SM-70

SM-70
Am Point Alpha ausgestellte Selbstschussanlage.

Unter einer Selbstschussanlage versteht man häufig eine kegelförmige Splittermine (offizielle DDR-Bezeichnung) mit Richtwirkung nach dem Hohlladungsprinzip, wie sie an der DDR-Grenzsperre verbaut wurde. Sie diente dazu, ein mobiles Objekt oder einen Menschen automatisiert am Betreten oder Durchqueren eines bestimmten Gebietes zu hindern. Sie ist daher militärisch eng verwandt mit der Landmine.

Bekanntheit erlangten die Selbstschussanlagen an der innerdeutschen Grenze zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR. Zahlreiche sog. Grenzverletzer, im allgemeinen DDR-Bürger bei Fluchtversuchen, wurden von den Selbstschussanlagen verletzt oder getötet. Die DDR hatte bis 1976 bestritten, Selbstschusssplitterminen aufgestellt zu haben.

Es existieren heute zudem Schießroboter, wie etwa die in Südkorea verwendeten Maschinen zur Grenzsicherung gegen nordkoreanische Truppen.

Inhaltsverzeichnis

Die Selbstschussanlage SM-70 an der innerdeutschen Grenze

Die sogenannten Selbstschussanlagen wurden seit 1970 an der DDR-Grenze zur Bundesrepublik (nicht an der Berliner Mauer) installiert und auf bundesdeutschen Druck ab 1983 wieder abgebaut. Bis zum Abbau waren auf 440 km der innerdeutschen Grenze ca. 60.000 SM-70 im Einsatz. Die Installation der Splitterminen kostete je Kilometer Staatsgrenze etwa 100.000 Mark (DDR).[1]

Funktionsweise

100 bis 110 Gramm Sprengstoff TNT verteilten bei der elektro-mechanischen Auslösung durch Spanndrähte am Grenzzaun ca. 80 bis 110 kantige Geschoss-Splitter (Zahlen sind in den Quellen unterschiedlich angegeben). Diese Splitterminen waren zunächst einzeln, nach dem Abbau von SM-70 durch Michael Gartenschläger parallel zum Grenzzaun in drei Höhen gestaffelt installiert, um einen Abbau von SM-70 zu verhindern. Die Verletzungswirkung war bis auf 120 Meter ausgelegt (maximale Reichweite der Splitter), wobei sie in unmittelbarer Nähe tödliche Wirkung entfalten konnte. Installierte Typen waren 501 und später 701.

Zitat aus dem Teilbericht über die taktische Erprobung der Splittermine vom 17. August 1971 (VVS-Nr. G/079675)):
„Die SM-70 ist eine Mine mit richtungsgebundener Wirkung unter Teilausnutzung des kumulativen Effektes.
Der Minenkörper besteht aus einem kegelförmigen Blechmantel mit eingesetztem Presskörper TNT. Zwischen den Wandungen sind Splitter (ca. 110) Stahlwürfel eingebracht.
Nach erfolgter Detonation breitet sich eine kegelförmige Splittersäule aus, deren Mittelachse richtungsgleich zu der vor der Detonation bestehenden Körperachse der Mine verläuft.
Die kinetische Energie der Splittermine reicht aus, um mit Sicherheit Personen unschädlich zu machen, die versuchen, den Sperrbereich der SM-70 zu durchbrechen.
Die Auslösung der SM-70 erfolgt auf mechanisch-elektrischem Wege. Bei Belastung bzw. Zerschneiden des Spanndrahtes wird ein Signal- und Zündstromkreis geschlossen.
Im Verlauf der Truppenerprobung hat sich der mit SM-70 ausgebaute Sperrzaun als wirksame Grenzsicherungsanlage erwiesen.“ (Zitat aus der Kollegiumsvorlage Nr. 23/71 des Ministeriums für Nationale Verteidigung)
„Die Splitterwirkung an den beschossenen Wildarten: Reh-, Schwarz- und Federwild lässt den sicheren Schluss zu, dass durch SM-70 geschädigte Grenzverletzer tödliche bzw. so schwere Verletzungen aufweisen, dass sie nicht mehr in der Lage sind, den Sperrzaun zu überwinden.“

Heute

Bis heute finden Selbstschussanlagen ihren Einsatz an Grenzen mancher Staaten, Staudämmen, Pipelines, Atomkraftwerken oder militärischen Einrichtungen. So entwickelt Samsung mit der Korea University stationäre Robotersysteme zur Überwachung und ggf. Verteidigung der Grenze Südkoreas. Die Leistung der Erkennungssysteme reicht dabei bis zu 4 km, die Bekämpfungsentfernung bis zu 2 km und kann nach Aussagen des Militärs zwischen Mensch, Feind/Freund und Objekt unterscheiden.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Protokoll der 45. Sitzung des Nationalen Verteidungsrates der DDR vom 3. Mai 1974

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