Saimiri

Saimiri
Totenkopfaffen
Gewöhnlicher Totenkopfaffe (Saimiri sciureus)

Gewöhnlicher Totenkopfaffe (Saimiri sciureus)

Systematik
Überordnung: Euarchontoglires
Ordnung: Primaten (Primates)
Unterordnung: Trockennasenaffen (Haplorhini)
Teilordnung: Neuweltaffen (Platyrrhini)
Familie: Kapuzinerartige (Cebidae)
Gattung: Totenkopfaffen
Wissenschaftlicher Name
Saimiri
Voigt, 1831
Der Mittelamerikanische Totenkopfaffe ist durch den rötlichen Rücken charakterisiert.

Die Totenkopfaffen oder Totenkopfäffchen (Saimiri) sind eine Primatengattung mit fünf Arten. Diese relativ kleinen Primaten sind in Mittel- und Südamerika beheimatet und leben in großen Gruppen.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Totenkopfaffen erreichen eine Kopfrumpflänge von 26 bis 36 Zentimetern, wozu noch ein 35 bis 43 Zentimeter langer Schwanz kommt. Das Gewicht beträgt 0,7 bis 1,1 Kilogramm, wobei die Männchen deutlich größer und schwerer als die Weibchen sind. Ihren Namen haben diese Primaten von der maskenartigen Gesichtszeichnung mit der schwarzen Schnauze. Ihr Fell ist dicht und kurz, es ist am Rücken je nach Art grün, bräunlich oder grau gefärbt, der Bauch ist weiß oder hellgrau. Die Unterarme, Unterschenkel und die Pfoten sind häufig orangegelb gefärbt. Die Kappe an der Oberseite des Kopfes ist graugrün oder schwarz und kann bei manchen Arten auch geschlechtsdimorph gefärbt sein.

Die Hinterbeine sind lang, das Schien- und das Wadenbein am unteren Ende häufig zusammengewachsen. Die Finger sind sehr kurz, der Daumen ist nicht opponierbar. Der Schwanz ist bei Jungtieren noch greiffähig, bei ausgewachsenen Tieren hingegen nicht mehr.

Der Hinterkopf ist langgezogen, die Augenhöhlen liegen so eng beisammen, dass ein Loch in der knöchernen Wand zwischen den Augenhöhlen, das Interorbitalfenster, vorhanden ist. Der Bereich um die Schnauze ist unbehaart, die Nasenlöcher befinden sich außen an der Nase. Die Molaren haben scharfe Höcker, eine Anpassung an die teilweise aus Insekten bestehende Nahrung.

Verbreitung und Lebensraum

Totenkopfaffen sind vorwiegend im Amazonasbecken im mittleren Südamerika beheimatet. Ihr Verbreitungsgebiet reicht vom südlichen Kolumbien und Französisch-Guayana bis nach Bolivien und das mittlere Brasilien. Daneben gibt es eine isolierte Population in Mittelamerika, den Mittelamerikanische Totenkopfaffen. Ihr Lebensraum sind verschiedene Waldformen, häufig sind sie jedoch in zeitweise überfluteten Flusswäldern und Sekundärwäldern zu finden.

Lebensweise

Totenkopfaffen sind tagaktive Baumbewohner, die in Gruppen leben.

Totenkopfaffen sind tagaktive Baumbewohner, die sich eher in den unteren Baumregion aufhalten. Sie bewegen sich meist auf allen Vieren fort und benutzen den Schwanz zur Balance, sie sind dabei sehr schnell und geschickt. Diesen flinken Bewegungen verdanken sie ihre englische Bezeichnung squirrel monkeys, d.h. „Eichhörnchen-Affen“.

