- Richard Fuld
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Richard Severin Fuld, Jr. (* 26. April 1946 in New York City) war der letzte Vorsitzende und Chief Executive Officer der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers. Er hielt seine Position seit 1994 (seit der Abtrennung von American Express) – zusammen mit Joseph Gregory als Stellvertreter – bis zum Konkurs des Unternehmens am 15. September 2008.[1]
Inhaltsverzeichnis
Lebenslauf
Fuld machte seinen Abschluss nicht an einer amerikanischen Eliteuniversität wie sein Kontrahent[1] Henry Paulson von Goldman Sachs, sondern 1969 an der Universität von Colorado in Boulder. Den M.B.A. erwarb er 1973 von der New York University’s Stern School of Business.[2] 1969 stieg Fuld bei Lehman Brothers als Wertpapierhändler ein, nachdem er seine Karriere als Pilot der amerikanischen Luftwaffe wegen eines Faustkampfes mit seinem Vorgesetzten abrupt beendet hatte.[3]
In zwei Krisen hat Fuld sich bei Lehman Brothers bewährt und seine Reputation erheblich gestärkt:
- 1998 gab es eine Liquiditätskrise nach dem Kollaps des Hedgefonds LTCM und
- 2001 wurden das Daten- und Rechenzentrum von Lehman Brothers im Nordturm des World Trade Center sowie die Zentrale von Lehman Brothers im World Financial Center durch die Terroranschläge am 11. September 2001 zerstört.
Im Jahr 2007 soll Fuld, der seinen Spitznamen Gorilla durch Humor („ich bin der einzige Banker, dessen Arme bis zum Boden reichen“) und ein ausgestopftes Gorilla-Exemplar in seinem Büro selbstironisierte, 45 Millionen USD verdient haben, seine Vergütungen in den Jahren 1993 bis 2007 werden auf insgesamt 500 Millionen USD geschätzt.[4] Lehman Brothers wurde unter Fulds Führung vorgeworfen, auf jeden Dollar Eigenkapital 35 Dollar an Krediten vergeben zu haben. Viele dieser Kredite waren 2008 im Zusammenhang mit den massiven Preisrückgängen für amerikanische Immobilien 2008 notleidend geworden. Nachdem die amerikanische Regierung drei große Banken (Bear Stearns, Fannie Mae und Freddie Mac) mit Milliarden Dollar gestützt hatte, war der politische Druck, keine weiteren Banken aufzufangen, so groß geworden, dass der damalige amerikanische Finanzminister Henry Paulson nach der Absage der englischen Barclays-Bank, sich an Lehman zu beteiligen, keine weitere Unterstützung bereitstellte, was – entgegen dem bisherigen Grundsatz too big to fail – zur Insolvenz von Lehman Brothers führte.[1] Wenige Tage nach der Insolvenz waren nur noch 170 Mitarbeiter für Lehman Brothers tätig, 24988 waren gekündigt worden. Fuld hielt zum Zeitpunkt der Insolvenz 10,9 Millionen Lehman-Aktien, die einen Wert von 1 Milliarde USD gehabt haben sollen.[1]
Fuld ist verheiratet mit Kathleen Fuld und hat drei Kinder.[3]
Mitgliedschaften
Aufgrund der gewaltigen Gewinnsteigerungen von Lehman Brothers, die in der Rückschau mit unkalkulierbaren Risikosteigerungen verbunden waren, wurde Fuld Mitglied, teilweise ehrenamtlich, in zahlreichen Institutionen, wie z. B. der Federal Reserve Bank oder der Robin Hood Foundation.[3]
Ehrungen
- 2006 ernannte die Zeitschrift Institutional Investor Magazine Fuld zum höchsten amerikanischen Chief Executive. In der Liste der schlechtestesten amerikanischen Geschäftsführer aller Zeiten reihte ihn Portfolio.com an die erste Stelle, mit dem Hinweis dass sogar Bernard Madoff "sorry" gesagt hat.[5]
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Gorillas Spiel. Die Geschichte eines Jahrhundertfehlers – weil die New Yorker Investmentbank Lehman Brothers pleiteging, findet die Welt nicht zurück zur Normalität. In: Der Spiegel. 9. März 2009, Ausgabe 2009/11, S. 40 ff.
- ↑ Peter Robison, Yalman Onaran: Fuld's Subprime Bets Fueled Profit, Undermined Lehman, Bloomberg. 15. September 2008. Abgerufen am 23. September 2008. „Fuld earned a BA from the University of Colorado and an MBA from New York University’s Stern School of Business.“
- ↑ a b c Fuld’s Air Force career came to abrupt end after he got into fist fight with commanding officer. In: The Times. 16. September 2008
- ↑ Nicholas D. Kristof: $17,000 an hour. No success required. In: Herald Tribune. Online-Ausgabe, 18. September 2008
- ↑ "Portfolio's Worst American CEOs of All Time." CNBC.com April 30, 2009.
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