- Rückentlehnung
-
Eine Rückentlehnung ist eine besondere Form des Lehnworts.
Manchmal wird ein Wort in eine andere Sprache übernommen und ändert dort seine Bedeutung, seine Lautung oder seine Schreibung. Wird dieses neue Wort in seine Ursprungssprache zurückentlehnt, so spricht man von Rückentlehnung.
Inhaltsverzeichnis
Beispiele
Ein Beispiel ist Guerilla. Dieses Wort stammt von dem germanischen Wort vera, das Wirrnis, Durcheinander bedeutete. In den romanischen Sprachen, die kein "W" schreiben, wurde es in der Schreibung Guerre oder Guerra übernommen und bedeutete dort Krieg. Als dann im Kampf gegen Napoleon auf der iberischen Halbinsel der Kleinkrieg, span. Guerrilla (wörtl.: der kleine Krieg) entwickelt wurde, kam diese Bezeichnung des Partisanenkampfes auch wieder in die deutsche Sprache zurück, ohne dass man allerdings noch erkennen könnte, dass der Neuankömmling ein Heimkehrer war.
Auch „Boulevard“ ist solch eine Rückentlehnung. Hier kam ein Bollwerk in die französische Sprache und kehrte als Prachtstraße zurück.
Das hebräische Wort תכלית ("Zweck", moderne Aussprache: /taχˈlit/) bekam auf Jiddisch (Aussprache: /ˈtaχləs/) die zusätzlichen Bedeutungen "Ergebnis", "ernsthafte Angelegenheit"[1] und fand sein Weg zurück ins Hebräische als תכלס (Aussprache: /ˈtaχles/) mit den Bedeutungen "sachlich, Kern der Sache" (siehe auch Wiktionary → Tacheles reden).
Rückentlehnungen beweisen, dass Sprachaustausch keine Einbahnstraße ist. Sie weisen aber auch ein wenig darauf hin, wie problematisch die Unterscheidung von Fremd-, Lehn-, und Erbwörtern sein kann.
Literatur
- Helmut Glück (Hrsg.), unter Mitarbeit von Friederike Schmöe: Metzler Lexikon Sprache. Dritte, neubearbeitete Auflage, Stichwort: „Rückentlehnung“. Metzler, Stuttgart/ Weimar 2005. ISBN 978-3-476-02056-7.
Einzelnachweise
Weblinks
Wiktionary: Rückentlehnung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikimedia Foundation.