Russische Schwarzmeerflotte

Russische Schwarzmeerflotte
Schwarzmeerflotte

Verbandsabzeichen
Aufstellung 1783
Land Russisches Reich bis 1922
Sowjetunion bis 1991
Russland
Streitkräfte Russische Streitkräfte
Teilstreitkraft Russische Marine
Typ Flotte
Hauptquartier Sewastopol
Auszeichnungen Rotbannerorden
Kommandeur
Kommandeur Alexander Klezkow

Die Schwarzmeerflotte oder Rotbanner-Schwarzmeerflotte (russisch: Черноморский Флот oder Tschernomorskij Flot) ist der Teil der Seestreitkräfte Russlands bzw. der UdSSR , der im Schwarzen Meer und im Mittelmeer operiert. Sie ist in verschiedenen Häfen des Schwarzen und des Asowschen Meeres stationiert. Ihr Hauptstützpunkt ist die ukrainische Hafenstadt Sewastopol. Die fortdauernde Nutzung dieser Basis, mehr als eine Dekade nach dem Zerfall der Sowjetunion, führt gelegentlich zu Irritationen in den russisch-ukrainischen Beziehungen. Sie soll bis 2017 von der russischen Marine geräumt werden. Die Ukraine erhebt nach russischen Angaben eine jährliche Pacht für die Nutzung der Grundstücke von rund 100 Millionen US-Dollar.

Inhaltsverzeichnis

Zeit des Zarenreiches (1783–1922)

Stapellauf in Nikolajew, hier Linienschiff "Katharina die Große"

Die Flotte wurde 1783 auf Befehl von Zarin Katharina II. gegründet. Nachdem 1695 Zar Peter I. einen Zugang zum Schwarzen Meer erobert hatte, befahl er die Gründung der sogenannten Asow-Flottille. Mit den territorialen Gewinnen nach dem russisch-türkischen Krieg 1769-1775 wurde der Schiffbau und der Aufbau einer Flotte ab 1779 neu begonnen. Diese Flotte wurde schnell mit Schiffsneubauten aufgerüstet und ausgebaut. Im 18. und 19. Jahrhundert kämpfte die Schwarzmeerflotte in verschiedenen Kriegen sowohl gegen die türkische als auch gegen die französische Flotte.

Nachdem Napoleon Bonaparte 1798 in das von den Osmanen verwaltete Ägypten eingefallen war, schlossen sich Russland und das Osmanische Reich zu einem Bündnis gegen die Franzosen zusammen. Ein Geschwader der Schwarzmeerflotte und türkische Flottenkräfte operierten im Mittelmeer gemeinsam unter dem Kommando vom Admiral Fjodor Fjodorowitsch Uschakow gegen die französische Flotte.

Nach der Eroberung von Nikolajew im Jahre 1789 war hier bis 1898 die Admiralität der russische Schwarzmeerflotte stationiert.

Im Krimkrieg (1853–1856) war die Schwarzmeerflotte zwar zunächst gegen die Türken erfolgreich, verhielt sich jedoch nach dem Erscheinen britischer und französischer Flotten passiv und beschränkte sich auf die Verteidigung Sewastopols, wobei die Schiffe nur als schwimmende Küstenbatterien eingesetzt wurden. Als Sewastopol 1856 fiel, wurden die noch existierenden Schiffe durch ihre Besatzungen gesprengt. Im Frieden von Paris, der den Krieg beendete, wurde das Schwarze Meer neutralisiert und Russland untersagt, mehr Kriegsschiffe darauf zu halten als die Türkei. Diese Beschränkung wurde 1871 auf der Londoner Pontuskonferenz wieder aufgehoben.

Nach der Oktoberrevolution in Russland fuhr die Schwarzmeerflotte unter der roten Fahne der Bolschewiki. Um während des Russischen Bürgerkrieges die Flotte nicht in die Hände der Konterrevolution und der ausländischen Interventen fallen zu lassen, gab Lenin am 18. Juni 1918 den Befehl zur Selbstversenkung der Flotte.

