- Radebeuler Lößnitz
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Radebeuler Lößnitz bezeichnet eine Großlage im deutschen Weinbaugebiet Sachsen in der gleichnamigen Landschaft. Sie gehört zur Stadt Radebeul und liegt im Bereich Meißen direkt an der Sächsischen Weinstraße sowie am Sächsischen Weinwanderweg. Die Weinberge sind von etwa 50 Kilometern Weinwanderwegen durchzogen.
Die die Landschaft Lößnitz prägenden Steillagen aus Syenitverwitterungsböden mit ihren trockengesetzten Syenit-Weinbergsmauern sind nicht nur als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen, sondern auch seit 1999 insgesamt als Denkmalschutzgebiet Historische Weinberglandschaft Radebeul [1] geschützt. Diese Weinberglandschaft der Lößnitz wird durch das Lößnitzlied von Herbert Schweiniger verewigt. Die über die gesetzlich festgelegten Rebflächen definierte Großlage Lößnitz macht etwa 3,3 % der Flächen der als Lößnitz bekannten Landschaft aus.
Der Wein in der Lößnitz wird von acht Weinbaubetrieben angebaut. Dazu zählen das ehemals Kurfürstlich-Sächsische, heute städtische Weingut Hoflößnitz im Stadtteil Oberlößnitz, das Sächsische Staatsweingut auf Schloss Wackerbarth im Stadtteil Niederlößnitz, sowie die über 200 gemeinschaftlich organisierten Nebenerwerbs- und Privatwinzer der Lößnitz. Die Steillagenwinzer gliedern sich in die Weinbau-Gemeinschaft Zitzschewig, die Weinbau-Gemeinschaft Niederlößnitz sowie den Weinbau-Verein Oberlößnitz.
Inhaltsverzeichnis
Klima und Geologie
Die Lößnitz liegt im Elbtal im Norden der Elbe und profitiert damit vom mildernden Einfluss dieses Flusses. Aufgrund der klimatischen Bedingungen auf der Südseite des Steilanstiegs des Elbhangs ist in Radebeul Edelobst- und Weinanbau möglich. Die jährliche Durchschnittstemperatur liegt bei 9,2 °C. Die durchschnittliche jährliche Sonnenscheindauer, gemessen am Klimadiagramm der alten Wetterwarte Wahnsdorf, liegt mit 1634 Stunden über dem bundesdeutschen Schnitt von 1541 Stunden.[2]
Da Radebeul im Elbtal das mildeste Klima von Sachsen hat, wird es auch Sächsisches Nizza genannt, zurückgehend auf einen Ausspruch des sächsischen Königs Johann um 1860.[3]
Die Lößnitz steigt von der Elbaue über die Elbterrasse bis zum Steilanstieg des Elbhangs, der als Teil der Lausitzer Verwerfung aus Syenitverwitterungsböden besteht und in die Hochfläche der Lausitzer Platte übergeht. Sie wird durch mehrere Kerbtäler zerschnitten, von denen der Lößnitzgrund mit dem Lößnitzbach dauerhaft Wasser führt, während die anderen Täler, der Fiedlergrund, der Kroatengrund und der Rietzschkegrund durch sogenanntes Verlorenes Wasser gebildet werden, das nach Erreichen des wasserdurchlässigen Sandbodens der Elbterrassen versickert und wieder ins Grundwasser übergeht.
Wegen der Steilheit vieler Lagen oberhalb der Elbmittelterrasse mit ihren 30 % bis maximal über 100 % Steigung ist die Bodenschicht aus Verwitterungsprodukten des Unterbodens recht dünn. Die Reben müssen deshalb häufig im Terrassenbau mit Trockenmauern angebaut werden.
Rebsorten
Während der sächsische Anbau im Mittelalter hauptsächlich vom Gemischten Satz geprägt war, dominiert seit Anfang des 17. Jahrhunderts der sortenreine Anbau („nach württemberger Art“). Hauptsächlich verbreitet sind Müller-Thurgau, Riesling, Weißburgunder, Ruländer, Traminer, Kerner, Spätburgunder und Scheurebe. Der Goldriesling wird in Deutschland lediglich in Sachsen angebaut.
