Serbische Sprache

Serbische Sprache
Serbisch (српски језик/srpski jezik)

Gesprochen in

Siehe unter „Offizieller Status“, außerdem unter serbischen Immigranten weltweit, vor allem im EU-Raum sowie Nordamerika
Sprecher ca. 10 Millionen
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache von SerbienSerbien Serbien
Bosnien und HerzegowinaBosnien und Herzegowina Bosnien und Herzegowina
MontenegroMontenegro Montenegro
KosovoKosovo Kosovo
Flag of Greece.svg Athos, Griechenland
KroatienKroatien Kroatien (regional)
MazedonienMazedonien Mazedonien
Anerkannte Minderheitensprache in: RumänienRumänien Rumänien[1]
SlowakeiSlowakei Slowakei[2]
SlowenienSlowenien Slowenien[3]
UngarnUngarn Ungarn[4]
Sprachcodes
ISO 639-1:

sr

ISO 639-2:

srp

ISO 639-3:

srp, hbs (Makrosprache, Serbokroatisch)

Die Serbische Sprache (serb. српски/srpski) ist eine Standardvarietät aus dem südslawischen Zweig der slawischen Sprachen und basiert wie Kroatisch und Bosnisch auf einem štokavischen Dialekt.

Serbisch wird von ca. 6,2 Millionen Menschen in Serbien, wo es die Amtssprache ist, als Muttersprache gesprochen. Daneben wird es auch in Bosnien und Herzegowina, Montenegro, im Kosovo, in Kroatien und Mazedonien von etwa 2 Millionen Menschen gesprochen. In Westeuropa, Australien und den USA, wo sich eine große serbische Diaspora befindet, von etwa 3,5 Millionen Auswanderern[5], wobei deren Sprachkenntnisse unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Sowohl das lateinische Alphabet als auch das kyrillische Alphabet werden verwendet. Nach der im November 2006 in Kraft getretenen Verfassung wird die Sprache in Serbien offiziell in kyrillischer Schrift geschrieben, wobei im Alltag und in den Medien auch die lateinische Form vielfach zur Anwendung kommt.

Sowohl nach grammatikalischen Kriterien als auch im Vokabular ist die serbische Sprache der kroatischen und bosnischen Sprache so ähnlich, dass sich alle Serbischsprechenden mühelos mit Sprechern des Bosnischen und Kroatischen verständigen können.

Inhaltsverzeichnis

Varianten der serbischen Sprache

Die serbische Sprache existiert heute zum größten Teil in zwei Aussprachevarianten.

  • Ekavisch: im Großteil Serbiens,
  • (I)jekavisch (auch halbijekavisch): in Südwest-, Westserbien sowie in Montenegro, Bosnien und Herzegowina und Kroatien. Zur Erläuterung einiger Unterschiede zum Kroatischen sei auf den Artikel Unterschiede zwischen den serbokroatischen Standardvarietäten verwiesen.
  • Ikavisch, als beinahe dritte Aussprachevariante, die jedoch fast nur in halbikavischer Form angewendet wird und nach der nahezu vollständigen Vertreibung besonders der jungen serbischen Bevölkerung aus Kroatien in der Anwendung unter den Serben stark zurückfällt, neben diesem keine Schriftsprache darstellt und damit vom Aussterben bedroht ist.

Unabhängig von der Aussprachevariante gehören die meisten Sprecher der štokavischen Dialektgruppe an. Im Südosten Serbiens werden torlakische Dialekte gesprochen.

Muttersprache

Serbisch wird von über acht Millionen Menschen vorwiegend in Serbien, Montenegro, Bosnien und Herzegowina, im Kosovo und in Kroatien als Muttersprache gesprochen. In Rumänien, Ungarn, Albanien und Mazedonien gibt es kleinere Gemeinden in der Serbisch als Muttersprache verwendet wird. Serbisch ist nationale Amtssprache in Serbien, Montenegro und Bosnien und Herzegowina. Auf regionaler und lokaler Ebene ist es Amtssprache in Kroatien und Mazedonien. Zudem existiert eine große serbische Diaspora.

Schrift

Serbisch wird mit dem kyrillischen sowie mit dem lateinischen Alphabet geschrieben. Die Verwendung der kyrillischen Schrift hängt dabei von mehreren Faktoren ab: Geographie (vor allem in Zentralserbien, Montenegro und von den Serben Bosniens, weniger von den Serben Kroatiens und in Nordserbien), von der politischen Ausrichtung (traditionell ausgerichtete Zeitungen eher kyrillisch), und vom Textgegenstand (religiöse und traditionelle Texte eher kyrillisch, moderne Inhalte eher lateinisch).

