- Autoklavieren
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Ein Autoklav (gr./lat. selbstverschließend) ist ein gasdicht verschließbarer Druckbehälter, der für die thermische Behandlung von Stoffen im Überdruckbereich eingesetzt wird. Autoklaven werden zum Sterilisieren, zum Aushärten von Baustoffen, zum Vulkanisieren von Reifen und Gurtbändern sowie zum Verpressen von Faserverbundbwerkstoffen verwendet und kommen somit in der Medizintechnik, Lebensmitteltechnik, Biologie, Glasindustrie, Luftfahrtindustrie, in Steinfabriken und Vulkanisierbetrieben zum Einsatz.
Die thermische Behandlung der Stoffe erfolgt meistens chargenweise (Batch-Betrieb). Deshalb sind die Druckbehälter meistens mit Schnellverschlüssen ausgerüstet, die gegenüber geflanschten Druckbehälteröffnungen ein wesentlich schnelleres Öffnen und Schließen des Druckbehälters ermöglichen. Ein Schnellkochtopf stellt ebenfalls einen Autoklaven dar.
Inhaltsverzeichnis
Sterilisation in der Medizintechnik und Biologie
Man unterscheidet folgende zwei Möglichkeiten, um eine Sterilisation einzuleiten:
- Vakuumverfahren – Entfernung der Luft durch mehrmaliges Evakuieren (Leerpumpen) im Wechsel mit Dampfeinströmungen; sog. fraktioniertes Vorvakuum
- Strömungs- oder Gravitationsverfahren – die Luft wird durch Sattdampf verdrängt (Dampfkochtopf-Prinzip).
Die zu sterilisierenden Gegenstände, Abfälle oder Substanzen werden in der Regel in genormten Spezialbehältern in den Autoklaven gegeben, deren Volumen in Sterilguteinheiten (STE) angegeben wird. Eine STE entspricht 60x30x30 cm, also 54 Liter.
Für Sterilisationszwecke in der Medizin und Biologie gibt es Autoklaven unterschiedlicher Größe, mit einem Innenvolumen von bis zu einigen hundert Litern und mehr. Autoklaven dienen vor allem zur Dampfdruck-Sterilisierung von Nährmedien, medizinischen Instrumenten, Operationswäsche, Tupfer und Ähnlichem. Solche Autoklaven werden daher manchmal auch als Dampfdruckapparate bezeichnet.
Sterilisatoren in der Medizintechnik für Operationsbesteck haben einen rechteckigen Querschnitt und beidseitig angeordnete vertikale Schnellverschlüsse, die das Einschieben von Horden ermöglichen. Diese Sterilisatoren werden mit Reindampf beschickt, der außerhalb des Sterilisators erzeugt wird. Die Sterilisationsphasen und die erforderlichen Temperaturen werden aufgezeichnet.
Sterilisationsautoklaven in der Biologie haben aus Festigkeitsgründen meistens einen zylinderförmigen Mantel. An einer Seite befindet sich üblicherweise ein Schnellverschluss, der als Schraub- oder Bajonettverschluss ausgeführt ist. Als Anzeigeinstrumente verfügen sie zumindest über Thermometer und Manometer. Die Druckbeaufschlagung erfolgt entweder durch Fremddampf oder der Dampf wird in dem Autoklav durch eine elektrische Beheizung erzeugt.
Durch die Sterilisation können selbst Bakteriensporen (insbes. von Clostridium botulinum), die resistenten Dauerformen einiger Bakterien, abgetötet werden. Die Sterilisation ist nicht die garantierte Abtötung aller Keime, sondern die theoretische Wahrscheinlichkeit, dass die Anzahl der Keime auf dem sterilisierten Gegenstand um sechs Zehnerpotenzen (Log-Stufen) reduziert wurde, das heißt, dass bei einer theoretisch angenommenen Ausgangszahl von einer Million Keimen nur einer davon die Sterilisation überlebt. Die Abtötungszeit ist abhängig von der Keimbelastung, das heißt je mehr Keime vorhanden sind, desto länger ist die benötigte Sterilisationszeit. Die Abtötungsrate der Keime ist logarithmisch, das heißt innerhalb eines Zeitintervalls t überleben nur 10 % der Keime; t ist je nach Keim unterschiedlich (beispielsweise t = 2 Minuten für Bacillus stearothermophilus bei 121 °C heißem gesättigten Wasserdampf), aber konstant.
