Robert Sedlaczek

Robert Sedlaczek

Robert Sedlaczek (* 2. April 1952 in Wien) ist ein österreichischer Journalist und Sachbuchautor. Er ist vor allem bekannt durch seine Werke über das österreichische Deutsch und andere Aspekte der deutschen Sprache. Daneben verfasst er Bücher und Beiträge zu kulturgeschichtlichen Themen, etwa über die Kartenspielfamilie Tarock.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Sedlaczek studierte in Wien Germanistik, Anglistik und Publizistik und erwarb so den Titel Doktor der Philosophie. Von 1973 bis 1978 war er als Redakteur der Nachrichtenagentur United Press International tätig. Nach einer Tätigkeit als freier Journalist wurde er 1980 Pressesprecher des österreichischen Bundeskanzlers Bruno Kreisky, später von Ferdinand Lacina. Von 1986 bis 1990 war er Mitglied im Kuratorium des ORF, von 1989 bis 2003 Geschäftsführer des Österreichischen Bundesverlages. Seit 2005 ist er als Kolumnist im Feuilleton-Teil der Wiener Zeitung tätig, seit 2009 verfasst er für das Branchenmagazin "Der österreichische Journalist" die Rubrik "Deutsch für Journalisten - fünf knifflige Fragen: Testen Sie sich selbst". Daneben publiziert er Bücher im Innsbrucker Haymon-Taschenbuchverlag, im Wiener Ueberreuter Verlag und in der Edition Atelier.

Sedlaczek ist seit 1988 mit seiner Frau Melita verheiratet, die ihn auch als Co-Autorin seiner Bücher unterstützt, und hat eine Stieftochter.

1994 erhielt Sedlaczek mit Co-Autor Werner Schima den Steinfeder-Preis für den mittlerweile mehrfach aufgelegten Österreich-Weinführer Unser Wein.

Österreichisches Deutsch

Sedlaczek widmet sich der Erforschung und Beschreibung der deutschen Sprache unter besonderer Berücksichtigung des Sprachwandels sowie österreichischer Besonderheiten.

Das "Wörterbuch der Alltagssprache Österreichs" dokumentiert mit mehr als 2.500 Eintragungen jenen Wortschatz, der in der Alltagskommunikation verwendet wird. Beispielhaft werden auch Wörter aus allen Mundarten Österreichs dokumentiert. Das "Wörterbuch des Wienerischen" ist mit rund 3.000 Wörtern wesentlich umfangreicher, enthält allerdings nur jene Wörter, die als Teil des Wienerischen Wortschatzes Geltung haben.

Beide Bücher belegen die Wörter mit Zitaten aus Filmen, Schlagern, Kabarettprogrammen etc. Außerdem enthalten sie genaue etymologische Angaben.

In seinem Buch "Wenn ist nicht würdelos. Rot-weiß-rote Markierungen durch das Dickicht der Sprache" beleuchtet Sedlaczek Streitfälle der Rechtschreibung, der Grammatik und der Stilistik aus österreichischer Sicht. Er zeigt auf, wo Journalisten kapitale Fehler machen, und er erläutert, wie diese Fehler vermieden werden können. Sedlaczek kritisiert den Autor Bastian Sick wegen seiner strikt normativen Sichtweise. Manche Regeln, deren Einhaltung Sick verlangt, seien von den Grammatikern schon längst über Bord geworfen worden. Im Gegensatz dazu verfolgt er selbst einen deskriptiven Ansatz und beschreibt, wie sich die Regeln der Sprache ändern, wobei auch nationale und regionale Gepflogenheiten eine große Rolle spielen. Er sieht sich laut Eigendefinition nicht als „Sprachpolizist“, sondern als „Sprachbeobachter“.

