Ranuccio II. Farnese

Ranuccio II. Farnese
Ranuccio II. Farnese, Herzog von Parma und Piacenza

Ranuccio II. Farnese (* 17. September 1630; † 11. Dezember 1694) war von 1646 bis 1694 Herzog von Parma und Piacenza.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Da der Sohn von Herzog Odoardo I. Farnese und Prinzessin Margherita de' Medici (1612–1679) beim Tode seines Vaters 1646 noch minderjährig war, führten seine Mutter und sein Onkel, Kardinal Francesco Maria Farnese (1619–1647), für ihn die Regentschaft, bis er 1648 das achtzehnte Lebensjahr erreichte. Die französische Regierung bot ihm die Ehe mit einer Nichte von Kardinal Mazarin an; trotz der politischen und finanziellen Vorteile, die damit verbunden waren, lehnte Ranuccio ab, da er sich eine Braut aus souveränem Haus wünschte. Im Krieg zwischen Frankreich und Spanien, der bis 1659 währte, blieb er neutral, musste aber die Durchquerung seines Territoriums durch deren Truppen zulassen.

Außenpolitik

1649 brach der zweite Krieg um Castro aus. Papst Innozenz X. hatte Cristoforo Giarda ohne Zustimmung des Herzogs in dessen Domäne Castro, einem päpstlichen Lehen, als Bischof eingesetzt. Als Giarda noch vor seiner Ankunft in der Diözese am 19. März 1649 ermordet wurde, schob der Papst die Schuld daran sofort dem Herzog zu, ließ Castro belagern und dem Erdboden gleichmachen. Auch in der darauf folgenden Schlacht nahe Bologna blieben die Päpstlichen siegreich. 1650 schließlich wurde Castro als erledigtes Pontifikallehen vom Papst eingezogen.

1657 gelang es Ranuccio, einen Rückkaufvertrag über Castro abzuschließen. Da es ihm aber am nötigen Geld fehlte, verblieb das Herzogtum beim Papst und wurde 1659 im Pyrenäenfrieden als päpstlicher Besitz bestätigt, allerdings mit einer Rückkaufoption für Parma auf acht Jahre. In der Folgezeit versuchte Ranuccio auf jede mögliche Art und Weise, an Geld für den Rückkauf zu kommen; doch die Summe von 814.865 Scudi, die er der Kurie 1666 schließlich bot, wurde als zu gering abgelehnt, und die Einziehung Castros definitiv ausgesprochen.

Ranuccio hatte seine Pläne für Castro endgültig aufgegeben, kaufte aber für das ihm gebliebene Geld 1672 das Fürstentum Bardi und Compiano, womit das parmesische Herzogtum letztmalig erweitert wurde. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 bis 1697 durchzogen kaiserliche Truppen unter dem Prinzen Eugen im Kampf gegen Frankreich Parma, plünderten es trotz seiner Neutralität und begingen auch Verbrechen an der Zivilbevölkerung.

Innenpolitik

Innenpolitisch war Ranuccio II. um Modernisierung bemüht. Er erließ ein Exportverbot für unverarbeitete Seide, um die Arbeitslosigkeit zu verringern, führte eine Gerichtsreform durch, gründete zwei Akademien sowie das Herzogliche Theater und legte eine umfangreiche Sammlung von Kunstwerken und Büchern an. Unter ihm wurden die in Rom verbliebenen Besitztümer der Farnese nach Parma transferiert. Musikalisch veranlagt, förderte er Ballett und Oper und zog den Komponisten Marco Uccellini an seinen Hof.

Ehen und Nachkommen

Ranuccio Farnese war seit dem 29. April 1660 mit Margarete von Savoyen (* 15. November 1635; † 29. April 1663) verheiratet, der Tochter des Herzogs Vittorio Amadeo I., die zwei Tage nach der Geburt ihres zweiten Kindes im Kindbett starb; das Kind starb am Tag darauf, das erste Kind war schon am Tag der Geburt gestorben.

In zweiter Ehe heiratete er am 18. Februar 1664 Isabella d’Este (* 3. Oktober 1635; 21. August 1666), Tochter des Herzogs Francesco I. d’Este von Modena, seine Cousine, mit der er drei Kinder hatte. Auch sie starb im Kindbett.

  • Margherita Maria Farnese (* 24. November 1664; † 17. Juni 1718) ∞ 14. Juli 1692 Francesco II. d’Este (1660–1694), Herzog von Modena
  • Teresa Farnese (* 10. Oktober 1665; † 1702) ∞ 29. Juli 1695 Gustav II. Merten (1655–1720), Graf von Merten
  • Odoardo II. Farnese (1666-1693), Erbherzog von Parma und Piacenza, starb vor seinem Vater

Im Oktober 1668 heiratete Ranuccio ein drittes Mal, jetzt Maria d’Este (* 8. Dezember 1644; † 20. August 1684), die Halbschwester seiner zweiten Frau, also ebenfalls seine Cousine. Mit ihr hatte er sieben Kinder, von denen zwei erwachsen wurden.

  • Francesco Farnese (1678–1727), Herzog von Parma und Piacenza ab 1694
  • Antonio Farnese (1679–1731), ab 1727 letzter Herzog von Parma und Piacenza aus der Familie Farnese

Weblinks

 Commons: Ranuccio II. Farnese – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


Vorgänger Amt Nachfolger
Odoardo I. Farnese Herzog von Parma
1646–1694
Francesco Farnese

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