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Ein Autoradio ist ein Hörfunkempfänger, der für den Einbau in ein Kraftfahrzeug entwickelt wurde. Zu diesem Zweck hat es üblicherweise eine Betriebsspannung von 12V und ein normiertes oder an einen Fahrzeugtyp angepasstes Einbaugehäuse. Gegenüber Heimgeräten ist es besonders robust gegen Erschütterungen und Temperaturschwankungen. Neben dem Rundfunkempfang kann es meist auch bestimmte Tonträger abspielen.
Inhaltsverzeichnis
Eigenschaften
Aktuelle Radios können Sender auf UKW, Mittelwelle, vereinzelt auch über Langwelle und DAB sowie mitunter auf Kurzwelle empfangen. Zur Unterstützung des Autofahrers sind in der Regel Verkehrsfunkdecoder RDS eingebaut. Leistungsfähigere Geräte verfügen auch über Doppeltuner oder TMC zur textlichen Anzeige von Verkehrsfunkmeldungen. Mitunter sind darüber hinaus Navigationssysteme integriert. Eine Diebstahlsicherung ist heute üblich.
Bis Anfang des 21. Jahrhunderts waren zusätzlich integrierte Cassettenspieler Standard. Diese wurden durch die Audio-CDs abgelöst. Viele neue Modelle können auch MP3-CDs und -DVDs lesen und weisen externe Audio- oder USB-Anschlüsse oder Lesegeräte für SD-Karte- oder MMC-Karten auf. Nicht durchsetzen konnten sich hingegen MiniDisc-Player.
In Europa werden frei verkäufliche Autoradios in der Regel in einer genormten Gehäusegröße angeboten, die in entsprechend vorgesehene Aussparungen der Mittelkonsole im Fahrzeug eingebaut werden können. Abweichend davon werden ab Werk eingebaute Autoradios, die möglicherweise gleich mit Navigationssystem ausgerüstet sind, bei mittlerweile den meisten Automobilherstellern direkt in die Mittelkonsole integriert. Die höhere Einbaulage soll das Gerät näher in das Blickfeld des Fahrers bringen, um seine Ablenkung durch den Blickwechsel zu reduzieren. Zur Erhöhung der Verkehrssicherheit wird bei werkseitig eingebauten Radios auch oft eine Fernbedienung in Lenkradnähe vorgesehen, die eine Einstellung des Radios ohne die Hände vom Lenkrad zu nehmen erlaubt.
Falls die Abschaltung des analogen Rundfunks angestrebt wird, würden die Verbraucher, die noch kein Autoradio mit Empfangsmöglichkeit für digitale Programme, wie z.B. DAB benutzen, ggf. zum Erwerb neuer Radioempfänger gezwungen.
Einbaumaße nach ISO
In der ISO 7736 sind sowohl Einbauräume als auch Anschlüsse für Autoradios zum Fronteinbau in Straßenfahrzeugen genormt. Während für die Schachttiefe nur ein Mindestmaß von 160mm bestimmt ist, wird die Frontpartie bei einer Breite von 180mm mit in zwei unterschiedlich hohen Varianten (50 und 100 mm) festgelegt.
Anschlüsse
Die heutezutage gängigen Autoradios verfügen in der Regel über standardisierte Anschlussstecker nach ISO 10487. Damit lassen sich die Geräte herstellerunabhängig in jedem Fahrzeug verbauen.
Eingänge
- Masse oder Minuspol für die Spannungsversorgung
- Dauerplus, 12-V-Spannung gegenüber Masse, auch bei abgestelltem Fahrzeug, ist nötig, um Einstellungen zu speichern, bei abgestellter Zündung Radio zu hören
- Zündungsplus, 12 V bei eingeschalteter Zündung, ermöglicht das automatische Ein- und Ausschalten des Radios über die Zündung bzw. Lenkradschloß
- GALA-Eingang, empfängt das Geschwindigkeitssignal vom Tachometer und ermöglicht eine Geschwindigkeitsabhängige Lautstärkeanpassung
- Antenneneingang
- Beleuchtung, 0 – 12 V, für die Tag-/Nachtumschaltung der Radiobeleuchtung oder bei manchen Modellen Regelung der Beleuchtungsintensität entsprechend der Beleuchtung der Bordinstrumente des Fahrzeuges.