Während in der serbischen Verfassung die kyrillische Schrift als Schrift für den offiziellen Gebrauch der Republik Serbien verankert ist,[6] werden im Alltag sowohl die kyrillische als auch die lateinische Schrift benutzt. Selbst auf der Internetseite der serbischen Regierung steht: „Die offizielle Sprache in Serbien ist Serbisch und die offiziell gebrauchte Schrift ist Kyrillisch, während auch die lateinische Schrift in Gebrauch ist. In den Gebieten, die von ethnischen Minderheiten bewohnt werden, sind die Sprachen und Schriften dieser Minderheiten offiziell in Gebrauch, wie gesetzlich gesichert.“[7]

Das macht sich im täglichen Leben durchaus bemerkbar. Während in manchen Zeitungen beide Schriften noch bunt gemischt vorkommen oder an Schaufenstern mal die lateinische, mal die kyrillische Schrift vorhanden ist, werden offizielle Dokumente größtenteils kyrillisch verfasst.

In Montenegro wurde noch bis etwa 2004 fast ausschließlich die kyrillische Schrift in allen Gesellschaftsformen verwendet. Heutzutage jedoch wird vermehrt auch lateinische Schrift verwendet.

Für linguistische Details siehe Štokavisch und Torlakisch.


Serbische Schreibschrift

Serbian writing.png

Alphabet und Aussprache

Die Sprache wird sowohl mit dem kyrillischen Alphabet als auch mit dem lateinischen Alphabet geschrieben. Es umfasst 30 Buchstaben.

Das serbische Alphabet (Азбука/Azbuka oder Ћирилица/Ćirilica) in kyrillischer Schreibweise hat folgende Reihenfolge:

  • А Б В Г Д Ђ Е Ж З И Ј К Л Љ М Н Њ О П Р С Т Ћ У Ф Х Ц Ч Џ Ш
  • а б в г д ђ е ж з и ј к л љ м н њ о п р с т ћ у ф х ц ч џ ш

Die davon verschiedene Reihenfolge in lateinischer Schreibweise lautet:

  • A B C Č Ć D Dž Đ E F G H I J K L Lj M N Nj O P R S Š T U V Z Ž
  • a b c č ć d dž đ e f g h i j k l lj m n nj o p r s š t u v z ž

Die Digraphen dž, lj und nj werden in der alphabetischen Ordnung jeweils als ein einzelner Buchstabe aufgeführt. Es gibt nur eine sehr geringe Anzahl von Wörtern, in denen diese Zeichengruppen zwei getrennte Laute bezeichnen und deshalb als zwei Buchstaben behandelt werden müssen. Ausländische Namen werden im Serbischen in der Regel geschrieben, wie man sie spricht z. B.: Grace Kelly – Grejs Keli oder Shakespeare – Šekspir. Im Kroatischen hingegen werden Namen und Eigennamen in ihrer ursprünglichen Form übernommen.

Die Sonderzeichen können mit den folgenden Unicode-Kodierungen erstellt werden, wobei der Buchstabe Đ nicht mit dem isländischen Ð verwechselt werden darf, da dessen Kleinbuchstabe eine andere Form (ð) hat:

Č: Č č: č
Ć: Ć ć: ć
Đ: Đ đ: đ
Š: Š š: š
Ž: Ž ž: ž

Die Mehrzahl der Buchstaben wird im Großen und Ganzen wie im Deutschen ausgesprochen.

