Relegationsrunde

Relegationsrunde

Als Relegationsspiele (von lat. relegatio) werden im deutschen Sport Qualifikationsspiele bezeichnet, bei denen es in der Regel um den Zugang zu einer höheren Liga geht. In Sportarten, die keine Spiele durchführen, wie etwa dem Tanzsport, wird entsprechend von Relegationsturnieren oder -runden gesprochen.

Inhaltsverzeichnis

Wortherkunft

relegatio bedeutet im Latein, dass man fortschickt, entfernt, ausschließt, verweist, verbannt, zurückweist. Heute wird „Relegation“ noch für die Verweisung von einer Hochschule verwendet.

Der Begriff wurde seit 1982 umgangssprachlich auf Entscheidungsspiele und Entscheidungsrunden übertragen, bei denen es in der Regel um den Zugang zu einer höheren Liga geht. Oft handelte es sich dabei um reine Aufstiegsspiele oder Aufstiegsrunden, in denen alle beteiligten Mannschaften nur aufsteigen können, wie zum Beispiel in einem Entscheidungsspiel zwischen Tabellenführern zweier Ligen, aber keine den Abstieg verhindern muss. Der passendere Begriff hierfür wäre „Qualifikationsspiel“, denn es handelt sich nicht um ein Abstiegs-, sondern ein Aufstiegsspiel. Der Begriff Relegationsspiel hat sich jedoch in Deutschland eingebürgert, auch das Universalwörterbuch des Dudens kennt den Gebrauch des Begriffs „Relegationsspiel“ in der Bedeutung „Qualifikationsspiel“. In der Schweiz wird der aus dem Französischen stammende Begriff Barrage verwendet. Im Englischen trägt der Begriff relegation zum Beispiel die ursprüngliche Bedeutung (Abstieg).

Geschichte der deutschen Relegationsspiele

FC. St. Pauli gegen Stuttgarter Kickers im dritten und entscheidenden Relegationsspiel auf Schalke (1991)

Populär geworden ist der Begriff der Relegation in Deutschland seit 1982. Er tauchte nach Einführung der eingleisigen 2. Bundesliga im Zusammenhang mit dem Aufstieg in die 1. Bundesliga auf. In den Jahren 1964 bis 1974 hatten die Ersten und Zweiten der Regionalligen (insgesamt zehn Mannschaften) zwei Aufsteiger in Aufstiegsrunden ermittelt. 1975 bis 1981 waren die Meister der 2. Liga Nord und Süd aufgestiegen, und um den dritten Aufstiegsplatz wurden sogenannte Aufstiegsspiele der beiden Ligazweiten ausgetragen. Von 1982 bis 1991 nun wurden Entscheidungsspiele zwischen dem Sechzehnten (und damit Drittletzten) der 1. Liga und dem Dritten der eingleisigen zweiten Liga ausgetragen, und zwar grundsätzlich in Hin- und Rückspiel. In den Jahren 1986, 1988, 1991 wurde als drittes Spiel ein Entscheidungsspiel fällig und im Jahr 1988 (SV Darmstadt 98 und der SV Waldhof Mannheim hatten im Entscheidungsspiel auch nach Verlängerung kein einziges Tor geschossen) zum einzigen Mal ein Elfmeterschießen.

Diese 1982 bis 1991 ausgetragenen Entscheidungsspiele wurden Relegationsspiele genannt. Die Spiele waren für den Drittletzten der 1. Liga Abstiegs-, für den Dritten der 2. Liga Aufstiegsspiele. Am 9. Oktober 2007 beschloss die DFL eine Wiedereinführung dieser Spiele ab der Saison 2008/09. Die gleiche Regelung gilt ab der Saison 2008/09 auch für die zweite und dritte Liga.[1]

Auch für die Entscheidungsspiele zwischen den Gruppenzweiten in der Qualifikation zur Fußball-EM und -WM ist der Begriff Relegation gebräuchlich worden.

