- Schwarzmeerflotte (Russland)
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Schwarzmeerflotte
VerbandsabzeichenAufstellung 1783 Land / / / Russisches Reich (bis 1922)
/ / Sowjetunion (bis 1991)
/ RusslandStreitkräfte Russische Streitkräfte Teilstreitkraft Russische Marine Typ Flotte Hauptquartier Sewastopol Auszeichnungen Rotbannerorden Kommandeur Kommandeur Konteradmiral Alexander Fedotenkow[1] Die Schwarzmeerflotte (russisch Черноморский Флот; transkribiert Tschernomorski flot) ist der Teil der Seestreitkräfte Russlands bzw. der UdSSR, der im Schwarzen Meer und im Mittelmeer operiert. Sie ist in verschiedenen Häfen des Schwarzen und des Asowschen Meeres stationiert. Ihr Hauptstützpunkt ist seit dem 18. Jahrhundert die heute zur Ukraine gehörende Hafenstadt Sewastopol. Die fortdauernde Nutzung dieser Basis führte in den vergangenen Jahren wiederholt zu Irritationen in den russisch-ukrainischen Beziehungen. 2010 zählen 16.000 Soldaten und über 40 Schiffe zur Flotte. [2]
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zeit des Kaiserreiches (1783–1922)
- 2 Zeit der Sowjetunion (1922–1991)
- 3 Zeit der Russischen Föderation (ab 1991)
- 4 Einzelnachweise
- 5 Siehe auch
- 6 Weblinks
Zeit des Kaiserreiches (1783–1922)
Die Flotte wurde 1783 auf Befehl von Zarin Katharina II. gegründet. Nachdem 1695 Zar Peter I. einen Zugang zum Schwarzen Meer erobert hatte, befahl er die Gründung der sogenannten Asow-Flottille. Mit den territorialen Gewinnen nach dem Russisch-türkischen Krieg 1768–1774 wurde der Schiffbau und der Aufbau einer Flotte neu begonnen. Diese Flotte wurde schnell mit Schiffsneubauten aufgerüstet und ausgebaut. Im 18. und 19. Jahrhundert kämpfte die Schwarzmeerflotte in verschiedenen Kriegen sowohl gegen die türkische als auch gegen die französische Flotte.
Nachdem Napoleon Bonaparte 1798 in das von den Osmanen verwaltete Ägypten eingefallen war, schlossen sich Russland und das Osmanische Reich zu einem Bündnis gegen die Franzosen zusammen. Ein Geschwader der Schwarzmeerflotte und türkische Flottenkräfte operierten im Mittelmeer gemeinsam unter dem Kommando vom Admiral Fjodor Fjodorowitsch Uschakow gegen die französische Flotte.
Nach der Gründung von Nikolajew im Jahre 1789 war hier bis 1898 die Admiralität der russische Schwarzmeerflotte stationiert.
Im Krimkrieg (1853–1856) war die Schwarzmeerflotte zwar zunächst gegen die Türken in der Schlacht von Sinope erfolgreich, verhielt sich jedoch nach dem Erscheinen britischer und französischer Flotten passiv und beschränkte sich auf die Verteidigung Sewastopols, wobei die Schiffe nur als schwimmende Küstenbatterien eingesetzt wurden. Als Sewastopol 1856 fiel, wurden die noch existierenden Schiffe durch ihre Besatzungen gesprengt, um die Nutzung der Bucht von Sewastopol für die Alliierten zu verhindern. Im Frieden von Paris, der den Krieg beendete, wurde das Schwarze Meer neutralisiert und Russland untersagt, mehr Kriegsschiffe darauf zu halten als die Türkei. Diese Beschränkung wurde 1871 auf der Londoner Pontuskonferenz wieder aufgehoben.
Nach der Oktoberrevolution in Russland fuhr die Schwarzmeerflotte unter der roten Fahne der Bolschewiki. Um während des Russischen Bürgerkrieges die Flotte nicht in die Hände der Konterrevolution und der ausländischen Interventen fallen zu lassen, gab Lenin am 18. Juni 1918 den Befehl zur Selbstversenkung der Flotte.
Ein Teil der Schwarzmeerflotte schloss sich jedoch der sogenannten Weißen Bewegung an, die im Russischen Bürgerkrieg gegen die Ergebnisse der Oktoberrevolution kämpfte, und unterstützte den Kampf der Weißen Armee gegen die Bolschewiki im Schwarzmeerraum. Als die Rote Armee im November 1920 auch die Halbinsel Krim eroberte, verlegten diese Schiffe am 14. November nach Istanbul. Dort wurden sie am 21. November in das so genannte Russische Geschwader umorganisiert, unter dem Befehl von Konteradmiral Michail Alexandrowitsch Kedrow (1878-1945), und nachdem der französische Ministerrat am 1. Dezember 1920 der Verlegung des Geschwaders nach Bizerta im damaligen französischen Protektorat Tunesien zugestimmt hatte, verlegte die Flotte in der Zeit von Dezember 1920 bis Februar 1921 dorthin und wurde dort interniert. Als Frankreich am 29. Oktober 1924 die Sowjetunion völkerrechtlich anerkannte, übergab es die Schiffe formell an die Sowjetunion. Sie waren jedoch inzwischen so veraltet und aus Mangel an Geld und Wartung in so schlechtem Zustand, dass sie als nicht mehr verwendungsfähig befunden wurden. Sie wurden verkauft und nach und nach abgewrackt. Der Großteil der Besatzungen blieb als Emigranten in Tunesien bzw. Frankreich.
