- Rutilio Grande
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Rutilio Grande García SJ (* 5. Juli 1928 in El Paisnal; † El Paisnal 12. März 1977) war ein Jesuitenpater aus El Salvador, ein Vertreter der Theologie der Befreiung und ein Freund von Bischof Óscar Romero. Er wurde 1977 zusammen mit zwei weiteren Menschen ermordet.
Leben
Grande wurde durch den späteren Erzbischof Luis Chávez y González für das Priesteramt geworben. Er studierte am Priesterseminar San José de la Montaña, wo 1967 auch Óscar Romero studierte. Im Juni 1970 diente Grande als Zeremonienmeister bei der Amtseinführung von Romero als Weihbischof von San Salvador.[1] Grande wurde 1959 zum Priester geweiht. Er studierte in Bilbao, wo er bei Familie Gerrikagoitia wohnte, welche sich noch gerne an ihn erinnert.
1965 kehrte Grande nach El Salvador zurück und wurde Leiter der Sozialarbeit des Seminars von San Salvador.[2] Am 24. September 1972 wurde Grande Pfarrer von Aguilares, wo er seine Kindheit und Jugend verbracht hatte. Dort baute er mit an einer Basisgemeinde (Comunidad Eclesial de Base, CEB), wozu die Ausbildung von Katecheten, Delegados de la Palabra gehörte.[3] Seit der Landreform 1889 und der forcierten Enteigunung im Zusammenhang mit der Matanza, den Vertreibungen für das Staudammprojekt Embalse Cerón Grande am Río Lempa, sahen die Latifundisten in jeder Form von Organisation der Landlosen eine Bedrohung ihrer gesellschaftlichen Macht. Die Repression der durch Wahlbetrug in Sattel gehaltenen Regierung gegen Priester der ländlichen Gemeinden war jedoch nicht geeignet, um Grande zum Schweigen zu bringen.
Am 28. Januar 1977 wurde der kolumbianische Priester Mario Bernal Londoño zusammen mit einem Gemeindemitglied vor der Kirche in Apopa entführt. Beide entkamen nacheinander unverletzt. Angeblich war Bernal Londoño von der Guerilla entführt worden, nach seiner Flucht wurde er von der Migrationsbehörde aus El Salvador ausgewiesen. Am 13. Februar 1977 hielt Grande eine Predigt anlässlich der Ausweisung Bernal Londoños, den Sermón de Apopa:
„Liebe Brüder und Freunde, ich bin mir bewusst, dass sehr bald die Bibel und das Evangelium nicht mehr die Grenzen überschreiten können. Bei uns kommen nur noch die Buchdeckel an, da alle Seiten subversiv – gegen den Sünder, wie er es versteht – sind. Falls Jesus die Grenze in der Nähe von Chalatenango überqueren würde, würden sie ihn nicht hereinlassen. Sie klagen den Herrgott... der Agitation an, den jüdischen Ausländer, welcher das Volk mit exotischen ausländischen Ideen verwirrt, Ideen gegen die Demokratie, das ist gegen die Minderheit. Ideen gegen Gott, denn es ist ein Clan von Kains. Brüder, es besteht kein Zweifel, dass sie wieder kreuzigen. Und sie haben es angekündigt.[4]“
– Rutilio Grande, 13. Februar 1977
Ermordung
Am 12. März 1977 war Grande mit Manuel Solorzano (72) und Nelson Rutilio Lemus (16) in einem VW-Kübelwagen auf dem Weg zur Abendmesse in der Nähe des Dorfes El Paisnal in der Gemeinde Aguilares, als sie in einem Zuckerrohrfeld in eine Hinterhalt fuhren und mit Maschinengewehrsalven erschossen wurden.[4][5] Als Óscar Romero von der Ermordung erfuhr, ließ er sich nach El Paisnal bringen und hielt die Totenwache mit den Landwirten, er hörte sich ihre Geschichten und Leiden an und betete mit ihnen.
Am nächsten Morgen, nach einer Konferenz mit Priestern und Beratern, erklärte Romero, dass er sämtlichen Staatsakten fernbleiben werde, bis der Mord untersucht würde.[6] Am folgenden Sonntag sagte Romero aus Protest gegen den Mord an Grande und seinen Begleitern sämtliche Messen im Erzbistum San Salvador ab und bot statt dessen eine Messe in der Kathedrale von San Salvador an.
Mehr als 150 Priester sagten ebenfalls ihre Messen ab, während mehr als 100.000 Menschen die Kathedrale besuchten und die Predigt von Romero hörten, in welcher er für ein Ende der Gewalt plädierte.[6][7]
Romero forderte die Regierung unter Carlos Humberto Romero auf, den Mord zu untersuchen. Dies unterblieb, was zum Verständnis Romeros über das Wesen des salvadorenischen Staates beitrug.
Einzelnachweise
- ↑ Miguel Cavada Diez: Rutilio Grande visto por Oscar Romero In: Carta a las Iglesias, Jahrgang XXII, Nr. 491–492, 1.–28. Februar 2002.
- ↑ Rutilio Grande, SJ. Website der Share Foundation. Abgerufen am 28. Dezember 2010.
- ↑ Penny Lernoux: The Cry of the People. Penguin Books, New York 1982.
- ↑ a b Reportaje en la Situación de los Derechos Humanos en El Salvador, Capítulo II: El Derecho de la Vida, 17. November 1978. Website der CIDH. Abgerufen am 28. Dezember 2010.
- ↑ A Century of Jesuit Martyrs. In: Company Online! A Magazine of the U.S. Jesuits, 11. März 2000. Abgerufen am 28. Dezember 2010.
- ↑ a b Haydee Rodriguez: Óscar Romero. Website CatholicIreland.net. Abgerufen am 28. Dezember 2010.
- ↑ Paul Jeffrey: After 25 years 'St. Romero of the World' still inspires. In: National Catholic Reporter, 15. April 2005.
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