Relegationsspiele in der deutschen Fußball-Bundesliga

1975 bis 1981 zur 1. Bundesliga

Jahr Gesamt-
ergebnis
Einzelergebnisse
1975 FK Pirmasens Bayer 05 Uerdingen 4  : 10 Hinspiel 4  : 4  
Rückspiel 0  : 6  
1976 1. FC Nürnberg Borussia Dortmund 2  : 4 Hinspiel 0  : 1  
Rückspiel 2  : 3  
1977 Arminia Bielefeld TSV 1860 München 4  : 6 Hinspiel 4  : 0  
Rückspiel 0  : 4  
Entscheidungsspiel 0  : 2  
1978 1. FC Nürnberg Rot-Weiss Essen 3  : 2 Hinspiel 1  : 0  
Rückspiel 2  : 2  
1979 SpVgg Bayreuth Bayer 05 Uerdingen 2  : 3 Hinspiel 1  : 1  
Rückspiel 1  : 2  
1980 Karlsruher SC Rot-Weiss Essen 6  : 4 Hinspiel 5  : 1  
Rückspiel 1  : 3  
1981 Kickers Offenbach Eintracht Braunschweig 1  : 2 Hinspiel 1  : 0  
Rückspiel 0  : 2  

Die Mannschaft in der linken Spalte hatte beim ersten Spiel Heimrecht.

Viermal setzte sich die Mannschaft aus der 2. Bundesliga Nord durch, dreimal die Mannschaft aus der 2. Bundesliga Süd.

1982 bis 1991 zur 1. Bundesliga

Jahr Zweitligist Erstligist Gesamt-
ergebnis
Einzelergebnisse
1982 Kickers Offenbach Bayer 04 Leverkusen 1  : 3 Hinspiel 0  : 1  
Rückspiel 1  : 2  
1983 Bayer 05 Uerdingen FC Schalke 04 4  : 2 Hinspiel 3  : 1  
Rückspiel 1  : 1  
1984 MSV Duisburg Eintracht Frankfurt 1  : 6 Hinspiel 0  : 5  
Rückspiel 1  : 1  
1985 1. FC Saarbrücken Arminia Bielefeld 3  : 1 Hinspiel 2  : 0  
Rückspiel 1  : 1  
1986 Fortuna Köln Borussia Dortmund 3  : 11 Hinspiel 2  : 0  
Rückspiel 1  : 3  
Entscheidungsspiel 0  : 8  
1987 FC St. Pauli FC 08 Homburg 3  : 4 Hinspiel 1  : 3  
Rückspiel 2  : 1  
1988 SV Darmstadt 98 SV Waldhof Mannheim 8  : 9 Hinspiel 3  : 2  
Rückspiel 1  : 2  
Entscheidungsspiel 4  : 5 i. E.
1989 1. FC Saarbrücken Eintracht Frankfurt 2  : 3 Hinspiel 0  : 2  
Rückspiel 2  : 1  
1990 1. FC Saarbrücken VfL Bochum 1  : 2 Hinspiel 0  : 1  
Rückspiel 1  : 1  
1991 Stuttgarter Kickers FC St. Pauli 5  : 3 Hinspiel 1  : 1  
Rückspiel 1  : 1  
Entscheidungsspiel 3  : 1  

Somit hat sieben Mal der Erstligist das Duell gewonnen und durfte in der obersten Spielklasse verbleiben.

Drei der zehn Relegationsduelle konnte jedoch die Mannschaft aus der 2. Liga für sich entscheiden und es gab in jenem Jahr drei Auf- bzw. Absteiger.


Saison 2008/2009

Im deutschen Profi-Fußball wird es von der Saison 2008/2009 an wieder Relegationsspiele um Auf- und Abstieg geben.

Bei der Mitgliederversammlung am 9. Oktober 2007 in Frankfurt am Main haben die 36 Vereine und Kapitalgesellschaften des Ligaverbandes beschlossen, die Relegationsspiele wieder einzuführen.

Die neue Regelung gilt ab der Saison 2008/09. Das bedeutet, dass ab dieser Saison der Drittletzte der Bundesliga und der Dritte der 2. Bundesliga zwei Entscheidungsspiele um einen Platz in der höheren Spielklasse austragen.