Zeit der Sowjetunion (1922–1991)
Nach dem Bürgerkrieg wurde die Schwarzmeerflotte neu aufgebaut. Dazu wurden selbst versenkte Schiffe gehoben und instandgesetzt sowie Schiffsneubauten der Flotte zugeführt. Im Zweiten Weltkrieg nahm die Schwarzmeerflotte aktiv am Kampf gegen Deutschland und seine Verbündeten teil. Neben Kampfschiffen wurden Angehörige der Schwarzmeerflotte an allen Fronten auch als Bodentruppen eingesetzt. Sie setzte nach dem Krieg für kurze Zeit zur Minensuche das sowjetische Luftschiff Pobeda ein.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Schwarzmeerflotte zu einem modernen operativ-strategischen Verband der sowjetischen Seekriegsflotte aufgerüstet. Neben dem Einsatz im Schwarzen Meer war die Schwarzmeerflotte auch im Mittelmeer eingesetzt. Aus Anlass des 20. Jahrestages des Sieges über den Faschismus wurde die Flotte am 7. Mai 1965 mit dem Rotbannerorden ausgezeichnet. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde der Schiffsbestand der Schwarzmeerflotte zwischen der nun unabhängigen Ukraine und Russland aufgeteilt. Die Ukraine ist auf Grund der angespannten wirtschaftlichen und finanziellen Situation jedoch kaum in der Lage, ihre Schiffe in Fahrt zu halten. Auch Russland hat erhebliche Schwierigkeiten, die Gefechtsbereitschaft seiner Schiffe zu gewährleisten.
Die Flotte ist von großer historischer und politischer Wichtigkeit für Russland, jedoch ist ihr militärischer Wert seit dem Zerfall der Sowjetunion wegen der Aufteilung und wegen starker Etatkürzungen erheblich gesunken. Der strategische Wert der Marine im Schwarzen Meer ist auch dadurch stark eingeschränkt, dass sich der Bosporus seit dem türkischen NATO-Beitritt 1952 unter westlicher Kontrolle befindet und zudem den Nutzungsbeschränkungen der Konvention von Montreux unterliegt. Andere sowjetische beziehungsweise russische Flotten erlangten zudem als Teile der strategischen Nuklearkräfte eine größere Bedeutung als die Schwarzmeerflotte.
Zeit der Russischen Föderation (ab 1991)
Nach dem Zerfall der Sowjetunion verschwand die sowjetische Marine in der Bedeutungslosigkeit und wurde zwischen mehreren Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetrepubliken verteilt. Vor allem die Schwarzmeerflotte verbrachte mehrere Jahre in einem unklaren Zustand, bevor zwischen Russland und der Ukraine ein Abkommen getroffen werden konnte, das der Ukraine 97 Millionen US-Dollar pro Jahr an Liegegebühren zusichert. [3]
Neuere regionale Konflikte in der Kaukasusregion (besonders in Georgien) und die Entwicklung des Öltransits in der Region verhalfen der Schwarzmeerflotte nach 1992 zu begrenzten neuen Aufgaben. Ihre Marineflieger, Marineinfanterie und Landungsboote nahmen am Tschetschenienkrieg sowohl unterstützend als auch direkt teil. Während des Krieges um Südossetien 2008 war die Schwarzmeerflotte an der Blockade der georgischen Küste beteiligt und war in Kampfhandlungen mit der Marine Georgiens verwickelt.
Seit den frühen 1990er Jahren ist die Flotte nuklear abgerüstet.
Wie viele militärische Organisationen versucht auch die Schwarzmeerflotte mit musikalischen Aktivitäten ein positives Image zu erzielen. Mit dem Chor der Schwarzmeerflotte, der im eigenen Theater in Sewastopol auftritt, aber auch regelmäßig internationale Tourneen durchführt, ist sie dabei sehr erfolgreich.
