Rover 800

Rover 800
Rover
Rover 800 Stufenheck (1986–1991)

Rover 800 Stufenheck (1986–1991)

800
Hersteller: MG Rover Group
Produktionszeitraum: 1986–1999
Klasse: Obere Mittelklasse
Karosserieversionen: Stufenheck, viertürig
Schrägheck, fünftürig
Coupé, zweitürig
Motoren: Ottomotoren:
2,0–2,7 Liter
(98–147 kW)
Dieselmotor:
2,5 Liter ( kW)
Länge: 4882 mm
Breite: 1730 mm
Höhe: 1393 mm
Radstand: 2760 mm
Leergewicht: 1395–1425 kg
Vorgängermodell: Rover SD1
Nachfolgemodell: Rover 75
Rover 820 Si Stufenheck (1991–1999)
Heck des 820 Si
Rover 800 Schrägheck (1991–1999)

Die Rover 800er-Serie wurde von der MG Rover Group 1986 eingeführt und bestand aus zwei Limousinen (viertüriges Stufenheck und fünftüriges Fließheck) und später aus einem Coupé der oberen Mittelklasse.

Die Fahrzeuge der ersten Serie (1986–1991) wurden unter einer speziell für die USA gegründeten Marke angeboten: Sterling Motor Cars bildete Rover's Wiedereinstieg in den USA. Die Autos wurden getrennt von Range Rover-Modellen über die A.R.C.O.N.A. (Austin-Rover-Corporation of North America), einer für die Wiedereinführung von Rover-Automobilen in Nordamerika gegründeten Vertriebsgesellschaft in Miami, verkauft. Diese Vertriebsform wurde auf Grund des nur mäßigem Erfolgs nur bis 1990 praktiziert. Das Coupé debütierte mit dem Produktionsbeginn der zweiten Serie im Jahre 1992, wurde deswegen nie in seinem ursprunglichen Zielmarkt verkauft.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Partnerschaft mit Honda

Der Rover 800 war als Nachfolger für den in die Jahre gekommenen Rover SD1 gedacht. Der Wagen wurde in den frühen 1980er Jahren in technischer Zusammenarbeit mit Honda unter dem internen Code „XX“ entwickelt. Die entsprechende Honda-Version hieß Honda Legend und wurde intern als „HX“ bezeichnet. Gemeinsam war beiden Autos die Bodengruppe und Karosseriekernstruktur, das Fahrwerk, Achsen, Getriebe und die V6-Motoren. Die Getriebe für die Rover 820erVierzylinder waren ebenfalls eine Honda-Entwicklung und wurden zusammen mit den Getrieben für den 825/827 und Legend in England gebaut. Die Zweiliter-Motoren des Rover waren Eigenproduktionen von Austin-Rover und Weiterentwicklungen früherer Baureihen. Der Rover 800 wie auch die erste Baureihe des Honda Legend für den Europäischen Markt wurde in der früheren Morris-Fabrik in Cowley bei Oxford hergestellt. Für den pazifisch-asiatischen Markt fertigte Honda die Rover-Modelle in Japan.

Der Wagen verfügte in technischer Hinsicht über eine viel komplexere Bauweise als sein Vorgänger. Die Basisversion des 800ers hatten einen 2,0 Liter 16-Ventiler, der aus der robusten O-Serie von British Leyland entwickelt und M-Serie genannt wurde. Die Autos wurden in England als Rover 820er-Modelle mit Ein-Punkt-Einspritzung (im 820e) und 4-Punkt-Einspritzung MPi (im 820i) verkauft. In Deutschland wurden diese ausschließlich als MPi-Einspritzer mit geregeltem Katalysator verkauft und leisteten 98 kW (133 PS).

Das Spitzenmodell Rover 825 hatte einen von Honda, in Japan gebauten V6-Motor mit 2,5 Liter Hubraum und 24 Ventilen. Dieser wurde 1988 auf 2,7 Liter Hubraum erhöht, um einen bestehenden Mangel an Drehmoment bei geringen Drehzahlen auszugleichen. Die Ursprungs-Versionen wurden in Deutschland als 2,5 Liter mit Katalysator und 110 kW (150 PS) verkauft, während die 2,7 Liter-Maschine 117 kW (169 PS) erreichte. Die Modelle ohne Katalysator entwickelten 122 kW (166 PS) mit Automatik und 127 kW (173 PS) mit manuellem Schaltgetriebe.

