Retorte

Retorte
Eine Retorte

Die Retorte, aus dem Lateinischen vas retortum (zurückgedrehtes Gefäß), ist ein schon im Mittelalter verwendetes Destilliergefäß. Es handelt sich hierbei um einen Kolben mit einem langen, abwärts gebogenen, zum Ende hin sich verjüngenden Abflussrohr, und wird meist aus Glas, Metall oder Keramik hergestellt. Retorten sind eng verwandt mit dem Alambic und gehörten zu den wichtigsten Gefäßen der Alchemisten und Apotheker.

Retorten werden in ihrer ursprünglichen Anwendung als Laborgerät heute nicht mehr benutzt. Die Gründe dafür sind die sehr geringe Trennleistung bei der Destillation im Vergleich zu modernen Laborkühlern und das Aufkommen der flexibler einsetzbaren Normschliff-Gefäße.

Ein Vorteil der Verwendung einer Retorte im Labor lag darin, dass die Apparatur keine Schlauchverbindungen und Stopfen enthielt, die bei der Destillation des schwerflüchtigen Stoffes durch diesen angegriffen werden können.[1]

Als industrielle Produktionsgefäße werden Retorten in einigen Anwendungen auch heute verwendet, z. B. zur Erzeugung von Holzkohle oder zur pyrolytischen Fraktionierung von Ölschiefer oder Braunkohle. Auch die Koksöfen moderner Kokereien sind typische Retorten. Solche Retorten werden dann meistens als Serien von innen mit feuerfesten Materialien ausgekleideten Stahlbehältern angeordnet.

Symbolische Bedeutung

Barettabzeichen der ABC-Abwehrtruppe

Die Retorte wird oft als Symbol für die Chemie im Allgemeinen, für ein chemisches Labor, chemische Prozesse oder chemische Technologie verwendet. Beispielsweise zeigt das Barettabzeichen der ABC-Abwehrtruppe der Bundeswehr zwei stilisierte Retorten, umrahmt von Eichenlaub.

Wenn umgangssprachlich etwas aus der Retorte kommt, ist die künstliche oder planmäßige Herstellung einer Sache gemeint, die normalerweise einen natürlichen oder ungeplanten Ursprung hat. Beispiele dafür sind das Retortenbaby, die Retortenstadt und die Retortenband.

Einzelnachweise

  1. Gerhard Meyendorf: Laborgeräte und Chemikalien, Volk und Wissen Volkseigener Verlag Berlin, 1965, S. 47−47.

Weblinks

 Commons: Retorte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Retorte – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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  • Retorte — Sf erw. fach. (16. Jh.) Entlehnung. Entlehnt aus (älter) frz. retorte, dieses aus ml. retorta, zu l. retorquēre (retortum) verdrehen, zurückdrehen , zu l. torquēre (tortum) drehen und l. re . So bezeichnet nach dem abwärts geneigten, sich… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • retorte — ⇒RETORTE, subst. fém. Vieilli. Cornue. Ustensiles de toutes sortes Pour sublimer, pour distiller, Matras, cucurbites, retortes Dont on voit les becs s effiler (POMMIER, Enfer, 1853, p. 86). Prononc. et Orth.:[ ]. Att. ds Ac. 1762 1878. Étymol. et …   Encyclopédie Universelle

  • Retorte — Retorte, gläsernes, irdenes od. eisernes Gefäß, von bauchiger Form mit seitwärts gebogenem Hals; dient zur Destillation u. wird zu diesem Zweck mit einer Vorlage verbunden, in welche der Hals der R. mündet. Zuweilen sind die R n mit einem Tubulus …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Retorte — (franz.), Gefäß aus Glas, Metall, Porzellan oder Ton, das bei Destillationen die zu destillierende Flüssigkeit aufnimmt. Große Retorten, z. B. bei der Branntweinbrennerei, der Teerdestillation etc., heißen Blasen und sind aus mehreren Stücken… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Retorte — (frz.), ein zum Gebrauch beim Destillieren bestimmtes, meist kugelförmiges Kochgefäß von Glas, Porzellan, Metall, mit engem, zur Seite gebogenem Hals. [Tafel: Chemie I, 11 r.] …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Retorte — Retorte, im chemischen Apparate bauchiges Gefäß von Glas, Eisen oder Thon, welches sich nach dem Ausgang zu verengt und mit einer bogenförmigen Röhre endigt, wird besonders zum Destilliren und Sublimiren gebraucht …   Herders Conversations-Lexikon

  • Retorte — Retorte: Die Bezeichnung für »gläsernes Destillationsgefäß, Kolbenflasche« wurde im 16. Jh. aus mlat. retorta »die Zurückgedrehte« entlehnt, dem substantivierten Part. Perf. von lat. re torquere »rückwärts drehen; verdrehen« (vgl. ↑ re..., ↑ Re …   Das Herkunftswörterbuch

  • Retorte — Re|tor|te [re tɔrtə], die; , n: 1. kugeliges Gefäß für chemische Untersuchungen, Reaktionen o. Ä.: in dieser Retorte wird gerade destilliert. 2. ☆ aus der Retorte (ugs.): [als Ersatz für etwas Natürliches, Echtes] auf künstliche Weise hergestellt …   Universal-Lexikon

  • retorte — (re tor t ) s. f. Synonyme vieilli de cornue. •   L huile qui passe est en si petite quantité, qu elle se dessèche dans le col de la retorte, PROUST Inst. Mém. phys. et math. Sav. étrang. t. I, p. 187. HISTORIQUE    XVIe s. •   Toutes les huiles… …   Dictionnaire de la Langue Française d'Émile Littré

  • Retorte — Etwas aus der Retorte: eine künstlich hergestellte Sache. Eine Retorte (französisch) ist eigentlich ein Glas und Metallkolben mit sich verjüngendem, langem Ende, welches nur noch bei speziellen Destillationen verwendet wird.{{ppd}}    Ein Baby,… …   Das Wörterbuch der Idiome

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