LTCM

LTCM
Long-Term Capital Management
Unternehmensform
Gründung 1994 (Auflösung 1998)
Unternehmenssitz Greenwich, New York
Unternehmensleitung

Robert C. Merton, Myron Samuel Scholes, John Meriwether

Mitarbeiter < 200
Branche Hedge-Fonds

Long-Term Capital Management (LTCM) war ein 1994 von John Meriwether (früherer Vize-Chef und Leiter des Rentenhandels bei Salomon Brothers) gegründeter Hedge-Fonds. Unter den Direktoren waren auch Myron Samuel Scholes und Robert C. Merton, denen 1997 der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften verliehen wurde.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

LTCM wurde 1994 von John Meriwether (früherer Vize-Chef und Leiter des Rentenhandels bei Salomon Brothers) gegründet.

Erfolgsjahre (1994 - 1998)

Auf ihrem Höhepunkt Anfang 1998 verfügte LTCM über Eigenkapital von 7,3 Milliarden USD nachdem Ende 1997 2,7 Milliarden USD an die Anleger als Rendite zurückgezahlt wurden. Die minimale Anleger-Investition betrug zehn Millionen USD mit einer Mindestlaufzeit von drei Jahren, praktisch ohne eine Möglichkeit, Informationen über die Art der Geschäfte des Fonds zu bekommen. Aufgrund des hohen Anlagekapitals durch 80 Investoren wurden 1995 keine neuen Investoren mehr aufgenommen. LTCM finanzierte seine Investments fast ausschließlich über Fremdkapital und musste dafür geringe Sicherheiten hinterlegen. Strategisch wurde in Fixed-Income Arbitrage spekuliert. In Erwartung der sich nähernden Europäischen Währungsunion wurde etwa die Herausbildung eines einheitlichen Zinssatzes im Euroraum erwartet. Dies bedeutete, dass die Kurse von festverzinslichen Wertpapieren wie z. B. italienischen Staatsanleihen, die noch traditionell hohe Zinssätze hatten, eher steigen mussten, während die Kurse deutscher Bundesanleihen, mit traditionell eher niedrigen Zinssätzen, im Vergleich dazu eher sinken mussten. Also wurde in italienische Festverzinsliche investiert bei gleichzeitigem Leerverkauf von deutschen Festverzinslichen [1].

Der Fonds kaufte auch aufgrund ähnlicher Überlegungen 30-jährige US-Treasuries mit einer Restlaufzeit von zehn Jahren und betrieb parallel durch Leerverkauf den Aufbau einer Short-Position von neu emittierten zehnjährigen US-Staatsanleihen. Theoretisch enthalten bei gleicher Restlaufzeit die 30-jährigen Anleihen gegenüber den neu emittierten Anleihen einen Liquiditätsspread, da sie seltener am Markt gehandelt werden. In den ersten drei Jahren entstand nach Abzug aller Kosten eine Rendite von 30 % bis 40 %.

Die LTCM hatte Anfang 1998 rund 4 Mrd. USD Eigenkapital, während ein Portfolio für 125 Mrd. USD als Leerverkauf dem gegenüberstand. Die Wertpapiere waren Sicherheiten, um noch mehr Fremdkapital zu leihen, damit für Derivate, die auf dem Wert des britischen Pfunds basierten, Obligations- und Optionsgeschäfte eingegangen werden konnten. Die Wertpapiere umfassten russische und amerikanische Schatzbriefe sowie dänische Grundstückshypotheken. Die Derivate erreichten am Ende einen Wert von 1,25 Billionen USD (in heutiger Kaufkraft 1,65 Billionen USD).

Krise und Auflösung (1998)

Zur Krise kam es durch starke Turbulenzen auf den Finanzmärkten durch die offene Wirtschaft und die Währungskrise in Russland 1998. Große Fonds und Portfolios wurden aufgrund der Russlandkrise verstärkt in sichere US-Staatspapiere (US-Treasury Bonds) umgeschichtet, so dass der Spread zwischen Swap-Rate und den Treasury Bonds stark stieg. In Europa insbesondere wurde verstärkt wieder in sichere deutsche Festverzinsliche investiert und gleichzeitig wurden etwa italienische Festverzinsliche, denen jetzt stärker misstraut wurde, verkauft, genau umgekehrt, wie von der kommenden Einführung der EU-Währungsunion zu erwarten gewesen wäre.[1]

Da LTCM auf eine Verringerung dieser Spreads spekuliert hatte, kam es zu massiven Verlusten. Gleichzeitig wussten inzwischen viele Marktteilnehmer von LTCMs Positionen und Problemen. Da LTCM früher oder später seine Positionen glatt stellen musste, trieben viele Marktteilnehmer den Spread immer weiter auseinander. Im August 1998 verringerte sich das Eigenkapital auf 2,1 Mrd. USD und LTCM veräußerten in der Folge einen Großteil der Anlagen zu Schleuderpreisen. Über Kreditmechanismen wirkte die Hebelwirkung (Leverage) so stark in die Verlustrechnung, dass eine Kettenreaktion auf die internationalen Finanzmärkte befürchtet wurde, da aufgrund des Rückganges des Kapitals im August auf 2,1 Mrd. USD ein Nennwert von 1,25 Billionen USD gegenüber stand. Da nicht genug Eigenkapital zum Ausgleich vorhanden war und LTCM eine Zahlungsunfähigkeit bevorstand, musste eine Rettungsoperation eingeleitet werden. In dieser Situation war ein Zusammenbrechen des amerikanischen und internationalen Finanzsystems zu befürchten.

  1. US-Notenbankchef Alan Greenspan musste die Leitzinsen senken.
  2. Es wurde entschieden, dass LTCM frisches Kapital von jeweils etwa 300 Millionen Dollar (insgesamt 3,75 Milliarden USD) von den neuen Investoren bekommen und dass diese LTCM zu 90% mit einer neuen Geschäftsleitung übernehmen sollten.

Unter den Akteuren bei dem Treffen zur Rettung LTCM in der New Yorker Zentralbank am 23. September 1998 waren unter anderem

Diese vereinte Rettungsaktion war damals einzigartig und blieb bis zur Finanzkrise ab 2007 auch eine Ausnahmeerscheinung.

Nach der Auflösung

Robert Merton arbeitet heute als Professor an der Harvard Business School. Myron Samuel Scholes leitet unter dem Namen Platinum Grove Asset Management wieder einen Hedge-Fonds mit einem verwalteten Vermögen von rund fünf Milliarden US-Dollar. John Meriwether leitet seit unmittelbar nach der Auflösung von LTCM unter dem Namen JWM Partners einen neuen Hedge-Fonds. Dieser investiert nach der gleichen Methode, wie damals LTCM indem mit Hilfe von hohen Krediten auf den Rückgang anomaler Preisdifferenzen auf den Finanzmärkten spekuliert wird[2].

Siehe auch

Wirtschaftsskandale:

  • Enron, durch Bilanzfälschung einer der größten Unternehmensskandale (USA)
  • Quantum Funds, ein Hedge-Fond

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b "convergence trade", vgl. Saber, Nasser (1999): Speculative Capital Volume 1 - the invisible hand of global finance. Financial Times, Prentice Hall. ISBN 0-273-64155-7
  2. Handelsblatt vom 23. September 2008, Seite 10

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