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Die Metro Belgrad (Serbisch: Београдски метро, Beogradski metro; Deutsch: Belgrader Ubahn) ist eine in Planung befindliches öffentliches Verkehrssystem in Belgrad, das seit den 1970ern durch mehrere Planungsphasen lief und 1982 erstmals offiziell zugunsten eines Ausbaus des Straßen- und Straßenbahnverkehrs aufgegeben wurde. Mitte der 1990er wurde das Projekt nach der Fertigstellung des Belgrader Eisenbahnknotens und der Eröffnung der unterirdischen Station Vukov spomenik der Belgrader Stadtbahn Beovoz wiederaufgegriffen. Das Projekt stockte aber abermals durch die Kriegsfolgen 1999. Ab 2002 wurde der ursprüngliche Bau einer vollwertigen U-Bahn durch das Projekt ein günstigeres Stadtbahnsystem zu verwirklichen (Београдски лаки метро, Beogradski laki metro; Deutsch: Belgrader Stadtbahn) ersetzt, konnte sich aber insbesondere durch die starke Kritik der Metro Lobbyisten nicht durchsetzen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Planung einer U-Bahn in Belgrad gehen auf die Überarbeitung des erstens Masterplanes der Stadtentwicklung von Belgrad von 1950 zurück. In der Überarbeitung des Generalni Urbanisticki Plan von 1950 in den Fünfjahresplänen 1967–1972-1977 wurde eine Revision der Verkehrsentwicklung die 1950 auf den Individualverkehr setzte zugunsten eine unabhängigen Massenverkehrsmittels, der Metro, ausgearbeitet. 1972 wurde vom damaligen Bürgermeister Belgrads Branko Pešic die detaillierte Studie für die erste Metrolinie vorgegeben, 1977 eine technisch-ökonomische Machbarkeitsstudie vorgelegt, die im Masterplan der Stadtentwicklung von 1976 verbindlich wurde. Weitere Vorarbeiten folgten im Zeitraum 1977–1982 mit der Ausarbeitung eines Ingenieurs- und Architekturplanes für 18 Metrostationen für den Ausbau der ersten Etappe.[1] Für das Metro-Projekt wurde 1972 ein eigener Sektor im Bauamt von Belgrad unter Leitung von Borislav Jovin eingerichtet. Der Sektor bestand bis 1982 als die neue Stadtregierung vom Plan des Metrobaus aus finanziellen Gründen Abstand nahm und mit der Agenda Mit der Straßenbahn ins 21 Jh. eine neue Zielvorsetzung gab.
Die Metro-Diskussion kam in den 1990ern wieder auf. So beschloss der Stadtrat 1998 eine Brücke über die Save für die U-Bahn zu bauen. Aufgrund der Kriegsbedingten Situation kam dieses Projekt aber nicht zur Ausführung.
Ab 2002 wurde ein neuer Masterplan vom Urbanisticki Zavod Beograda für die Stadtentwicklung bis 2021 vorgelegt, der 2007–2008 finalisiert und vom Stadtrat abgenommen wurde. [2] Der Plan empfiehlt den Bau eines Massenverkehrssystems in Form einer Stadtbahn BELAM die ab 2008 mit dem Baubeginn der Linie M1 beginnen soll. Eine Durchführbarkeitsstudie der Firmen INECO und JUGINUS für die Linie 1 ist 2006 ausgearbeitet worden. [3]
Kontroverse und Ausblick
Die Arbeiten an der Planung für ein U-Bahnsystem im ÖPNV sind mittlerweile schon vier Jahrzehnte alt. Bis heute gibt es unter den Verkehrs-Experten und Politikern aber keinen endgültigen Konsens über die U-Bahn-Art und die daraus resultierenden Kosten für die Stadt und den Staat, um ein solches System in Belgrad zu verwirklichen.