Angebaute weiße und rote Rebsorten (Hauptsorten fett dargestellt) - Grauburgunder (Ruländer)
- Gutedel
- Kerner
- Morio-Muskat
- Müller-Thurgau (Rivaner)
- Riesling
- Scheurebe
Der unterhalb des Zechsteins in Zitzschewig entlangführende Zechsteinweg ist der Lehrpfad des sächsischen Weinbaus. Hier werden alle im oberen Elbtal angebauten Rebsorten mit kurz gefasster Charakteristik und ihren jeweiligen Anbauansprüchen präsentiert.
Lagen und Weinberge
Die drei Lagen der Lößnitz tragen alle die Ortsbezeichnung Radebeul. Von den insgesamt etwa 85 ha Rebfläche (circa ein Fünftel der sächsischen Anbaufläche) liegen 30 ha in Steillagen von über 30 %, maximal werden 47 Grad Steigung (> 100 %) erreicht.[3] Diese Steillagen machen etwa die Hälfte aller sächsischen Steillagen aus. Seit dem 13. Jahrhundert sind in der Lößnitz rund 450, zum Teil historische, Weinbergsnamen überliefert.
Goldener Wagen
Die Lage Radebeuler Goldener Wagen befindet sich in Oberlößnitz und erstreckt sich von der östlichen Stadtgrenze bis zum Lößnitzbach. Sie umfasst ca. 31 ha.
Zu den zusammen etwa 11 ha Steillagen gehören die folgenden Weinberge:
- Goldener Wagen
- Spitzhaus
- Hermannsberg
- Ravensberg
- Albrechtsberg
Steinrücken
Der Radebeuler Steinrücken befindet sich in Niederlößnitz. Er reicht vom Lößnitzbach nach Westen bis zur Moritzburger Straße, der Verbindung vom Anger von Kötzschenbroda an Lindenau vorbei nach Friedewald. Er umfasst ungefähr 23 ha.
Zu den insgesamt circa 12,6 ha Steillagen gehören die folgenden Weinberge:
- Bussardberg
- Steinrücken
- Friedensburg
- Gemssteig
- Minkwitzscher Weinberg
- Terrassenberg
- Auf den Bergen (auch: Paradies)
Johannisberg
Die Lage Radebeuler Johannisberg befindet sich in Niederlößnitz, Naundorf und Zitzschewig. Sie reicht von der Moritzburger Straße westwärts bis über die Stadtgrenze hinaus. Sie umfasst etwa 31 ha.
Zu den zusammen circa 6,7 ha Steillagen gehören die folgenden Weinberge:
- Talkenberg
- Paulsberg
- Krapenberg
- Zechstein
- Wettinshöhe
- Wackerbarth
- Jacobstein
Der der Lage den Namen gebende Weinberg Johannisberg ist eher flachgeneigt.
Besonderheiten
Als Besonderheiten dieser Landschaft finden sich der Kötzschber und der Schieler. Kötzschber war über Jahrhunderte die Bezeichnung für Wein aus Kötzschenbroda, aus seinem Kötzschbergischen Weingebirge. Erwähnung findet er durch Martin Luther, der ihn 1520 in einem Brief an den Meißner Bischof für seine Güte lobt. Da die Weinbauflur heute hauptsächlich zu Niederlößnitz gehört, bietet den Kötzschber nur noch ein Winzer (Weinhaus Förster) aus Kötzschenbroda Oberort oberhalb der Steillagen des Radebeuler Steinrücken als Weißwein, Rotwein und Rotling an.[4] Schieler [5] ist eine alte sächsische Bezeichnung für den aus weißen und roten Trauben gekelterten Wein aus einem Weinbau mit einem gemischten Satz. Es finden sich zwei Erklärungsversuche: Die sächsische Aussprache für (Fürsten-)Schüler wird vermutet, da sich diese nur diesen preiswerten Wein als Zechwein leisten konnten im Gegensatz zu den Prädikatsweinen der Herren. Und als Zweites die Eigenschaft, dass der Wein im Glas schillert. In Württemberg heißt dieser Wein auch Schillerwein.
