- San Patrignano
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San Patrignano (bei Rimini/Italien) gilt als das größte Drogen-Rehabilitationszentrum Europas.
Die Comunità San Patrignano ist ein Dorf, das von 1.600 bis 2.500 ehemaligen Drogenabhängigen bewohnt wird. Grundpfeiler der Drogentherapie ist das Leben in einer drogenfreien Gemeinschaft und die Arbeit.
Nach dem kalten Entzug und einer Erholungsphase werden die Teilnehmer ohne Heroin oder Ersatzdrogen wie Methadon in den Arbeitsprozess integriert. Es gibt vielfältige Arbeitsmöglichkeiten: Administration, Autowerkstatt, Bäckerei, Bauunternehmung, Datenverarbeitung, Druckerei, Gastronomie, Gemälderestauration, Hundezucht, Laden, Landwirtschaft, international berühmte Pferdezucht, Sanitärbetrieb, Schlosserei, Schmiede, Schreinerei, Spitalbetrieb, Textilverarbeitung, Weinbau, Zimmerei und andere mehr. Die hohe Qualität der Arbeiten ist weithin bekannt, und einzelne Werkstätten haben längere Wartezeiten für neue Aufträge. Die Werkstätten werden von Vorarbeitern geführt.
Die Integration in den Arbeitsprozess fördert die psychische Genesung und senkt die Therapiekosten, weil die Teilnehmer ihren Lebensunterhalt praktisch selber verdienen. Gut integrierte Teilnehmer unterstützen die Neuankömmlinge und zeigen durch ihr Vorbild, dass ein Leben ohne Drogen möglich und lebenswert ist.
Jeder, der sich zu einem Leben ohne Drogen entschlossen hat, kann sich um einen Wohnplatz in San Patrignano bewerben. Da die Stiftung von San Patrignano finanziell selbsttragend ist, ist der Aufenthalt in San Patrignano freiwillig und kostenlos. Die Aufenthaltsdauer ist individuell.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
1978 nimmt Vincenzo Muccioli zusammen mit freiwilligen Helfern die erste Gruppe drogenabhängiger junger Leute auf seinem Landgut bei Rimini auf.
1985 leben über 200 junge Menschen in San Patrignano. Zur finanziellen Absicherung des Projektes wird eine Stiftung gegründet. Das Zentrum erhält die staatliche Anerkennung als berufliche Ausbildungsstätte.
1990 überschreibt die Familie Muccioli ihren gesamten Besitz der Stiftung. Der italienische Staat gewährt der Stiftung die Gemeinnützigkeit und anerkennt sie als Drogenrehabilitationsstelle.
1993 leben und arbeiten 1.600 junge Menschen in dem neu entstandenen Dorf. Sie können 50 verschiedene staatlich anerkannte Berufe erlernen und eine Schulausbildung bis zur Universitätsstufe erhalten. Drei soziale Institutionen betreuen die jungen Leute nach Abschluss ihrer Therapie, um die Reintegration in Gesellschaft und Arbeitswelt zu gewährleisten.
1995 stirbt der Gründer Vincenzo Muccioli und sein Sohn Andrea übernimmt die Leitung der Lebensgemeinschaft. Über 200 im Drogenbereich engagierte Organisationen aus aller Welt schließen sich im Verein Rainbow International Association against Drugs zusammen. Sie setzen sich für ein Leben ohne Drogen und gegen jede Art der Legalisierung von Drogen ein.
1997 erhält San Patrignano den Status einer Nichtregierungsorganisation (NGO) im UN-Wirtschafts- und Sozialrat der UNO.
Im Jahre 2000 beträgt die Warteliste rund 3.000 Personen. Jährlich können etwa 600 Drogensüchtige neu aufgenommen werden.
Daten und Fakten
Laut eigenen Angaben wurden innerhalb von 25 Jahren fast 20.000 junge Menschen aufgenommen.
Gemäß der ersten unabhängigen Studie in Italien, durchgeführt von einem multidisziplinären Forscherteam der Universitäten Urbino und Pavia, konsumieren 72% der Menschen, die die Therapie in San Patrignano beendet haben, keine Drogen mehr. Sie sind sozial und beruflich wieder vollständig in die Gesellschaft integriert.
Auszeichnungen
2002 zeichnet die Sommelier Union Italiens (AIS) San Patrignano als beste Weinkellerei Italiens aus. Das Weingut wird von Italiens berühmtesten Önologen, Riccardo Cottarella, betreut. Mehrere Weine aus San Patrignano werden mit drei Gläsern (3 Bicchieri), der höchsten Auszeichnung für einen italienischen Wein, ausgezeichnet.
2005 ist San Patrignano Austragungsort der Europameisterschaften im Springreiten. Der Parcours wird von den Handwerkern und Künstlern der Kommune in zweijähriger Bauzeit selbst gebaut. Das in San Patrignano aufgezogene Pferd Nadir di San Patrignano gewinnt mit Jerry Smit (Italien) einen zweiten Platz.
2005 erhielt San Patrignano den ersten Preis der Italian Web Awards für die beste Website in der Kategorie Wissenschaft, Schule, Non-Profit sowie den Spezialpreis Best Web Agency of 2005 für ihre Grafik-Website.
Literatur
- Chiara Beria di Argentine / Mauro Galligani, San Patrignano. Gente permale, Mondadori, 2003, ISBN 8837026056
- Giorgio Manfré, Giuliano Piazzi, Aldo Polettini, Oltre la comunità - studio multidisciplinare di ritenzione in trattamento e follow-up su ex-residenti di San Patrignano, Franco Angeli editore, 2005
Weblinks
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