Reißzwecke

Reißzwecke
Moderne Reißzwecken mit Kunststoffüberzug
Ältere Modelle aus den 1930er Jahren

Eine Reißzwecke ist ein kurzer Nagel mit großem, gewölbtem Kopf aus Blech, der für den Aushang von Schriftstücken verwendet wird und leicht von Hand wieder entfernt werden kann. Die Reißzwecke wird auch als Reißnagel, Reißbrettstift, Heftzwecke, Wanze oder Pinne bezeichnet. Letzterer Begriff bezeichnet oft auch spezifisch die Pinnwand-Zwecken mit einem höheren Vollplastik-Kopf.

Inhaltsverzeichnis

Bedeutung

Die ursprüngliche Bestimmung der Reißzwecke war das Befestigen von Zeichnungen auf Reißbrettern. Diese Reißzwecken bestanden aus einer kurzen sehr spitzen Stahlnadel, die von einem flachen Kopf aus Messing gehalten wurde. Moderne Reißzwecken haben in der Regel einen kleinen Plastiküberzug über dem Kopf, der die Verletzungsgefahr reduziert, wenn der Nagel sich vom Kopf löst und nach hinten durchrutscht.

Erfindung

Gedenktafel in Lychen

Die Reißzwecke wurde nach heutigem Wissensstand vom Uhrmacher Johann Kirsten zwischen 1902 und 1903 in der Stadt Lychen in der Uckermark in Brandenburg erfunden. In der Nähe von Lychen befindet sich auch ein Reißzweckendenkmal. Seine Idee verkaufte er 1903 für wenig Geld an den Kaufmann Otto Lindstedt, der eine Kurzwarenfabrik besaß. Dessen Bruder Paul meldete sie im Jahr 1904 zum Patent an. Die Patentschrift lautet auf die Bezeichnung Heftzwecke. Die Patentanmeldung machte die Lindstedts zu Millionären.[1] Der Uhrmacher wurde an den Gewinnen nicht beteiligt. Andere Quellen schreiben dem österreichischen Fabrikbesitzer Heinrich Sachs die Erfindung des Reißnagels aus nur einem Stück Bandstahl und die fabriksmäßige Fertigung (pro Aushub - 5 fertige Reißnägel) im Jahre 1888 zu. Der wesentliche Unterschied lag darin, dass der Reißnagel aus Österreich aus einem Stück gearbeitet wurde und alle Entwürfe und Modelle vorher immer 2-teilig gearbeitet waren, nämlich aus Kopf und Nagel. Der Erfinder des modernen Reißnagels wäre demnach Heinrich Sachs, dessen Vermächtnis heute in der Brevillier Urban & Sachs GmbH & Co KG in Wien weiter besteht. Zweifel über das genaue Erfindungsjahr der Reißzwecke bereiten Lexikoneinträge, die bis ins Jahr 1887 zurückführen und den Gegenstand als Zeichenutensil beschreiben.

Herstellung

Ein Großteil der Reißzwecken werden hergestellt, indem ein Stück festen Drahtes durch ein Loch im gestanzten Blechkopf durchgezogen wird, und dann das hervorstehende Ende plattgedrückt wird. Dabei "verschmelzen" Kopf und Draht. Die Spitze entsteht durch schräges Abschneiden des Drahtes. Danach wird durch Elektrolyse eine Rostschutz-Legierung mit Messing auf die Reißzwecke aufgebracht. Die Plastikkäppchen für den Kopf werden mit Hilfe eines Zylinders aus Plastikfolie ausgestanzt und durch einen zweiten Zylinder innerhalb des ersten ausgewölbt.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Reißzwecken – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Johannes Gernert:Eine ziemlich verzwickte Geschichte; taz.de, 28. November 2003, abgerufen 28. November 2009

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