Jedes Jahr findet in der Regel am letzten Septemberwochenende das Herbst- und Weinfest auf dem Anger von Altkötzschenbroda statt. In der Saison 2007/08 kam die Deutsche Weinkönigin, Evelyn Schmidt, aus der Lößnitz, sie arbeitete bis Dezember 2008 auf Schloss Wackerbarth. Auch die Sächsische Weinkönigin 2002/2003 sowie Deutsche Weinprinzessin 2003/2004, Antje Wiedemann, kommt aus der Lößnitz (Weingut Drei Herren, Weinberg Hermannsberg).
Geschichte
Die nördlich des Angers von Kötzschenbroda liegende und zu Kötschenbroda gehörende Flur wurde bereits 1271 als Kötzschbergisches Weingebirge erwähnt, als Dietrich von Zlauschwitz dem Kloster Sitzenroda 12 Fuder Wein lieferte.[3] Teile dieser Flur mit ihren vereinzelten, separat dem Amt Dresden unterstehenden Herren- oder Eigentümerbergen wurden mit der Gemeindegründung im Jahre 1839 zur Landgemeinde Niederlößnitz. Im selben Jahr war bereits um die Hoflößnitz herum die Gemeinde Oberlößnitz gegründet worden.
1286 findet sich die erste schriftliche Erwähnung des Lezenitzberges (Lößnitz) in einer Lehnsurkunde des Meißner Bischofs (Withego I. von Kamenz), als er diesen oberhalb von Haus Reinhardtsberg gelegenen Weinberg dem Dresdner Maternihospital lehnte.
1373 ließ der Meißner Bischof Konrad II. von Kirchberg-Wallhausen auf dem Zitzschewiger Bischofsberg eine Weinpresse mit Weinkeller errichten, die bis zur Säkularisierung 1539 ebenso wie der Weinberg im Besitz der Bischöfe verblieb. Es handelt sich damit um eines der ältesten in der Lößnitz nachweisbaren Anwesen.
1401 übernahm während der Dohnaischen Fehde der Markgraf von Meißen, Wilhelm I. der Einäugige, von den Burggrafen von Dohna das Presshaus und umliegendes Gelände der Hoflößnitz. Damit konzentrierten die Wettiner den Weinbau der Umgebung für fast fünf Jahrhunderte auf dieses Hofgut. Nach der Reformation übernahmen die Wettiner weiteren umfangreichen Weinbergsbesitz von der Kirche und den Klöstern. Aus 15 Weinbergen im Jahr 1547 wurden bis zum Jahr 1630 allein in der Lößnitz 23 Weinberge, die sich im Besitz der Wettiner befanden.
Als überregionale Wegeverbindung auf der hochwassersicheren Heidesandterrasse am Fuß des Steilhangs kartierten Matthias Oeder und Balthasar Zimmermann in der 1586 begonnenen Ersten Kursächsischen Landesaufnahme einen Wegezug, der heute in Radebeul der Straßenführung Winzerstraße/ Augustusweg entspricht.[6] Dort fanden sich über 20 Gebäude, die mit dem Weinbau in Zusammenhang standen. In der ersten Kursächsischen Landesaufnahme finden sich unter anderem bereits Haus Breitig und Haus Lotter. Die Lößnitz findet auf der Karte ihre Erwähnung als „Die weinberge in der Lösnitz“.
Erstes Weinbau-Regelwerk
Kurfürst Christian I. erließ am 23. April 1588 ein erstes Weinbau-Regelwerk, die Weingebürgsordnung. Anfang des 17. Jahrhunderts wurden Württemberger Weinbau-Fachleute an die Elbe geholt, um Anbaumethoden „nach Württemberger Art“ einzuführen, so zum Beispiel die Terrassierung der Steillagen durch Trockenmauern 1616 durch den Winzer Jacob Löffler. Der Hoflößnitzer Weinbergsschreiber Johann Paul Knohll schrieb 1667 mit seinem Werk Klein Vinicultur-Büchlein, einem Auftragswerk des Kurfürsten, einen Kommentar zur Weingebürgsordnung, der bis in das 19. Jahrhundert ein Standardwerk sächsischer Winzerei war.