Daneben gibt es häufig weitere Anschlüsse für CD-Wechsler, Freisprechanlage, Fernbedienung, Verstärker (Endstufe) und externe Musikquellen. Ist kein Anschluss für externe Quellen vorhanden, kann eine Adapter-Kassette verwendet werden. Neuerdings sind auch Minisender im UKW-Bereich zugelassen, die Audiosignale (z.B. eines MP3-Players) per Funk ans Autoradio übertragen. Es gibt aber auch Geräte, die die Audiosignale mittels HF-Modulation in das Antennenkabel einspeisen.
Ausgänge
Meistens verfügen moderne Autoradios über 4 Lautsprecherausgänge, die eine Leistung von ca. 15 Watt RMS (sinus) abgeben. Von vielen Herstellern wird die wesentlich höhere Musikleistung (PMPO) angegeben, z.B. (4 x 50 Watt), diese Leistungsangabe ist allerdings nicht genormt und lässt so viel Interpretationsspielraum. Um eine höhere Leistung zu bekommen, muss man einen externen Verstärker anschließen. Dieser muss mit einem Cinch-Kabel an einen Ausgang des Radios angeschlossen werden, der oft als Pre-Out bezeichnet wird. Werkseitig eingebaute Autoradios besitzen in der Regel keinen Pre-Out, Nachrüstradios hingegen sind mit bis zu 3 dieser Ausgänge ausgestattet. Je nach Preisklasse haben die Pre-Outs einen Spannungspegel von 1,5 bis 5 Volt.
Probleme
Trotz identisch aussehender Stecker nach ISO 10487 haben viele Hersteller unterschiedliche Pinbelegungen. Dies kann z.B. zum Ausfall des ABS führen, da das GALA-Signal kurzgeschlossen wird. Somit kann durch den Selbsteinbau eines Autoradios juristisch gesehen die Betriebserlaubnis des Fahrzeuges erlöschen. Einige KFZ-Hersteller untersagen in der Betriebsanleitung der Fahrzeuge deshalb den Selbsteinbau von Autoradios.
Geschichte
ab 1920
1922 wurde in ein Ford Modell T in Chicago ein Radio eingebaut, zeitgleich ist in England ein Daimler mit einem Autoradio von Marconiphone Co ausgerüstet worden [1]. 1927 wurde das erste, industriell von der Firma Storage Battery Co., Philadelphia hergestellte Autoradio „Philco Transitone“ in den USA von Chevrolet als Zubehör angeboten [1]. Auf der Funkausstellung im August 1932 und im Februar 1933 auf der Automobilausstellung wurde das Röhrenautoradio AS5 für den zu jener Zeit genutzten Mittel- und Langwellenbereich vorgestellt. Der 5-Röhren Superhetempfänger war seit Anfang der 1930er Jahre von der Radiotelefon und Apparatefabrik Ideal AG (heute Blaupunkt) in Berlin zusammen mit der Robert Bosch GmbH in Stuttgart entwickelt worden. Er konnte mit Bowdenzügen von der Lenksäule aus ferngesteuert werden, benötigte eine eigene Anodenbatterie oder einen zusätzlichen Umformer für die Anodenspannung und kostete mit einem Preis von RM 465,- ein Drittel eines damaligen Kleinwagens. Nach Tests während einer Sahara-Expedition wurde eine erste Serie von 300 Stück in einer Musterwerkstatt der Firma Bosch gefertigt [2]. Die Antenne wird als Litze am Dachhimmel (der zu jener Zeit häufig aus Stoff besteht) oder unter den hölzernen Türtrittbrettern verlegt [3][4]. Das erste Blaupunkt 4A75 wurde 1933 für 325 Reichsmark vorgestellt, das jetzt mit allen Komponenten inklusive dem Lautsprecher in ein Gehäuse von 9,5 l Inhalt passte und den unhandlichen Generator für die Anodenhochspannung durch einen kleinen Zerhacker ersetzt hatte. Der Superhet verwendet 6 Röhren und 7 Schwingkreise [4]. 1934 stellte Telefunken das T540 für 353 Reichsmark vor [4]. 1936 stellte Blaupunkt das 5A76 (6 Röhren / 7 Kreise) für RM 332,75, Körting das ASE6340 in einer Ausführung für 6V und einer Ausführung für 12V-Autobatterie jeweils für RM 420,- und Telefunken das T655 für RM 450,- vor [4], 1938 erschien das Blaupunkt 7A78 mit 7-Röhren und 6 Schwingkreisen mit Schwundregelung und beleuchteter Abstimmskala. Es wurden Stahlröhren verwendet, der Preis beträgt 330 Reichsmark. Der Umsatz mit Autoradios verdoppelte sich daraufhin gegenüber dem Vorjahr. Körting stellte das AS7340 für RM 348,-, Telefunken das T3877 für RM 338,- vor, von Philips werden Geräte mit internem oder externem Lautsprecher für 6V- oder 12V-Bordnetze angeboten [4]. 1939 gab es erstmals das Blaupunkt 7A79 für RM 330,-, das Lorenz AS39 für RM 298,-, das Telefunken IA39 für RM 325,-. Auch Philips hatte Geräte mit internem und externem Lautsprecher für 6V- oder 12V-Bordbatterie im Programm[4].