kyrillisch latein Lautschrift Beschreibung
А а A a /a/ wie deutsches a
Б б B b /b/ immer stimmhaft
В в V v /ʋ/ immer stimmhaft wie deutsches w
Г г G g /ɡ/ immer stimmhaft
Д д D d /d/ immer stimmhaft
Ђ ђ Đ đ // gy wie in die Magyaren
Е е E e /ɛ/ (im Vergleich mit dem Deutschen) immer offen
Ж ж Ž ž /ʒ/ stimmhaftes sch wie in Journal oder Garage
З з Z z /z/ stimmhaftes s wie in (in Deutschland) sagen, im Englischen zero
И и I i /i/ wie deutsches i
Ј ј J j /j/ oft wie kurzes, unbetontes i ausgesprochen
К к K k /k/ weniger aspiriert als im Deutschen
Л л L l /l/ dumpfer (velarer) als im Deutschen; deutsches l wird oft als lj missinterpretiert
Љ љ Lj lj /ʎ/ zu einem Laut verschmolzen: palataler lateraler Approximant
М м M m /m/ wie deutsches m
Н н N n /n/ wie deutsches n
Њ њ Nj nj /ɲ/ zu einem Laut verschmolzen: stimmhafter palataler Nasal
О o O o /ɔ/ (im Vergleich mit dem Deutschen) immer offen
П п P p /p/ weniger aspiriert als im Deutschen
Р р R r /r/ gerolltes Zungen-r. Kann auch als vokalisches (silbisches) R eine Silbe bilden und dabei lang oder kurz, betont oder unbetont sein. Beispiel: /kr̩k/ (Krk)
С с S s /s/ immer stimmlos wie deutsches ß
Т т T t /t/ weniger aspiriert als im Deutschen
Ћ ћ Ć ć // ähnlich wie tch oder tj in Brötchen oder tja.
У у U u /u/ wie deutsches u
Ф ф F f /f/ wie deutsches f
Х х H h /x/ immer hinteres „ach“-H, recht schwache Friktion
Ц ц C c /ts/ immer /ts/, wie deutsches z
Ч ч Č č // tsch, wie im Wort „Deutschland“
Џ џ Dž dž // dsch wie in Dschungel
Ш ш Š š /ʃ/ sch, wie in „Schach“

Wortakzent

Die serbische Standardsprache und die meisten Mundarten gehören zu den tonalen Sprachen und sind damit entfernt mit dem Chinesischen vergleichbar (im Chinesischen betreffen Tonunterschiede allerdings alle Silben, im Serbischen nur die betonten Silben). Die Tonunterschiede können auch Bedeutungsunterscheidungen ausdrücken, in diesen Fällen kann dann die falsche Aussprache, d. h. die Missachtung des Tonverlaufs, zu Missverständnissen führen.

Njegovi zubi su prȁvi „er hat gerade Zähne“
Njegovi zubi su prâvi „er hat echte Zähne“
To je bio sjajan pȁs „das war ein sehr guter Hund“
To je bio sjajan pâs „das war ein guter Pass“

Viele Akzentunterschiede treten in morphologischen Varienten auf:

Râdi! „es funktioniert“
Rádi! „geh arbeiten“

In der Schrift wird in den allermeisten Fällen auf die Bezeichnung des Tonverlaufs verzichtet. Ausnahmen ergeben sich bei gewissen Kombinationen wie etwa

ja sam sâm (ich bin allein [m.]).

Zu beachten hierbei ist, dass sam die 1. Person Singular vom Verb biti (sein) ist, sâm hingegen die 1. Person, männliche Form, vom Adjektiv sâm (allein, [m.]) ist. Die weibliche und sächliche Form dieses Adjektivs erfahren aber eine Akzentänderung, es heißt daher sáma (f.) und sámo (n.).

Serbisch kennt vier Wortakzente (siehe unten). Die nachfolgenden Silben können entweder lang oder kurz sein, was auch die Bedeutung ändern kann.

Idem sa Dràganōm u bioskop „ich gehe mit Dragana (weiblicher Name) ins Kino“
Idem sa Dràganom u bioskop „ich gehe mit Dragan (männlicher Name) ins Kino“

Entstehung der Tonunterschiede

Fallende Akzente sind älter. Heute treten sie meistens am Wortanfang auf (die Ausnahmen werden in Schriftsprachen von manchen Autoren überhaupt nicht akzeptiert). Physisch entsprechen diese Akzente dem Englischen und Italienischen und werden von Deutschsprachigen selten richtig ausgesprochen.

â – langfallend, wie z. B. in lâž (die Lüge), čâst (die Ehre), Mârko (Name)

ȁ – kurzfallend, wie z. B. in pȁsti (fallen), žȁba (der Frosch), Mȉlica (Mädchenname)

Steigende Akzente

Steigende Akzente sind jünger, sie treten nur in den so genannten neuštokavischen Мundarten und überall dort auf, wo die fallende Betonung nicht auf der ersten Silbe war, sowie in den meisten Entlehnungen aus dem Deutschen.

