Rahanwayn

Rahanwayn
Karte des von Somali bewohnten Gebietes mit den verschiedenen Clans; die Rahanweyn-Gebiete in Rot, Digil-Gebiete in Braun

Die Rahanweyn, Reewin oder Digil-Mirifle sind eine der fünf großen Clanfamilien der Somali. Sie machen etwa 20 % der Bevölkerung Somalias aus[1].

Die Rahanweyn leben hauptsächlich in Südwestsomalia im relativ fruchtbaren Gebiet zwischen den Flüssen Jubba und Shabeelle, in den Verwaltungsregionen Bay und Bakool. Als ihr Zentrum gilt die Stadt Baidoa. Im Gegensatz zu der nomadisch lebenden Mehrheit der Somali leben sie größtenteils als sesshafte Agropastoralisten. Wegen dieser unterschiedlichen Lebensweise, und weil sie als mit Schwarzafrikanern und Galla (Oromo) vermischt angesehen werden, gelten sie als „unechte Somali“ oder Sab gegenüber den „echten Somali“ oder Samaal-Clans der Hawiye, Darod, Isaaq und Dir. Der Sammelbegriff Sab wird daneben auch für diverse kleinere Minderheitengruppen verwendet, die auf bestimmte Berufe beschränkt sind und aus Sicht eines Teils der Samaal als nicht gleichberechtigt gelten.

Unterclans der Rahanweyn sind die Mirifle und Digil.

Die Sprache der Rahanweyn ist die Af-Maay-Variante des Somali, die sich von der nordsomalischen Standardsprache (Af-Maxaa) unterscheidet. Die Schreibung „Rahanweyn“ geht auf das Standard-Somali zurück; heute wird sie zunehmend durch die Schreibweise „Reewin“ ersetzt, die deren eigener Aussprache eher entspricht. Der Name wurde früher auf Basis des Standard-Somali auf weyn („groß“) und rahan („Mahlstein“) als Hinweis auf ihre ackerbauliche Tätigkeit zurückgeführt, alternativ wurde rahan auch als „(Menschen-)Menge“ gedeutet, was eine gemischte Abstammung bedeuten soll. Eine neuere Theorie, die vom Maay ausgeht, besagt, das ree von reer für „Familie“ komme und win/wiin/weyn „alt“ bedeute. Ethnolinguistische Hinweise deuten darauf hin, dass die Rahanweyn die früheste Gruppe der Somali waren, die aus dem südlichen äthiopischen Hochland einwanderte.

Im somalischen Bürgerkrieg waren die Rahanweyn zusammen mit den somalischen Bantu am stärksten von gewaltsamen Landenteignungen und Vertreibungen durch andere Clans betroffen[2], was 1991–1993 zur Hungersnot in ihrem Gebiet führte. 1995 bildete sich die Rahanweyn Resistance Army (RRA) als bewaffnete Organisation der Rahanweyn. Diese versuchte 2004 einen eigenen Staat Südwestsomalia zu etablieren, was jedoch an der Präsenz zahlreicher verschiedener Clans und Kriegsparteien scheiterte. Bis heute sind diverse Kriegsparteien in dem Gebiet aktiv.

Bekannte Rahanweyn sind der RRA-Führer Mohammed Nur Shatigadud und die Professoren und Autoren Mohamed Haji Mukhtar und Abdi Kusow.

Siehe auch

Anmerkungen/Quellen

  1. gemäß der abgebildeten Karte; 17 % Rahanweyn, 3 % Digil
  2. Internal Displacement Monitoring Centre: Land dispossession is the main driving force behind conflict in Somalia (2004)

Literatur

  • Abdi Kusow: The Somali Origin: Myth or Reality, in: Ali Jimale Ahmed (Hrsg.): The Invention of Somalia, Red Sea Press 1995, ISBN 0932415997
  • Mohammed Haji Mukhtar: Historical Dictionary of Somalia (New Edition), Scarecrow Press 2003, ISBN 978-0810843448

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