Die ersten fertigen Pläne der Arbeitsgruppe Metro sahen 1976 den Bau von fünf Linien einer klassischen U-Bahn vor.[4] Das Projekt wurde, da zwischen den jugoslawischen Republiken kein allgemeiner Konsens für die Notwendigkeit einer Belgrader U-Bahn bestand, 1982 förmlich als politisch nicht durchführbar vorerst zu den Akten gelegt. Damit wurde die folgenschwere Phase der Dominanz der Befürworter eines stärkeren Ausbaus des individuellen Straßenverkehrs zugunsten eines kapazitätsstarken ÖPNV-Systems eingeleitet.[5]
Erst in der Amtszeit des damaligen Bügermeisters Zoran Đinđić, lebte die Idee 1997 wieder auf, doch erst 2006 wurde eine Durchführbarkeitsstudie für ein damals mittlerweile favorisiertes günstigeres und verkleinertes Stadtbahn-System unter Bezeichnung BELAM oder Laki Metro (LRT Light Railway Train, deutsch: Stadtbahn) mit drei Linien aufgestellt. Dabei folgten die Linien aber gänzlich der 1976 unter Federführung von Branislav Jovin erarbeiteten Streckenführung zwischen Vukov Spomenik–Terazije–Novi Beograd, sowie zwischen Autokomanda–Prokop–Skupština und Kalemegdan. Heute ist eine weitere Linie über die seit Anfang Dezember 2008 in Bau befindliche Brücke Novi Savski Most oder auch Most na Adi vorgesehen.[6]
Dass ein LRT-System nur noch eine Variante für die zu bestimmende endgültige Ausführung der U-Bahn in Belgrad ist,[7] hat der Oberbürgermeister Dragan Đilas im Oktober 2008 bekräftigt.[8] Er sprach sich dabei erstmals deutlich für den Ausbau eines unabhängigen Schienensystems aus und stellte den Planungsabschluss nach einer zweimonatigen Beratungs- und Entscheidungsphase und den Startschuss des Baus der Belgrader U-Bahn für 2009 in Aussicht. Die zügige Fertigstellung versprach er nach einer ca. achtjährigen Bauphase und Kosten von ca. einer Milliarde Euro (Eröffnung frühestens für 2016 vorgesehen).[9]
Die Pläne für den Bau einer U-Bahn für Belgrad sind nach zwei Jahrzehnten Ende 2008 aus den Archiven geholt worden und bestimmen die öffentliche Diskussion und politische Agende der zukünftige Verkehrsplanung.[10] Mittlerweile wird auf höchster politischer Ebene über die Priorität des U-Bahnbaus auch international verhandelt und mehrere Länder haben ihre Expertisen angeboten sowie finanzielles Interesse bekundet.[11]
Dass das Pendel in Richtung der Planung zugunsten einer klassischen U-Bahn ausschlägt, zeigt sich auch darin, dass die Stadt eine Expertenkommission einberufen wird, die von Fachleuten großer U-Bahnsysteme in Europa (München und Wien)[12] geleitet, als Beratungsgremium der Stadtverwaltung fungieren wird.[13] Damit soll die politisierte Debatte zwischen den zwei Lagern der Befürworter einer Stadtbahn und einer U-Bahn entschärft werden (Schlagzeilen der Presse verspotteten die politische Parole Mit der Straßenbahn ins 21. Jahrhundert.)[14] und mehr ökonomischen Kriterien folgen.[15]
Sowohl von chinesischer wie auch russischer Seite gibt es mittlerweile Interesse an dem Projekt.[16] Eine russische Beteiligung am Bau der U-Bahn wurde auch auf höchster politischer Ebene diskutiert.[17] Erste Kontakte erfolgten durch die russische Wirtschaftskommision, die unter Leitung des russischen Präsidenten-Abgesandten Georgij Sergejevič Poltavčenko und des Gasprom-Direktors Alexej Miller, Anfang Dezember 2008 in Belgrad weilte. Nach Angaben von Poltavčenko zeigen die Vertreter der neugebildeten russisch-serbischen Wirtschaftsgruppe Interesse an der Finanzierung der zukünftigen Metro.[18] Für die weiteren Beratungen wurde der Belgrader Bürgermeister Dragan Đilas daher für Mitte Dezember 2008 nach Moskau eingeladen.[19]
