- Robertson Davies
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Robertson Davies, CC, O.Ont, FRSC, FRSL (* 28. August 1913 in Thamesville, Ontario; † 2. Dezember 1995 in Orangeville, Ontario) war ein kanadischer Schriftsteller (Romane, Schauspiele), Kritiker, Journalist und Professor. Er war einer der bekanntesten, populärsten und meist ausgezeichneten kanadischen Schriftsteller.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Frühe Jahre
Robertson Davies wuchs umgeben von Büchern und Sprache auf. Sein Vater, der Senator William Rupert Davies, war der Zeitung verbunden, und beide Elternteile waren begeisterte Leser. Er selbst las alles, was in seine Hände fiel. Er beteiligte sich schon als Kind an Theateraufführungen, und sollte sein Leben lang dem Schauspiel zugeneigt bleiben.
Er besuchte Upper Canada College in Toronto von 1926 bis 1932, und studierte dann an der Queen’s University in Kingston, Ontario von 1932 bis 1935. Danach ging er nach England, um am Balliol College, Oxford Literaturwissenschaft zu studieren. 1939 veröffentlichte er seine Abschlussarbeit Shakespeare's Boy Actors, und spielte danach kleinere Rollen in Theatern in der Umgebung von London. 1940 ging er die Ehe mit Brenda Mathews, die aus Australien stammte, ein.
Die Erlebnisse dieser Zeit, etwa ein Kanadier, der in England seine Ausbildung sucht oder das Theaterleben, fanden Eingang in die späteren Romane.
Mittlere Jahre
Davies und seine Frau kehrten 1940 nach Kanada zurück, wo er beim Saturday Night Magazine für den Literaturteil verantwortlich wurde. Zwei Jahre danach wurde er Redakteur beim Peterborough Examiner in der Kleinstadt Peterborough, im Nordosten Torontos. Diese Lebenserfahrungen gingen ebenfalls in sein späteres literarisches Werk ein.
Während seiner Anstellung als Redakteur beim Examiner (1942-1955), sowie in seiner Zeit als Herausgeber (1955-1965) veröffentlichte Davies 18 Bücher, schrieb Artikel für unterschiedliche Zeitschriften und organisierte Aufführungen mehrerer seiner Schauspiele. Er hatte seine Theorie des Schauspielens 1947 in Shakespeare for Young Players vorgestellt, und dieser folgend 1948 Eros at Breakfast, ein Bühnenstück in einem Akt, geschrieben. Das Dominion Drama Festival nannte Eros at Breakfast das beste kanadische Schauspiel des Jahres 1948.
Es folgten Fortune, My Foe im Jahre 1949 und At My Heart's Core, ein Schauspiel in drei Akten, im Jahre 1950. Daneben schrieb Davies witzige Essays im Examiner unter dem Pseudonym Samuel Marchbanks, die teilweise auch in Büchern zusammengestellt herausgegeben wurden.
In den 1950ern war Davies eine treibende Kraft beim Aufbau des Stratford Shakespearean Festival of Canada. Er schrieb später zusammen mit dem Direktor des Festivals, Tyrone Guthrie, drei Bücher über die frühen Jahre des Festivals.
Obwohl seine große Liebe das Drama war, und seine Essays Anklang fanden, wurde Davies Haupterfolg der Roman. Seine ersten drei Romane, Tempest-Tost (1951), Leaven of Malice (1954) und A Mixture of Frailties (1958), später als Salterton Trilogie bekannt, spielen im kanadischen Kleinstadtmileu. Ein durchgängiges Thema ist das Problem, in diesem Umfeld Kunst und Kultur zu pflegen.
Die 1960er
1960 fand Davies eine Lehranstellung für Literatur an dem Trinity College der University of Toronto. Im Folgejahr veröffentlichte er unter dem Titel A Voice From the Attic eine Reihe literarischer Essays, und gewann die Lorne Pierce Medal für sein literarisches Werk.
1963 wurde er Master des Massey College in Toronto, wo er die Tradition begründete, zu den jährlichen Weihnachtsfeierlichkeiten Gespenstergeschichten zu schreiben und zu erzählen. Seine Geschichten erschienen 1982 unter dem Titel High Spirits.
Die 1970er
Aus Davies Interesse an der Jungschen (analytischen) Psychologie wuchs sein wohl bekanntester, 1970 erschienener Roman Fifth Business. Das Buch zeigt in weiten Strecken den Einfluss von Davies eigenen Erlebnissen, und ist um seine Faszination an Mythologie und Magie gestrickt. Der Erzähler ist, genau wie Davies, Kind von Immigranten, dessen Vater eine Zeitung in einer kanadischen Kleinstadt herausgibt. Die Handlungsträger des Romans folgen Jungschen Archetypen, nach Davies Überzeugung der Herrschaft des Geistes über die materielle Welt.