Da der Weinanbau bis in die Niederungen der Elbe betrieben wurde und dort sogar die Nahrungsmittelproduktion verdrängt hatte, erließ 1684 Kurfürst Johann Georg III. das Verbot weiteren Weinanbaus in der Niederung durch sein Edikt „Wo der Pflug gehen kann, soll kein Weinstock stehen“.[3]
1717 erwähnte Christian Gerber die Hoflößnitz: „Die Lößnitz ist ein gewisser Strich, da lauter hohe Gebirge seyn, die köstlichen Wein tragen, und weil die Churfürstlichen Berge auch allda liegen, wird diese Gegend genennet die Hoffe-Lößnitz. Und dieser Lößnitzwein ist auch der beste im gantzen Land, der in guten Wein-Jahren dem Franken-Wein vorzuziehen, dem Rhein-Wein aber gleich zu achten ist.“
Durch ihren späteren Direktor, den kurfürstlichen Oberlandweinmeister und Besitzer des Paulsbergs in Zitzschewig, Johann Martin Fleischmann, sowie den späteren Bergverwalter der Hoflößnitz, Johann Gottlob Cadner, wurde 1739 in Meißen die Sächsische Weinbaugesellschaft als erste deutsche Weinbaugesellschaft gegründet. Diese von etwa 60 Weinbergsbesitzern getragene Gesellschaft richtete 1810 bei Zaschendorf die erste europäische Winzerschule ein. 1840 veranstaltete diese das Winzerfest in der Lößnitz, einen der Vorgänger des heutigen Herbst- und Weinfestes auf dem Anger von Kötzschenbroda.
1822 gründeten die Besitzer der Herren- oder Eigentümerberge auf dem Gebiet des späteren Oberlößnitz, die dem Amt Dresden unterstanden, den Kommunalverband der Weinbergsbesitzer, um für die auf ihren Anwesen wohnenden Menschen gewisse kommunale Aufgaben zur Verfügung stellen zu können, wie sie in den umliegenden Landgemeinden auch üblich waren. 1832 folgten 75 Gutsbesitzer auf dem Gebiet des späteren Niederlößnitz, die den Niederlößnitzer Weinbergverein gründeten.
1839 kam es aufgrund der Sächsischen Landgemeindeordnung von 1838 zur Gründung der beiden Lößnitzgemeinden Oberlößnitz und Niederlößnitz, dieses auf einem Teil der Kötzschenbrodaer Flur. Aber auch die Nachbargemeinden Zitzschewig und Serkowitz hatten ihren Anteil am Weinanbau, wie die Siegel aus dieser Zeit zeigen.
Rückgang des Weinanbaus und Wiederaufbau
Kriegszerstörungen ebenso wie Missernten (zum Beispiel durch die Kleine Eiszeit), Fernhandel fremder Weine und das Auftreten von Krankheiten (wie der Echte Mehltau um 1850) führten zum allmählichen Niedergang des Lößnitz-Weinanbaus über die Jahrhunderte. 1885 gab es in der Lößnitz noch etwa 150 ha Anbaufläche, durch die Reblauskatastrophe und ihre Bekämpfung ging die Anbaufläche bis 1910 auf ganze 10 ha Fläche zurück. Gleichzeitig erlebten die beiden Landgemeinden Niederlößnitz und Oberlößnitz einen enormen Bauboom sowie Bevölkerungszuzug durch das günstige Klima, was ebenfalls zu einem Rückgang der Anbauflächen beitrug.
Der Landwirtschaftsrat Carl Pfeiffer begann ab 1913 mit der 1905 eingeführten Pfropfrebe die Wiederaufrebung der Lößnitz; 1916 übernahm er die Leitung der bei der Hoflößnitz angesiedelten Rebenveredlungsstation, aus der 1927 die Weinbau-Versuchs- und Lehranstalt hervorging. Ebenfalls 1913 gründete sich als Nachfolger der Sächsischen Weinbaugesellschaft der Verein zur Hebung des Weinbaus in der Lößnitz, aus dem 1921 die neue Sächsische Weinbaugesellschaft hervorging. Aus dieser wiederum ging 1936 der Weinbauverband Sachsen hervor, dessen Leitung Carl Pfeiffer übernahm.