Dieselbe Regelung gilt für die 2. Bundesliga und die 3. Liga.

Relegation in anderen Ländern

Neben der "normalen" Regelungen mit festen Ab- und Aufsteigern haben verschiedene Fußballverbände in ihren Ligen abweichende Ab-/Aufstiegsmodi etabliert:

  • England: Ein oder zwei Mannschaften steigen direkt auf, mehrere dahinter platzierte Mannschaften spielen in Play-offs um einen weiteren Platz
  • Italien: Zwei Teams aus der Serie B steigen direkt auf. Beträgt die Punktedifferenz zwischen Platz 3 und 4 weniger als 10 Punkte, spielen die Plätze 3-6 in Play-offs den dritten Aufsteiger aus.
  • Niederlande: Nur der Tabellenletzte der Eredivisie steigt ab und der Meister der Eerste Divisie steigt auf. Der 16. und 17. der ersten Liga und die sechs Periodenmeister der zweiten Liga spielen in einem Play-off-Modus um zwei weitere Plätze.
  • Argentinien: Es gibt zwei feste Ab- bzw. Aufsteiger. Die dritt- und viertletzten der Primera Division spielen gegen die 3. und 4. der Nacional B um die Plätze in der ersten Liga.

Einzelnachweise

  1. http://www.dfl.de/de/liga/news/2007/index.php?f=76386.php&fla=3

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Eishockey-Bundesliga 1981/82 — Eishockey Bundesliga ◄ vorherige Saison 1981/82 nächste ► Meister …   Deutsch Wikipedia

  • DEL 1996/97 — Deutsche Eishockey Liga ◄ vorherige Saison 1996/97 nächste ► Meister …   Deutsch Wikipedia

  • EHC Trier — Die Geschichte der teilnehmenden Mannschaften am Spielbetrieb der Sportart Eishockey in Trier, Rheinland Pfalz beginnt 1984 mit dem ESV Trier, auf dem der EHC Trier folgt. Später wurde der heute noch am Spielbetrieb teilnehmende ESC Trier… …   Deutsch Wikipedia

  • ESC Trier — Die Geschichte der teilnehmenden Mannschaften am Spielbetrieb der Sportart Eishockey in Trier, Rheinland Pfalz beginnt 1984 mit dem ESV Trier, auf dem der EHC Trier folgt. Später wurde der heute noch am Spielbetrieb teilnehmende ESC Trier… …   Deutsch Wikipedia

  • ESV Trier — Die Geschichte der teilnehmenden Mannschaften am Spielbetrieb der Sportart Eishockey in Trier, Rheinland Pfalz beginnt 1984 mit dem ESV Trier, auf dem der EHC Trier folgt. Später wurde der heute noch am Spielbetrieb teilnehmende ESC Trier… …   Deutsch Wikipedia

  • Eishockey-Bundesliga 1982/83 — Eishockey Bundesliga ◄ vorherige Saison 1982/83 nächste ► Meister …   Deutsch Wikipedia

  • Eishockey in Trier — Die Geschichte der teilnehmenden Mannschaften am Spielbetrieb der Sportart Eishockey in Trier, Rheinland Pfalz beginnt 1984 mit dem ESV Trier, auf den 1990 der EHC Trier folgte. 1994 wurde der noch heute am Spielbetrieb teilnehmende ESC Trier… …   Deutsch Wikipedia

  • Eishockey-Bundesliga 1988/89 — Eishockey Bundesliga ◄ vorherige Saison 1988/89 nächste ► Meister …   Deutsch Wikipedia

  • Saisonbilanzen des 1. FC Union Berlin — Die Saisonbilanzen des 1. FC Union Berlin zeigen für jede Saison der ersten Fußballmannschaft des 1. FC Union Berlin und seiner Vorgängervereine die Platzierung, das Torverhältnis und die Anzahl der erzielten Punkte in der Liga. Zusätzlich… …   Deutsch Wikipedia

  • ESV Kaufbeuren — Größte Erfolge Halbfinalist Bundesliga 1984, 1985 Deutscher Zweitliga Meister 1961,1969,1974,1977,1980,1991 Meister Oberliga …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”