Ein Dieselmotor mit 2498 cm³ Hubraum wurde 1990 von VM Motori zugeliefert. Dieser Motor war auch in anderen Fahrzeugen, wie zum Beispiel dem Jeep Cherokee und in einigen Range Rover-Modellen zu finden. In Deutschland wurde dieser ab 1992 für kurze Zeit angeboten.

Den Sterling auf dem amerikanischen Markt gab es nur mit dem V6-Motor; in Europa waren Modelle mit „Sterling“-Bezeichnung die jeweilig bestausgestattete Version. Bei der zweiten Serie des 800er kam ab 1992 noch der seit 1990 am Markt befindliche Rover T-Serien-Motor zum Einsatz, der als Turbo 147 kW (200 PS) leistete. Dieses Modell war in Deutschland nicht erhältlich. In England wurde es als „Vitesse“ und im europäischen Ausland als 820 ti verkauft. Der Motor spielte für Rover auch unter Marketing-Gesichtspunkten eine Rolle: er trug dazu bei, den Wagen mit entsprechender Leistung auf Märkten wie beispielsweise in Italien, den Niederlanden und Frankreich zu vertreiben, wo Autos über 2,0 Liter Hubraum mit einer Luxussteuer belegt werden, unter die auch die Versionen mit 2,5 & 2,7 Liter Hubraum fielen.

Die Modelle „Vitesse“ waren in Deutschland nur in der ersten Serie erhältlich und besaßen ausschließlich den 2,7 Liter V-6 Motor in Verbindung mit der fünftürigen Fließheck-Karosserie. In England waren diese Versionen für beide Serien XX & R17 erhältlich, später mit dem Rover-Turbomotor. Mit der Einführung des neuen Modells 1992 verschwand diese Bezeichnung genauso wie der Name „Sterling“ vom deutschen Markt.

Das Fahrverhalten des Rover 800 wurde durch die Vorderradaufhängung mit doppelten Querlenkern beeinflusst, welches im Vergleich zu anderen Wagen der oberen Mittelklasse einen eingeschränkten, zu sportlichen Fahrkomfort mit verhältnismäßig geringem Federweg verlieh. Man nahm damit zwangsweise in Kauf, die Erwartungen von Kunden und der Fachpresse zu enttäuschen, da das Modell mit der BMW 5er-Serie, dem Alfa 164 und dem Saab 9000 konkurrieren sollte.

Die Fertigungs- und Einzelbauteilqualität in der Anfangszeit des Rover 800 war unzureichend und schnell von zweifelhaftem Ruf; es gab beispielsweise Probleme mit Zierleisten, Elektrik/Elektronik und Lackierung. Auch Korrosionsprobleme an den frühen Modellen beschädigten anfangs das Image. Dass der Sterling in der J.D.Power-Zufriedenheitsstudie das Schlusslicht darstellte, während sein Schwestermodell, der Acura Legend der für die USA in Japan gebaut wurde, im ersten Verkaufsjahr einen der oberen Plätze einnahm, erschwerte schnell weitere Verkäufe an die betuchte Zielkundschaft.

Dies alles machte, neben dem ständig steigenden Pfund, die Autos für Amerikaner unattraktiver und brachte Rover schließlich nur noch Verluste ein. Da man sich nicht in der Lage sah, sich auf das Rabattgeschäft der amerikanischen Marken und Yen-basierten Preise der japanischen Modelle (Infiniti, Lexus & Acura) auf Dauer einzugehen, endete Rovers zweiter Versuch, in den USA Fuß zu fassen damit, dass man sich mit dem Modelljahr 1991 vom US-Markt zurückzog.

1989 wurde die 2,5-Liter-Maschine auf 2,7 Liter aufgebohrt, die unzuverlässigen Armaturen vom Austin Maestro im 2,0 durch Honda-Bauteile aus dem V6 ersetzt und die Fertigungsqualität insgesamt verbessert. Modellpflege und Qualitätsverbesserungs-Maßnahmen kamen jedoch zu spät, um ihn vor der Einstellung angesichts der schlechten Verkaufszahlen in Amerika zu bewahren.