1938 wurde in der Hoflößnitz die Sächsische Weinbaugenossenschaft gegründet, die erst in Zitzschewig untergebracht war, bis sie 1940 nach Meißen umsiedelte. 1955 wurde daraus die Sächsische Winzergenossenschaft Meißen. Nach der Auflösung des Weinbauverbands Sachsen 1945 wurden die bestehenden Weinbaugemeinschaften der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe untergeordnet. Der Weinbau in der Region ging in den folgenden Jahren wieder zurück, ein Teil der Weinberge verbuschte zusehends.
Nach der politischen Wende 1990 gründete sich der Weinbauverband Sachsen neu. In der Lößnitz bestand eine seiner ersten Aufgaben in der Neuordnung der bestehenden Weinbergslagen. Seit 1991 ist der Verband ordentliches Mitglied im Deutschen Weinbauverband. Seit dieser Zeit wurde viele Weinberge, auch als Kulturlandschaft, wiederbelebt. Dazu war häufig eine umfassende Sanierung vor allem auch der verfallenden Syenit-Trockenmauern notwendig. Heute sind wieder etwa 85 ha Weinanbaufläche in der Lößnitz zu verzeichnen.
Kulturdenkmäler
Die Hoflößnitz, das Denkmalensemble im Goldenen Wagen, ist der ehemalige Kurfürstlich-Sächsische Weingutshof der Wettiner in der Lößnitz, seitdem ihn der Markgraf von Meißen Wilhelm I. der Einäugige 1401 übernommen hatte. Kurfürst Johann Georg I., der am 27. August 1645 in Kötzschenbroda den Waffenstillstand von Kötzschenbroda unterschrieb, baute 1650 das Schloss neben das Presshaus der Hoflößnitz. Hier feierten die Wettiner ihre Tanzfeste mit Weinausschank, so auch August der Starke.
Ein weiteres Kulturgut, das ursprünglich aus der Hoflößnitz stammt, ist die Sachsenkeule, die charakteristische Flasche für sächsischen Wein, ähnlich dem Bocksbeutel für Frankenwein. Während die ersten Sachsenflaschen 1931 in grüner Farbe waren, wird heutzutage immer mehr sächsischer Wein in der typischen braunen Sachsenkeule verkauft.
Hoflößnitz ist heute städtisches Weingut mit Weinbaumuseum, Weinkeller und Verkaufsstelle. Das Museum zeigt nicht nur die jahrhundertelange Geschichte des Weinbaus in der Lößnitz, sondern erinnert auch mit seiner Außenausstellung an die Aufbauarbeit von Carl Pfeiffer nach der Reblauskatastrophe. Von dort geht es am Eingangstor zum Weinberg Goldener Wagen vorbei zur Spitzhaustreppe, die auf die Weinberge der Lage Goldener Wagen führt.
Auf dieser findet einmal im Jahr der Spitzhaustreppenlauf über 397 Stufen statt. Seit 2005 wird zusätzlich der Mt. Everest Treppen-Doppelmarathon veranstaltet. Bei dieser Veranstaltung werden in einem 24 Stunden-Zeitfenster 100 Mal die Spitzhaustreppen auf und ab bewältigt. Dabei sind 39.700 Stufen, Doppelmarathondistanz und die Höhe des Mt. Everest zurückzulegen. Es ist die in ihrer Art längste Distanz der Welt.
Die Jahrhunderte alte Weinbautradition in der Lage Steinrücken wird durch das dort liegende Denkmalensemble Minckwitzscher Weinberg dargestellt. Auf dem Weingut war es auch, wo bereits 1827 die erste Schaumweinherstellung in der Lößnitz gelang. Später wurden die Lößnitzsekte durch die 1836 im Steinrücken als Fabrik für moussierende Weine gegründete, zweitälteste deutsche Sektkellerei Bussard weithin bekannt gemacht.