á – langsteigend, wie z. B. in záći (untergehen, bspw. die Sonne), táma (die Dunkelheit), čokoláda (Schokolade)

à – kurzsteigend, wie z. B. in pràtilac (der Verfolger), kàžiprst (der Zeigefinger), baklàva (Baklave)

Unbetonte Vokallängen

a – Kurz und unbetont, wie z. B. die zweite Silbe in làgati (lügen), oder die letzte in sáma (allein [f.])

ā – Lang und unbetont, wie z. B. dámā (der Damen [Gen. Pl.] – im Vergleich dazu dáma, die Dame [Nom. Sg.]), Jugòslāvīja (Jugoslawien)

Ambivalente Laute

Zur Besonderheit des Serbischen zählt das r, das sowohl einen Vokal als auch einen Konsonanten bezeichnen kann. Dieses vokalische r ist ein Relikt aus dem Altkirchenslawischen, und es wird vermutet, dass ursprünglich auch nie ein Vokal im engeren Sinne davor oder dahinter gesetzt wurde. Ein weiteres Beispiel für einen solchen Konsonanten, der ehemals auch als Vokal auftrat, ist das l. Aus diesem ist im heutigen Serbischen vorwiegend u hervorgegangen. So hieß es früher vlk anstatt des heutigen vuk (Wolf), ebenso mlčiti anstatt des heutigen mučiti (quälen).

Als Vokal tritt das r in zahlreichen Wörtern auf wie smrt (der Tod), vrtjeti bzw. vrtiti (drehen), rvati se (ringen; im Serbischen reflexiv, daher se), crtati (zeichnen), prst (der Finger), etc. Als Konsonant ist es vor oder nach einem Vokal anzutreffen, wie etwa in ruka (der Arm), praznik (der Feiertag), car (der Kaiser) oder garav (rabenschwarz).

Dementsprechend kann auch das vokalische r alle sechs Vokalakzente annehmen, es kann also aufsteigend (vrtiti), absteigend (smrt) und unbetont (smrtóvnica, die Todesanzeige) auftreten.

Grammatik

Das Serbische zählt zu den flektierenden Sprachen, d. h. dass sowohl Nomina, daneben auch Pronomina, Adjektive, sowie auch Verben gebeugt werden. Dabei haben sich bunte Formen erhalten, sodass das heutige Serbische in Anbetracht seiner Mannigfaltigkeit an Endungen, ähnlich der des Lateinischen, recht kompliziert erscheint. Tatsächlich ist eine solche Erhaltung der Flexionen ein Zeichen für Konservatismus. Verglichen mit dem Deutschen etwa, bei dem die Nominalendungen weggefallen sind und der Fall nur noch anhand des Artikels (Verdrängung der Flexionssuffixe zugunsten der Demonstrativpronomina) erkennbar wird, besitzt das Serbische keine Artikel; gelegentlich werden Demonstrativpronomen dort eingesetzt, wo es einer sinngemäßen Betonung bedarf. Die Nominalflexion ist ähnlich groß und komplex wie die des Russischen und viel reicher als die des Bulgarischen, das einen Gutteil davon verloren hat. Was die Verbalflexion und die Vielfalt der Tempora betrifft, so ist das Serbische um vieles reicher als etwa das Russische, nicht hingegen als das Bulgarische, bzw. annähernd. Das Bulgarische und das Russische stellen nämlich zwei Extrempole der sprachlichen Evolution dar, was die slawische Grammatik betrifft.

Nominalflexion

Das Serbische unterscheidet sieben Fälle (Kasus), die sich nach Genus (Geschlecht des Wortes, also maskulin, feminin oder neutrum) und Numerus (Zahl des Wortes, also Singular, Paukal und Plural) richten. Zu den im Deutschen bekannten vier Fällen, Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ, treten drei weitere, vom Deutschen abweichende, hinzu, Vokativ, Lokativ und Instrumentalis.

Der Vokativ ist der Ruffall, er steht beim unmittelbaren Ansprechen bzw. Anrufen einer Person (oder auch seltener einer Sache, wenn sie personifiziert wird. Beispiele wären Stevane! von Stevan (serb. für Stefan), oče – Vater, von otac (der Vater), Bože (moj)! – (mein) Gott!, von Bog (Gott) oder zemljo draga – liebe Welt, von zemlja (die Welt/Erde).