Überarbeitung „R17“ zum Modelljahr 1992

Interieur des Rover 827 Coupé

1992 wurde der 800er unter dem Codenamen „R17“ grundlegend überarbeitet, bekam einen traditionellen Rover-Kühlergrill, der an Modelle der 50er und 60er Jahre erinnerte, und eine rundere Karosserieform. Die Überarbeitung betraf die Motorhaube, Stoßstangen, Heckleuchten und hintere Seitenteile, was eine Erhöhung des Hecks ermöglichte und zu einer Vergrößerung des Kofferraumvolumens führte. Das dritte Seitenfenster wurde ebenfalls vergrößert und in die Höhe gezogen. Vorne und hinten erhielt der Wagen neue Stoßstangen und die Radkappen ein neues Design. Die Kotflügel wurden ebenfalls modifiziert.

Im Innenraum wurde das Armaturenbrett überarbeitet, der Bordcomputer des Vorgängers wich neuen, sehr dunklen Holzeinfassungen in der Mittelkonsole, und die gesamten Holzverkleidungen wurden überarbeitet. 1994 gab es auch einen Beifahrer-Airbag und das Design der Sitze wurde neu gestaltet. Zeitweise gab es auch eine sportliche Innenausstattung mit Recaro-Sitzen. Die Überarbeitung erwies sich als Design-Herausforderung, da die bisherige Karosseriestruktur samt Fahrgastzelle und Türbauteilne weiter verwendet werden mussten. Die Überarbeitung des Stylings führte dazu, dass die Verkaufszahlen danach anstiegen: Mitte der 1990er Jahre wurde der 800er zum meistverkauften Fahrzeug der oberen Mittelklasse in Großbritannien.

Die vom Vorgängermodell stammenden Bezeichnungen „Vitesse“ und „Sterling“ fanden in Deutschland keine Verwendung mehr. Die neuen Modelle hießen 820 i, 820 Si, 827 i, 827 Si und zeitweise 827 SLi. Es folgte noch ein Diesel, der 825 SD oder SDi. Die Turbo-Modelle waren in Deutschland nicht erhältlich. In England wurden diese als 820 Vitesse verkauft, in allen anderen europäischen Ländern als 820 Ti. Die Lackqualität war zu dieser Zeit ebenfalls wesentlich verbessert worden, so dass Korrosionsprobleme weitestgehend behoben waren.

Coupé

Rover 827 Coupé (1991–1999)

Etwas später im Jahr 1992 erschien die zweitürige Coupé-Version. Ursprünglich wurde es bereits mit dem Vorgängermodell für den amerikanischen Markt entwickelt,debütierte aber erst im Stil der zweiten Serie. Es wurde als Nischenmodell in Kleinserie gefertigt und im europäischen Ausland als Spitzenmodell von Rover verkauft. Achtzig Prozent des 800er-Coupés wurden dabei von Hand montiert. Während auf dem deutschen Markt das Coupé nur als 827 erhältlich war, konnte man in England und dem europäischen Ausland auch 2,0-Liter-Versionen mit Turbo und 147 kW (200 PS) und ohne Turbo mit 100 kW (136 PS) erwerben.

Überarbeitung von 1996

Das Facelift von 1996 umfasste nur geringe Veränderungen am Äußeren der Fahrzeuge; das auffälligste Merkmal waren einige vormals schwarze Zierleisten an allen Modellen (außer dem Coupé), die nun in Wagenfarbe lackiert waren, und die Überarbeitung der Radaufhängungen. Die Serienausstattung wurde außer im Basismodell „i“ um eine Klimaautomatik, eine Wegfahrsperre, einen Beifahrerairbag und einen Sechfach-CD-Wechsler ergänzt. Holzverkleidungen fanden großzügigere Verwendung, und der „ROVER“-Schriftzug wurde in die Holzverkleidungen der Vordertüren eingearbeitet; die Sitzbezüge waren von hochwertigerer Qualität.

Gleichzeitig debütierte auch der Eingangs erwähnte Rover KV6-Motor, der 2,5 Liter Hubraum aufwies und 129 kW (175 PS) leistete. Er war aus der Vergrößerung des mehrfach international preisgekrönten Rover K-Serien-Motors entstanden, der nun über zwei weitere Zylinder verfügte. Der neue Spitzenmotor war 14 Prozent sparsamer als die Honda-Maschine, hatte mehr Drehmoment bei niedrigeren Drehzahlen und arbeitete laut Pressemitteilung von Rover Deutschland ruhiger und sanfter. Diese Motoren wurden von Hand gebaut, da das Auto nur noch in kleinen Stückzahlen hergestellt wurde und nur eine geringe Zahl mit KV6-Motoren ausgerüstet war. Dies hatte jedoch offensichtlich keinen Einfluss auf die Haltbarkeit des Motors, dessen Probleme erst mit den Anlauf der maschinellen Serienfertigung für den Nachfolger Seventyfive aufhörten.