Schloss Wackerbarth oder auch Wackerbarths Ruh’, das Denkmalensemble in der Lage Johannisberg, ist ein von Weinbergen umgebenes Barockschloss im Stadtteil Niederlößnitz von Radebeul an der Sächsischen Weinstraße nach Meißen, das als Sitz des Sächsischen Staatsweinguts dient. Der Generalfeldmarschall und Reichsgraf Christoph August von Wackerbarth erwarb 1727 die Bischofsberge sowie einige unterhalb dieser Weinbergsflächen gelegene Grünflächen. Auf diesen ließ sich der Kabinettsminister Augusts des Starken als Alterssitz zwischen 1727 bis 1730 von dem Landesbaumeister Johann Christoph Knöffel das Schloss Wackerbarths Ruh’ nebst achteckigem Belvedere von Matthäus Daniel Pöppelmann und Französischem Garten erbauen.
In Fortführung der Tradition, die mit der 1836 gegründeten Sektkellerei Bussard begann, stellt Schloss Wackerbarth heute nicht nur Elbtalweine, sondern auch eigene Sekte her, beispielsweise unter den Namen Bussard, August der Starke oder auch Graf von Wackerbarth.
Weine wie Sekte stammen aus einer modernen Produktionsanlage, die den Radebeuler Bauherrenpreis 2004 und den Architekturpreis Wein 2007 erhielt. Die Verbindung von alter und neuer Baukultur machte Schloss Wackerbarth am 19. Oktober 2007 zum Verleihungsort des 2007 von der Sächsischen Akademie der Künste und der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt erstmals verliehenen Gottfried-Semper-Architekturpreis für nachhaltiges Bauen.
Die Jahrhunderte alte Weinbaugeschichte der Lößnitz wie auch der heutigen Stadt Radebeul wird durch viele bemerkenswerte Kulturgüter aufgezeigt, so wie sie in den drei Lagen Goldener Wagen, Steinrücken und Johannisberg im einzelnen dargestellt sind.
Sage „Die sonderbare Stiftung zu Kötzschenbroda.“
„Während des 30jährigen Krieges verbrachte Churfürst Johann Georg I. seine Zeit auf dem Churfürstl. Weinberge der Hoflößnitz; in der Zeit seines dortigen Aufenthaltes liebte er es sehr viel Wein zu trinken. Seiner Gemahlin war dies anstößig, doch getrauete sie selbst sich nicht, ihm deshalb Vorstellungen zu machen. Sie ersuchte daher eines Tages den in Kötzschenbroda angestellten Pastor M. Augustin Prescher, doch einmal von der Kanzel herab eine Mahnung an den allergnädigsten Herrn ergehen zu lassen. Obschon derselbe dies sehr bedenklich fand, so ließ er sich doch endlich dazu bereden und sprach eines Sonntags »über die traurigen Folgen der Schwelgerei und Trunksucht«, und schloß mit den Worten: »unser gnädigster Herr trinkt zwar auch, aber er hat es dazu und es bekömmt ihm! Amen.« Nach der Kirche wird der Pastor zur Churfürstl. Tafel geladen; ihm, so wie seiner Gattin bangte es, wegen der Folgen seiner Ermahnung. Der Churfürst äußert indeß erst am Schluß der Tafel: »Herr Pastor, heut hat Er mir auch Eins auf den Pelz gebrannt.« »Ei,« erwiederte der Pastor, »das sollte mir leid thun, wenn es blos den Pelz getroffen hätte und nicht das Herz.« Auf diese offene Sprache erwiederte der Churfürst: »Herr Pastor! Er ist ein ehrlicher Mann, wären doch alle Geistlichen in meinem Lande der Art; bitte Er sich eine Gnade bei mir aus.« Als der Pastor Bedenken findet, deshalb sich Etwas zu erbitten, meint der Churfürst: »Er wolle, seine Dienstnachfolger sollten alljährlich 49 3/4 Kanne Wein aus seiner Kellerei erhalten, 50 Kannen werde zu viel sein.« Dieses Deputat wurde dem jedesmaligen Pastor zu Kötzschenbroda als Stiftung verabreicht und wird wahrscheinlich erst in der neuesten Zeit abgelöst worden sein, denn Pastor Trautschold erhielt es noch zur Zeit seines Abganges.“
