- Regressionshypnose
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Der Einsatz dieser Methoden - sie wurde in den 1990er Jahren in den USA sehr häufig verwendet - geht von der Grundannahme aus, dass die verschiedenen psychischen und psychosomatischen Symptomen erst abklingen und eine Heilung beginnen kann, wenn das traumainduzierende Ereignis im therapeutischen Prozess aufgedeckt und behandelt worden ist.
Regressionshypnose wird insbesondere zur Rückholung von Erinnerungen an sexuellen Missbrauch, rituellen Missbrauch, oder auch an eine sog. Entführung durch Außerirdische im bisherigen Leben eingesetzt. Bei einer Reinkarnationstherapie wird die Regressionshypnose sogar zu Erinnerungen an frühere Reinkarnationen verwendet. Bereits diese Aufzählung von in ihrem Realitätsgehalt ganz unterschiedlich beurteilten Phänomenen lässt erahnen, dass die Grundannahmen und der Einsatz dieser Techniken nicht ganz unproblematisch sind.
Eine Vielzahl experimenteller und klinischer Studien konnte zeigen, dass unter Hypnose erlangte tatsächliche Erinnerungen nicht sicher von im hypnotischen Prozess erzeugten Pseudoerinnerungen unterschieden werden können. Wie Yapko (1996) in seiner empirischen Untersuchung zeigen konnte, war die Problematik der Erinnerungsgewinnung unter Hypnose bis Mitte der Neunziger vielen Psychotherapeuten in den USA jedoch nicht bekannt. Es kam deshalb dazu, dass von den Patienten Erinnerungen fälschlich für real gehalten wurden, die tatsächlich aber erst im therapeutischen Prozess (iatrogen) erzeugt worden waren.
Psychologie und Psychiatrie sind sich heute nicht einig, ob und wie mittels Regressionshypnose wiedererlangte tatsächliche Erinnerungen von im hypnotischen Prozess erzeugten Pseudoerinnerungen unterschieden werden können. Viele Fachleute glauben, dass eine solche Unterscheidung grundsätzlich unmöglich ist; ihnen erscheinen die durch hypnotische oder hypnoseähnliche Verfahren gewonnenen Erlebnisberichte deshalb hinsichtlich ihres Realitätsgehaltes generell fragwürdig.
Literatur
- Elizabeth Loftus: "The Reality of Repressed Memories", 1993 in: American Psychologist 48, S. 518-537.
- Elizabeth Loftus, Katherine Ketcham: "The Myth of Repressed Memory: False Memories and Allegations of Sexual Abuse", St. Martin's Press New York 1994, ISBN 0312114540
- Michael R. Nash: "Memory Distortion and Sexual Trauma: The Problem of False Negatives and False Positives.", 1994 in: International Journal of Clinical and Experimental Hypnosis 42, S. 346-362.
- Michael Schetsche: „Trauma im gesellschaftlichen Diskus. Deutungsmuster, Akteure, Öffentlichkeiten.“, 1994 in: Trauma und Traumafolgen – ein Thema für die Jugendhilfe, Hg. Bundesarbeitsgemeinschaft der Kinderschutz-Zentren e.V. Köln: Eigenverlag, S. 7-32
- Spanos, Nicholas P.; Burgess, Cheryl A.; Burgess, Melissa Faith: "Past-life Identity, UFO Abductions, and Satanic Ritual Abuse: The Social Construction of Memories", 1994 in: The International Journal fo Clinical and Experimental Hypnosis. XLII (4), S. 433-446.
- Michael D. Yapko: „Fehldiagnose: Sexueller Missbrauch.“, Droemer Knaur 1996, ISBN 3426840898
- Critchlow, Stephen: "False Memory Syndrome: Balancing the Evidence For and Against", 1998 in: Irish Journal of Psychological Medicine 15 (2), S. 64-67
- Hans Crombag, Harald Merkelbach: „Missbrauch vergißt man nicht. Erinnern und Verdrängen - Fehldiagnosen und Fehlurteile.“, Verlag Gesundheit Berlin 1997, ISBN 3333010038
- Daniel L. Schacter: „Wir sind Erinnerung. Gedächtnis und Persönlichkeit.“, Rowohlt 1999, ISBN 3498063243
- Dallam; Stephanie: "Crisis or Creation?: A Systematic Examination of ‚False Memory Syndrome", 2000 in: Journal of Child Sexual Abuse 9 (3/4), S. 9-36.
- Peter Fiedler: „Dissoziative Störungen und Konversion. Trauma und Traumabehandlung.“, Beltz/PVU Beinheim, 2001 2. Auflage.
- Streeck-Fischer, Anette; Sachsse, Ulrich; Özkan, Ibrahim: „Perspektiven der Traumaforschung“, 2001 in: Körper, Seele, Trauma. Biologie, Klinik und Praxis, Hrsg. Anette Streeck-Fischer, Ulrich Sachsse und Ibrahim Özkan, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, S. 12-22.
- Terr, Leonore: „Was passiert mit Erinnerungen nach traumatischen Belastungen?“, 2001 in: Körper, Seele, Trauma. Biologie, Klinik und Praxis, Hrsg. Anette Streeck-Fischer, Ulrich Sachsse und Ibrahim Özkan, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, S.23-42.
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