ab 1940
Das Empfangsteil des Autoradios in das Armaturenbrett einzubauen gelang 1949 erstmals[1]. Die Firma Becker in Person von Max Egon Becker stellte das Mittelwellengerät Autophon (5 Röhren/6 Kreise) und den zusätzlich Lang- und Kurzwelle empfangenden Aerophon dem Kunden Mercedes Benz vor, eine lange Geschäftsbeziehung beginnt. Blaupunkt war nach der Demontage des Berliner Betriebs nach Hildesheim umgezogen und stellte den 5A649 vor, der auch in die Instrumententafel eingebaut werden und damit auf den Bowdenzug verzichten konnte [4]. 1951 führte die Firma Becker mit dem Gerät Nürnberg Stationstasten mit induktiver Abstimmung (Variometer) ein [1] [4]. 1952 erschien das A52KU und das A520KU (mit oder ohne Drucktasten) von Blaupunkt, die auch den 1951 eingeführten UKW-Rundfunk empfangen konnten[4]. 1953 hielt der UKW-Bereich (in Mono) und der automatische Sendersuchlauf mit dem Becker Mexico Einzug [1]. Blaupunkt stellte das verbesserte A53KU vor[4]. 1954 präsentierte Blaupunkt das Modell Köln mit automatischem Sendersuchlauf[4]. 1957 begann die Verwendung von Transistoren in der Endstufe und im Gleichspannungswandler (für die verbliebenen Elektronenröhren) [1]. 1958 erschien ein unter dem Instrumenten-Brett anzubringender 17-cm-Platten-Abspielautomat Automignon von Philips, um dem Wunsch nach eigener Musikgestaltung im Kfz zu entsprechen [1].
ab 1960
Das erste vollständig mit Transistoren bestückte Autoradio wurde 1961 von Philips vorgestellt [1], 1963 gab es von Becker das Monte Carlo[5], 1965 zieht Grundig mit dem AS40 nach [4]. 1968 kamen Autoradios mit eingebautem Kassettenspieler auf (Philips)[1]. 1969 brachte Blaupunkt das erste Stereo-Autoradio Frankfurt auf den Markt [1][3]. Becker stellte ein Stereo-Cassettenradio Mexico Olympia Stereo (mit Mono-Empfang und Stereocassette) [1][4][5] und das Stereoradio Europa Stereo vor[5]. 1973 stellte Blaupunkt das Vollstereo-Kassettengerät Berlin vor, die Bedienung erfolgte über einen abgesetzten Schwanenhals, der die Bedienungselemente näher zum Fahrer rücken sollte[4]. 1974 wurde am 1. Juni das Autofahrer-Rundfunk-Informationssystem ARI eingeschaltet, was die automatische Erkennung von Verkehrsmeldungen im Autoradio ermöglichte. Das erste ARI-Autoradio wurde von Blaupunkt vorgestellt [1][3]. 1975 erschien das Becker Mexico Cassette Vollstereo Reverse für Kassettenbetrieb mit Autoreverse[5], das letzte in mechanischer Bauweise (i.e. Abstimmung, Reversebetrieb)[4]. 1976 kamen die beiden Becker Europa Kurier und Monza Cassette Kurier auf den Markt, Kurier steht für die Kennzeichnung von Verkehrsfunksendern (ARI)[4]. 1977 brachte Blaupunkt das Koblenz CB auf den Markt, mit integriertem CB-Funkgerät, alles im DIN-Schacht[4]. 1979 wurde das Becker Mexico Electronic mit einem Mikroprozessor gesteuert[5], Blaupunkt lieferte das Bamberg QTS mit LED 7-Segment-Digitalanzeige für die Empfangsfreqenz und Quarz-Tuning-System[4].