Sie leben in Gruppen von 12 bis über 100 Tieren. Gruppen setzen sich aus zahlreichen Männchen und Weibchen sowie den gemeinsamen Jungtieren zusammen. Sie haben eine für Affen ungewöhnliche Sozialstruktur: die Gruppe ist um die Weibchen herum aufgebaut, die eine feste Rangordnung entwickeln. Die Männchen halten sich häufig nur am Rand der Gruppe auf. Die Gruppenmitglieder kommunizieren durch Pfeiflaute und Keckern. Die Streifgebiete sind relativ lang, die Reviere einzelner Gruppen können sich überlappen.

Nahrung

Totenkopfaffen ernähren sich vorwiegend von Insekten und Früchten, deren Anteil je nach Jahreszeit variieren kann. Die Jagd auf Insekten nimmt den größten Teil des Tages in Anspruch (bis zu 50 % des Tages), das Fressen der Früchte nur rund 10 %. Daneben fressen sie auch andere Pflanzenteile wie Nektar, Blüten, Knospen und Blätter sowie Eier und kleine Wirbeltiere.

Fortpflanzung

Totenkopfaffen mit Jungtieren

Die Fortpflanzung ist saisonal, die Fortpflanzungsperiode relativ kurz. In dieser Zeit werden die Männchen deutlich aggressiver und legen bis zu 20% an Gewicht zu. Häufig zeugen nur sehr wenige Männchen die meisten Jungtiere in der Gruppe, in der Regel diejenigen, die am meisten zugenommen haben. Die Tragzeit beträgt etwa 150 bis 170 Tage, die Geburten sind innerhalb einer Gruppe oft synchronisiert und erfolgen binnen weniger Tage.

Jungtiere sind mit 100 Gramm relativ schwer. Die Mutter und auch andere Weibchen aus der Gruppe kümmern sich um das Jungtiere, die Väter hingegen kaum. Nach einigen Monaten wird das Junge entwöhnt, mit etwa 3 (Weibchen) und 5 (Männchen) Jahren sind sie geschlechtsreif. In Menschenobhut können sie über 30 Jahre alt werden.

Totenkopfaffen und Menschen

Bis in die 1970er-Jahre wurden zahlreiche Totenkopfaffen gefangen, da sie zu Heimtieren gemacht oder in Tierversuchen eingesetzt wurden. Diese Praktiken sind stark zurückgegangen, wenngleich sie mancherorts immer noch wegen ihres Fleisches bejagt werden. Daneben werden sie von den fortschreitenden Waldrodungen in Mitleidenschaft gezogen. Besonderes Augenmerk verdienen der Mittelamerikanische und der Dunkle Totenkopfaffe, die beide von der IUCN als gefährdet (vulnerable) gelistet werden.

Systematik

Der Gewöhnliche Totenkopfaffe ist ein Vertreter der sciureus-Gruppe
Der Bolivianische Totenkopfaffe ist ein Vertreter der boliviensis-Gruppe

Die systematische Zugehörigkeit der Totenkopfaffen ist umstritten. In der hier verwendeten Systematik[1] bilden sie zusammen mit den Kapuzineraffen die Familie der Kapuzinerartigen (Cebidae). Manchmal werden auch noch die Krallenaffen in diese Gruppe gerechnet.[2]

Es werden fünf Arten unterschieden. Sie werden in zwei Artengruppen zusammengefasst: bei der sciureus-Gruppe ist der Weißanteil über dem Auge hochgezogen („gotischer Typ“), bei der boliviensis-Gruppe ist die Gesichtsmaske schmal („romanischer Typ“).[1]

Literatur

  • Thomas Geissmann: Vergleichende Primatologie. Berlin u.a.: Springer-Verlag, 2003, ISBN 3-540-43645-6
  • Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. Baltimore u.a.: Johns Hopkins University Press, 1999, ISBN 0-8018-5789-9

Einzelnachweise

  1. a b folgend Geissmann (2003)
  2. etwa bei D. E. Wilson & D. M. Reeder: Mammal Species of the World. Johns Hopkins University Press, 2005. ISBN 0801882214

Weblinks


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