Zeit der Sowjetunion (1922–1991)

Nach dem Bürgerkrieg wurde die Schwarzmeerflotte neu aufgebaut. Dazu wurden selbst versenkte Schiffe gehoben und instandgesetzt sowie Schiffsneubauten der Flotte zugeführt. Im Zweiten Weltkrieg nahm die Schwarzmeerflotte aktiv am Kampf gegen Deutschland und seine Verbündeten teil. Neben Kampfschiffen wurden Angehörige der Schwarzmeerflotte an allen Fronten auch als Bodentruppen eingesetzt. Sie setzte nach dem Krieg für kurze Zeit zur Minensuche das sowjetische Luftschiff Pobeda ein.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Schwarzmeerflotte zu einem modernen operativ-strategischen Verband der sowjetischen Seekriegsflotte aufgerüstet. Neben dem Einsatz im Schwarzen Meer war die Schwarzmeerflotte auch im Mittelmeer eingesetzt. Aus Anlass des 20. Jahrestages des Sieges über den Faschismus wurde die Flotte am 7. Mai 1965 mit dem Rotbannerorden ausgezeichnet. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde der Schiffsbestand der Schwarzmeerflotte zwischen der nun unabhängigen Ukraine und Russland aufgeteilt. Die Ukraine ist auf Grund der angespannten wirtschaftlichen und finanziellen Situation jedoch kaum in der Lage, ihre Schiffe in Fahrt zu halten. Auch Russland hat erhebliche Schwierigkeiten, die Gefechtsbereitschaft seiner Schiffe zu gewährleisten.

Die Flotte ist von großer historischer und politischer Wichtigkeit für Russland, jedoch ist ihr militärischer Wert seit dem Zerfall der Sowjetunion wegen der Aufteilung und wegen starker Etatkürzungen erheblich gesunken. Der strategische Wert der Marine im Schwarzen Meer ist auch dadurch stark eingeschränkt, dass sich der Bosporus seit dem türkischen NATO-Beitritt 1952 unter westlicher Kontrolle befindet und zudem den Nutzungsbeschränkungen der Konvention von Montreux unterliegt. Andere sowjetische beziehungsweise russische Flotten erlangten zudem als Teile der strategischen Nuklearkräfte eine größere Bedeutung als die Schwarzmeerflotte.

Zeit der Russischen Föderation (ab 1991)

Russische Schwarzmeerflotte in der Krim-Halbinsel

Nach dem Zerfall der Sowjetunion verschwand die sowjetische Marine in der Bedeutungslosigkeit und wurde zwischen mehreren Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetrepubliken verteilt. Vor allem die Schwarzmeerflotte verbrachte mehrere Jahre in einem unklaren Zustand, bevor zwischen Russland und der Ukraine ein Abkommen getroffen werden konnte, das der Ukraine 97 Millionen US-Dollar pro Jahr an Liegegebühren zusichert.

Neuere regionale Konflikte in der Kaukasusregion (besonders in Georgien) und die Entwicklung des Öltransits in der Region verhalfen der Schwarzmeerflotte nach 1992 zu begrenzten neuen Aufgaben. Ihre Marineflieger, Marineinfanterie und Landungsboote nahmen am Tschetschenienkrieg sowohl unterstützend als auch direkt teil. Während des Krieges um Südossetien 2008 war die Schwarzmeerflotte an der Blockade der georgischen Küste beteiligt und war in Kampfhandlungen mit der Marine Georgiens verwickelt.

Seit den frühen 1990er Jahren ist die Flotte nuklear abgerüstet.

Chor der Schwarzmeerflotte: Auftritt im eigenen Theater in Sewastopol 2004

Wie viele militärische Organisationen versucht auch die Schwarzmeerflotte mit musikalischen Aktivitäten ein positives Image zu erzielen. Mit dem Chor der Schwarzmeerflotte, der im eigenen Theater in Sewastopol auftritt, aber auch regelmäßig internationale Tourneen durchführt, ist sie dabei sehr erfolgreich.

