Risikofreier Zinssatz

Risikofreier Zinssatz

Der risikofreie Zinssatz oder risikolose Zinssatz ist ein Zinssatz, der auf einem Markt für eine Geldanlage bei einem Schuldner gezahlt wird, bei dem nach allgemeiner Ansicht kein Risiko besteht, dass Zinsen und Rückzahlung nicht pünktlich geleistet werden können (= kein Ausfallrisiko besteht).

Er ist somit ein wichtiger Bezugspunkt für den Vergleich mit risikobehafteten Anlagen und stellt für verzinsliche Anlagen eine Renditeuntergrenze dar. Das Risiko einer verzinslichen Anlage wird häufig durch den Abstand von dessen Rendite zum risikolosen Zinssatz angegeben. Allgemein wird die Differenz zwischen der tatsächlichen Rendite einer risikobehafteten Anlage und dem risikolosen Zinssatz als Überrendite[1] der Anlage bezeichnet.

Während der Begriff „risikoloser Zins“ ein feststehender Begriff in der Finanzmarkttheorie und Bestandteil vieler gängiger Kapitalmarktmodelle (z.B. CAPM) [2] gibt es keine feststehenden Vorschriften, wie er zu bestimmen ist und er wird als solcher auch nicht offiziell festgestellt.

In der Praxis muss man für jede betrachtete Situation individuell den passenden risikolosen Zinssatz bestimmen. Zum einen gelten alle Zinssätze immer für eine bestimmte Währung, zum anderen muss man den relevanten Anlagezeitraum betrachten. Normalerweise übernimmt man als Zinssatz einen am Geldmarkt oder Kapitalmarkt ermittelten Zinssatz, in diesem Falle den Zinssatz, den der zahlungskräftigste Schuldner in einer bestimmten Währung für eine bestimmte Laufzeit zahlen muss. Dabei wird vorausgesetzt, dass die Laufzeit des als Referenz verwendeten Zinssatzes ziemlich genau mit der für die risikolose Anlage gewünschten Laufzeit übereinstimmt und dass die gewählte Referenzanlage ausreichend stark gehandelt wird.

Aus diesen Gründen werden in der Regel Renditen von Staatspapieren oder einwandfreien Bankanlagen als risikoloser Zinssatz genutzt. Für den Euro werden für langfristige Anlagen normalerweise die Renditen von deutschen Bundesanleihen entsprechender Laufzeit verwendet. Die Bundesrepublik Deutschland gilt als einer der sichersten Schuldner des Euroraums und Bundesanleihen haben dort das höchste Handelsvolumen. Für Anlagen bis einem Jahr Laufzeit verwendet man entweder die Renditen kürzer laufender Bundeswertpapiere oder börsentäglich öffentlich festgestellte Interbanken-Zinssätze, z.B. den EURIBOR. Englischsprachige Fachliteratur nennt im allgemeinen die 3-Monats-Schatzanleihe der US-Regierung, da diese direkt von der US-Regierung garantiert und durch die kurze Laufzeit kaum durch Inflation oder Zinsänderungen verändert wird.[3].

Quellen

  1. Fischer: Performanceanalyse in der Praxis, 3. Auflage, Oldenbourg, München, 2009, S.440 (Fußnote)
  2. Steiner: Wertpapieranalyse, 4. Auflage, Physica, Heidelberg, 2001, S. 155 f.
  3. John Downes and Jordan Elliot Goodman, 1995, Dictionary of Finance and Investment Terms, 4th ed; Barron's Educational Series, Hauppauge, NY, ISBN 0-8120-9035-7

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