Romanos IV.

Romanos IV.
Pariser Diptychon mit Romanos IV. und Kaiserin Eudokia

Romanos IV. Diogenes (griechisch Ρωμανὸς Δ' Διογένης; † 1072) war von 1068 bis 1071 byzantinischer Basileus.

Romanos stammte aus einer angesehenen anatolischen Adelsfamilie und war Gouverneur von Serdica (heute: Sofia). Seine militärische Laufbahn begann unter Kaiser Konstantin X., wobei er sich im Kampf gegen die Petschenegen auszeichnete. Im Jahre 1067 wurde er angeklagt, an einer Verschwörung gegen Konstantin X. teilgenommen zu haben, nach Konstantinopel berufen und zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde dann in Verbannung umgewandelt und nach Konstantins Tod am 21. Mai 1067 aufgehoben. In erster Ehe war er mit Anna, Tochter von Alusjan, Zar der Bulgaren, verheiratet. Mit ihr hatte er einen Sohn, Konstantin Diogenes, welcher aber früh starb. Nach dem Tod Konstantins X. heiratete er 1068 dessen Witwe Eudokia und wurde zum Mit-Kaiser erhoben. Die drei Söhne Konstantins, Michael, Konstantios und Andronikos, wurden an der Regierung beteiligt, während die einflussreiche Familie der Dukas in Opposition zu ihm stand.

Romanos kämpfte anfangs siegreich gegen die Seldschuken in Kleinasien, wurde aber 1071 in der Schlacht von Mantzikert von Sultan Alp Arslan besiegt und gefangengenommen (nach Valerian war er der zweite Kaiser in der römisch-byzantinischen Geschichte, dem dies widerfuhr).[1] Gegen die Zahlung von Lösegeld und einen Friedensvertrag wurde er bald wieder freigelassen. Überliefert ist folgender Dialog zwischen beiden Herrschern:

Alp Arslan: "Was würdest du tun, wenn ich als Gefangener zu dir gebracht würde?"
Romanos: "Vielleicht hätte ich dich getötet oder dich in den Straßen Konstantinopels ausgestellt."
Alp Arslan: "Meine Strafe ist weitaus härter. Ich vergebe dir und lasse dich frei."

In der Zwischenzeit hatten jedoch seine politischen Gegner den Sohn Konstantins X., Michael VII., auf den Thron gehoben. Romanos versuchte, gegen ihn vorzugehen, wurde aber besiegt und gefangengenommen. Er wurde gefoltert und schließlich Ende Juni 1072 geblendet; dabei wurde ihm dreimal ein glühendes Eisen in die Augenhöhle gestoßen. Laut einem Bericht von Michael Attaliates entzündete sich die Wunde und war von Maden befallen, die ihm „vom Gesicht fielen“. Romanos wurde auf die griechische Insel Proti verbannt, wo er wenige Tage später an den Folgen der Verletzung starb.

Der von Romanos abgeschlossene Vertrag wurde nach seinen Sturz von den Seldschuken nicht mehr anerkannt. In der Folge eroberten die Seldschuken unter Sultan Malik Schah I., dem Sohn Alp Arslans, weite Teile des bis dahin byzantinischen Anatoliens.

Quellen

  1. Michael Neumann-Adrian/Christoph K. Neumann: Die Türkei. Ein Land und 9000 Jahre Geschichte, München 1990, S. 148

Literatur

  • Charles M. Brand, Anthony Cutler: Romanos IV Diogenes, In: The Oxford Dictionary of Byzantium, Alexander P. Kazhdan (Hrsg.), Oxford University Press, 1991
  • N. Skabalanovic: Vizantijskoe gosudarstvo i cerkov' v XI veke, St. Petersburg, 1884, S.98-109

Weblinks


Vorgänger Amt Nachfolger
Eudokia Kaiser von Byzanz
1068–1071
Michael VII.

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