Der Streit um die Preiserhöhung russischen Gases an die Ukraine auf Marktpreisniveau 2005/2006, hat auch eine Erhöhung der Pacht ins Gespräch gebracht.

Der Hauptstützpunkt in Sewastopol soll jetzt nach Noworossijsk überführt werden. Ein spezielles Terminal nahe Schesharis befindet sich zur Zeit im Bau.

Schiffe der Schwarzmeerflotte (Stand 2007)

30. Kriegsschiff-Division

11. Anti-U-Boot-Brigade

197. Landungsschiff-Brigade

247. U-Boot-Bataillon

68. Kriegsschiff-Brigade

400. Anti-U-Boot-Bataillon

418. Minenabwehr-Bataillon

  • Projekt 266M Natya-Klasse
    • Kowrowez
    • Iwan Golubez
    • Turbinist
    • Wize-Admiral Schukow

41. Raketenschiff-Brigade

166. Raketenschiff-Bataillon

259. Raketenschiff-Bataillon

184. Brigade

  • Projekt 1124M Grischa-III-Klasse
    • Poworino
    • Jeisk
    • Kassimow
  • Projekt 266ME Natya-Klasse
    • Walentin Pikul
  • Projekt 12660
    • Schelesnjakow
  • Projekt 1265 Sonya-Klasse
    • Mineralnyje Wody
    • Leitenant Iljin

Siehe auch

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Schwarzmeerflotte — Verbandsabzeichen Aufstellung 1783 Land …   Deutsch Wikipedia

  • Schwarzmeerflotte (Russland) — Schwarzmeerflotte Verbandsabzeichen Aufstellung 1783 …   Deutsch Wikipedia

  • Russische Marine — Russische (Kriegs )Marine (russ: Военно Морской Флот (ВМФ)) …   Deutsch Wikipedia

  • Russische Streitkräfte — Streitkräfte Russlands Вооружённые Силы Российской Федерации / Wooruschonnyje Sily Rossijskoj Federazii …   Deutsch Wikipedia

  • Russische 2. Winteroffensive — Ostfront Teil von: Zweiter Weltkrieg Datum 22 Juni 1941–8 Mai 1945 Ort Osteuropa, Deutschland Ausgang Sowjetischer Sieg. Niedergang des dritten Reichs …   Deutsch Wikipedia

  • Russische Bürger- und Interventionskriege — Der Russische Bürgerkrieg (russisch Гражданская война в России/Graschdanskaja woina w Rossii) zwischen den kommunistischen Bolschewiki (den „Roten“ beziehungsweise der von Leo Trotzki gegründeten Roten Armee) einerseits und einer heterogenen… …   Deutsch Wikipedia

  • Russische Luftschiffahrt — Über die russische und sowjetische Luftschifffahrt sind nur wenige, teils widersprüchliche und kaum nachprüfbare Fakten vorhanden. Dies ist zum einen auf die speziell von der Sowjetunion betriebene Geheimhaltung, die praktisch keinerlei… …   Deutsch Wikipedia

  • Russische Luftschifffahrt — Über die russische und sowjetische Luftschifffahrt sind nur wenige, teils widersprüchliche und kaum nachprüfbare Fakten vorhanden. Dies ist zum einen auf die speziell von der Sowjetunion betriebene Geheimhaltung, die praktisch keinerlei… …   Deutsch Wikipedia

  • Heiliger Paul (Russische Fregatte) — Dieser Artikel wurde aufgrund von inhaltlichen Mängeln auf der Qualitätssicherungsseite des Portals Transport und Verkehr eingetragen. Dies geschieht, um die Qualität der Artikel aus dem Themengebiet Transport und Verkehr auf ein akzeptables… …   Deutsch Wikipedia

  • Kaiserlich Russische Marine — Die Kaiserlich Russische Marine (russisch Российский императорский флот) waren die Seestreitkräfte des Russischen Kaiserreichs. Diese bestand ausgehend von ihren Vorgängern im 17. Jahrhundert bis zur Oktoberrevolution im Jahr 1917.… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”