Die Praxis, die bisher erfolglose Ausführung der U-Bahn alleine der Stadt zu überlassen, ist durch die Initiative, das Metroprojekt zu den drei wichtigsten Zielen der Infrastrukturverbesserung in Serbien (Straße, Schiene und U-Bahn) zu erklären und als Projekt von nationalem Interesse auszuschreiben, mittlerweile durch die mit Beteiligung von Bürgermeister Dragan Đilas und den Ministern Milutin Mrkonjć (Infrastruktur), Verica Kalinović (Investitionen) und Oliver Dulić (Finanzen) neuformierten Arbeitsgruppe auch auf eine höhere politische Ebene gestellt worden.[20]
Nach Aussagen des Ministers für Infrastruktur Milutin Mrkonjić, wird sich die Streckenführung ganz den Vorgaben aus den Plänen der siebziger Jahre annähern. Für die Linie Eins vom Vukov Spomenik über Tašmajdan, Skupština bis zur Fontana in Novi Beograd, wäre eine kombinierte Straßen-U-Bahnbrücke über die Save notwendig. Die zweite Linie würde über den Kalemegdan, Skupština, Prokop zur Autokomanda führen.[21] Wie Milutin Mrkonjić, nach der Unterzeichnung des Protokolls zur Fortsetzung des Baus des Belgrader Hauptbahnhofes und Belgrader Eisenbahnknotens, schon am 17. Oktober 2008 bei der Besichtigung der Eisenbahnstation Vukov Spomenik aufmerksam gemacht hat, besteht anscheinend seit der Fertigstellung der Station Vukov Spomenik schon ein Teilstück des Tunnels der Linie Eins.[22]
Einzelnachweise
- ↑ http://www.nin.co.yu/2002–10/31/25772.html
- ↑ http://www.urbel.com/default.aspx?ID=uzb_Beograd2021&LN=SRL
- ↑ http://www.beoland.com/lrt/psoLRTsrp.pdf
- ↑ http://www.glas-javnosti.rs/clanak/glas-javnosti-05-05-2008/beograd-gubi-milijardu-evra-na-sest-godina-jer-nema-metro
- ↑ http://www.aas.org.yu/clipping.html#metro
- ↑ http://www.politika.rs/rubrike/Beograd/Pochela-izgradnja-mosta-preko-Save.sr.html
- ↑ https://www.bfai.de/ext/Export-Einzelsicht/DE/Content/__SharedDocs/Links-Einzeldokumente-Datenbanken/fachdokument,templateId=renderPrint/MKT200811288004.pdf
- ↑ http://www.novosti.rs/code/navigate.php?Id=14&status=jedna&vest=130542&search=prokop&datum=2008-10-19
- ↑ http://www.bgdnovine.com/bgd/index.php?option=com_content&view=article&id=1047:metro--pod-hitno-do-2016&catid=67:direkcija-za-gradjevinsko&Itemid=365
- ↑ Metro na šinama politike Večernje Novosti 09.12.2008
- ↑ Metro je realnost Večernje Novosti 12.12.2008
- ↑ http://www.blic.rs/beograd.php?id=67103
- ↑ http://www.politika.rs/rubrike/Beograd/Grad-kupuje-tramvaje-i-vagone.sr.html
- ↑ http://www.nin.co.yu/2002-10/17/25480.html
- ↑ http://www.blic.rs/beograd.php?id=64787
- ↑ https://www.bfai.de/ext/Export-Einzelsicht/DE/Content/__SharedDocs/Links-Einzeldokumente-Datenbanken/fachdokument,templateId=renderPrint/MKT200811288004.pdf
- ↑ http://www.srbija.gov.rs/vesti/vest.php?id=99616
- ↑ http://www.politika.rs/rubrike/Ekonomija/Strateshki-znachaj-Poslovnog-foruma.lt.html
- ↑ http://www.rts.rs/page/stories/sr/story/13/Ekonomija/31682/Ruska+privredna+delegacija+kod+Da%C4%8Di%C4%87a.html
- ↑ http://www.rts.rs/page/stories/ci/story/5/%D0%95%D0%BA%D0%BE%D0%BD%D0%BE%D0%BC%D0%B8%D1%98%D0%B0/28655/%D0%9C%D0%B5%D1%82%D1%80%D0%BE+%D1%80%D0%B0%D0%B7%D0%B2%D0%BE%D1%98%D0%BD%D0%B8+%D0%BF%D1%80%D0%BE%D1%98%D0%B5%D0%BA%D0%B0%D1%82+%D0%A1%D1%80%D0%B1%D0%B8%D1%98%D0%B5.html
- ↑ http://www.novosti.rs/code/navigate.php?Id=1&status=jedna&vest=132594&search=Beogradski%20metro&datum=2008-11-23
- ↑ http://www.srbija.gov.rs/vesti/vest.php?id=96134
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