Der Lokativ steht auf die Frage wo?. Während ursprünglich der Lokativ ohne Präposition stand, gibt es ihn im heutigen Serbischen nur noch mit solchen. Er steht hauptsächlich nach u (in), aber auch nach etlichen anderen Präpositionen. Zu beachten ist, dass die Endung immer die gleiche wie beim Dativ ist, doch sind die beiden Fälle keineswegs als eine Synthese zu einem einzigen zu betrachten, wonach es insgesamt sechs Kasus gäbe. Dies wird an der Aussprache ersichtlich. So heißt es etwa (k) sâtu (zur Uhr hin, Dativ), jedoch na sátu (auf der Uhr, Lokativ).

Der Instrumentalis steht auf die Frage womit?. Er kann sowohl mit als auch ohne Präpositionen auftreten und ist damit gut vergleichbar mit dem Lateinischen Ablativ (sowohl mit als auch ohne cum). So sagt man etwa nožem (mit dem Messer, von nož), silom (mit Kraft, von sila) oder s drûgom (mit dem Freund, von drug). Darüber hinaus hat er temporalen Charakter, wie etwa in jutrom (bei Morgen) oder noću (nachts), ferner pod nogama (unter den Füßen, eigentl. Beinen) von noga, poda mnom (unter mir), pod tobom (unter dir) etc.

Beispiele:

Singular Plural
Nominativ dom, mask. (die Behausung, das Haus) selo, neutr. (das Dorf) rana, fem. (die Wunde) domovi sela rane
Genitiv doma sela ranē1 dòmōvā1 sélā1 ránā1
Dativ domu selu rani domovima selima ranama
Akkusativ dom2 selo ranu domove sela rane
Vokativ dome selo rano domovi sela rane
Instrumental domom selom ranom domovima selima ranama
Lokativ (u) domu (u) selu (u) rani (u) domovima (u) selima (u) ranama

Anmerkungen:

1) Zu beachten ist, dass die Aussprache hier kasusunterscheidend wird!

2) Belebte Nomen tragen im Akkusativ Singular eine Endung, nämlich -a. Es heißt daher čovjek [ijekav.]/čovek [ekav.] (der Mensch) im Akk. Sg. čovjeka/čoveka

(Es handelt sich hierbei lediglich um eine unvollständige Aufführung der Deklinationen. Sie gilt nicht für alle Wörter, denn es gibt noch etliche weitere Klassen.)

Verbalflexion

Die Verben werden nach Tempus, Numerus und Modus flektiert. Darüber hinaus existieren im Serbischen, gleich wie im Russischen und anderen slawischen Sprachen, zwei verschiedene Aspekte, der vollendete und der unvollendete. Hier soll eine kurze Übersicht dargestellt werden:

Im Serbischen gibt es acht verschiedene Tempora. Dieser Reichtum ist allerdings in der gesprochenen Sprache bei Weitem nicht so blühend wie in der geschriebenen. Einige Formen sind dabei förmlich untergegangen, sodass deren korrekte Bildung selbst bei Muttersprachlern für Verwirrung sorgen kann, wie z. B. das Imperfekt, das fast ausnahmslos nur noch in der älteren Literatur anzutreffen ist. Andere sind wiederum in den restlichen slawischen Sprachen kaum oder gar nicht mehr bekannt, weil es sich dabei um sehr alte Formen handelt, wie z. B. der Aorist, der aber dennoch hier und da gebräuchlich ist, jedoch als rückgängig bezeichnet wird, gerade in der Sprache der Kinder und der Jugend.[8]

Diese Formen sind, am Beispiel von peći (braten) hier nur in der ersten Person Singular angeführt:

Präsens (ja) pečem,

vier Vergangenheitsformen:

Aorist, (ja) pekoh, Imperfekt (ja) pecijah, Perfekt ja sam pekao/pekla (m./f.) bzw. pekao/pekla sam, Plusquamperfekt ja sam bio pekao bzw. bio sam pekao,

zwei Zukunftsformen:

Futur ja ću peći bzw. pećiću, Futur II (sehr selten) ja ću biti pekao bzw. biću pekao,

und zwei Modi conditionales (ähnlich dem Konjunktiv im Deutschen):

Konditionalis Präsens ja bih pekao bzw. pekao bih und Konditionalis Perfekt ja bih bio pekao bzw. bio bih pekao. pekao (m.), pekla (f.), peklo (n.) sind hierbei die PPA.

Zu beachten ist, dass peći den unvollendeten Aspekt bezeichnet. Für den vollendeten sagt man hingegen ispeći. So heißt es dann (ja) ispečem statt (ja) pečem, ebenso ja sam ispekao.

