- Sapere aude
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Sapere aude ist lateinisch und bedeutet (in der bekannten Übersetzung Kants): „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“.
Inhaltsverzeichnis
Herkunft
Das Zitat stammt aus den Episteln (Briefen) des lateinischen Dichters Horaz (Epist. I,2,40) und lautet dort: Dimidium facti, qui coepit, habet: sapere aude, incipe.[1]
Der erste Teil des Zitates hat selber Sprichwort-Charakter erlangt: „Frisch gewagt ist halb gewonnen!“. In der näher an der lateinischen Form liegenden Übertragung heißt es: „Wer (erst mal) begonnen hat, hat (damit) schon zur Hälfte gehandelt!“
Der zweite Teil des Zitates meint wörtlich „Trau dich zu verstehen!“ (besser: „wage zu wissen“), wobei aude der Imperativ Singular von audere (lat.: „wagen“, „wollen“, „begierig sein“) und sapere (lat.: eigentlich: „schmecken“; Wz. sap-, „schmecken“, „riechen“, „merken“, ahd. int-sebjan, „bemerken“; im übertragenen Sinn: „Weisheit erlangen“, „verstehen“) der Infinitiv in dieser Konstruktion ist.
Der dritte Teil: incipe ist ebenfalls ein Imperativ Singular und bedeutet: „(Jetzt) fang an!“ (von incipere)
Leitspruch der Aufklärung
Bekannt wurde dieses Zitat durch die oben angeführte Übersetzung von Immanuel Kant in seinem Essay Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung von 1784 als Leitgedanke der Aufklärung. Diese Umschreibung des Ausrufes sapere aude hat sich als Standardübersetzung nicht durchgesetzt.
Friedrich Schiller führte das Zitat als „vielbedeutenden Ausdruck“ eines „alten Weisen“ im 8. Brief seiner Abhandlung Über die ästhetische Erziehung des Menschen von 1795 an und übersetzte es mit „Erkühne dich, weise zu sein.“
Im Allgemeinen wird sapere aude mit „Wage, weise zu sein!“ oder „Wage zu wissen!“ übersetzt.
Literatur
- Ehrhard Bahr (Hrsg.): Was ist Aufklärung? Thesen und Definitionen. Kant, Erhard, Hamann, Herder, Lessing, Mendelssohn, Riem, Schiller, Wieland. Reclam, Stuttgart 1974, ISBN 978-3-15-009714-4 (RUB 9714).
Einzelnachweise
- ↑ Gerhard Fink (Ed.) Horatius Flaccus, Quintus: „Satieren=Sermones. Briefe=Epistulae. Lateinisch/deutsch. Quintus Horacius Flaccus.“ Übersetzer: Gerd Herrmann. Düsseldorf/Zürich: Artemis & Winkler. 2000. ISBN 3-7608-1721-1
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