Reserve der Streitkräfte der Vereinigten Staaten

Reserve der Streitkräfte der Vereinigten Staaten

Die Reserve der Streitkräfte der Vereinigten Staaten (englisch: Reserve Component[1]) umfasst alle militärischen Organisationen in den Vereinigten Staaten, auf die die Bundesregierung bei Bedarf zur Ergänzung ihrer Berufsstreitkräfte zurückgreifen kann. Im Wesentlichen besteht sie aus zwei Gliederungen, der aktiven Reserve (reserves), die unmittelbar dem Verteidigungsministerium untersteht, und der bei den Bundesstaaten angesiedelte Nationalgarde, deren Einberufung grundsätzlich eines Mandats ihres jeweiligen Staaten bedarf. Dieses System geht auf die zunehmende Zentralisierung staatlicher Einberufungsmethoden in den USA zurück, welches sich von einem lokal verankerten und begrenzten Milizwesen über eine immer wieder einberufene Wehrpflicht zur heutigen Berufsarmee, der All-Volunteer Force, entwickelte.[2] Reservisten leisten in der Regel 39 Tage Dienst im Jahr ab, zuzüglich eventueller Einberufungen in den aktiven Dienst.

Inhaltsverzeichnis

Auftrag

Das Militärgesetzbuch der USA, Title 10 des Bundesrechts, definiert den Auftrag der Reservekomponenten folgendermaßen:

„The purpose of each reserve component is to provide trained units and qualified persons available for active duty in the armed forces, in time of war or national emergency, and at such other times as the national security may require, to fill the needs of the armed forces whenever more units and persons are needed than are in the regular components.“

dt. Übersetzung:

„Der Zweck jeder Reservekomponente ist es, ausgebildete Verbände und Personen für den aktiven Dienst in den Streitkräften bereitzustellen, sowohl in Zeiten des Krieges und des nationalen Notstands, als auch zu Gelegenheiten, in denen es die nationale Sicherheit erfordert, um den Bedarf der Streitkräfte zu decken, wenn mehr Personal und Verbände benötigt werden, als zu Verfügung stehen.“

TITLE 10, Subtitle E, Part I, Chapter 1003, § 10102

Organisation

[3]

Reservistenkomponente Mannstärke
Bundesreserve
Army Reserve 180.000
Air Force Reserve 74.000
Navy Reserve 70.0000
Marine Corps Reserve 39.000
Coast Guard Reserve 9.000
Nationalgarde
Army National Guard 340.000
Air National Guard 105.000

Die primären Reserveeinheiten (Reserve units) der Teilstreitkräfte stehen der Bundesregierung der Vereinigten Staaten direkt zur Verfügung. Sie sind mit den aktiven Streitkräften direkt verbunden und entsprechen diesen weitestgehend in Uniformierung und Ausrüstung. Die Reserveeinheiten der Bundesregierung sind die Army Reserve, die Navy Reserve, die Air Force Reserve, die Marine Corps Reserve sowie die Coast Guard Reserve.

Die Reservekomponenten in den USA betreiben eigene Offiziers- und Unteroffizierlehrgänge im Reserve Officer Training Corps. Die Absolventen dieser Lehrgänge werden, wenn sie in den aktiven Dienst berufen wurden, dort jedoch nur unter Auflagen auch im aktiven Dienst als vollwertige Offiziere oder Unteroffiziere anerkannt.

Sekundäre Reserveeinheiten bilden die Nationalgarden. Dies sind vollwertige Truppenteile, die nicht vom Bund, sondern von den einzelnen Bundesstaaten sowie von den US-Territorien aufgeboten werden. Die Befehlsgewalt über die Einheiten der Nationalgarde liegt üblicherweise beim Gouverneur des jeweils aufbietenden Staates, der sie beispielsweise auch bei Unruhen oder Naturkatastrophen und anderen Unglücken einsetzen kann; erst durch Parlamentsbeschluss werden Teile der Nationalgarden der Bundesregierung unterstellt. Die Nationalgarde gliedert sich in Army National Guard und Air National Guard.

Das Gesetz erwähnt weiterhin „organisierte und unorganisierte Milizen“. Die organisierten Milizen werden als State Militias von den Bundesstaaten aufgeboten und sind entweder in die Nationalgarden integriert oder als eigene Einheiten aufgestellt. Sie werden vor allem im Grenz-, Zivil- oder Katastrophenschutz oder zur Unterstützung der Polizei eingesetzt. Ihre Angehörigen dienen freiwillig und müssen einen Teil ihrer Ausrüstung selbst stellen. In den meisten Bundesstaaten sind die State militias unbewaffnet. Die „unorganisierten Milizen“ bestehen aus nicht-staatlichen bewaffneten Freiwilligenorganisationen. Diese Gruppen stellen durch privates Training eine weitere Verfügungsreserve dar; so bringt ein Teil der Rekruten der regulären Streitkräfte bereits militärische Grundkenntnisse aus seiner Miliz mit. Des Weiteren könnten Milizen im Falle eines Angriffs auf das Gebiet der Vereinigten Staaten den Angreifer auch dann noch bekämpfen, wenn dies den organisierten Streitkräften nicht mehr möglich wäre. Da sie keinem staatlichen Einfluss unterstehen und nur aus privaten Mitteln ausgerüstet sind, spielen sie militärisch keine Rolle.

Weblinks

Belege und Anmerkungen

  1. vgl. Sapolsky, Harvey M. et al.: US Defense Politics - The Origins of Security Policy, New York und Abingdon: Routledge 2009, S. 31.
  2. vgl. Sapolsky, Harvey M. et al.:US Defense Politics - The Origins of Security Policy, New York und Abingdon: Routledge 2009, S. 27.
  3. vgl. Sapolsky, Harvey M. et al.:US Defense Politics - The Origins of Security Policy, New York und Abingdon: Routledge 2009, S. 32.

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