Die entsprechenden Formen können sowohl im Aktiv, wie oben dargestellt, als auch im Passiv auftreten. Letzteres konstruiert mit dem PPP und den verschiedenen Formen von biti/bivati (sein). Die PPP von etwa peći lauten pečen (m.), pečena (f.), pečeno (n.).

Flexion der Numeralia

Beim Zählen ergibt sich eine Besonderheit: Handelt es sich um Mengen, die zwischen zwei und vier liegen, so wird nicht der Plural sondern der Paukal verwendet. Alle übrigen Mengen jenseits von fünf werden mit dem Plural, und zwar mit dem Genitiv (Genitivus partitivus) verwendet. Der Paukal entstammt einer Zeit, als es im Serbischen noch den Dual gab, der sich im heutigen Slowenischen oder dem Sorbischen immer noch erhalten hat. Die Form des Paukals ist nunmehr deckungsgleich mit der 2. Person Singular Genitiv, sowohl in Aussprache als auch in Schrift.

So heißt es:

  1. jedan muškárac – ein Mann
  2. dva (tri, četiri) muškárca – zwei (drei, vier) Männer
  3. pet muškárāca – fünf Männer (und über fünf hinaus).

Dies gilt bis dvadeset (zwanzig). Für 21 (31, 41, …) gilt Regel 1, für 22–24 (32–34, 42–44, …) Regel 2 und für alle weiteren Regel 3.

Die Zahlen selbst werden, anders als im Deutschen, auch über eins hinaus gebeugt:

jedan, jedna, jedno (einer, eine, eines)

dva, dvije [ijekav.]/dve [ekav.], dva (zwei, ähnlich wie im Lateinischen duo, duae, duo)

tri (drei), sowie

četiri (vier) sind für alle Formen gleich im Nominativ.

jedan wird stets parallel zum Substantiv dekliniert, dva hier und da, tri und četiri hingegen selten. So heißt es jednoga muškarca (eines Mannes, Gen.), jednoj ženi (einer Frau, Dat.), dvaju žena (der zwei Frauen bzw. „zweier“ Frauen, Gen.), selten troma muškarcima (den drei Männern, Dat.) oder četirma ženama (den vier Frauen, Gen.). Ab pet (fünf) sind die Zahlen indeklinabel.

Syntax

Durch den ausgeprägten flektierenden Charakter des Serbischen besteht im Grunde eine freie Wortstellung. Dies ergibt sich dadurch, dass Satzelemente eindeutig durch ihr Suffix bestimmt sind und sie daher leicht zuzuordnen sind, selbst wenn sie über den Satz verstreut sind. Die allgemein übliche Wortstellung ist Subjekt-Prädikat-Objekt (SPO), wie z. B.

Stevan sluša muziku. (Stefan hört Musik.) (SPO)

Allerdings sind auch folgende Konstruktionen durchaus gebräuchlich, besonders wenn der Satz nicht allein steht:

Stevan muziku sluša. (SOP)
Muziku sluša Stevan. (OPS)
Muziku Stevan sluša. (OSP)
Sluša Stevan muziku. (PSO)
Sluša muziku Stevan. (POS)

In allen Fällen kann durch die verschiedene Satzbetonung, eine andere Bedeutung hervortreten, z. B.:

Je l’ Stevan ne voli muziku? Sluša Stevan muziku (ali mu danas nije dobro).
Mag Stevan etwa das Musikhören nicht? Stevan hört sehr gerne Musik (heute ist er aber krank).
Ko najčešće sluša muziku? Sluša Stevan muziku, sluša Milica muziku …
Wer hört gerne Musik an? Stevan mag Musik, Milica mag Musik …
Šta Stevan voli da radi? Sluša Stevan muziku, ne prestaje.
Und was macht Stevan gerne? Er hört endlos Musik.

Siehe auch

Quellen

  1. Romanian law no. 282/2007
  2. Serbs in Slovakia granted minority status
  3. http://ec.europa.eu/education/policies/lang/languages/langmin/euromosaic/slov4_en.html
  4. http://ec.europa.eu/education/policies/lang/languages/langmin/euromosaic/hu_de.pdf
  5. Government of the Republic of Serbia – Ministry for Diaspora
  6. Art. 10 der Verfassung der Republik Serbien vom 8. November 2006
  7. http://www.srbija.gov.rs/pages/article.php?id=36 Home > Facts about Serbia > Basic Facts > Population, Language and Religion
  8. Ortografske, sintaksičke i morfološko-ortoepske greške u upotrebi glagolskih oblika

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Serbisch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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