- Fünfjahresplan
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Ein Fünfjahresplan (auch Fünfjahrplan oder 5-Jahres-Plan, russisch пятилетка/pjatiletka, пятилетний план/pjatiletni plan) war ein in Zentralverwaltungswirtschaften wie den Ländern des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe übliches Instrument der Planung volkswirtschaftlicher Aktivitäten. Der erste Fünfjahrplan wurde ab 1928 in der Sowjetunion umgesetzt. 1956 wurde in der Sowjetunion gar ein Siebenjahrplan eingeführt, später kehrte man wieder zu den Fünfjahrplänen zurück. Der zwölfte und letzte Fünfjahresplan der Sowjetunion währte von 1985 bis 1990. Der nachfolgende 13. Fünfjahrplan wurde bereits 1991 wegen der Auflösung der Sowjetunion vorzeitig beendet.
Nach einem Zweijahresplan (1949–1950) setzte man auch in der DDR auf den Fünfjahresplan. Nach dem ersten (1951–1955) und zweiten (ab 1958) Fünfjahrplan wollte man 1959 den Siebenjahrplan einführen, der jedoch nur bis 1963 dauern sollte und von 1963 bis 1970 als Perspektivplan galt und in einzelnen Jahresplänen konkretisiert wurde.
Fünfjahrpläne wurden von der Staatlichen Plankommission aufgestellt und enthielten Zuweisungen von Fonds bzw. Ressourcen und Vorgaben für zu erbringende Produktion und Dienstleistungen. Solche Pläne müssen Festlegungen vieler ökonomischer Variablen enthalten, unter anderem Investitionen, Preise und Löhne. Sie sind daher sehr komplex. Die Vorgabe der zu produzierenden Güter erfolgte nicht nach der Nachfrage, sondern aufgrund zentraler Mengenvorgaben (abwertend als Tonnenideologie bezeichnet).
Auch die Volksrepublik China strukturiert ihre Wirtschaftsplanung in Fünfjahresplänen.
Als Argument für die Aufstellung von Plänen wurde unter anderem angeführt, dass Marktkräfte nicht für eine bedarfsgerechte Verteilung von Ressourcen unter der Bevölkerung sorgen. Wesentlicher Kritikpunkt an Plänen ist, dass sie durch die Unterbindung von Wettbewerb den Fortschritt hemmen, dass es grundsätzlich unmöglich ist, die Komplexität einer gesamten Volkswirtschaft zu erfassen und auf Jahre hinaus zu planen.
Inhaltsverzeichnis
Andere Jahrpläne
Nationalsozialismus
Während der Zeit des Nationalsozialismus gab es ab 1936 den Vierjahresplan, der gelegentlich mit dem Fünfjahrplan verglichen wurde. Gleichsetzungen sind jedoch nur eingeschränkt möglich, da der Vierjahresplan gänzlich auf die Entwicklung der militärischen Rüstung ausgerichtet war, während der Fünfjahrplan ein umfassendes Entwicklungskonzept der gesamten Volkswirtschaft darstellt. Natürlich ist hierbei die unterschiedliche Grundlage der Wirtschaft (staatliche gelenkte bzw. verstaatlichte Industrie) ausschlaggebend.
Frankreich
In Frankreich werden seit 1947 Jahrespläne aufgestellt beginnend mit dem Ersten Plan 1947 bis 1953, dem Plan Monet. Der Zehnte Jahresplan reichte von 1989 bis 1992. Die Zukunft der Planification ist derzeit in Frankreich im politischen Beratungsprozess.
Ostasien
Die LDP-Regierungen in Japan haben von 1955 bis 1980 ebenfalls Fünfjahrespläne für die japanische Volkswirtschaft aufgestellt.
Südkorea plante seinen wirtschaftlichen Aufschwung ab 1961 unter Park Chung-hee ebenfalls in Fünfjahresplänen.
Südasien
Die indischen Regierungen setzten vor der Liberalisierung der 1990er Jahre auf Fünfjahrespläne. Der erste Fünfjahresplan war 1954-1956 in Kraft.
Betriebswirtschaftslehre
Fünf- oder Mehrjahrpläne sind keine rein planwirtschaftliche Angelegenheit, sondern werden – oft unter anderen Bezeichnungen – zur strategischen Planung in vielen Organisationen und Betrieben eingesetzt. Dabei werden mittel- und langfristige Ziele festgelegt, was in der Regel mit politischen Entscheidungen verbunden ist. Ein vor allem in Marktwirtschaften praktiziertes Instrument sind Förderprogramme. Ein Beispiel dafür sind die (bis 2006) vierjährigen Forschungsrahmenprogramme der Europäischen Kommission.
Quellen
- Gernot Schneider: Wirtschaftswunder DDR. 2. Auflage 1990, Bund-Verlag
Kategorien:- Wirtschaft (Sowjetunion)
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- Produktionsplanung
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