- zitiert nach Johann Georg Theodor Grässe, basierend auf einer mündlichen Überlieferung[7]
Literatur
- Johann Paul Knohllen: Klein Vinicultur-Büchlein/Das ist Kurtzer Inhalt und Unterricht des Weinbaues / Wie solcher im Ober-Sächsischen / und meistens im Meißnischen Creysse / nach hiesiges Landes-Art gepfleget / und iedesmal mit seinen sonderlichen Arbeiten bestellet werden soll / Nach Anleitung der Churfürstl. Sächs. hierbey befindlichen Weingebürgs-Constitution. Allen Hauß-Vätern / so mit dergleichen zu thun / besitzen / umgehen / sich gebrauchen / und darvon nehren / zu einen sonderbaren Nutzen und Besten / theils und meistes aus eigner nachgesonnener / theils auch von alten Hauß-Vätern erlernter Erfahrung / ein- und zusammengetragen / Von Johann Paul Knohllen / Bau- und Bergschreibern, in der Churfürstl. Sächs. Lößnitz bey Dreßden / an Dero Berg- und Lust-Hause uff der Weinpreße daselbst. Mit Churfürstl. Sächs. Freyheit. Gedruckt durch Melchior Bergen / Churfürstl. S. Hof-Buchdrucker / 1667.
- Die Unerkannten Wohltaten GOTTES in dem Churfürstentum Sachsen Und desselben vornehmsten Städten, Christian Gerber, 1717
- Große Kreisstadt Radebeul (Hrsg.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz, 2., leicht geänderte Auflage 2006, ISBN 3-938460-05-9
- verein für denkmalpflege und neues bauen radebeul (Hrsg.): Beiträge zur Stadtkultur der Stadt Radebeul (1997 ff.)
- insbesondere der Beitrag Winzerhäuser in Radebeul, von Georg Wulff et.al., ebd., 2003. - Oeder, Matthias: Die erste Landesvermessung des Kurstaates Sachsen Auf Befehl Des Kurfürsten Christian I. ausgeführt von Matthias Oeder (1586–1607); Zum 800Jährigen Regierungs-Jubiläum Des Hauses Wettin. Stengel & Markert, Dresden 1889.
- Dieter Braatz, Ulrich Sauter, Ingo Swoboda, Hendrik Holler: Weinatlas Deutschland. 1. Auflage. Hallwag, München, 2007, ISBN 978-3-8338-0638-4.
- Stuart Pigott, Andreas Durst, Ursula Heinzelmann, Chandra Kurt, Manfred Lüer, Stephan Reinhardt: Wein spricht Deutsch. 1. Auflage. Scherz, Frankfurt am Main, 2007, ISBN 978-3-502-19000-4.
Weblinks
- Die erste Landesvermessung des Kurstaates Sachsen Auf Befehl Des Kurfürsten Christian I. ausgeführt von Matthias Oeder (1586–1607); Zum 800-Jährigen Regierungs-Jubiläum Des Hauses Wettin (1889)
- Offizielle Webpräsenz der Hoflößnitz
- Website der Sächsischen Staatsweingut GmbH auf Schloss Wackerbarth
- Die Steillagenwinzer der Lößnitz stellen sich vor
- Das Lößnitzlied von Herbert Schweiniger
Einzelnachweise
- ↑ Begründung gemäß § 21 Abs. 3 Sächsisches Denkmalschutzgesetz zur Satzung für das Denkmalschutzgebiet „Historische Weinberglandschaft Radebeul“
- ↑ Sonnenscheindauer, Mittelwerte der Periode 1961 bis 1990
- ↑ a b c d Große Kreisstadt Radebeul (Hrsg.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz.
- ↑ Wein und Winzer
- ↑ Angabe von Weinarten
- ↑ verein für denkmalpflege und neues bauen radebeul (Hrsg.): Winzerhäuser in Radebeul, von Georg Wulff et.al., 2003.
- ↑ Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1, Dresden 1874, S. 76-77. Quelle: http://www.zeno.org – Zenodot Verlagsgesellschaft mbH. Lizenz: Gemeinfrei
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