Beim Streit um die Preiserhöhung russischen Gases an die Ukraine auf Marktpreisniveau 2005/2006 wurde auch eine Erhöhung der Pacht ins Gespräch gebracht. Nachdem die Schwarzmeerflotte während der Amtszeit von Wiktor Juschtschenko immer wieder zum rhetorischen Angriffsobjekt der ukrainischen Führung wurde, einigten sich im April 2010 der russische Präsident Dmitri Medwedew und sein ukrainischer Kollege Wiktor Janukowitsch im Rahmen eines umfassenden Abkommens auf eine Verlängerung der Stationierung der Schwarzmeerflotte um weitere 25 Jahre nach Ablauf des bisherigen Vertrags im Jahr 2017. Somit bleibt die russische Schwarzmeerflotte bis 2042 auf der Krim stationiert. Als Gegenleistung erhält die Ukraine einen Preisrabatt in Höhe von 30 % beim Gasbezug. Die Parlamente von Russland und der Ukraine haben dem Vertrag am 27. April 2010 zugestimmt. Im ukrainischen Parlament kam es bei der Sitzung zu Schlägereien, Oppositionspolitiker warfen mit Rauchbomben. [2]
Schiffe und Boote
30. Kriegsschiff-Division
11. Anti-U-Boot-Brigade
(Stand 2007)
- Projekt 1164 Slawa-Klasse
- Moskwa
- Projekt 1134B Kara-Klasse
- Kertsch
- Otschakow (Vorbereitung auf Außerdienststellung)[4]
- Projekt 61M Kaschin-Klasse
- Smetliwy
- Projekt 1135 Kriwak-I-Klasse
- Ladny
- Projekt 1135M Kriwak-II-Klasse
- Pytliwy
- " Projekt ANACONDA
197. Landungsschiff-Brigade
- Projekt 1171 Alligator-Klasse
- Nikolai Filtschenkow
- Orsk
- Saratow
- Projekt 775 Ropucha-I-Klasse
- Nowotscherkassk
- Zjesar Kunikow
- Jamal
- Projekt 775M Ropucha-II-Klasse
- Asow
247. U-Boot-Bataillon
- Projekt 877 Kilo-Klasse
- B-871 Alrossa
- Projekt 641B; Tango-Klasse
- B-380 (Vorbereitung auf Außerdienststellung)[4]
68. Kriegsschiff-Brigade
400. Anti-U-Boot-Bataillon
- Projekt 1124 Grischa-Klasse
- Alexandrowez
- Projekt 1124M Grischa-III-Klasse
- Muromez
- Susdalez
- Projekt 11451 Mukha-Klasse
- Wladimirez
418. Minenabwehr-Bataillon
- Projekt 266M Natya-Klasse
- Kowrowez
- Iwan Golubez
- Turbinist
- Wize-Admiral Schukow
41. Raketenschiff-Brigade
166. Raketenschiff-Bataillon
- Projekt 1239 Bora-Klasse
- Bora
- Samum
- Projekt 1234.1 Nanuchka-III-Klasse
- Schtil
- Mirasch
259. Raketenschiff-Bataillon
- Projekt 1241.7 Tarantul-II-Mod-Klasse
- R-71
- Projekt 12411 Tarantul-III-Klasse
- R-60
- R-109
- R-239
- Iwanowez
184. Brigade
- Projekt 1124M Grischa-III-Klasse
- Poworino
- Jeisk
- Kassimow
- Projekt 266ME Natya-Klasse
- Walentin Pikul
- Projekt 12660
- Schelesnjakow
- Projekt 1265 Sonya-Klasse
- Mineralnyje Wody
- Leitenant Iljin
9. Brigade Hilfsschiffe
- Projekt 320 Jenissei (Енисей), Lazarettschiff[5]
- Projekt 1559B Ivan Bubnow (Иван Бубнов), Einsatzgruppenversoger [6]
- Projekt 3228 General Ryabikov (Генерал Рябиков), Waffentransportschiff[7]
Einzelnachweise
- ↑ FLOT.com: Назначены новые командующие Северным и Черноморским флотами abgerufen am 24. Juni 2011.
- ↑ a b Ukraine: Eier und Nebelbomben im Parlament. Deutsche Welle (28. April 2010). Abgerufen am 28. April 2010.
- ↑ Ukraine will die russische Schwarzmeerflotte aus Sewastopol herausekeln. russlandonline (15. Juni 2005). Abgerufen am 28. April 2010.
- ↑ a b BSF to be reinforced with new frigates and subs. FLOT.com (14. April 2010). Abgerufen am 15. April 2010.
- ↑ http://flot.sevastopol.info/ship/vspomog/enisey.htm
- ↑ http://flot.sevastopol.info/ship/vspomog/ivan_bubnov.htm
- ↑ http://flot.sevastopol.info/photos/photo_vspomog/general_ryabikov_01.htm
Siehe auch
- Kaiserlich Russische Marine
- Russische Marine
- Sowjetische Marine
- Russisches Militär
- Geschichte Russlands
- Sewastopol
- Militärische Parität
- Ukrainische Marine
Weblinks
Commons: Schwarzmeerflotte von Russland – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Sevastopol Information Portal: Schiffe der Schwarzmeerflotte (englisch)
Baltische Flotte | Kaspische Flottille | Nordflotte | Pazifikflotte | Schwarzmeerflotte
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