Obwohl der 800er gegenüber den neu entwickelten Modellen seiner Mitbewerber deutlich an Boden verlor (außer der Einführung der Rover-KV6-Maschine 1996 gab es nur wenige technische Veränderungen), verkaufte er sich bis zum Produktionsende 1999 gut. Das Modell wurde danach durch den Rover 75 ersetzt.

Käufer

Bekannte Käufer waren Neil Hamilton, Peter Mandelson, Clement Freud, Max Bygraves und Michael Parkinson. Die Premierminister Tony Blair und Margaret Thatcher hatten in den 1980er Jahren einen der ersten 800er, auch war das Modell während seiner gesamten Bauzeit Bestandteil der britischen Regierungs-Fahrzeugflotte, die traditionell aus einheimischen Rover- und Jaguarmodellen besteht. Auch im Fuhrpark der königlichen Familie wurden Rover 800er eingesetzt. So konnte man in den Nachrichten oder Reportagen der 1980er und frühen 1990er öfter sehen, dass z. B. Prinzessin Diana, Prinz Charles, Prinzessin Anne und andere Mitglieder der Royals zu diversen Anlässen im Rover 800 chauffiert wurden.

Das Auto wurde auch häufig von der Polizei geordert, speziell als Streifenwagen für Autobahnen, da die Turbo-Motoren der Serie II hohe Geschwindigkeiten erreichten. Alan Partridge (von Steve Koogan) fuhr in der Comedy-Serie „Knowing Me, Knowing You...“ wie auch in der ersten Folge der Serie „I'm Alan Partridge“ einen Rover 800. Einen weiteren Auftritt, wenn auch nur von Kennern bemerkbar, hatte der Rover 800 in der weltweit zu sehenden TV-Serie „Dallas“. In der letzten Staffel, die 1990 ausgestrahlt wurde, fuhr die Schauspielerin Kimberley Foster in der Rolle als „J.R. Ewing“-Schwiegertochter „Michelle Stevens“ einen weißen „Sterling“. In den letzten Jahren konnte man immer wieder Rover 800 als Einsatzwagen der englischen Polizei in Krimiserien wie „Für alle Fälle Fitz“, „Gerichtsmedizinerin Dr. Samantha Ryan“ u.a. sehen.

Produktionszahlen

1986 15.609
1987 54.434
1988 48.634
1989 35.387
1990 29.460
1991 (vor dem Facelift) 10.007
1991 (nach dem Facelift) 2961
1992 28.136
1993 28.354
1994 21.802
1995 13.311
1996 11.400
1997 11.131
1998 6500

Modelldaten

Anders als andere Hersteller, die Ziffern für ihre Modellbezeichnungen verwenden, gab es bei Rover nie eine gleichbleibende Logik bei den Typenbezeichnungen. Während der in Kooperation mit Honda entstandenen Autos (1989–1995) wurden die Modelltypen wie bei BMW oder Volvo zunächst mit einer allgemeinen Modellziffer an erster Stelle benannt und dann mit einer Angabe für den Hubraum. Im Falle des Rover 800 steht die 8 für 8er-Serie und die nachfolgenden Zahlen geben den Hubraum an. So hatte ein Rover 820 2 Liter Hubraum.

  • 820 – 4-Zylinder 8-Ventil-Modelle mit Vergaser
  • 820 e – 4-Zylinder 16-Ventil-Modelle mit Zentraleinspritzung
  • 820 i – 4-Zylinder 16-Ventil-Modelle mit Mehrpunkteinspritzung
  • 825 i – 6-Zylinder-Modelle vor 1989
  • 827 i – 6-Zylinder-Modelle nach 1989 und US-Modelle

Nach dem R17-Facelift von 1992 wurde die Bezeichnung vereinfacht:

  • 820 i – 4-Zylinder 16-Ventil-Modelle mit Mehrpunkteinspritzung
  • 825 D – 4-Zylinder-Dieselmodelle
  • 827 i – 6-Zylinder-Modelle

Nach 1996 gab es keine Hubraumbezeichnungen mehr und alle Modelle hießen „Rover 800“.

Diese Bezeichnungen enthielten keine zusätzlichen Buchstaben, die die Ausstattungsvariante bezeichneten, wie etwa die früheren Kombinationen mit „S“ und „L“: z. B. „825 SD“ oder später „825 SDi“.

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