Das Autoklavieren als Sterilisationsmethode wird unter feuchter Hitze durchgeführt. Die Feuchtigkeit lässt vor allem die Sporen der Bakterien quellen, dadurch sind sie weniger resistent als bei trockener Hitze. Die Prozedur gliedert sich in vier Abschnitte. Der erste Abschnitt ist die Steigzeit, in dieser Zeit wird der Innenraum des Autoklaven entlüftet, also die Luft entfernt und durch Sattdampf ersetzt. Die Luftentfernung geschieht im Allgemeinen durch das Gravitationsverfahren, das heißt heißer Dampf steigt auf und verdrängt die kalte Luft. Überprüft wird dieser Vorgang durch ein Thermometer im Innenraum der Autoklaven. Nachdem an der kältesten Stelle im Nutzraum 100 °C überschritten sind, ist die Entlüftung abgeschlossen, ein Ventil verschließt den Nutzraum druckdicht. So kann die voreingestellte Abtötungstemperatur (häufig 121 °C) erreicht werden. Danach beginnt die Ausgleichszeit, nach dieser Zeit erreicht auch das zu sterilisierende Gut an jedem Punkt die nötige Temperatur, dann beginnt die eigentliche Sterilisationsphase (Sterilisationszeit). Welche Dauer gewählt wird, hängt von der Sterilisationstemperatur, dem Typ des Autoklaven und den zu zerstörenden Mikroorganismen ab. Für eine erfolgreiche Sterilisation muss die gesamte Raumluft (Atmosphäre) durch Dampf ersetzt werden.
Pathogene Prionen, wie die Erreger der neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (vCJD), können nur mit einer Sterilisation bei 134 °C und einer Dauer von 60 Minuten zerstört werden.
Funktionskontrolle medizinischer Autoklav
Für Autoklaven, welche vorwiegend in den ZSVAs eingesetzt werden, werden durch das Medizinproduktegesetz regelmäßige und laufende Funktionskontrollen vorgeschrieben. Dies dient dem Schutz des bedienenden Personals wie den evtl. mit sterilisiertem Gut behandelten Patienten. Die elektrische und mechanische Gerätesicherheit ist jährlich von einem Prüfingenieur zu bestätigen (z.B. TÜV, DEKRA, GTÜ). Zum Nachweis der Sterilisationsleistung kommen unterschiedliche Nachweisverfahren zum Einsatz. Für die laufende Kontrolle werden üblicherweise chemische Indikatorfelder auf den Verpackungen oder auf Papierklebestreifen – sog. Spontistreifen – verwendet, die bei den definierten Sterilisationsbedingungen einen Farbumschlag (in der Regel braun) zeigen. Halbjährlich sind Erdsporenproben zu sterilisieren und anschließend in einem zertifizierten Labor zu analysieren. Für Sterilisatoren mit fraktioniertem Vorvakuum soll einmal täglich der Bowie-Dick-Test zum Einsatz kommen, der mithilfe eines gasdurchlässigen Behälters die Vakuumfunktion erfassen soll.
Sonstige Anwendungsgebiete
Autoklaven werden zudem in der histologischen Diagnostik (Aufbereitung von histologischen Schnitten) eingesetzt. Außerdem finden Autoklaven Verwendung bei der Veredelung von Bernstein.
Anwendungen in der Chemie
Generell werden alle Vorgänge, bei denen Gase unter Druck zur Reaktion gebracht werden müssen, in Autoklaven durchgeführt (siehe auch: Solvothermalsynthese). Beispiele hierfür sind die Hydrierung mit Wasserstoff, die hydrolytische Spaltung von Fetten bei der Seifenherstellung und die Vulkanisation. Die mengenmäßig bedeutendste Reaktion dürfte jedoch die Herstellung von Polymerkunststoffen wie (Hochdruck)Polyethylen und Polypropylen aus Ethylen und Propylen sein.
Dampfhärtung
In der Baustoffindustrie werden Steinhärtekessel eingesetzt, die zum Aushärten von Kalksandstein und Porenbeton verwendet werden. Diese Autoklaven sind liegend angeordnete zylindrische Druckbehälter mit zwei Schnellverschlüssen an der Beschickungs- und Entnahmeseite und Führungsschienen für Loren. Die in einer Presse geformten Kalksandsteine werden auf den Loren abgelegt und in den Steinhärtekessel gezogen. Nach dem Verschließen der Schnellverschlüsse wird der Steinhärtekessel mit Dampf von etwa 10 bar beaufschlagt; das entstehende Kondensat wird am Sohlenbereich abgezogen. Die Zylinder haben einen Durchmesser von 2 bis 2,5 m und Längen von ca. 15 bis 30 m. Es werden Bajonettverschlüsse der Bauart Scholz verwendet. Der Deckel wird auf das am Mantel angeschweißte Gegenstück des Verschlusses angelegt und mit einer Zahnstange gedreht, so dass sich die Verschlusselemente überlappen. Die Verschlusselemente haben einen Winkel, so dass die eingelegte Dichtung an die Dichtfläche gepresst wird. Erst wenn der Deckel vollständig geschlossen ist, kann ein zur Sicherheit angebrachter Kugelhahn verschlossen werden. Das Drehen des Deckels kann durch Handbetätigung oder Hilfskraft (pneumatisch, hydraulisch) erfolgen.