ab 1980
1980 verzichtete Becker beim Mexico Cassette Electronic 385 auf Drehknöpfe für Lautstärke und Abstimmung[4] und man kann Autoradios zum Diebstahlschutz herausnehmen. 1982 stellte Blaupunkt das Berlin IQR 83 vor, mit mehrzeiliger LCD-Anzeige, automatischer PCI-Senderidentifikation und Sprachausgabe, Grundig brachte das WkC3867VD mit einem Kassettenlaufwerk und LCD-Digitalanzeige auf den Markt[4]. 1983 wurden integrierte CD-Spieler statt der Kassettenlaufwerke vorgestellt [1][3], 1985 erschienen die Geräte mit integriertem CD-Spieler von Philips[1] und Becker (das Mexico Compact Disc 860)[5] erhältlich , später mit CD-Wechslern ergänzt. Autoradios konnten mit einer Codezahl gegen Diebstahl geschützt werden, Geräte von Philips suchten sich den am besten einfallenden Sender innerhalb einer Senderkette [1]. 1987 erschien das Becker Mexico Diversity mit zwei Empfängern, einer für den Radioempfang, der andere zur Überwachung eines RDS-Senders [5]. Am 1. April 1988 wurde das Radio Data System (RDS) zur automatischen Verarbeitung von Verkehrsfunkmeldungen im Autoradio, Übermittlung von Sendernamen und weiteren Zusatzinformationen in Betrieb genommen [6], erste Geräte zeigten den Sendernamen (RDS-PS) an und schalteten automatisch auf die beste Frequenz (RDS-AF)[1], zum Beispiel das Blaupunkt Montreux RDR 49[4]. 1989 konnte man bei Geräten von Grundig die Frontblende des Radios als Diebstahlschutz mitnehmen, bei Blaupunkt wurde dafür eine Keycard benutzt [1].
ab 1990
1991 wurde RDS-EON eingesetzt, d. h. Verkehrsfunk konnte auch empfangen werden, wenn der eingestellte Sender keinen Verkehrsfunk verbreitet, aber via RDS-EON mitteilt, welcher andere das tut [1]. 1992 wurde mit dem Blaupunkt Stockholm die Option TIM (Traffic Memo) verfügbar gemacht, die Verkehrsmeldungen auch aufzeichnet, wenn der Fahrer abwesend und das Radio ausgeschaltet war[1]. Die maximale Aufzeichnungsdauer betrug vier Minuten. 1993 begann die Verknüpfung von Navigationssystemen mit dem Autoradio, später werden sie direkt integriert (Philips CARIN (Car Information and Navigation System))[1]. 1997 wurden von Blaupunkt Radios mit DAB-Empfang [3] und Integration von Mobiltelefon [3] vorgestellt. Auch der Traffic Message Channel (TMC) konnte jetzt über RDS Verkehrsnachrichten unabhängig vom Rundfunkprogramm auf dem Radiodisplay darstellen [3]. Becker stellte mit dem Traffic Star eine integrierte Kombination aus Autoradio, CD-Spieler und Navigationssystem vor[5].
2000 bis heute
2001 gab es von Blaupunkt ein Autoradio mit MP3-Decoder und Multimedia Card Slot [3]. 2003 konnte das Autoradio mit MP3-Decoder und Multimedia Card Slot dann auch das empfangene Radioprogramm aufzeichnen [3]. 2006 brachte Sony das Autoradio MEX-1GP heraus, in dessen Bedienteil ein 1 Gigabyte großer Flash-Speicher integriert ist. Das Bedienteil lässt sich mittels USB-Kabel mit dem PC verbinden. So kann man MP3-Musik vom PC auf das Bedienteil kopieren.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t Geschichte des Autoradios
- ↑ Die erste Autoradio von Ideal / Bosch
- ↑ a b c d e f g h i Unternehmensgeschichte Blaupunkt Unternehmen / Innovationen
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u Ausführliche Geschichte des Autoradios
- ↑ a b c d e f g h Entwicklung der Becker Autoradios
- ↑ Autoradio und RDS
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