An den Erfolg von Fifth Business konnte Davies mit zwei Nachfolgeromanen anschließen: The Manticore (1972) ist ein Roman in Gestalt einer Jungschen Analyse; World of Wonders (1975) schließt die Deptford Trilogie ab.
Die 1980er und 1990er
Nach seinem Eintritt in den Ruhestand erschien 1981 der siebte Roman The Rebel Angels, eine Satire über das Universitätsleben. Zusammen mit What's Bred in the Bone (1985) und The Lyre of Orpheus (1988) bildeten diese Romane seine dritte, die Cornish, Trilogie. Auch in den beiden folgenden Romanen (Murther and Walking Spirits, 1991 und The Cunning Man, 1994) konnte Davies an seinen kritischen und populären Erfolg anknüpfen. Allerdings konnte er den letzten Roman dieser geplanten vierten Trilogie nicht mehr vollenden.
Davies verwirklichte weiterhin einen langegehegten Traum, indem er das Libretto für die Oper The Golden Ass (nach den Metamorphosen des Apuleius) schrieb, genau wie er es im Roman A Mixture of Frailties (1958) einer der handelnden Personen gewährte. Die Oper wurde allerdings erst nach Davies Tod von der Canadian Opera Company im Hummingbird Centre in Toronto im April des Jahres 1999 aufgeführt.
Auszeichnungen und Ehrungen
- Dominion Drama Festival Award (1948) für bestes kanadisches Schauspiel (Eros at Breakfast)
- Stephen Leacock Award for Humour (1955) (Leaven of Malice)
- Lorne Pierce Medal (1961) für schriftstellerische Leistung
- Governor-General's Award (1972) in der Kategorie „Englische Fiktion“ (The Manticore)
- Nominiert für den Booker Prize für Fiktion (1986) (What's Bred in the Bone).
- Erstes kanadisches Ehrenmitglied der American Academy and Institute of Arts and Letters
- Companion des Order of Canada
Werk
Essays
- Fiktionale Essays
- The Diary of Samuel Marchbanks (1947)
- The Table Talk of Samuel Marchbanks (1949)
- Samuel Marchbanks' Almanack (1967)
- The Papers of Samuel Marchbanks (1985)
- Kritische Essays
- Shakespeare's Boy Actors (1939)
- Shakespeare for Young Players: A Junior Course (1942)
- Renown at Stratford (1953) (gemeinsam mit Tyrone Guthrie)
- Twice Have the Trumpets Sounded (1954) (gemeinsam mit Tyrone Guthrie)
- Thrice the Brindled Cat Hath Mew'd (1955) (gemeinsam mit Tyrone Guthrie)
- A Voice From the Attic (1960)
- A Feast of Stephen (1970)
- Stephen Leacock (1970)
- One Half of Robertson Davies (1977)
- The Enthusiasms of Robertson Davies (1979) (herausgegeben von Judith Skelton Grant)
- Well-Tempered Critic (1981)
- The Mirror of Nature (1983)
- Reading and Writing (1993) (zwei Essays, später in The Merry Heart zusammengestellt)
- The Merry Heart (1996)
- Happy Alchemy (1997) (herausgegeben von Jennifer Surridge und Brenda Davies)
Romane
- Die Salterton Trilogie
- Tempest-Tost (1951)
- Leaven of Malice (1954)
- A Mixture of Frailties (1958)
- Die Deptford Trilogie
- Fifth Business (1970) (dt. "Der Fünfte im Spiel")
- The Manticore (1972) (dt. "Das Fabelwesen")
- World of Wonders (1975) (dt. "Welt der Wunder")
- Die Cornish Trilogie
- The Rebel Angels (1981)
- What's Bred in the Bone (1985)
- The Lyre of Orpheus (1988)
- Die Toronto Trilogie (unvollendet)
- Murther and Walking Spirits (1991) (dt. "Wandelnde Schatten")
- The Cunning Man (1994) (dt. "Engel im Kopf")
Kurzgeschichten
- High Spirits (1982)
Schauspiele
- Overlaid (1948)
- Fortune My Foe (1949)
- Eros at Breakfast (1949)
- At My Heart's Core (1950)
- A Masque of Aesop (1952)
- A Jig for the Gypsy (1955)
- A Masque of Mr. Punch (1963)
- Question Time (1975)
- Brothers in the Black Art (1981)
- Hunting Stuart (1994)
- The Voice of the People (1994)
Opernlibretti
- Jezebel (1993)
- The Golden Ass (1999)
Briefe
- For Your Eye Alone (2000) (herausgegeben von Judith Skelton Grant)
- Discoveries (2002) (herausgegeben von Judith Skelton Grant)
Diverses
- The Quotable Robertson Davies: The Wit and Wisdom of the Master (2005) (Zusammengestellt von James Channing Shaw)
Literatur
- Grant, Judith Skelton, Robertson Davies: Man of Myth, Viking, Toronto, 1994. ISBN 0-670-82557-3; ISBN 0-14-011452-1 (Taschenbuch)
Weblinks
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