Faserverbundherstellung
Ein weiteres Einsatzgebiet ist die Herstellung von Faser-Kunststoff-Verbundwerkstoffen. In diesen Autoklaven werden üblicherweise Drücke von bis zu 10 bar und Temperaturen von bis zu 400 °C erzeugt. Die Druckbeaufschlagung erfolgt mittels Kompressoren. Oft werden auch Druckspeicher verwendet, um auch mit einem kleineren Kompressor bei Bedarf ausreichend Druckluft zur Verfügung zu haben.
Der hohe Druck im Inneren wird genutzt, um die einzelnen Laminatschichten zu verpressen. Meist wird das Bauteil gleichzeitig evakuiert, um überschüssige Luft aus dem Verbund zu entfernen. Das Kunstharz im Faserverbund-Bauteil (meist Epoxidharz) wird dann bei hoher Temperatur (100–250 °C, je nach Harz) mehrere Stunden ausgehärtet. Wegen ihrer hohen Anschaffungskosten werden diese Autoklaven vorwiegend in der Hochtechnologie (zum Beispiel Luft- und Raumfahrt oder Motorsport) verwendet. In ihnen kommt hauptsächlich die Prepregtechnologie zur Anwendung.
Verbundsicherheitsglas
Autoklaven werden bei der Herstellung von Verbundsicherheitsglas (VSG) verwendet. Hierbei werden zwei oder mehrere Scheiben, zwischen denen jeweils eine oder mehrere Kunststofffolie gelegt werden, im Autoklaven zu einem gemeinsamen Verbund verbacken. Mit diesem Verfahren kann bei Verwendung mehrerer Gläser und verschiedener Folien schusssicheres oder gar explosionssicheres Panzerglas hergestellt werden.
Lebensmittelindustrie
Weiterhin werden Autoklaven in der Lebensmittel- und Tierfutterindustrie verwendet, um die entsprechenden Produkte (Suppen, Eintöpfe, Menüschalen usw.) ohne zusätzliche Kühlung lange haltbar zu machen. Eine Sterilisation ist dann notwendig, wenn das Produkt einen pH-Wert von über 4,5 aufweist. Bei niedrigeren pH-Werten (zum Beispiel Obstkonserven) ist eine Pasteurisation (<100 °C) ausreichend.
Versuchsautoklaven
Diese Autoklaven müssen im Gegensatz zu den Dampfautoklaven wesentlich höheren Drücken standhalten – gängige Laborautoklaven widerstehen ca. 150 Bar. Sie besitzen deshalb dickwandige Außenwände und bestehen oft aus nichtrostenden austenitischen Stählen (1.4301 entspricht V2A) oder (1.4571 entspricht V4A), um Korrosionen zu vermeiden und das Beschickungsgut nicht zu verunreinigen. Auch sind sie – für die Durchführung von Experimenten mit sehr aggressiven Chemikalien – mit Innenbeschichtungen aus Teflon erhältlich. Sonderbauformen erlauben es, Drücke bis 7000 Bar und Temperaturen von mehr als 650 °C zu erreichen. Im Labor sind Autoklaven mit einem Volumen von wenigen Millilitern bis zu einigen Litern verbreitet. Sie besitzen üblicherweise ein Manometer und ein Gasventil, durch welches das gewünschte Reaktionsgas aufgegeben werden kann. Auch ein Thermometer kann zur Ausstattung gehören. Bei sehr kleinen Autoklaven (<20 ml) wird aber meistens auf all dies verzichtet, sie stellen somit lediglich dicht verschraubbare Stahlbehälter dar. Falls gefährliche Reaktionen und Betriebszustände oberhalb der Auslegungswerte nicht ausgeschlossen werden können, dürfen die Autoklaven nur in abgeschirmten Bunkern betrieben werden.
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