichen „Cambridge School“, die sich mit der Geschichte des politischen Denkens befasst. Das andere Mitglied ist der Historiker John Pocock, dessen Werk „The Ancient Constitution and the Feudal Law“ (1957) einen großen Einfluss auf Skinner ausübte. Eine weitere Anregung kam von Peter Laslett, insbesondere seiner Ausgabe von Lockes „Two Treatises of Government“ (1996).
Die „Cambridge School“ ist dafür bekannt, dass sie ihr Hauptaugenmerk auf die „Sprachen“ des politischen Denkens legt (vergleiche „The languages of Political Theory in Early Modern Europe“, ed. Anthony Pagden, 1997). Skinner, der sich seit Jahren mit den klassischen Autoren des politischen Denkens, wie Machiavelli, Thomas Morus und Thomas Hobbes und deren Inhalten auseinandersetzt, leistete seinen Beitrag für oben genanntes Werk, in dem er eine Interpretationstheorie entwickelte, durch die Sichtweisen jener Autoren wiedererlangt werden. Dafür ist es nötig, auch die Schriften weniger bekannter Autoren zu studieren, die bisher im Schatten der klassischen Autoren standen.
Das jahrelange Interesse an den Sprechakten des politischen Schreibens erklärt auch, warum sich Skinner zu Beginn der 90er Jahre der Rolle der Rhetorik in der frühmodernen politischen Theorie zuwendet. Aus dieser Zeit stammt die Studie über „Reasons and Rhetoric in the Philosophy of Hobbes“ (1996).
In den letzten Jahren hat sich Skinner einem neuen Hauptbeschäftigungsfeld zugewandt: der Geschichte der Freiheit. In seiner Veröffentlichung „A Third Concept Of Liberty“ (2002) geht Skinner auf den Ursprung der Freiheitsforschung ein, den er in Hobbes’ „Leviathan“ sieht. In einer Ausführung konzentriert sich Skinner auf Isaiah Berlins „ Zwei Freiheitsbegriffe“ (1959) (ein Konzept, das ideengeschichtlich von Jeremy Bentham vorweggenommen wurde), wobei er Berlins Sichtweise der „positiven“ und „negativen“ Freiheit als Diskussionsfundament benutzt. Das dritte Konzept der Freiheit sieht Skinner als ein „nicht vom Willen Anderer abhängig sein“.
Anfänglich von ihm als veraltet kritisiert, sieht Skinner in der Auseinandersetzung mit der Ideengeschichte die Chance, die Vorstellung der klassischen Autoren vom politischen Leben in die heutige politische Diskussion positiv mit einfließen zu lassen.
Ehrungen
2006 erhält Skinner den Balzan-Preis für Geschichte und Theorie des politischen Denkens, 2008 wurde Quentin Skinner mit dem Bielefelder Wissenschaftspreis geehrt. Der Preis wird im Gedenken an Niklas Luhmann verliehen. Die Laudatio auf Skinner hat der Frankfurter Sozialphilosoph Axel Honneth gehalten: Die Jury (...) begründete ihre Entscheidung mit der grundlegenden Bedeutung von Skinners Forschungen. Skinner habe "die politische Ideengeschichte auf eine neue Grundlage gestellt". Er gilt als weltweit herausragender Kenner und Interpret der politischen Philosophie der frühen Neuzeit von klassischen Autoren wie Macchiavelli, Bodin und insbesondere seines Landsmannes Thomas Hobbes. Mit seinem zweibändigen Werk "The Foundations of Modern Political Thought" ist er zum Begründer der Cambridge School of Intellectual History geworden.[1]
Werke
- The Renaissance. In: The Foundations of Modern Political Thought. 1, Cambridge University Press, Cambridge 1979, ISBN 978-0-52129-337-2 (Inhaltsverzeichnis).
- The Age of Reformation. In: The Foundations of Modern Political Thought. 2, Cambridge University Press, Cambridge 1979, ISBN 978-0-52129-435-5 (Inhaltsverzeichnis).
- Machiavelli zur Einführung. In: Zur Einführung. 250, Junius, Hamburg 2008 (Originaltitel: Machiavelli. A Very Short Introduction, übersetzt von Martin Suhr), ISBN 978-3-88506-350-6 (Inhaltsverzeichnis).
- Institut für Sozialforschung an der Johann Wolfgang Goethe-Universität (Hrsg.): Freiheit und Pflicht. Thomas Hobbes' politische Theorie. In: Adorno-Vorlesung. 2005, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2008 (Originaltitel: Hobbes and Republican Liberty, übersetzt von Karin Wördemann), ISBN 978-3-518-58498-9 (Inhaltsverzeichnis).
- Marion Heinz, Martin Ruehl (Hrsg.): Visionen des Politischen. In: Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft. 1910, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2009 (Originaltitel: Visions of Politics, übersetzt von Robin Celikates, Eva Engels), ISBN 978-3-518-29510-6 (Inhaltsverzeichnis).
Literatur
- Catón, Matthias: Quentin Skinner. In: Gisela Riescher (Hrsg.): Politische Theorie der Gegenwart in Einzeldarstellungen von Adorno bis Young, Stuttgart 2004, S. 453–457. ISBN 3-520-34301-0
- Fisher, Richard: “How To Do Things With Books”. Quentin Skinner and the Dissemination of Ideas, in: History of European Ideas 35 (2009), S. 276-280.
- Hellmuth, Eckhart / Schmidt, Martin: John G.A. Pocock (* 1924), Quentin Skinner (* 1940), in: Lutz Raphael (Hrsg.): Klassiker der Geschichtswissenschaft, Bd. 2, C.H. Beck, München 2006, S. 261-279.
- Mulsow, Martin; Mahler, Andreas (Hrsg.): Die Cambridge School der politischen Ideengeschichte, Frankfurt am Main 2010. ISBN 978-3-518-29525-0
- Palonen, Kari: Quentin Skinner. History, Politics, Rhetoric, Cambridge 2003.
- Palonen, Kari: Die Entzauberung der Begriffe. Das Umschreiben der politischen Begriffe bei Quentin Skinner und Reinhart Koselleck, Münster 2003.
- Perreau-Saussine, Emile: Quentin Skinner in context,[2], Review of Politics, vol. 69 (1), 2007, S. 106-122.
Weblinks
- Literatur von und über Quentin Skinner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Professor Quentin Skinner. Barber Beaumont Professor of the Humanities. The Department of History, Queen Mary, University of London, abgerufen am 17. Februar 2010.
Einzelnachweise
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