Rübenälchen

Rübenälchen
Rübenälchen
Systematik
Stamm: Fadenwürmer (Nematoda)
Klasse: Secernentea
Ordnung: Tylenchida
Familie: Heteroderidae
Gattung: Heterodera
Art: Rübenälchen
Wissenschaftlicher Name
Heterodera schachtii
A. Schmidt, 1871

Das Rübenälchen (Heterodera schachtii) ist ein Fadenwurm, der als Endoparasit an Rübenwurzeln saugt. Heterodera schachtii wurde 1859 durch den Bonner Botaniker Hermann Schacht erstmals gefunden und später nach ihm benannt. Verwandt ist das Getreidezystenälchen (Hederodera avenae).

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Rübenälchen sind zweigeschlechtlich; die beiden Geschlechter haben unterschiedliche Gestalt (Sexualdimorphismus). Während die Männchen langgezogen-fadenförmig sind, haben die Weibchen eine rundovale Form und weisen im ausgewachsenen Zustand eine Länge von 0,8 mm auf.

Entwicklung

Die Larven entwickeln sich im Körper der Weibchen, der sich zu einer Zyste umwandelt, in dem sich die Larven befinden. Sie werden nach Reifung der Zyste freigegeben, können in dieser aber auch bis zu zehn Jahre überdauern.

Die Larven schlüpfen, sobald entsprechende Umweltbedingungen vorliegen: Bodenfeuchte, Bodentemperatur und Bodenbelüftung sind wichtige Faktoren, die als Schlüpfsignale wirken: Wärme und gute Durchlüftung, vor allem aber Wurzelausscheidungen der Wirtspflanzen fördern das Schlüpfen.

Mit Hilfe eines Mundstachels dringen die Larven dann in das Pflanzengewebe der Rübe ein, geben Speichelstoffe ab, mit denen sie die Pflanze dazu anregen, Nähr- und Riesenzellen (Syncytien) zu bilden. Diese induzierten Zellen sind für die Entwicklung der Älchen lebensnotwendig.

Die Larven entwickeln sich dann über verschiedene Stadien zu Männchen und Weibchen.

Schadwirkung

Das Rübenälchen verursacht die Rübenmüdigkeit. Diese entsteht dann, wenn Rüben und andere Wirtspflanzen (alle Rüben-Arten der Gattung Beta und die Arten der Gänsefußgewächse, wie z.B. Spinat), aber auch Brassica-Arten, wie Raps, immer wieder auf derselben Fläche angepflanzt werden.

Gegenmaßnahmen

Mit einer weiteren, veränderten Fruchtfolge können die Älchen erfolgreich bekämpft werden. Bei einer "Entseuchung" müssen Rüben und andere Wirtspflanzen mit seltener Wiederkehr angebaut werden. Zudem können resistente Zwischenfrüchte, wie resistenter Gelbsenf oder resistenter Ölrettich angebaut werden. Diese geben Lockstoffe ab und veranlassen damit die Larven der Nematoden, ihre Zysten zu verlassen und in die resistenten Pflanzen einzuwandern. Anders als in den Wirtspflanzen, können die Nematoden in den resistenten Ölrettich- und Gelbsenfsorten keine Nährzellen bilden, d.h. die eingewanderten Larven verhungern oder entwickeln sich zu Männchen (Weibchen benötigen zur Zystenbildung 40 mal mehr Nahrung als die Entwicklung zum Männchen).

Dieses Prinzip der biologischen Nematodenbekämpfung wurde seit Ende der 70er Jahre immer weiter entwickelt und beim Ölrettich sind nun einige Sorten in der Lage, den Besatz an Rübennematoden im Zwischenfruchtanbau unter günstigen Anbaubedingungen über 90 % zu reduzieren. Danach können die Zuckerrüben im folgenden Anbaujahr ohne Schäden angebaut werden. Neutrale Pflanzen, die weder Lockstoffe abgeben noch befallen werden, sind Gartenbohne, Hanf, Mohn, Zichorien, Roggen, Luzerne, Mais und Phacelia.

Auf dem deutschen Markt sind keine chemisch-synthetischen Mittel (Nematizide) zur Bodenentseuchung zugelassen.

Weblinks

Literatur

  • "Spektrum der Wissenschaft", September 2006, S. 68ff

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