Die Unterschiede zwischen dem österreichischen und dem deutschen Wortschatz werden in seinem Buch „Das österreichische Deutsch“ beleuchtet. Es gilt als populärwissenschaftliches Standardwerk zu diesem Thema. Auf der Website "Austria Lexikon" betreut er seit Herbst 2009 eine Rubrik über diese Sprachunterschiede.

Das „Kleine Handbuch der bedrohten Wörter Österreichs“ handelt vom Eindringen norddeutscher und angloamerikanischer Ausdrücke in den Sprachgebrauch der Österreicher. In rund 50 Beiträgen beschreibt der Autor beispielhaft die Rivalität zwischen Wörtern mit ähnlicher Bedeutung, aber unterschiedlicher Herkunft.

Im Rahmen eines „Onlinelexikons des Wienerischen“ führt Sedlaczek seit dem Frühjahr 2008 eine Wortschatzerhebung der Wiener Mundart durch. Außerdem gehört er dem Editorial Board des "Austria Lexikons" an, eines Internet-Wissenslexikons mit ausschließlich österreichischen Inhalten.

Engagement für Tarock

Sedlaczek ist ein Förderer der Tarockspiele. Das große Tarock-Buch und Die Strategie des Tarockspiels, beide mit Co-Autor Wolfgang Mayr verfasst, können als deutschsprachige Standardwerke zu dieser Kartenspielgruppe angesehen werden. Selbst spielt er vor allem die Variante Königrufen und organisiert dafür Turniere im Wiener Tarockcup. Dieser entwickelte sich 2007 zum Dach für alle Königrufen-Turniere der Region. Sedlaczek ist auch Hauptinitiator der Einführung von ungarischem Tarock in Österreich. Die ungarische Turnierserie macht seit 2009 auch in Wien Station, damit ist er Mitinitiator der ersten internationalen Tarockturnierserie. In seinen Tarockkolumnen in der Wiener Zeitung und im Neuen Volksblatt, Linz, gibt er Taktiktipps für alle Varianten.

Werke

  • Wörterbuch des Wienerischen. (gemeinsam mit Melita Sedlaczek), Haymon Taschenbuchverlag, 2011, ISBN 978-3-85218-891-1.
  • Wörterbuch der Alltagssprache Österreichs. (gemeinsam mit Melita Sedlaczek), Haymon Taschenbuchverlag, 2011, ISBN 978-3-85218-873-7.
  • Wenn ist nicht würdelos. Rot-weiß-rote Markierungen durch das Dickicht der Sprache". (gemeinsam mit Melita Sedlaczek), Ueberreuter 2010, ISBN 978-3-8000-7463-1.
  • Kleines Handbuch der bedrohten Wörter Österreichs. (gemeinsam mit Melita Sedlaczek), Ueberreuter 2007, ISBN 978-3-8000-7320-7.
  • Leet & Leiwand. Das Lexikon der Jugendsprache (gemeinsam mit Roberta Baron): Mehr als 250 Ausdrücke und Redensarten. Echomedia 2005, ISBN 978-3-901761-49-2.
  • Das österreichische Deutsch. (gemeinsam mit Melita Sedlaczek), Ueberreuter 2004, ISBN 978-3-8000-7075-6.
  • Lexikon der Sprachirrtümer Österreichs. (gemeinsam mit Sigmar Grüner), Deuticke 2003, ISBN 978-3-216-40714-6.
  • Das große Tarock-Buch. (gemeinsam mit Wolfgang Mayr), Edition Atelier 2001, ISBN 978-3-902498-25-0.
  • Die Strategie des Tarockspiels. (gemeinsam mit Wolfgang Mayr), Edition Atelier 2008, ISBN 978-3-902498-22-9.
  • Österreich für Feinschmecker. Das kulinarische Jahrbuch. (Hrsg. gemeinsam mit Christoph Wagner), Deuticke 1994 ISBN 3-216-30106-0, 1995 ISBN 3-216-30155-9, 1996 ISBN 3-216-30248-2.

Weblinks


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