- Sankt Georgsberg
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Říp Blick aus nordwestlicher Richtung
Höhe 456 m Lage Tschechien Gebirge einzeln stehender Berg Geographische Lage 50° 23′ 11″ N, 14° 17′ 18″ O50.386414.2884456Koordinaten: 50° 23′ 11″ N, 14° 17′ 18″ O Gestein Basalt Besonderheiten "Heiliger Berg" der Tschechen Der Říp [ri̝ːp] (deutsch Sankt Georgsberg, kurz Georgsberg) ist ein 456 m hoher Berg im Okres Litoměřice, Tschechien. Er liegt linksseitig der Elbe 6,5 km südlich der Stadt Roudnice nad Labem bei dem Dorf Krabčice. Der Berg war früher ein katholischer und ist heute ein nationaler Wallfahrtsort. Sein tschechischer Name soll sich von einer ursprünglich germanischen Bezeichnung "Reifberg" herleiten.[1]
Der sich aus der böhmischen Ebene markant und domartig aufgewölbte Nephelinitberg (basaltartiges Gestein) wurde wegen seiner gerundeten Form im Volksmund früher auch als die „Käseglocke“ bezeichnet.
Auf dem Gipfel befindet sich eine St. Georg und St. Adalbert gewidmete romanische Rotunde. Die Kapelle wurde im Jahre 1126 durch Herzog Soběslav I. nach der siegreichen Schlacht bei Chlumec über Lothar III. an der Stelle eines hölzernen Kirchleins aus dem Beginn des 11. Jahrhunderts errichtet und im selben Jahr durch den Olmützer Bischof Heinrich Zdik eingeweiht.[2] 1143 übereignete Herzog Vladislav II. den Berg dem neu gegründeten Kloster Strahov. Während der Hussitenunruhen gelangte der Georgsberg in den Besitz der Adelsfamilie Wladikas von Ctiněves, die der Kapelle ihre noch heute vorhandenen zwei Glocken spendete.
Das Prager Kloster, das seit 1515 wieder Besitzer des Berges war, verkaufte ihn 1577 an Wilhelm von Rosenberg. Als dieser 1592 starb, gelangte der Georgsberg zusammen mit dem Raudnitzer Besitz der Rosenberger über Wilhelms Witwe Polyxenia von Pernstein an Zdeněk Adalbert Popel von Lobkowicz. Das 400-jährige Besitztum der Familie Lobkowicz wurde nur durch die Zeit der Enteignung während der kommunistischen Herrschaft unterbrochen. Mit der Rückkehr der Raudnitzer Linie des Fürstenhauses Lobkowicz nach Tschechien im Jahre 1989 erhielten sie Teile ihres Besitzes, darunter auch den Říp, zurück.
1826 wurde die Kapelle anlässlich der 700-Jahrfeier der Schlacht bei Chlumec umgebaut. Größere Renovierungen erfolgten zwischen 1869 und 1881, dabei wurde unter anderem das Portal erneuert und das steinerne Dach durch eine Zementeindeckung ersetzt. Im Innern des Bauwerkes wurde 1870 eine von dem Bildhauer B. Seeling geschaffene Skulptur aufgestellt, die den Kampf des Heiligen Georg mit dem Drachen darstellt.
1890 erfolgte eine Messung des Basaltmagnetismus auf dem Berg durch Mitglieder der internationalen Erdmessungs-Kommission, die ihre Ergebnisse in die steinernen Fußbodenplatten der Kapelle einmeißelten. Dabei wurde im Abstand weniger Dezimeter eine Umkehr der Magnetnadel beobachtet. Wegen des hohen Magnetitgehalts des Berges besteht im darüber befindlichen Luftraum ein Flugverbot. Da Magnetit durch seinen starken Magnetismus das relativ schwache Magnetfeld der Erde stört, funktionieren (Flugzeug-)Kompasse nicht mehr korrekt.
Der Berg wurde durch den Chronisten Cosmas von Prag in seiner Beschreibung des Einzugs des sagenhaften Urvaters Tschech und seines Volkes in das gelobte Land als der Ort beschrieben, an dem die Einwanderer Halt machten und sich niederließen. Deshalb wurde der Sankt Georgsberg mit Beginn der Nationalen Erweckung in der Mitte des 19. Jahrhunderts zu einem Symbol der tschechischen Nationalbewegung. 1848 fand auf dem Berg eine Feier anlässlich der Aufhebung der Frondienste statt. Für den Bau des Prager Nationaltheaters brach man am 10. Mai 1868 in einer feierlichen Veranstaltung, auf der der Schriftsteller Karel Sabina vor 20.000 Menschen eine flammende Rede hielt, den Grundstein am Říp. Der Berg wurde zu einen Veranstaltungsort verschiedenster Versammlungen. 1914 fand eine Antikriegsdemonstration gegen den Ersten Weltkrieg statt, 1939 demonstrierten couragierte Tschechen gegen die deutsche Besetzung ihrer Heimat. Zahlreiche tschechische Dichter haben den Říp in ihren Werken verewigt.
Seit 1963 ist der Berg ein tschechisches Nationaldenkmal und in der Rotunde wurde eine nationale Gedenkstätte eingerichtet. In der Zeit zwischen 1966 und 1977 erfolgten umfangreiche Sanierungsarbeiten an der Rotunde, wobei auch die Fenster in ihrer ursprünglichen Gestalt wiederhergestellt wurden.
Unweit der Kapelle befindet sich auch eine kleine Baude mit Imbissangebot auf dem Říp. Oberhalb von Krabčice ist zu Füßen des Berges ein großer Parkplatz eingerichtet.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Ferdinand Seibt: Deutschland und die Tschechen. Geschichte einer Nachbarschaft in der Mitte Europas. Piper-Verlag 1993.
- ↑ "Eiusdem etiam temporis curriculo capella in monte Rzip nuncupator. Sobezlaus dux serenissimus destructam reconstruxit, quam Zdik, sanctae Olomucensis ecclesiae venerabilis episcopus, pristino dotis iuri restauratam cum summ recerentia consecravit." - Rudolf Köpke: Cosmae chronica Boemorum, in: Georg Heinrich Pertz (Hrsg.): Chronica et annales aevi Salici. Monumenta Germaniae Historica 11. Scriptores 9. Hahn-Verlag, Hannover 1851, Unveränderter Nachdruck Hiersemann-Verlag, Stuttgart 1983, ISBN 3-7772-6313-3, S. 1-209, 843-846, hier S. 133 Z. 31-33. [Online-edition: http://mdzx.bib-bvb.de/dmgh_new/app/web?action=loadBook&contentId=bsb00000841]
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