Johann Benjamin Erhard

Johann Benjamin Erhard

Johann Benjamin Erhard (* 8. Februar 1766 in Nürnberg; † 28. November 1826 in Berlin) war ein deutscher politischer Philosoph und Arzt im Zeitalter der Französischen Revolution.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ueber das Recht des Volks zu einer Revolution, Erstausgabe von 1795

Der Sohn eines Nürnberger Handwerkers konnte kurze Zeit die Lateinschule besuchen, arbeitete von seinem 11. bis zum 22. Lebensjahr in der väterlichen Werkstatt als Scheibenzieher (also als Drahtzieher) und Graveur; nebenbei las er Christian Wolff und Alexander Gottlieb Baumgarten, seit 1786 setzte er sich mit Kants Kritik der reinen Vernunft auseinander. Er studierte von 1788 bis 1790 Medizin in Würzburg. Erhard legte 1792 die medizinische Doktorprüfung ab, konnte in Nürnberg aber nicht praktizieren, da er nicht die vorgeschriebenen drei Jahre studiert hatte.

Erhard hatte in eine wohlhabende Nürnberger Kaufmannsfamilie geheiratet und konnte reisen. 1790/91 kam er nach Jena, wo er bei Carl Leonhard Reinhold Philosophie studierte und den Kärntner Baron Franz Paul von Herbert kennenlernte, den er zweimal in Klagenfurt besuchte und mit dem er 1794 eine Italienreise unternahm. Erhard besuchte Kant in Königsberg und war durch seine erste Reise mit einer Reihe wichtiger Männer befreundet oder bekannt.

Erhard erhielt 1797 vom preußischen Minister Karl August von Hardenberg eine hoch dotierte Stelle als Staatsrechtstheoretiker in Ansbach, er sollte anscheinend die preußischen Ansprüche auf Ansbach-Bayreuth rechtfertigen. Ende 1799 ging er nach Berlin, wo er bis zu seinem Tode eine einträgliche Arztpraxis betrieb.

1795 erschien sein Hauptwerk Über das Recht des Volkes zu einer Revolution, das in mehreren deutschen Staaten verboten wurde.

Erhard verkehrte in Berlin im Kreis der Rahel Varnhagen. Karl August Varnhagen von Ense gab nach Erhards Tod seine Korrespondenz heraus.

Werke

  • Über das Recht des Volkes zu einer Revolution (1795). In: Johann Benjamin Erhard, Über das Recht des Volkes zu einer Revolution und andere Schriften. Herausgegeben und mit einem Nachwort von Hellmut G. Haasis, München, Reihe Hanser, 1970, S. 7-98. Online: (Digitalisat). Erhards Begriff des Rechtes zur Revolution wurde von Antonio Negri gemerkt (1958 und 1962) (Erhard, 1970, S. 230, 267f.)
  • Apologie des Teufels (1795). In: Johann Benjamin Erhard, Über das Recht des Volkes zu einer Revolution, hg. von Hellmut G. Haasis, München, 1970, S. 109–134. Von Friedrich Schlegel rezensiert. Die Apologie wurde von Benedetto Croce 1943 kommentiert herausgegeben (Erhard, 1970, S. 230f.,269).

Literatur

  • Karl August Varnhagen von Ense: Denkwürdigkeiten des Philosophen und Arztes Johann Benjamin Erhard, (= Ausgewählte Schriften 15 u. 16), 3. Aufl. Leipzig 1874
  • Hellmut G. Haasis: Nachwort etc.. In: Johann Benjamin Erhard: Über das Recht des Volkes zu einer Revolution, Hellmut G. Haasis (Hg.), 2. Auflage, München, 1970, S. 203-232 (Nachwort); 233-241 (Bibliographie); 243-269 (Anmerkungen).
  • Friedrich Immanuel Niethammer: Korrespondenz mit dem Herbert- und Erhard-Kreis, hg. v. Wilhelm Baum, Wien 1995
  • Wilhelm Baum: Der Klagenfurter Herbert-Kreis zwischen Aufklärung und Romantik, in: Revue internationale de Philosophie 197, 1996, S. 483–514.
  • Dieter Henrich: Grundlegung aus dem Ich. Untersuchungen zur Vorgeschichte des Idealismus, Tübingen−Jena 1790−1794, 2 Bde. Frankfurt a.M. 2004, Bd. 2, S. 1189–1392.
  • Arthur Richter: Erhard, Johann Benjamin. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 6, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 200 f.

Weblinks

 Wikisource: Johann Benjamin Erhard – Quellen und Volltexte



Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Erhard — (althochdeutsch era, „Ehre, Ansehen“ und hard, „hart, stark“) ist ein deutscher Vorname. Heute ist er auch ein häufiger Nachname im deutschsprachigen Raum. Der Gedenktag des Heiligen Erhard von Regensburg wird am 8. Januar begangen. Bekannte… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Erhard — ist der Name folgender Personen: Johann Benjamin Erhard (1766–1826), deutscher Philosoph Johann Christoph Erhard (1795–1822), deutscher Maler und Radierer der Romantik Diese Seite ist eine Begriffsklärung zur Untersche …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Friedrich Frauenholz — Johann Friedrich Frauenholz, auch Jean Frederic Frauenholz (* 4. November 1758 in Brunst (heute Ortsteil von Leutershausen), Landkreis Ansbach; † 9. Juni 1822 in Nürnberg) war ein deutscher Kunstsammler, Kunsthändler und verleger in Nürnberg. Er… …   Deutsch Wikipedia

  • Erhard — Erhard, 1) Johann Ulrich, geb. 1637 in Wildberg, wurde Professor der Poesie am Gymnasium in Stuttgart u. st. 1718; er schrieb: Neuvermehrte im Frühling, Sommer, Herbst u. Winter singende himmlische Nachtigall, Stuttg. 1706. 2) Christ. David, geb …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Johann Erhard Prieger — Johann Erhard Peter Prieger (* 17. September 1792 in Wiesbaden; † 4. Juni 1863 in Kreuznach) war ein deutscher Arzt. Er wurde bekannt durch die Gründung des ersten Solebades in Bad Kreuznach und wurde dort einige Jahre später zum Brunnen und… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann August Ernesti — (* 4. August 1707 in Tennstedt; † 11. September 1781 in Leipzig) war ein deutscher evangelischer Theologe, Philologe, Pädagoge und Rektor der Thomasschule zu Leipzig …   Deutsch Wikipedia

  • Benjamin Ursinus — von Baer (auch Bär; * 12. Februar 1646 in Lissa; † 23. Dezember 1720 in Berlin) war kurfürstlich kurbrandenburgischer Hofprediger, späterer Bischof der reformierten Kirche. Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Leben …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Er — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Franz Paul von Herbert — Franz Paul Freiherr von Herbert (* 25. Mai 1759 in Klagenfurt; † 13. März 1811 in Triest) war ein bekannter Kunstmäzen und gehörte zu den bedeutendsten Vertretern der Aufklärung in Österreich. Leben und Werk Franz Paul von Herbert wurde als Sohn… …   Deutsch Wikipedia

  • Karl Leonhard Reinhold — Carl Leonhard Reinhold, Stich von Johann Christian Benjamin Gottschick nach einer Zeichnung von Johann Heinrich Lips Carl Leonhard Reinhold (* 26. Oktober 1757 in Wien; † 10. April 1823 in Kiel) war Philosoph und als …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”